Polnischer Standort wird größte Fabrik in der MAN-Gruppe

Foto: MAN

Der deutsche LKW- und Bushersteller MAN hat jetzt offiziell Investitionen im Wert von knapp 100 Mio. Euro in den Ausbau seiner polnischen Fabrik in Niepołomice angekündigt. Die Belegschaft des Werkes bei Kraków wird um das nahezu das Dreifache auf 2500 Beschäftigte aufgestockt. In dem polnischen Werk wird künftig die gesamte Produkt-Palette von MAN in der Lkw-Sparte produziert. Das Werk bei Kraków wird damit die größte Fabrik in der gesamten MAN-Gruppe.

Mit Investitionen wie die von MAN kommt die Wirtschaft in Polen schnell aus der Corona-Krise, freute sich Polens Vizepremier Jarosław Gowin bei der Übergabe des Förder-Bescheids an MAN Truck & Bus. Der deutsche Konzern wird mindestens 450 Mio. Złoty (95 Mio. Euro) in den Ausbau seiner Fabrik in Niepołomice investieren.
2007 eröffnet , wurden in der 25 Kilometer östlich von Kraków gelegenen Fabrik bisher schwere Lkw für den Fernverkehr (TGX) mit über 16 t sowie für den Baustellen-Einsatz (TGS) montiert. Die Hauptbau-Gruppen wie Achsen, Motor oder Fahrerhäuser wurden dazu aus den MAN-Werken in Österreich und Deutschland sowie von externen Zulieferern bezogen. Bis Ende 2020 wurden hier über 171 000 Fahrzeuge produziert.

Künftig Produktion aller Lkw-Typen von MAN in Polen 

Künftig wird in dem polnischen Werk das komplette Portfolio an MAN-Lkw produziert, von den leichten und mittleren Baureihe der Lastwagen, die bisher im österreichischen Steyr gefertigt wurden, bis hin zu den schweren Lkw. Die Belegschaft wird dazu massiv von gegenwärtig 900 Beschäftigten auf 2500 Beschäftigte aufgestockt. ,,Der Betrieb in Niepołomice wird damit die größte Fabrik in der MAN-Gruppe und eine der größten Lkw-Fabriken in Europa“, erklärte Thorsten Campehl, Geschäftsführer von MAN Trucks Sp. z o.o und Werkleiter in Niepołomice. Die Investition sieht u.a. eine neue Halle für Fahrzeug-Kabinen und den Aufbau eines Zentrums für die Lkw-Modifizierung vor. Das Werk wird damit auf eine Produktion von täglich 300 Lkw und 200 Fahrzeug-Kabinen ausgelegt. Nach Angaben von MAN soll dann ab September kommenden Jahres der Betrieb in das Drei-Schichtsystem übergeführt werden.

Verkauf von MAN Truck & Bus Österreich

Ursprünglich sollte zu diesem Zeitpunkt die Produktion der Lkw-Baureihen MAN TGL und MAN TGM (leichte und mittlere Lastwagen) im österreichischen Nutzfahrzeug-Werk Steyr auslaufen. 2300 Arbeitsstellen in Österreich wären dadurch gefährdet. Wie MAN mitteilt, wird diese Produktion jetzt bis Mai 2023 verlängert, um einen reibungslosen Übergang der Produktion in Polen zu ermöglichen. Zeitgleich mit der Investition in Polen hat der Konzern den Verkauf der MAN Truck & Bus Österreich GesmbH an die WSA Beteiligungs GmbH bekanntgegeben, die den Standort in Österreich übernimmt. Mit dem Verkauf seien Tausende Arbeitsplätze in Österreich und die Zukunft des Nutzfahrzeugwerkes Steyr gesichert, heißt es bei MAN.

Investition mit Förderung durch den polnischen Staat versüßt

Für die Investition in Polen erhält MAN vom polnischen Staat eine Förderung in Form von Steuererleichterungen. Sie machen rund 35 Prozent der Investitionssumme von 95 Mio. aus. Dies ist der Höchstbetrag für Investitionen in dieser südpolnischen Region. Vizepremier Gowin versprach eine weitere Förderung aus polnischen und EU-Mitteln für Zulieferer und Unternehmen, die sich im Umfeld der MAN-Investition in Niepołomice ansiedeln.
Der Betrieb von MAN in Niepołomice ist nicht der einzige Produktionsstandort von MAN in Polen. Der Konzern hatte bereits schon seit den 90er Jahren in den an der Autobahn A-2 vor den Toren von Poznań gelegenen Sady u.a. Stadtbus-Rohkarossen für den deutschen Markt gefertigt, die in den Werken Salzgitter für MAN und im niederbayerischen Pilsting für Neoplan endmontiert und ausgeliefert wurden. Der Betrieb bei Poznań wurde 2014/2015 geschlossen. Die gesamte End-Montage-Linie für Busse wurde in das südlich von Kielce gelegene Starachowice in Ostpolen verlagert, wo MAN bereits vorher schon das frühere polnische Star-Fahrzeug-Werk übernommen hatte.
Neben den Produktions-Standorten Niepołomice und Starachowice wird im Volkswagen-Werk in Września bei Poznań auch eine baugleiche Version des neuen VW Crafters unter der Bezeichnung MAN TGE produziert.

© André Jański / infopol.PRESS

Möbelhaus in Stettin öffnet zum 60.IKEA-Jubiläum in Polen

Foto: IKEA

Der schwedische Möbel-Riese IKEA hat diese Woche in Stettin (Szczecin) sein 12. und – in diesem Größenformat letztes – Möbelhaus Polen eröffnet. Die Eröffnung wurden dem 60jährigen Firmen-Jubiläum von IKEA in Polen gewidmet, dem Land, das beim Aufstieg des schwedischen Möbel-Händlers zum Weltkonzern eine besondere Rolle gespielt hat.
Es war Firmen-Gründer Ingvar Kamprad selbst, von dem die Aussage entstand: ,,IKEA ist in Polen entstanden“, heißt es in der vom schwedischen Möbelkonzern herausgegebenen Broschüre zum 60jährigen Jubiläum in Polen.

Seinen Anfang nahm die enge IKEA-Verbindung mit Polen im Januar 1961, als Kamprad die Famag-Möbelfabrik in Radomsko (südlich von Łódź) besuchte. Die erste Bestellung in Polen, die er damals aufgab, passte in einen Bahn-Waggon. Dazu gehörten 500 geschwungene Stühle aus Buchen-Holz, die sich bei IKEA unter der Marke ÖGLA als Design-Klassiker einen Namen machten. Der Wert der ersten Bestellung in Polen betrug nur 69 000 Schwedische Kronen. Das sind umgerechnet gerade 7000 Euro. Mit der Produktion in Polen, begann der Aufstieg von IKEA außerhalb von Schweden auf dem internationalen Parkett.

20 Prozent aller weltweit verkauften IKEA-Produkte stammen aus Polen 

Die nachfolgenden Bestellungen von IKEA bei der polnischen Famag-Möbelfabrik erreichten jedoch bald im Laufe der Jahre eine Höhe von umgerechnet 200 Mio. Euro. Dies ist im Vergleich zum heutigen Produktions-Potenzial in Polen nur ein Bruchteil. 20 Prozent der Produktion, die IKEA heute weltweit in seinen über 430 Einrichtungs-Häusern verkauft, stammt aus Polen.
Wie hoch der Stellenwert Polens für das IKEA-Geschäft ist, unterstrich Firmen-Gründer Kamprad vor zehn Jahren bei der Eröffnung des IKEA-Museums im schwedischen Älmhult mit den Worten: ,,Polen ist für uns eine zweite Heimat“. Beleg dafür sind die 18 Produktionswerke im polnischen IKEA-Verbund, darunter die größte Möbelfabrik der Welt in Zbąszynek. Das Werk befindet sich in der Grenzregion zu Deutschland, unweit an der Autobahn A-2, die in westlicher Richtung nach Berlin führt. Täglich verlassen 130 mit Möbeln beladene Sattelschlepper die Fabrik-Tore, berichtet Wojciech Waligóra, Geschäftsführer von IKEA Industry Polska.
Insgesamt beschäftigt IKEA 16 000 Mitarbeiter in seinen acht polnischen Gesellschaften , die in vier Unternehmensbereiche gegliedert sind, und die gesamte Lieferketten abdecken: von den Sägewerken über die Spanfaserplatten-Produktion bis hin zu den Möbelfabriken. Zählt man noch die 90 polnischen Zuliefer-Fabriken hinzu, dann sind es 75 000 Beschäftigte in Polen, die in den weltweiten Absatz der IKEA-Produkte integriert sind Zu IKEA gehört auch die Matratzen-Fabrik von IKANO Industry in Rogoźno (nördlich von Poznań) , die im vergangenen Jahr knapp 2,5 Mio. Bett-Matratzen produzierte.
Das jetzt in Stettin eröffnete IKEA-Haus ist das letzte neue Einrichtungs-Haus in diesem Größen-Format, teilte der schwedische Möbel-Gigant mit. Es befindet sich im Stadtteil Gumieńce, südwestlich des Altstadt-Zentrums in der Nähe des Zentral-Friedhofs (Białowieska) und ist direkt in der Verlängerung der Autobahn-Abfahrt Kołbaskowo erreichbar.

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Spanier sollen Hochgeschwindigkeits-Netz für Polen bauen

Die polnische Regierung hat mit Spanien einen Vertrag zum Aufbau eines Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetzes in Polen unterzeichnet. Es soll den geplanten Hub-Flughafen CPK als Verkehrsknotenpunkt für die Verkehrsträger Luftverkehr, Bahn und Straße in Zentralpolen mit allen Landesteilen verbinden.

Der in Anwesenheit von Regierungschef Mateusz Morawiecki unterzeichnete Vertrag zwischen den Verkehrs-Ministerien beider Länder sieht eine Einbindung Spaniens und seiner Industrie beim Aufbau eines Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetzes in Polen vor. Wie die staatliche Gesellschaft für den Bau des Zentralflughafens CPK mitteilt, beinhaltet ihr Bahn-Programm 12 neue Bahntrassen mit knapp 1800 Kilometern, von denen zehn in ,,Speichen“ aus allen Landesteilen zum Zentralflughafen und nach Warschau führen.

Der jetzt unterzeichnete Vertrag biete eine einzigartigen Gelegenheit, die 30jährigen Erfahrungen von Spanien bei der Entwicklung eines Bahn-Hochgeschwindigkeits-Netzes zu nutzen und gleichzeitig die Auswahl-Möglichkeit der besten technologischen Möglichkeiten  bei Hochgeschwindigkeitsnetzen in Europa zu erweitern, heißt es in der Mitteilung der staatlichen CPK-Gesellschaft.

Spanien hat mit über 2700 Kilometer Länge das längste Bahn-Hochgeschwindigkeits-Netz in Europa und  nach China das zweitlängste Netz der Welt. In dem von der spanischen Eisenbahngesellschaft Renfe betriebenen Netz sind Antriebs-Züge u.a. von Alstom, Siemens und vor vom spanischen Bahn-Konzern Talgo mit Geschwindigkeiten zwischen 300 km/h und 350 km/h im Einsatz.

Von solchen Geschwindigkeiten ist man in Polen weit entfernt.  Bereits 2014 hatte die PKP Intercity 20 Pendolino-Hochgeschwindigkeitszüge für 665 Mio. Euro gekauft und in den Dienst gestellt.  Schon damals hatten Kritiker in Polen die Anschaffung als kostspieliges

Prestige-Spielzeug kritisiert, weil das desolate polnische Bahn–und Schienennetz überhaupt nicht Fahrt-Geschwindigkeiten von 250 km/h zulässt. Bis heute können die Pendolino-Hochgeschwindigkeitszüge nur auf zwei Bahntrassen in Polen Fahrtgeschwindigkeiten bis max. 200 km/h aufnehmen.

Bis 2034 soll nun der in Baranów (knapp 40 Kilometer westlich von Warschau) geplante Zentralflugflughafen als zentraler Knotenpunkt des Bahn-Hochgeschwindigkeits-Netzes entwickelt werden. Der Flughafen CPK selbst soll schon 2027 seinen regulären Flugbetrieb aufnehmen. Als Hub-Flughafen bzw. Luftfahrt-Drehkreuz konzipiert, weicht er von dem seit dem EU-Beitritt Polens 2004 praktizierten dezentralisierten Modell der Regional-Flughäfen ab. Vor Beginn der Corona-Krise entfielen dabei über 60 Prozent des polnischen Luftverkehrs auf die 13 Regional-Flughäfen.

Foto CPK – Modell

Den Wendepunkt setzte der Denker und Lenker“ des von der nationalkonservativen PiS-Partei beherrschten Staats-Systems Jarosław Kaczyński. Auf einer regionalen Partei-Konferenz im Frühjahr 2017 erklärte Kaczyński vor Partei-Funktionären, dass für Polen ein großer internationaler Flughafen notwendig sei. ,,Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass wir nur ein Land sind, in dem unsere Flughäfen nur der Anfang eines Weges zu anderen großen Flughäfen sind wie den in Frankfurt“, erklärte seinerzeit der PiS-Partei-Chef. Ein solch großes Land wie Polen brauche einen Groß-Flughafen, der sich mit denen in London oder Paris messen lasse.

Seit den Vorgaben von Kaczyński werden die Vorbereitungs- und Planungsarbeiten für den neuen Flughafen vorangetrieben. Vergangenen Dezember wurden die ersten Grundstücke für den Groß-Flughafen, der auf 3000 Hektar angelegt wird, aufgekauft . Zeitgleich wurde mit der südkoreanischen Incheon International Airport Corporation ein Vertrag als strategischen Berater für den Bau des Zentralflughafens CPK unterzeichnet.

Das von der polnische Regierung beschlossene Investitionsprogramm sieht für den 1. Abschnitt bis zum Jahre 2023 die die Bereitstellung von 12,8 Mrd. Złoty (knapp 3 Mrd. Euro) für den CPK-Flughafen vor. Die Gelder sollen über die Ausgabe von staatlichen Schuldverschreibungen gesichert werden. Für 2023 ist nach Abschluss aller Feststellungs- und Genehmigungsverfahren der erste Spatenstich für den Flughafenbau geplant.

Laut den Regierungsbeschlüssen soll der neue Flughafen bereits 2027 in Betrieb gehen, was von Branchen-Experten angesichts der Dimensionen des geplanten Airports und des Umfangs der Planungs- und Genehmigungsverfahren als illusorisch gewertet wird.

Seine geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf über 30 Mrd. Złoty (rund 7 Mrd. Euro).

Auf dem Flughafen sollen einmal bis zu 50 Mio. Passagiere abgefertigt werden. Diese Kalkulation baut noch auf Prognosen von einem kontinuierlichen Wachstum des Flugverkehrs  aus der Zeit vor der Corona-Krise auf, als es noch keine Überlegungen zu regulatorischen Beschränkungen des Billig-Flugverkehrs aus Gründen des Klimaschutzes gab.

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Polnische Synthos kauft für 491 Mio. Dollar Kautschuk-Geschäft in Schkopau

Foto: Synthos

Die zum polnischen Multi-Milliardär Michał Sołowow gehörende Synthos-Gruppe hat vom US-amerikanischen Kunststoff-Hersteller Trinseo dessen Synthesekautschuk-Geschäft in Schkopau gekauft.

Nach Angaben des Trinseo-Konzerns hat die Transaktion einen Unternehmenswert von 491 Mio. Dollar, bestehend aus 450 Mio. USD in bar und der Annahme von ca. 41,6 Mio. USD Pensionsverpflichtungen in bar.
Trinseo betreibt am Standort Schkopau mehrere Anlagen zur Herstellung von synthetischen Kautschuk, der bereits seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter den Namen ,,Buna-Kautschuk“ bekannt wurde. Zu den verschiedenen Typen an Synthesekautschuk, auf die die Produktion in Schkopau spezialisiert ist, gehört kaltpolymerisierter Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk, der in Reifen und technischen Gummiwaren verwendet wird.
Die polnische Synthos-Gruppe, die bereits heute größter Hersteller von synthetischen Kautschuken in Europa ist, steigt mit dem Erwerb des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau zu einem der weltweit führenden Playern in diesem Segment auf.
Wir glauben, dass das Geschäft mit synthetischem Kautschuk eine Reihe von technologisch fortschrittlichen SSBRs (Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk= SSBR) bietet, einschließlich funktionalisierter SSBR-Typen für Hochleistungsreifen.“, teilte die Synthos-Gruppe mit.

Synthos: Synergie-Effekte und höhere Gewinnmargen

Das polnische Unternehmen erhofft sich mit der Übernahme des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau ein EBITDA von mindestens 50 bis 60 Mio. EUR zu erwirtschaften. Darüber hinaus erwartet Synthos 20 Mio. Euro aus Synergien mit seinen bisherigen Kautschuk-Geschäft, die hauptsächlich auf Volumensteigerungen zurückzuführen sind, die sich aus der Nutzung nicht genutzter Kapazitäten im Kautschuk-Geschäft ergeben.

Neben Kosteneinsparungen durch die Zusammenlegung beider Geschäftsbereiche erlaube die Übernahme des Kautschuk-Geschäfts in Deutschland mit der Einführung von neuen Typen an Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk und Lithium-Polybutadien (Li-PBR) mit höheren Gewinnmargen als denen in den bisherigen Synthos-Produktionsstätten in neue Märkte einzutreten, darunter asiatische Märkte, gab Synthos bekannt.
Frank Bozich, President und Chief Executive Officer von Trinseo, erklärt dagegen den Verkauf mit der Transformationsstrategie des Konzerns, ein margenstärkerer und weniger zyklischer Anbieter von Spezialmaterialien und nachhaltigen Lösungen zu werden. Der Verkauf des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau biete ,,eine stärkere Bilanz und mehr Flexibilität, um organische Wachstumschancen und Akquisitionswachstumschancen wahrzunehmen“.

Die Transaktion bedarf noch der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden.
Die Synthos SA betreibt in Polen Produktionsstätten in Oświęcim (Auschwitz) und Sochaczew sowie in Kralupy (Tschechien, dem franzöischen Wingles und in Breda (Niederlande). Hauptsegement des polnischen Konzerns sind synthetische Kautschuke. Dabei werden 80 Prozent des Umsatzes mit renommierten Reifen-Herstellern wie Michelin, Continental, Bridgestone, Goodyear und Pirelli. abgewickelt. Nach der Übernahme der Produktionsstandorte von Ineos Styrenic in Frankreich und den Niederlanden ist Synthos auch Europas größter Hersteller von aufgeschäumten Polystyrol (EPS). Der findet hauptsächlich Verwendung in Dämmstoff-Platten.

Hauptaktionär von Synthos ist Michał Sołowow, der mit einem geschätzten Vermögen von 15,5 Mrd. Zloty (Stand 2021) seit Jahren die Forbes-Liste der reichsten Polen anführt. Neben Synthesekautschuk und verschiedenen Polystyrol-Typen ist Sołowow auch in der Verpackungs- Industrie und Immobilien-Geschäften sowie in der Keramik- und Bodenbranche investiert. Der Milliardär sorgte im vergangenen Jahr mit der Ankündigung für Aufsehen, in Polen das erste private Atomkraftwerk bauen zu wollen.

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Stopp des Tagebaus Turów – Gigantisches Problem für Polen

Für den staatlich kontrollierten Energiekonzern PGE war dies eine ,,Schwarze Woche“. Den Anfang nahm sie am Montag, den 17.Mai mit dem plötzlichen Ausfall von zehn der 11 Kraftwerks-Blöcke in seinem Kraftwerk Bełchatów in Zentralpolen. Das Kraftwerk Bełchatów ist das größte Braunkohlen-Kraftwerk der Welt. Es produziert über 20 Prozent des gesamten polnischen Landesbedarfes an Strom. Innerhalb von wenigen Sekunden verlor das polnische Energiesystem durch eine Havarie eine Leistungskapazität von 3900 MW. Dass es in ganz Polen nicht zu einem Black Out kam, war dem Anschluss an das europäische Stromverbund-System zu verdanken. Es wurde sofort Strom aus den Nachbarländern, darunter aus Deutschland und Schweden, in das polnische Energiesystem eingespeist. Der Ausfall in Polen war allerdings für die Betreiber fast aller Stromversorgungssysteme in Europa und der Türkei spürbar.
Die zweite Hiobs-Botschaft für die polnische Energiewirtschaft in dieser Woche folgte dann mit dem am 21.Mai verkündeten Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH). In einem einstweiligen Beschluss ordnete der EuGH einen sofortigen Stopp der Braunkohle-Förderung im Tagebau Turów an. In einer ersten Reaktion wertete der Vorstand des PGE-Energiekonzerns, zu dem der Tagebau im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland gehört, das Urteil des EuGH als ,,Weg zu einer wilden Transformation des Energie-Sektors”. Die Sprecherin der nationalkonservativen PiS-Partei bezeichnete Urteil als ,,Skandal“.
Mit seinem Urteil folgte der Europäische Gerichtshof der Klage der Tschechischen Republik gegen Polen. Tschechien hatte beklagt, dass das polnische Klima-Ministerium kürzlich die abgelaufene Lizenz für den Tagebau ohne erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfungen bis zum Jahre 2044 verlängert habe. Bereits jetzt seien durch den Bergbau akute Bodenbewegungen und Grundwasserprobleme, die die Trinkwasser-Versorgung der Bevölkerung in der benachbarten tschechischen Region beeinträchtigen, aufgetreten. Hinzu komme die Staub- und Lärm-Belastung. Der Klage hatte sich auch die Stadt Zittau inhaltlich angeschlossen.

Über  10 000 Arbeitsplätze gefährdet

In dem Beschluss der europäischen Richter werden die Argumente der tschechischen Regierung als begründet angesehen. ,,Die von der Tschechischen Republik vorgebrachten Tatsachen- und Rechtsgrundlagen rechtfertigen die Gewährung der einstweiligen Anordnung“, heißt es in der Mitteilung des EuGH. Zudem habe Polen nicht ausreichend die Behauptung untermauert, wonach ein einstweiliger Stopp die Kohle-Versorgung des angrenzenden Kraftwerks in Turów gefährde.
In Polen sieht man dies grundsätzlich anders. Nach Angaben der PGE werden im Tagebau Turów jährlich rund 8 Mio. t Braunkohle gefördert. Damit wird der benachbarte Kraftwerks-Komplex Turów versorgt, der bis zu 7 Prozent des polnischen Strom-Bedarfs deckt. Am Tagebau und dem angeschlossenen Kraftwerk hängen über 10 000 Arbeitsplätze.

Opposition: Völliges Versagen der polnischen Diplomatie

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Auswirkungen sehen auch Vertreter oppositionellen Parteien und Gruppierungen in Polen das Urteil des Europäischen Gerichtshofes in seiner Schärfe als überzogen an. Die Schuld für die jetzt eingetretene Situation geben sie jedoch die Regierung und dem Vorstand des Energiekonzerns PGE. Nach Ansicht des Oppositionspolitikers Piotr Borys von der Bürgerplattform PO dokumentiere der Fall ein völliges Versagen der polnischen Diplomatie.
Der Konflikt mit der Tschechischen Republik um den Tagebau Turów währt bereits seit drei Jahren. Der tschechische Nachbar war zu Zugeständnissen bereit, wenn sich Polen an den Kosten zum Bau einer Wasserleitungs-Infrastruktur für die südlich des Tagebaus gelegenen nordböhmische Region Liberec beteiligen würde. Polen lehnte dies jedoch ab, weil dies einem Eingeständnis gleichkommen würde, dass die umweltschädlichen Einflüsse auf den polnischen Tagebau-Betrieb zurückzuführen seien. Und eigene Fehler einzuräumen, hat noch nie zur Genetik der polnischen Politik gehört. Schuld haben immer die anderen.

Vom Visegrad-Partner verklagt

Das Versagen der PiS-Regierung zeigt sich für die Opposition auch in deren Wirken innerhalb der Visegrad-Gruppe. Seit Jahrzehnten sind Polen, Ungarn die Slowakei und Tschechien in der Visegrad-Gruppe – auch V4 genannt – vereint, einem losen Bündnis, das eigene Akzente für die mittelosteuropäischen Staaten innerhalb der EU zu setzen versucht. Regelmäßig treffen sich deren Regierungen. Noch im Februar dieses Jahres fand ein V-4-Gipfel statt. Einige Tage später hat die tschechische Regierung wegen dem Tagebau Turów Polen vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt!

Bagatellisierung des Klimaschutzes

Nach Ansicht der der Oppositions-Politikerin Paulina Hennig-Kloska von der Gruppierung ,,Polska 2050“ (Polen 2050), die inzwischen in den Umfragen zur stärkste Oppositionskraft aufgestiegen ist, sei die größte Bedrohung für die Energie-Souveränität des polnischen Staates die PiS-Regierung, die die Probleme des Klimaschutzes seit Jahren bagatellisiere. Es ist noch gar nicht so lange her, als noch Staatspräsident Andrzej Duda im Gespann mit Regierungschef Morawiecki mit viel nationalen Pathos vor Bergarbeitern tönte: ,,Kohle ist der größte Schatz Polens.“ Und Kohle-Bergbau werde es noch in 200 Jahren in Polen geben. Doch das war die typische Propaganda der PiS-Partei, um Wählerstimmen zu fangen. Inzwischen läuft der Regierung die Zeit weg. Die Errichtung von Offshore—Windparks in der Ostsee und der Bau des ersten polnischen Atomkraftwerks, mit denen künftig die Verstromung von Kohle ersetzt werden soll, sind langwierige und kostenintensive Prozesse.
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat unterdessen deutlich gemacht, dass Polen die Kohle-Förderung im Tagebau Turów nicht stoppen wird. Keine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes könne grundsätzliche Bereiche der nationalen Sicherheit von EU-Staaten beeinträchtigen und verletzen. Dazu gehöre auch die Energie-Sicherheit. ,, Die polnische Regierung wird keine Schritte unternehmen, welche die Energiesicherheit Polens beeinträchtigen“.

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Neue HalfPrice-Stores machen TK MAXX Konkurrenz

Passend zur Öffnung des Handels in Polen sind in der ersten Maiwoche die ersten ,,HalfPrice“ –Stores eröffnet worden.

,,HalfPrice“ ist ein neues Verkaufs-Konzept von Polens größten Schuh-Händler CCC, der in 29 Ländern, darunter auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, präsent ist. In den ,,HalfPrice“ Stores werden Marken-Produkte und Designer Labels aus den Bereichen Fashion und Kosmetik sowie Wohn-Accessoires und Geschenkideen zu wesentlich unter dem Markt-Niveau liegenden Preisen verkauft. Dazu gehören Produkte der Marken DKNY, Karl Lagerfeld, Puma, Tommy Hilfiger und viele andere.
Mit dem Einstieg ins offPrice-Geschäft, dem Unterbieter-Geschäft mit Markenprodukten im Einzelhandel, eröffnet sich für den an der Börse notierten Schuhkonzern CCC ein neues Kapitel in seiner Unternehmensgeschichte. ,,Weltweit wird das offPrice-Konzept immer populärer. Wir sind guter Dinge, dass wir mit unseren HalfPrice-Stores nicht nur die polnischer Verbraucher begeistern, sondern in Kürze auch die Verbrauchers in anderen Ländern“, sagte dazu Dariusz Miłek, Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzender der CCC-Gruppe.

Fotos: CCC – HalfPrice

In der ersten Mai-Woche wurden 6 HalfPrice-Stores in großen Shopping-Malls polnischer Großstädte eröffnet, darunter auch in der bei Besuchern aus der deutschen Nachbar-Region beliebten Handels-Galerie Galaxy in Stettin (Szczecin) und im Handelszentrum Wroclavia in Breslau (Wrocław). Bis zum Jahresende sollen 60 HalfPrice-Stores in Polen eröffnet werden, darunter ein Teil in den bisher von den CCC-Schuhmärkten belegten großen Flächen der Shopping Malls. Nach Angaben des CCC—Vorstands erlaube dies den Umsatz pro Quadratmeter zu erhöhen. ,,Ich bin fest davon überzeugt, dass HalfPrice binnen kürzester Zeit eine grundierte Markt-Position aufbaut. HalfPrice eröffnet die Möglichkeit von interessanten Partnerschaften und Synergien. Das offPrice-Geschäftsmodell ermöglicht eine konsequente Erhöhung der Produkt-Basis, die ein hohes Qualitäts-Sortiment bei gleichzeitig attraktiven Preisen für den Verbraucher sichert“ ist sich CCC-Vorstandschef Marcin Czyczerski sicher.
Die HalfPrice –stores sind aber auch eine Kampfansage an TK MAXX. Sowohl in der Gestaltung, der Sortiments-Struktur als auch in der Preis-Auszeichnung erinnern die HalfPrice-store an die zum US-Offprice-Spezialisten TJX Companies gehörenden Märkte. TK Maxx ist seit 2009 in Polen und betreibt dort gegenwärtig 47 Filialen. Das Unternehmen hat erst Ende März den Bau eines zweiten Logistikzentrums in Polen in der unweit hinter der Grenze zur Deutschland gelegenen Kleinstadt Sulechów (bei Zielona Góra) in Angriff genommen.

Ab Herbst auch online-Verkauf bei ,,HalfPrice“

Der polnische Schuh-Konzern CCC will mit seinem offPrice-Konzept noch einen Schritt weitergehen als TK MAXX. Ab dem Herbst sollen dann die Kunden bei HalfPrice auch online bestellen können. Die CCC-Gruppe baut dabei auf das gewonnene Know how bei der intensiven Entwicklung des online-Geschäfts im Schuh-Verkauf auf. Die CCC-Gruppe betreibt inzwischen 82 Online-Plattformen in ganz Europa, darunter 18 online-Verkaufskanäle.
Mit der in den vergangenen Monaten forcierte Entwicklung des Online-Schuhverkaufs konnte die CCC-Gruppe die durch die Corona-Beschränkungen bedingten Einnahme-Verluste im stationären Handel in der Gesamt-Umsatzbilanz abbauen. Der Konzern vermeldete für das 1.Quartal des Geschäfts-Jahres 2021/2022 einen Umsatz von 1,429 Mrd. Złoty (rund 320 Mio. Euro). Der Online-Verkauf hatte dabei einen Anteil von 62 Prozent.

Im stationären Handel verkauft CCC gegenwärtig seine Schuhe in 1005 Läden in 22 Ländern, darunter in Österreich und in der Schweiz über die dort 2017 übernommene Schuh-Kette Karl Voegele. In Deutschland wurde das Filial-Geschäft dem deutschen Schuh-Händler HR Group (u.a. Eigentümer der Reno-Schuhkette) gegen einen Minderheits-Anteil an der HR Group überlassen.

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Online-Gebrauchtwagenhandel aus dem Osten startet in Deutschland

Deutschland Autohändler bekommen starke Konkurrenz. Der Eigentümer der AAA-Group, größtes Vertriebsnetz für Gebrauchtwagen im östlichen Mitteleuropa – wird im Sommer mit der neuen Gebrauchtwagen-Plattform Driverama in Deutschland starten.
Durch die Covid-19-Pandemie sei die Umstellung des Kaufs und Verkaufs von Gebrauchtwagen auf den Online-Handel in den entwickelten Märkten beschleunigt worden. Driverama werde deshalb im Sommer zunächst mit seinen Einkaufsaktivitäten starten und dem bis zum Winter eine Online-Verkaufsplattform hinzufügen, teilte das Unternehmen mit. Ab Anfang kommenden Jahres folgen dann die Niederlanden, Belgien und Luxemburg. Ziel ist es, bis 2025 das Konzept in 11 Ländern Europas einzuführen und damit Europas erste internationale Online-Automobilplattform zu werden.

Foto: PL-Agentur

Die E-Commerce-Plattform bietet den Kunden die Möglichkeit, ein Auto vollständig online zu kaufen, zu verkaufen, umzutauschen oder zu finanzieren sowie Zusatzprodukte und -dienstleistungen wie eine z.B. Garantiezu erwerben. Dies unterscheidet Driverama noch nicht wesentlich von anderen Händler-Plattformen in Deutschland. Unser entscheidender Wettbewerbsvorteil ist die konsequente Ausnutzung von internationalen Unterschieden in der Beschaffung und der Preisbildung, die vollständig von den Algorithmen der von uns entwickelten Software bestimmt wird, heißt es bei Driverama. ,,Wir bewerten jedes Auto für jedes Land unserer Geschäftstätigkeit und prüfen, wo der Preis am höchsten ist, sodass wir dem Verkäufer den besten und wettbewerbsfähigsten Preis bieten können“.

Driverama: Gebrauchtwagenkauf- und -verkauf ohne zwielichtige Händler-Taktiken

Den Kunden von Driverama werde es dadurch möglich gemacht, Autos überall in Europa zu kaufen oder zu verkaufen – immer zum bestmöglichen Preis – durch Live-Daten und Preisunterschiede von Land zu Land. So könne z.B. ein Kunde in München ein Auto in Amsterdam kaufen und es in Deutschland an ihn liefern lassen. Der Anspruch von Driverama ist es, mit diesem Konzept Gebrauchtwagen auf faire Weise und ohne zwielichtige Händler-Taktiken zu kaufen und zu verkaufen.
Für die technologische Vorbereitung, die insbesondere auf die Erarbeitung einer eigenen Programmierung beruht, hat das Unternehmen bereits 75 Mio. Euro investiert, berichtet Stanislav Gálik, Geschäftsführer von Driverama. Für den Aufbau der Infrastruktur in Deutschland und den weiteren Schlüssel-Ländern sind in den nächsten Monaten Investitionen in Höhe von 100 Mio. Euro vorgesehen. Für die Expansion in Europa bis 2025 sind insgesamt Investitionen in Höhe bis zu 400 Mio. Euro geplant.
Driverama ist Teil der Aures Holdings, deren Eigentümer der polnisch-britische Investitionsfonds Abris Capital Partners ist. Die Aures Holding ist aus der AAA Auto Group hervorgegangen, deren Unternehmen zu einer internationalen Fusion zusammengeführt wurden. Der Hauptsitz wurde daraufhin nach Prag verlegt.
Das Unternehmen betreibt gegenwärtig 45 Niederlassungen mit durchschnittlich 16 000 Fahrzeugen im Angebot. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden nach Angaben der Aures Holding insgesamt 15 200 Gebrauchtwagen im Vertriebsnetz von AAA Auto verkauft, darunter 8 700 in Tschechien und 3 850 in Polen.

© André Jański / infopol.PRESS

Deutsche Schiffe – ,,Gefahr für Polens nationale Sicherheit“

Unfassbar! Jahrelang ist Polen entschieden gegen die Erdgasleitung Nord Stream 2 eingetreten und hat keine Maßnahme unterlassen, den Bau der Pipeline zu verhindern, über die russisches Erdgas nach Deutschland und Westeuropa geliefert werden soll. Und dann diese Peinlichkeit! Zwei Schiffe, die am Bau der der umstrittenen Pipeline in der Ostsee beteiligt sein sollen, fahren unter polnischer Flagge!!

 

Unter polnischer Flagge für Nord Stream 2

Die polnische Regierung hat jetzt Maßnahmen getroffen. ,, Die Schiffe sind Eigentum eines deutschen Reeders. Sie werden seit Freitag als Einheiten betrachtet, die gegen die Sanktionen gegen Nord Stream 2 verstossen“, erklärte Grzegorz Witkowski, Vizeminister im Infrastruktur-Ministerium.
Der Minister unterstrich, dass keines der Schiffe, die unter polnischer Flagge fahren, die Interessen des polnischen Staates bedrohen darf. ,,Uns interessiert nicht, was sie transportieren und was sie machen, solange sie nicht die wirtschaftlichen Interessen unseres Landes bedrohen. Aber diese beiden Schiffe wurden in letzter Zeit bei Arbeiten an dem Projekt Nord Stream 2 beobachtet“. Konkret hatten die polnischen Dienste die beiden Schiffe schon seit Januar auf dem Radar. Nach Analyse der von den Sicherheits-Behörden vorgelegten Dokumente habe man deshalb ein Verfahren zur Ausregistrierung die Schiffe aus dem polnischen Schifffahrts-Register eingeleitet. Der Welt (den USA) soll gezeigt werden: Polen habe nichts gemeinsam mit diesen beiden Schiffen. Der Minister warnte: Sollten die beiden deutschen Schiffe im polnischen Hoheits-Gewässern auftauchen, werden sie aufgebracht.

Hamburger Unternehmen im polnischen Radar

Bei den beiden Schiffen handelt es sich um die ,,Krebs Geo“ und ,,Krebs Jet“. Wie Recherchen von infopol.PRESS ergaben, wurden die beiden Schiffe von der Krebs Offshore Shipping Sp. z o.o. angemeldet. Das Unternehmen wurde im September 2010 im polnischen Handelsregister mit Geschäfts-Sitz in Gdynia und Stammkapital von 5000 Złoty eingetragen. Als Geschäftsführer ist der Wismarer Peter Cipra eingetragen. Eigentümer ist die Robert Krebs Gmbh, die zur Hamburger Unternehmens-Gruppe Krebs in Hamburg gehört.
Bei den unter polnischer Flagge fahrenden ,,Krebs Geo“ handelt es sich um ein auf der Elbewerft Boizenburg für das Fischkombinat Sassnitz gebautes Fischerei-Fahrzeug (ehemals SAS 319). 2003 außer Dienst gestellt, wurde es danach komplett neu aufgebaut. Als ,,Krebs Geo“ unter polnischer Flagge mit Heimathafen Gdynia ist es als Unterbringungsschiff, auf dessen Deck auch Ausrüstungs-Gegenstände gelagert werden können, im Einsatz.
,,Krebs Jet“ ist dagegen ein 15 Meter langer High Speed Craft vom Schiffstyp Offshore Tenderboot /Crew-Transferschiff. Laut Marine-Dienst vesselfinder befinden sich ,,Krebs Geo“ gegenwärtig im Rostocker Hafen und ,,Krebs Jet“ im alten Holzhafen von Wismar.
Wie der Direktor des Seefahrts-Amtes in Gdynia Wiesław Piotrzkowski informierte, wurden die Sicherheits-Dokumente der ,,Krebs Geo“und ,,Krebs Jet“ aus Gründen ,,der nationalen Sicherheit“ bereits für ungültig erklärt. ,,De facto können sie damit nicht aus den Häfen auslaufen, da sie noch die polnische Flagge haben“, verkündete Minister Wittkowski. Um die Angelegenheit bis zum Ende zu klären, werde das Außenministerium eingeschalten.

Regierung erleichtert: Biden setzt Blockade-Politik fort

Nachdem seit dem Abgang von Donald Trump die direkten Gesprächs-Kanäle aus dem Weißen Haus nach Warschau verstummt sind, hat die polnische Regierung jetzt mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, dass auch die Administration des neuen US-Präsidenten Joe Biden an der von Donald Trump eingeleiteten Politik gegenüber Nord Stream 2 festhält. So hatte US-Außenminister Antony Blinken bei seinem ersten Treffen mit Bundes-Außenminister Heiko Maas einen Stopp der Ostsee-Gaspipeline gefordert. Präsident Joe Biden habe sehr deutlich gesagt, dass er die Pipeline für eine schlechte Idee halte, sagte Blinken in Brüssel. Sie habe das Potenzial, die Interessen der Ukraine, Polens und anderer Partner oder Verbündeter zu untergraben.
Derzeit fehlen noch rund 50 Kilometer an der Fertigstellung der 1200 Kilometer langen Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, über die jährlich 55 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas zum Endpunkt Lubmin bei Greifswald gepumpt werden sollen. Ende 2019 waren die Bauarbeiten an der Pipeline gestoppt worden, nachdem die USA ein erstes Sanktionsgesetz gegen die Pipeline-Verlegeschiffe in Kraft gesetzt hatten.

Wunschtraum: Polen als internationaler Player im Erdgas-Geschäft

Nord Stream 2 schade Europa, das sich bei der Energieversorgung in Abhängigkeit von russischen Erdgas begebe, argumentieren die Befürworter der Sanktionen. Die Ukraine werde dadurch vom europäischen Energiemarkt abgekoppelt. Kritiker verweisen dagegen darauf, dass die Sanktionen gegen die Pipeline durch das Interesse der USA motiviert sind, ihr eigenes Erdgas in Europa zu verkaufen. Wohin? Vor allem nach Polen und Litauen. Der staatliche polnische Erdgas-Versorger PGNiG hatte dazu in der Amtszeit von Donald Trump mit dem US-Konzern Cheniere Energy langfristige Verträge über die Lieferung von 40 Mrd Kubikmeter Erdgas aus den USA bis zum Jahre 2042 unterzeichnet. Zusammen mit den LNG-Gaslieferungen aus dem Emirat Katar und norwegischen Erdgas über die Ostsee-Pipeline Baltic Pipe (Fertigstellung 2022) soll Polen zum Gas-Hub in Europa aufgebaut werden, vom dem aus die Nachbarländer, vor allem die Ukraine, mit Erdgas aus Polen versorgt werden sollen.

Mit deutschen Schiffen unter polnischer Flagge, die an Nord Stream 2 beteiligt sind, sieht sich Polen in seiner Glaubwürdigkeit gegenüber den amerikanischen Partnern empfindlich getroffen. Dass es sich dabei nur um Schiffe handelt, die Frühstücks-Sandwiches u.a. für die Arbeiter auf hoher See anliefern, ist für Polen dabei zweitrangig.

© Andreas Höfer / infopol.PRESS

Neues Chemiewerk an der Oder (Video)

890 Tonnen schwer und 96 Meter hoch. Das sind die Maße des Propan-Propylen-Splitters , der von einem Schiff aus China direkt bis an die Oder angeliefert und zur Baustelle des neuen Chemiewerks in Police (bei Stettin/Szczecin) transportiert wurde.
Der gigantische Stahl-Koloss ist wesentlicher Bestandteil der neuen Industrie- Anlage, in der durch die Dehydrierung von Propan in der PHD-Technologie Propylen in höchster Reinheit auf einem Niveau von 99,6 Prozent hergestellt wird. Die Anlage ist das Kernstück des neuen Chemie-Werkes ,,Polimery Police” des polnischen Unternehmensverbundes Azoty-Gruppe (Grupa Azoty).
Die Azoty-Gruppe ist Polens größter Chemiekonzern, zu dem die Chemie- und Stickstoffwerke Tarnów, Puławy, Police und Kędzierzyn-Koźle gehören. Die Unternehmensgruppe wird vom Staat mit einem Anteil von über 32 Prozent am Aktienbesitz kontrolliert.

,,Historische Investition“

Kerngeschäft der Azoty-Gruppe war bisher die Herstellung von Kunstdünger. Dank des breiten Anwendungsspektrums von Propylen soll mit dem neuen Werk in Police eine neue Phase in der Entwicklung des Konzerns auf dem Niveau der Polymer-Chemie eingeleitet werden.

 

 

Der als ,,historische Investition“ bezeichnete Bau von Polimery Police umfasst die Herstellung von Propylen durch Propandehydrierung (PDH) mit dem Oleflex-Verfahren von Honeywell UOP. Die erwartete Produktivität der PDH-Anlage wird vom Konzernvorstand mit 429 000 Jahrestonnen angegeben. Das Propylen wird dann direkt vor Ort im neuen Werk zu Polypropylen weiterverarbeitet. Propylen ist neben Ethylen der wichtigste Baustein in der petrochemischen Industrie. Das aus Propylen weiterverarbeitete Polypropylen ist weltweit neben Polyethylen der meist produzierte Standard-Kunststoff, der breiteste Anwendung u.a. in der Verpackungs-Industrie, in der Herstellung von Baustoffen sowie der Automobil-Industrie findet.

Beschaffungskrise beim  Standard-Kunststoff Polypropylen

Die Schwankungen in der Deckung des Bedarfs an Polypropylen in den weiterverarbeitenden Industriezweigen haben seit dem Jahreswechsel einen bisher noch nicht gekannten Ausschlag erreicht. Wie bei den Rohstoffen Stahl und Holz erleben gegenwärtig  die verarbeitenden Industriezweige in Europa auch bei Kunststoffen eine einzigartige Beschaffungskrise. Das im Ergebnis der Corona-Krise entstandene Ungleichgewicht von Nachfrage und Angebot von Kunststoffprodukten in Verbindung mit dem bereits in der 2.Jahreshälfte angesprungenen Wachstum in China hat dazu geführt, dass viele Rohstoffe nach Asien umgelenkt worden und in Europa fehlen. Verschärft wird die Situation durch zahlreiche Anlagenausfälle, Wartungsarbeiten in europäischen Anlagen sowie Force-Majeure-Meldungen der Kunststoff-Hersteller.

Ausbleibende Kunststofflieferungen haben bereits zu Einschränkungen der Produktions- und Lieferfähigkeit geführt. Polypropylen war Anfang März in Europa kaum noch zu haben. Die Folge dreistellige Preis-Aufschläge seit Anfang des Jahres.
Die Azoty-Gruppe hätte von dieser Entwicklung hervorragend profitieren können, wenn das neue Werk – wie einmal ursprünglich geplant – im Jahre 2019 seine Produktion aufgenommen hätte. Der staatlich kontrollierte Konzern, in dem seit dem Regierungsantritt der PiS-Partei die Vorstände mehrfach ausgewechselt wurden, hat jedoch erst im vergangenen Frühjahr eine Kredit-Finanzierung durch ein Banken-Konsortium in Höhe von 1,075 Mrd. Dollar sicherstellen können.

Polimery Police – eine der größten Industrieinvestitionen in Europa

Der Betrag macht über 60 Prozent des gesamten Investitionsvolumens von ,,Polimery Police“ aus. Neben dem Propylen-Polypropylen-Komplex sieht das Investitionsprojekt auch den Ausbau des an der Oder gelegenen betriebseigenen Binnenhafens mit einem Terminal für Flüssig-Chemikalien vor, über das künftig das Werk mit LNG-Gastankschiffen aus Swinemünde (Świnoujście) über das Oder-Haff beliefert werden soll.

 

Weiterhin wird auch der durch die Propan-Dehydrierung erzeugte Wasserstoff als Haupt-Nebenprodukt nicht nur betriebsintern bewirtschaftet, sondern auch als Rohstoff für die Ammoniak-Produktion innerhalb der Unternehmensgruppe eingesetzt. ,,Das hat für uns besondere Bedeutung, weil die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie eines der Schlüssel-Elemente im energetischen Transformations-Prozess in Richtung der Null- oder Niedrig-Emissionen ist. Die Azoty-Gruppe als größter Wasserstoff-Produzent in Polen wird in diesem Prozess eine wesentliche Rolle spielen“, sagt der gegenwärtige Vorstands-Chef des Chemiekonzerns, Tomasz Hinc.
Wie der Konzern mitteilt, beträgt der Bau-Fortschritt des gesamten Komplexes 32 Prozent (Stand 20.März). Generalauftragnehmer für den Bau des neuen Werkes ist Hyundai Engineering. Polimery Police ist gegenwärtig eine der größten Industrie-Investitionen in Polen und in ganz Europa.
Die Inbetriebnahme des neuen Werkes, mit dem Polen zum Exporteur von Polypropylen aufsteigt, ist im ersten Quartal 2023 geplant.

© Andreas Höfer / infopol.PRESS

 

Start von Amazon in Polen ohne Feuerwerk

Seit Monaten mit großer Spannung erwartet, hat der amerikanische Internet-Riese-Amazon diese Woche offiziell sein polnisches Verkaufsportal Amazon.pl gestartet.

Gemessen an den Erwartungen verlief der Eintritt von Amazon in den polnischen e-Commerce-Markt jedoch ernüchternd. Im Preisvergleich von 1000 Produkten aus den Kategorien Heim-Elektronik, Spielzeug, Haus und Garten kamen die Analysten des Preisvergleichsportal Dealavo zu dem Ergebnis, dass Amazon keine besseren Preise bietet als das bisher den polnischen E-commerce beherrschende Portal Allegro. Im Gegenteil: Allegro bot in der Mehrheit der analysierten Produkte sogar niedrigere Preise als Amazon oder zumindest die gleichen Preise. Besonders augenfällig war dies in der Produkt-Gruppe der Heim-Elektronik.

Polnische Kunden hatten vor dem Start der polnischen Amazon-Plattform seit Jahren die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Diese Möglichkeit stieß jedoch bei polnischen Verbrauchern auf wenig Gegenliebe, weil die deutschen Produktbeschreibungen in einer grauseligen polnischen Sprache übersetzt waren. Polnische Verbraucher wurden dadurch von Käufen eher abgeschreckt.

Produkte teurer als  auf der deutschen Plattform 

Mit dem Start des polnischen Amazon-Portals tritt nun im Vergleich zum deutschen Amazon-Marketplace ein weiteres kritisches angemerktes Problem zutage: Die gleichen Produkte, die im deutschen Amazon-Portal angeboten werden, sind im polnischen Amazon-Portal 10 bis 15 Prozent teurer.
Preise können in den einzelnen Ländern verschieden sein, entgegnet darauf Alex Ootes, Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa.,, Wir sind uns bewusst, dass der Preis für den polnischen Kunden das entscheidende Kauf-Kriterium ist, sagte der Manager auf einer Video-Konferenz. Man werde deshalb in den nächsten Woche und Monaten ,,hart“ daran arbeiten“, damit die Preise im polnischen Portal die niedrigsten werden.

Ohne Prime-Programm

Auch bei den Gebühren und Provisionen müssen Händler für die Einstellung ihrer Produkte bei Amazon mehr bezahlen als beim polnischen Wettbewerber Allegro. Oates verwies hier darauf, dass Amazon ganz andere Möglichkeiten bei der Werbung und im Verkauf biete. Ein weiterer Vorteil für polnische Händler sei der Zugang zu europäischen Märkten. Auch habe Amazon ganz andere Prozesse im Kundenservice.
In den Kommentaren und Rezensionen der ersten Tagen nach dem Debüt der neuen Plattform wird allerdings sehr kritisch bewertet, dass Amazon in Polen ohne sein populäres Prime-Programm gestartet ist. In der Folge erhalten die Kunden bei Amazon gebührenfreie Lieferungen erst ab einen Produkt-Kauf im Wert ab 100 Złoty (ca. 22,50 Euro). Beim Wettbewerber Allegro werden Waren für Kunden, die das Allegro-Programm Smart gebucht haben, dagegen schon ab dem Verkaufswert von 40 Złoty (knapp 9 Euro) kostenlos ausgeliefert.

© André Jański / infopol.PRESS