Polnische Synthos kauft für 491 Mio. Dollar Kautschuk-Geschäft in Schkopau

Foto: Synthos

Die zum polnischen Multi-Milliardär Michał Sołowow gehörende Synthos-Gruppe hat vom US-amerikanischen Kunststoff-Hersteller Trinseo dessen Synthesekautschuk-Geschäft in Schkopau gekauft.

Nach Angaben des Trinseo-Konzerns hat die Transaktion einen Unternehmenswert von 491 Mio. Dollar, bestehend aus 450 Mio. USD in bar und der Annahme von ca. 41,6 Mio. USD Pensionsverpflichtungen in bar.
Trinseo betreibt am Standort Schkopau mehrere Anlagen zur Herstellung von synthetischen Kautschuk, der bereits seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter den Namen ,,Buna-Kautschuk“ bekannt wurde. Zu den verschiedenen Typen an Synthesekautschuk, auf die die Produktion in Schkopau spezialisiert ist, gehört kaltpolymerisierter Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk, der in Reifen und technischen Gummiwaren verwendet wird.
Die polnische Synthos-Gruppe, die bereits heute größter Hersteller von synthetischen Kautschuken in Europa ist, steigt mit dem Erwerb des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau zu einem der weltweit führenden Playern in diesem Segment auf.
Wir glauben, dass das Geschäft mit synthetischem Kautschuk eine Reihe von technologisch fortschrittlichen SSBRs (Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk= SSBR) bietet, einschließlich funktionalisierter SSBR-Typen für Hochleistungsreifen.“, teilte die Synthos-Gruppe mit.

Synthos: Synergie-Effekte und höhere Gewinnmargen

Das polnische Unternehmen erhofft sich mit der Übernahme des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau ein EBITDA von mindestens 50 bis 60 Mio. EUR zu erwirtschaften. Darüber hinaus erwartet Synthos 20 Mio. Euro aus Synergien mit seinen bisherigen Kautschuk-Geschäft, die hauptsächlich auf Volumensteigerungen zurückzuführen sind, die sich aus der Nutzung nicht genutzter Kapazitäten im Kautschuk-Geschäft ergeben.

Neben Kosteneinsparungen durch die Zusammenlegung beider Geschäftsbereiche erlaube die Übernahme des Kautschuk-Geschäfts in Deutschland mit der Einführung von neuen Typen an Emulsions-Styrol-Butadien-Kautschuk und Lithium-Polybutadien (Li-PBR) mit höheren Gewinnmargen als denen in den bisherigen Synthos-Produktionsstätten in neue Märkte einzutreten, darunter asiatische Märkte, gab Synthos bekannt.
Frank Bozich, President und Chief Executive Officer von Trinseo, erklärt dagegen den Verkauf mit der Transformationsstrategie des Konzerns, ein margenstärkerer und weniger zyklischer Anbieter von Spezialmaterialien und nachhaltigen Lösungen zu werden. Der Verkauf des Kautschuk-Geschäfts in Schkopau biete ,,eine stärkere Bilanz und mehr Flexibilität, um organische Wachstumschancen und Akquisitionswachstumschancen wahrzunehmen“.

Die Transaktion bedarf noch der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden.
Die Synthos SA betreibt in Polen Produktionsstätten in Oświęcim (Auschwitz) und Sochaczew sowie in Kralupy (Tschechien, dem franzöischen Wingles und in Breda (Niederlande). Hauptsegement des polnischen Konzerns sind synthetische Kautschuke. Dabei werden 80 Prozent des Umsatzes mit renommierten Reifen-Herstellern wie Michelin, Continental, Bridgestone, Goodyear und Pirelli. abgewickelt. Nach der Übernahme der Produktionsstandorte von Ineos Styrenic in Frankreich und den Niederlanden ist Synthos auch Europas größter Hersteller von aufgeschäumten Polystyrol (EPS). Der findet hauptsächlich Verwendung in Dämmstoff-Platten.

Hauptaktionär von Synthos ist Michał Sołowow, der mit einem geschätzten Vermögen von 15,5 Mrd. Zloty (Stand 2021) seit Jahren die Forbes-Liste der reichsten Polen anführt. Neben Synthesekautschuk und verschiedenen Polystyrol-Typen ist Sołowow auch in der Verpackungs- Industrie und Immobilien-Geschäften sowie in der Keramik- und Bodenbranche investiert. Der Milliardär sorgte im vergangenen Jahr mit der Ankündigung für Aufsehen, in Polen das erste private Atomkraftwerk bauen zu wollen.

© André Jański / infopol.PRESS