Tunnel-Bohrung auf Insel Usedom gestartet

♦ In sechs Monaten  Tunnelverbindung zwischen der Insel Usedom und dem polnischen Festland
♦ Tunnelprojekt mit einer Länge von  3,4 Kilometern

Mit Sirenen-Geheul hat sich heute (5. März) die über 3000 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine auf der Insel Usedom in Bewegung gesetzt. Sie wird in den nächsten sechs Monaten 10 Meter unter der Sohle des Ostseearmes Swine einen Tunnel. vorantreiben, der die Insel Usedom und die im polnischen Teil gelegene Hafenstadt Swinemünde (Świnoujście) mit dem polnischen Festland verbindet.

,,Dies ist ein historischer Moment, weil Westpommern und die damit verbundene Polnische Republik vereint werden und in jeder Hinsicht ein Staat werden“, sagte PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński in seiner üblichen nationalverbrämten Rhetorik bei der zu einem propagandistischen Staatsakt aufgewerteten technischen Inbetriebnahme.

EU bezahlt zu 85 Prozent den Tunnelbau

Die Kosten für den Bau des knapp zwei Kilometer langen Strassentunnels unter der Swine betragen rund 220 Mio. Euro (912 Mio. Złoty). Obwohl die Regierung Świnoujście (Swinemünde) mit dem Ausbau des LNG-Gashafen und dem geplanten Bau eines Containerhafen strategische Bedeutung beimisst, gibt sie für den Tunnelbau nichts. 85 Prozent der Mittel kommen von der EU. Die restlichen 15 Prozent finanziert die Stadtverwaltung von Swinemünde. Nach Fertigstellung des Tunnels, die Ende des kommenden Jahres geplant ist, zieht die Stadtverwaltung deshalb die Einführung einer Tunnel-Maut in Erwägung, um die Kosten wieder einzuspielen.

Gebaut wird der Tunnel vom österreichischen Baukonzern Porr im Konsortium mit der türkischen Gülermak. Projekt-Ingenieur für den Tunnelbau sind die polnischen Tochtergesellschaften von Lafrentz und Sweco.

Der Tunnel wird im Hydroschild-Verfahren vorgetrieben. Die in China gebaute Tunnelbohrmaschine mit einer Länge von über 100 Metern kommt pro Minute etwa sechs Zentimeter voran. Mit dem TVM-Vortrieb werden gleichzeitig in der gesamten Breite Betonringe verlegt. Wie der österreichische Baukonzern Porr mitteilt, beträgt der Ausbruchs-Durchmesser 13,5 Meter. Im Inneren werden dann eine zweispurige Fahrbahn mit einer Fahrspurbreite von 3,5 Metern sowie Evakuierungs-Nischen im Vereisungsverfahren errichtet.

Mit eihttps://www.infopol.press/montage-beginn-fuer-tunnelbohrer-auf-insel-usedom/ner Länge von 1780 Metern ( gesamte Tunnel-Projekt hat eine Länge von 3,4 Kilometern) wird der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine die längste Unterwasser-Tunnelverbindung Polens werden. Ob der Tunnel nach seiner Fertigstellung dann den Namen ,, Kaczyński -Tunnel“ tragen wird, ist bislang nur eine politische Spekulation. Der LNG-Gashafen in Swinemünde trägt bereits offiziell den Namen Kaczyński -Hafen, benannt nach dem verunglückten Zwillingsbruder des PiS-Partei-Chefs.

Wird Urlauber-Insel zur Durchfahrtszone?

Wenn wie geplant ab Ende 2022 die ersten Autos durch den Tunnel rollen, wird die gegenwärtig zur Autobahn umgebaute Schnellstrasse S 3 nördlich von Goleniów fertiggestellt sein. Die Insel Usedom, die von polnischer Seite bisher nur mit Fähren erreichbar ist, was bisher im Sommer und zu anderen saisonalen Höhepunkten stundenlanges Warten nach sich zieht, ist dann an eine Autobahn angebunden.
Zu erwarten ist, dass der Durchgangsverkehr über die Insel Usedom deutlich zunehmen wird. Für den gewerblichen Verkehr aus Nordpolen ist nach Fertigstellung des Tunnels dann der Weg über Usedom die kürzestes und schnellste Verbindung zum Wirtschaftsstandort Hamburg.

Ohnehin lässt der geplante Bau des milliardenschweren Containerhafens am Ostsee-Strand des Swinemünder Stadtteils Warszów (Ausschreibungsverfahren laufen bereits) eine zunehmende Verwandlung (Verschandelung) der Urlauber-Insel in einen Industrie-Standort auf polnischer Seite erkennen. Mit einer Umschlag-Kapazität von 2 Mio. TEU konzipiert, soll der Containerhafen in Swinemünde den großen deutsche Seehäfen in der Nordsee (Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven u.a.) und den Rotterdamer Hafen einen Teil ihrer Fracht- und Umschlagaufträge abnehmen.
Die deutschen Ministeriumsplanungen den Bau von Ortsumgehungen (Zirchow) auf der über Usedom verlaufenden Bundesstrasse 110 zu beschleunigen, würde den polnischen Wunsch-Vorstellungen sehr entgegenkommen.

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Impfstoff-Produktion in Polen mit US-Hersteller Novavax

Das polnische Biotechnologie-Unternehmen Mabion S.A. hat mit dem US-amerikanischen Pharma-Hersteller Novavax einen Rahmenvertrag für einen Technologietransfer und die technische Proben-Produktion eines Impfstoffes gegen Covid-19 unterzeichnet. Wie der Hersteller aus Konstantynów Łódzki (westlich von Łódź) informiert, geht es dabei um die technische Serienproduktion des Antigen-Wirkstoffes, der Hauptbestandteil des Impfstoffes NVX-CoV2373 des US-amerikanischen Pharma-Konzerns ist. Noch im März werde man dazu mit der Testproduktion starten.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte im Februar für den Impfstoff von Novavax das sogenannte Rolling-Review-Verfahren eingeleitet. Mit einer Zulassung des Impfstoffes auf dem europäischen Markt wird im Mai gerechnet. In einer Phase-III-Studie zeigte der Impfstoff von Novavax mit der Bezeichnung NVX-CoV2373 eine Wirksamkeit von fast 90 Prozent. Der Impfstoff hat auch gegen die britische Coronavirus-Mutation und gegen die südafrikanische Variante des Virus eine Immunantwort gezeigt.
NVX-CoV2373 ist ein traditioneller Impfstoff auf Protein-Basis. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Grippe-Impfstoffe. Der Novavax-Impfstoff kann bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius bis zu sechs Monaten gelagert werden, was die Impf-Logistik im Vergleich zu anderen Vakzinen erheblich erleichtern würde.

Wenn die Tests positiv verlaufen und Novavax Grünes Licht gibt, werde Mabion in die Produktionsketten des US-Pharma-Herstellers Novavax integriert und den Wirkstoff für den Novavax-Impfstoff produzieren, teilte der Vorstand des polnischen Unternehmens in einer Video-Konferenz mit.

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Northvolt in Danzig: 160 Mio. Euro in Batteriesysteme

Der vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Carlsson gegründete schwedische Batteriehersteller Northvolt wird in Danzig (Gdańsk) 160 Mio. Euro in die Fertigung von Lithium-Ionen-Batteriesystemen investieren. Die Produktion soll im kommenden Jahr mit einer anfänglichen Jahresleistung von 5 GWh aufgenommen werden, die später auf 12 GWh erhöht werden soll.

So soll die neue Fertigungsstätte von Northvolt auf dem ehemaligen Gelände der Danziger Werft aussehen Foto: Northvolt

Nahezu die halbe polnische Regierung unter Führung ihres Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki war wie zu einem Staatsakt angetreten, um die Investition als Erfolg ihrer Politik zu verkünden. Dabei ist das schwedische Unternehmen bereits in einer vom Immobilien-Entwickler Panattoni angemieteten Halle auf dem ehemaligen Gelände der Danziger Werft ansässig, wo es im Jahre 2018 gemeinsam mit dem US-Unternehmen South Bay Solutions die Prototypenfertigung von Batterie-Modulen aufgenommen hatte. Derzeit sind dort 100 Mitarbeiter beschäftigt. Die neue Investition soll ,,mindestens 500 neue Arbeitsplätze“ schaffen, verkündete Regierungs-Chef Morawiecki.

Montage der in Schweden gefertigten Batteriezellen

Nach Angaben von Northvolt werden in Danzig allerdings keine Batterie-Zellen hergestellt, sondern Batteriesysteme. Die Batteriezellen-Produktion, für die riesige Energiemengen benötigt werden, erfolgt im schwedischen Skellefteå, wo der Strom zu niedrigen Preisen günstig aus Wasser- und Windkraft erzeugt wird. Polen wäre hier mit seinen hohen Stromkosten für industrielle Abnehmer überhaupt nicht wettbewerbsfähig. Rund 25 Prozent der in Schweden produzierten Batteriezellen sollen dann in den Northvolt-Betrieb in Danzig überführt werden, wo sie unter Nutzung der niedrigeren Arbeitskosten im Rahmen eines mechanischen und elektromechanischen Montageprozesses zu Batteriesystemen komplementiert werden. Das Northvolt-Projekt in Danzig wird damit ein wichtiger Bestandteil zum Aufbau europäischer Lieferketten. Bisher waren es vor allem asiatische Hersteller, die Batterien für Elektroautos liefern.

,,Polnischer“ Export von  Batterien für E-Autos bereits 3 Mrd. Euro

Polen ist dabei ein wesentlicher Produktionsstandort. So hat der südkoreanische Konzern LG Chem bereits 2016 in Kobierzyce bei Breslau (Wrocław) ein Werk für die Herstellung von Traktions-Batterien für Elektroautos aufgebaut. Das Werk befindet sich bereits in der dritten Ausbaustufe und wird dieses Jahr über eine Jahreskapazität von 35 GWh verfügen, womit jährlich 500 000 Elektroautos bestückt werden können. ,,Polen wird immer mehr zu einem Hub für die Produktion von Batterien für Elektro-Autos“, erklärte heute der für das Wirtschafts-Ressort zuständige Vize-Regierungschef Jarosław Gowin. Im vergangenen Jahr habe der Export von Batterien und Komponenten bereits 2,9 Mrd. Euro betragen.

Foto Volkswagen

Siehe auch: Polen bei Elektroautos weiter in den ,,Kinderschuhen“

 

 

Neben Polen und Schweden nimmt das schwedische Unternehmen Northvolt gemeinsam mit VW ab 2024 die Batteriezellen-Produktion in Salzgitter auf. Der VW-Konzern selbst ist als Investor an Northvolt beteiligt (900 Mio. Euro). Zu den weiteren Investoren gehören u.a. auch BMW, Goldman Sachs und der Gründer des Musikstreamingdienstes Spotify, Daniel Ek. Die Investoren stellen inzwischen mit insgesamt 3,6 Mrd. Dollar die Finanzierung des schwedischen Unternehmens sicher.

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20 Mio. t Steinkohle: Tauron erschließt neue Zeche

Foto: Tauron

Der staatlich kontrollierte polnische Energiekonzern Tauron hat mit der Erschließung eines neuen Steinkohle-Flözes im Bergwerk Sobieski begonnen. Wie das Unternehmen mitteilt, will Tauron in den nächsten 10 Jahren rund 20 Mio. t Steinkohle aus den neuen Vorkommen abbauen. Die Steinkohle habe einen niedrigen Chlor-Gehalt, wodurch die ,,hochgeschraubten Anforderungen an moderne Kohlekraftwerke erfüllt werden“ heißt es dazu in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens. Zudem sei das Steinkohlebergwerk auf kürzesten Wege über eine direkte Bahnverbindungen mit dem 4 Kilometer entfernte Kraftwerk Jaworzno verbunden, was die Kosten senke.

Der Energiekonzern Tauron hatte erst vor einigen Wochen im oberschlesischen Jaworzno (bei Katowice) ein neues Steinkohlekraftwerk mit 910 MW in Betrieb genommen. Jährlich sollen dort bis zu 6,5 TWh Strom erzeugt werden, wodurch der Strombedarf von 2,5 Mio. Privat-Haushalten gedeckt werden kann. Dazu werden im Jahr rund 2 Mio. t Steinkohle verstromt. Der neue Kraftwerks-Block hat einen um 45 Prozent höheren Wirkungsgrad als die aus dem Betrieb genommenen veralteten Erzeuger-Blöcke. Der Rückgang der Co2-Emissionen beträgt allerdings nur rund 30 Prozent.
Die Investition in das neue Kohlekraftwerk hat dem Energiekonzern rund 6 Mrd. Złoty (rund 1,35 Mrd. Euro) gekostet und wird von Tauron ,,als letzte große Investition in die Steinkohle“ bezeichnet. Tauron ist der zweitgrößte Energiekonzern Polens.

Kohle-Anteil an polnischer Energieerzeugung auf 70 Prozent gesunken

Wie aus den neuesten Daten der polnischen Agentur für den Energiemarkt hervorgeht, ist die Stromproduktion in Polen trotz des Lockdowns im zurückliegenden Jahr nur geringfügig um 3,8 Prozent auf 157,7 GWh zurückgegangen. Bei den einzelnen Energieträgern fiel der Rückgang am höchsten bei der Verstromung von Steinkohle mit 9 Prozent auf 71,6 TWh aus. Bei der Energieerzeugung auf der Basis von Braunkohle betrug der Rückgang 8 Prozent. Der Anteil von Steinkohle an der Stromerzeugung ist damit im Jahre 2020 auf 46 Prozent gesunken, der von Braunkohle auf 24 Prozent. In der Summe ist der Anteil der Kohle an der polnischen Energie-Erzeugung im vergangenen Jahr damit auf 70 Prozent gesunken. Zugenommen hat dagegen der Anteil von Erdgas und Erneuerbaren Energiequellen, insbesondere Photovoltaik-Anlagen.

Polen muss immer mehr Strom aus den Nachbarländern importieren

Da die Preise für Co2-Emissionsrechte bereits bei über 35 Euro pro t Kohlendioxid-Emissionen liegen und mit großer Wahrscheinlichkeit weiter steigen werden, ist in den nächsten Jahren mit einem weiteren deutlichen Rückgang der polnischen Energie-Erzeugung auf Kohlebasis zu rechnen. Laut den Prognosen der EU-Kommission könnten die Preise für Co2-Emissionsrechte bis zum Jahre 2030 bereits auf 50 bis 70 Euro pro t ansteigen. Die polnische Energieerzeugung auf Kohle-Basis wird damit komplett unrentabel . Da Polen aber die nächsten zehn Jahre zumindest noch einen Teil der Kohle-Kraftwerke benötigt, werden die polnischen Strompreise weiter steigen. Schon jetzt hat Polen die höchsten Strompreise auf Großhandels-Niveau in Europa. Laut Experten-Schätzungen wird Polen deshalb zumindest in den nächsten fünf Jahren verstärkt billigeren Strom aus dem Ausland importieren müssen. Im vergangenen Jahr stieg der Stromimport aus Deutschland, Schweden und den anderen Nachbarländern bereits auf den bisherigen Rekord-Wert von 13,3 TWh. Bis zum Jahre 2025 könnte der Import in der Maximal-Variante bis zu 40 TWh ansteigen, was fast ein Viertel des gesamten polnischen Energiebedarfes ausmachen würde.
Mit einer schrittweisen Entspannung ist erst nach 2025 zu rechnen, wenn die ersten Offshore-Windparks in der Ostsee in Betrieb gehen. Nach jahrelang hinausgezögerten Entscheidungen und Verzögerungen treibt die Regierung jetzt deren Entwicklung mit Hochdruck voran. Das von dem parteilosen Klima-Minister Michał Kurtyka entwickelte und im Januar beschlossene Regierungsprogramm zur Energiepolitik bis zum Jahre 2040 sieht u.a. vor, im Zeitraum ab 2025 bis zum Jahre 2030 eine Offshore-Leistungskapazität von 5,9 GW, und bis 2040 von rund 11 GW aufzubauen, den Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamtpolnischen Brutto-Endverbrauch auf mindestens 23 Prozent (bis 2040) zu erhöhen und die Treibhaus-Gase bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Ab 2033 soll dann das erste Atomkraftwerk in Polen (sehr wahrscheinlich mit amerikanischer Hilfe) in Betrieb gehen.

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Erneut Maut auf Autobahn A-2 erhöht



Alle Jahre wieder! Mit steter Regelmäßigkeit hat der Betreiber der Autobahn A-2 wieder die Maut auf seiner Autobahn-Trasse erhöht. Die A-2 ist ein Teil der wichtigsten Ost-West-Verkehrsachse im europäischen Strassenverkehr (Paris-Berlin-Warschau-Moskau). Sie führt in der Verlängerung der deutschen Autobahn A-12 (Berlin-Frankfurt/O.) über Poznań nach Warschau und von dort weiter (im Bau) nach Osteuropa.

 

Für Pkw sind auf der Trasse von Nowy Tomyśl nach Konin jeweils 23 Złoty pro 50 Kilometer zu zahlen. Für die insgesamt 150 Kilometer sind ab jetzt also 69 Złoty Maut fällig (rund 16 Euro).

Die Gebühren-Erhöhungen auf der Trasse von Nowy Tomyśl nach Konin betreffen auch die anderen Fahrzeug-Kategorien. Sie betragen für die 150 Kilometer:

♦ 102 Złoty (23 Euro) für Pkw mit Hänger sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen;

♦ 156 Złoty für Dreiachser sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen und Hänger

♦ 240 Złoty für Fahrzeuge mit mehr als drei Achsen und Dreiachser mit Hänger, – 690 Złoty für übernormative Fahrzeuge.

Für die rund 105 Kilometer lange Autobahn-Trasse, die von Nowy Tomyśl zur Grenze nach Deutschland führt (Świecko/Frankfurt/.O.) bleiben die Gebühren unverändert. Die PKw-Maut beträgt auf dieser Autobahn-Trasse weiterhin 18 Złoty. In der Summe sind also auf der gesamten 255 Kilometer langen Autobahn-Trasse, die vom privaten Autobahn-Betreiber Autostrada Wielkopolska betrieben wird, umgerechnet rund 8 Cent pro Kilometer zu zahlen. Die Autobahn A-2 ist damit auf diesen Trassen-Abschnitt eine der teuersten Autobahnen Europas. Auf der Weiterfahrt nach Warschau bleibt es allerdings nicht bei diesen Preis. Ab Konin wird die Autobahn –Trasse staatlich verwaltet. Hier kommt noch einmal eine Maut von 9,90 Zloty hinzu. Die gesamte Trasse von deutsch-polnischen Grenze bis nach Warschau kostet den Pkw-Fahrer in der Kategorie 1 damit knapp 100 Zloty Maut.

Das private Autobahn-Konsortium Autostrada Wielkopolska begründet die Erhöhung der Maut mit der gleichen ‚Aussage wie in den Vorjahren: u.a. mit den stark gestiegenen Inflations-Druck und den erhöhten Kosten, insbesondere durch den dreispurigen Ausbau der Autobahn südlich von Poznań.

Foto: PL-Agentur

Weiterhin soll mit der Gebühren-Erhöhung auch die Einführung eines elektronischen Maut-Systems finanziert werden. Dessen Einführung hatte das private Autobahn-Konsortium bereits im vergangenen Jahr zugesagt. Bislang wird die Gebühr aber immer noch manuell an der Schranke der Maut-Station abkassiert. Dort kann man auch in Euro oder Dollar zahlen. In dem Fall zahlt der bequemliche Autofahrer aber darauf. Bei der Autostrada Wielkopolska steht man auf dem Standpunkt, dass man keine Wechselstube sei. Deshalb verteuert sich die Maut, wenn man statt in polnischer Währung die Maut in Euro zahlt.

Die Autostrada Wielkopolska ist der letzte Autobahn-Betreiber, der die Gebühren noch ausschließlich manuell erhebt. Die privaten Betreiber der Autobahnen A-1 und A-4 hatten bereits im 2019 ihre eigenen elektronischen Gebührenerfassungs-Systeme in Betrieb genommen. Sie beruhen auf dem System video tolling. d. h. die Kennzeichen der Fahrzeuge werden mittels speziellen Kameras registriert. Um das System nutzen zu können, muss der Autofahrer vorher eine App laden, seine Daten mit Fahrzeug-Kennzeichen eintragen und mit seinen Kontodaten/Geldkarte in Verbindung bringen. An der Mautstation werden die Daten elektronisch verifiziert und die Gebühren automatisch bei der Durchfahrt abkassiert.
Laut der Ankündigung von Autostrada Wielkopolska wird das Autobahn-Konsortium sein eigenes elektronisches Maut-Erfassungssystem auf der Grundlage von video tolling aufbauen. Damit muss der Autofahrer auf jeder Autobahn in Polen seine Maut-Gebühren in einen jeweils anderen Gebührenerfassungs-System entrichten. Dies ist die Konsequenz aus von der jetzigen Regierung wie auch der Vorgänger-Regierung jahrelang verschleppten Politik, ein einheitliches elektronisches Gebühren-Modell für alle Autobahnen in Polen zu schaffen.
Zu den Eigentümer des privaten Autobahn-Konsortiums Autostrada Wielkopolska gehören u.a. die in Luxemburg registrierte Meridiam Infrastrukture A2 West S.a.r.L., die KI One S.A. (frühere Holding des 2015 verstorbenen polnischen Milliardärs Jan Kulczyk) , der Strabag-Baukonzern und der staatliche polnische Energiekonzern PGE.

© André Jański / infopol.PRESS

Amazon wirft Fehde-Handschuh in polnischen E-Markt

Jahrelang hatte es nur Spekulationen gegeben. Was bislang nur Gerüchte waren, wird jetzt Realität. Der amerikanische Online-Riese Amazon, der bislang Polen mit zehn Logistikzentren überzogen hat, die vorrangig nur den deutschen Markt bedienten, wird in diesem Jahr mit einem selbständigen polnischen Amazon-Portal starten. Dies hat jetzt offiziell der Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa, Alex Ootes, bestätigt. Bislang hatten polnische Kunden nur die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Dies soll sich nun ändern. Nicht sofort, aber im Laufe dieses Jahres. Wann genau das polnische Amazon-Portal an den Start geht, konnte oder wollte Alex Oetes noch nicht sagen. Die Vorbereitungen werden noch einige Monate andauern, auf jeden Fall soll es noch in diesen Jahr sein, versprach der Amazon-Manger.
Was Amazon nach jahrelangem Abwarten bewogen hat, jetzt direkt in den polnischen E-commerce –Markt einzutreten, ist nicht bekannt. Dazu dürfte aber die Entwicklung des digitalen Handels in Polen beigetragen haben. In den vergangenen Jahren in Größe und Umfang den internationalen Entwicklungen hinterher trabend, hat der Umsatz im polnischen E-Commerce 2020 erstmals die Grenze von 10 Mrd. Euro überschritten. Die Corona-Krise und die Laden-Schließung im Frühjahr und zum Jahresende haben diesen Prozess noch vorangetrieben. Ein weiterer und vermutlich noch viel wesentlicher Grund wird die mit dem Markteintritt verbundene Absicht sein, den Platzhirsch im polnischen Internet-Handel Allegro den Spielraum für seine weiteren Entfaltungsmöglichkeiten zunehmen und sich selbst große Marktanteile zu sichern. Allegro hatte bereits die amerikanische Internet-Plattform Ebay, die vor mehr als zehn Jahren versuchte auf dem polnischen Markt Fuß zu fassen, erfolgreich aus dem Rennen gekegelt.

Neun Logistik-Zentren hat Amazon bereits in Polen, die bisher vorrangig auf den deutschen Markt ausgerichtet waren. Ein zehntes in Świebodzin wird in Kürze eröffnet. Foto: Amazon

Nun ist Ebay nicht mit den globalen Online-Giganten Amazon vergleichbar, der bereits 2014 die Kostenvorteile nutzend die ersten Logistikzentren in Polen eröffnete und heute dort über 18 000 Mitarbeiter beschäftigt.
Allegro, vor 20 Jahren als lokales Start up gegründet, hat aber inzwischen einen Kundenstamm von 12,3 Mio. aktiven Käufern. Mit dem Gang an die Börse im vergangenen Herbst hat das Unternehmen weiter Auftrieb bekommen, sich dem Wettbewerb mit Amazon zu stellen. Dabei will das Unternehmen auch neue Wege einschlagen. Ab Februar will Allegro mit einer B2B-Plattform starten, die ausschließlich nur Unternehmen vorbehalten ist. Amazon hat dagegen mit der Ankündigung zum Markteintritt sofort das Verkaufs-Panel Seller Central Polska geschalten, in dem sich Firmen vorab einloggen können. ,,Wir freuen uns, dass wir mit Vermittlung von Amazon die Position polnischer Firmen stärken können“, erklärte Alex Oetes mit Verweis auf den Zugang zu weltweit 300 Mio. Amazon-Kunden, einer breiter Produktauswahl und Service-Dienstleistungen.

Mehr Wettbewerb – Mehr Preisdruck

Mit Amazon kommt aber auch mehr Wettbewerb in den Markt. Insbesondere polnische Firmen, die bisher mit hohen Preisen auf Importwaren gute Geschäfte machten, werden bei gleichen oder ähnlichen Produkt-Angeboten ausländischer Händler unter Druck geraten.
Ohne Zweifel wird der Start von Amazon in Polen zu Verschiebungen und einer neuen Dimension im polnischen e-commerce-Markt führen. Mit seinen 10 Logistik-Zentren in Polen hat sich der amerikanische Handelsriese von Jeff Bezos dazu bereits hervorragende Voraussetzungen geschaffen. Ob Amazon aber sofort automatisch die uneingeschränkte Führungsposition einnehmen wird, bleibt abzuwarten. Vieles hängt von der Höhe der Gebühren, die Amazon auf die verkauften Produkte ansetzt, den Lieferformen und den an die Händler gestellten Bedingungen ab. Ein nicht zu unterschätzender Fakt sind auch die national-patriotischen Einstellungen vieler polnischer Verbraucher und Händler. Ein internationaler Konzern, der in Polen Milliarden-Geschäfte macht, aber keine oder wenig Steuern bezahlt, wird in Polen weniger hingenommen als es in Deutschland der Fall ist. Mit den Listen von Einnahmen und Steuerzahlungen großer Unternehmen, die der polnische Fiskus regelmäßig öffentlich macht, ist hier auch für mehr Transparenz gesorgt. So hatte Amazon nach Angaben des polnischen Finanzministeriums für die geschäftliche Tätigkeit seiner Logistikzentren in Polen bei einem Umsatz von 1,76 Mrd. Złoty (2018) lediglich 19 Mio. Złoty Körperschaftssteuer an den Fiskus abgeführt. Das sind weniger als 5 Mio. Euro.

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InPost mit Paket-Automaten hoch im Kurs

InPost ist ein polnischer Betreiber von Paket-Automatenanlagen. Der größte in Polen und in Europa. Die internationale Nachfrage nach seinen Aktien war so groß, dass das Order-Buch bereits zwei Tage vor dem heutigen Start an der Euronext-Börse in Amsterdam ausgeschöpft und geschlossen wurde. Für den amerikanischen Finanz-Investor Advent International ist der Börsengang des polnischen Paketdienstleisters damit eines seiner vorteilhaftesten Geschäfte.
Der Advent-Fonds hatte vor vier Jahren Inpost und deren Holding Integer für insgesamt 320 Mio. Zloty (rund 75 Mio. Euro) übernommen. Mit den zum Verkauf angebotenen InPost-Aktien nimmt Advent jetzt zwischen 2,8 Milliarden Euro ein. Allein die Investoren Blackrock, Capital World und GIC hatten sich verpflichtet, Papiere im Wert von bis zu 1,03 Milliarden Euro zu kaufen. Nach dem Börsenstart mit 16 Euro pro Aktie stieg der Wert in den ersten Stunden der Notierung auf 19 Euro. Damit kommt das polnische Unternehmen mit den 175 Mio. Aktien im Börsengang, die 35 Prozent des Kapitals ausmachen, auf einen Börsenwert von über 8 Mrd. Euro.

Höchste Schließfachdichte in Europa

Die große internationale Nachfrage nach den InPost-Aktien sind in dem Fakt begründet, dass Polen die höchste Schließfach-Dichte in Europa hat. Nach Angaben von Source Company betrug sie 239 pro Mio. Einwohner (Stand 2019) Der größte Anteil davon entfällt auf Inpost. Der Paketdienstleister hatte Ende Dezember 10 770 Paket-Automaten in Polen, über die 249 Mio. Sendungen im Jahre 2020 abgewickelt wurden. Dazu betreibt er 1100 Automaten in Großbritannien und 350 in Italien.
Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Schließfachdichte dagegen laut Source Company lediglich 69 pro Mio. Einwohner (Stand 2019). Hier wird noch die Bequemlichkeit des deutschen Kunden bedient und der Großteil der Paketlieferungen vom Kurier an der Haustür zugestellt. Dabei ist schon jetzt absehbar, dass bei dem Mangel an Kurierfahrern, den hohen Kosten der Paket-Zustellung auf der sogenannten letzten Meile und den rasanten Zuwachs-Raten im Online-Handel diese Entwicklung nicht mehr lange durchzuhalten ist. Von den Verkehrsbelastungen insbesondere in dichtbesiedelten Gebieten ist dabei noch gar nicht die Rede.
In Polen werden laut Experten-Schätzungen bereits in diesem Jahr mehr Pakete über Automaten-Anlagen und Paket-Abholstationen abgefertigt als durch den Kurier an der Haustür zugestellt. DHL, DPD und die anderen Logistik-Dienstleister betreiben dazu eigene Paket-Abholstationen oder in Zusammenarbeit mit Einzelhändlern und Dienstleistungsfirmen. Allerdings sind auch hier die Grenzen absehbar. Immer weniger Einzelhändler sind bereit, als Nebengeschäft ihre Ladenflächen für die immer größer werdende Pakete-Flut und deren Abwicklung bereitzustellen. Die Corona-Krise und ihre Folgen trägt zur Forcierung dieses Prozesses bei.

Nicht nur Abholung, auch Paket-Aufgabe erfolgt digital

Die meisten Abholpunkte in Polen mit rund 12 000 hat gegenwärtig die Staatspost Poczta Polska. Doch bei der Polnischen Post ist es ähnlich wie bei der Deutschen Post. Für die Paketannahme und –abgabe muss der Kunde anstehen und verschwendet bei der dort üblichen Arbeitspraxis mit der Warterei viel Zeit.
Bei den Paket-Automatenstationen von InPost werden dagegen alle Prozesse digital abgewickelt – rund um die Uhr ohne Schließzeiten. Im Unterschied zu den meisten Paket-Automaten werden bei InPost nicht nur Pakete abgeholt. Der Kunde kann auch Retouren einlegen oder generell über die Automaten Pakete ohne Strichcode-Aufkleber verschicken. Der Kunde lädt sich dafür einfach nur ein QR-Code über eine App herunter.

,,Europas führende Automatisierungslösung für den elektronischen Handel“

Zu den größten Kunden von InPost gehört Polens führendes Online-Handelsportal Allegro, das knapp ein Drittel des Umsatzes von InPost ausmacht. Das Loyalitäts-Programm Allegro Smart, das gegen Zahlung eines Monats- oder Jahresabos kostenlose Paket-Sendungen von Allegro an die Inpost-Paketstationen ermöglicht, nutzen gegenwärtig über 2 Mio. Allegro-Kunden. Auch Amazon hat kürzlich einen Vertrag mit InPost abgeschlossen: Für Paket-Sendungen aus Deutschland.
Mit dem Börsengang von InPost gibt dessen Vorstandschef Rafal Brzoska auch das Ziel vor: ,,Wir wollen Europas führende Automatisierungslösung für den elektronischen Handel werden”, sagte Vorstandschef Rafal Brzoska. Das Unternehmen will dazu die Anzahl seiner Paket-Automatenstationen in Polen und Europa um jährlich 2000 bis 2500 erhöhen.

© André Jański / infopol.PRESS

Erstes Lockdown-Opfer in polnischer Textilbranche

Wie die Adler-Modemärkte in Deutschland hat jetzt auch die polnische Textilbranche ihr erstes prominentes Opfer durch den Corona-Lockdown. Das Bezirksgericht von Łódź hat gegen den Eigentümer der bekannten polnischen Mode-Marke Gatta, dem Unternehmen Ferax, die Insolvenz eröffnet. Nach Korrektur einer fehlerhaften Informationsübertragung durch das Gericht unterliegt das Unternehmen jetzt einem Sanierungs-Verfahren.

Einer der letzten Textil-Produzenten in Europa

Gatta-Kalender mit der Popmusikerin Justyna Steczkowska

Die Marke Gatta steht für qualitativ hochwertige Damen-Unterwäsche, Strumpfhosen und Strümpfe, die auch in deutschen Mode-Boutiquen und Shops verkauft wird. Der Produzent aus Zduńska Wola (bei Łódź) produziert auch Fashion und Sportswear, darunter Shirts, Leggins, Blusen und Röcke. Vor über 25 Jahren gegründet ist er einer der wenigen großen Hersteller in Europa, die ihre Betriebe nicht nach China, Bangladesh oder in ein anderes Land Asiens verlegt haben.
Neben dem weltweiten Export werden die in Zduńska Wola gefertigten Textilien in der Gatta-Ladenkette in Polen verkauft. Dazu gehören 130 Läden. Die meisten davon befinden sich in den großen Verkaufs-Galerien und Handelszentren der Großstädte. Und hier liegen auch die Gründe für die Einleitung des Insolvenzverfahrens. Die hohen Kosten für die Anmietung der Lokale in den großen Handelszentren in Verbindung mit dem Umsatz-Rückgang durch die Lockdown-Maßnahmen haben das Unternehmen an den Rande der Zahlungsfähigkeit gebracht.

Zwar konnte das Unternehmen den ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr mit den zuvor erwirtschafteten Eigenkapital-Reserven (238 Mio. Złoty Umsatz 2019) noch überstehen und danach durch den Anstieg des online-Verkaufs sogar noch einen kleinen Gewinn erwirtschaften. Der zweite Lockdown mit den amtlich angeordneten Ladenschließungen im November und Dezember haben dem Unternehmen jedoch den Rest gegeben. Von der jetzt eingetretenen Situation sind 1300 Mitarbeiter bedroht, die in der Produktion und dem Gatta-Vertriebsnetz beschäftigt sind.

Durch das eingeleitete Sanierungsverfahren ist das Unternehmen Ferax momentan vor der Durchsetzung der Gläubiger-Ansprüche geschützt, insbesondere von den Eigentümern der Handelszentren und den Mietforderungen. Mit den Insolvenzverwalter an der Seite kann das Unternehmen weiterhin seinen Geschäftsbetrieb fortführen. Allerdings sind die Läden weiterhin geschlossen und es ist bislang noch völlig ungewiss, ob die polnische Regierung die Lockdown-Maßnahmen mit der Schließung der Läden in den Februar hinein verlängert. Branchen-Experten sind sich jedoch einig, dass Gatta erst der Anfang einer Pleite-Welle und symptomatisch für die finanzielle Situation der gesamten Textil-Branche in Polen ist.

© Magda Szulc /infopol.PRESS

Foto Volkswagen

Polen bei Elektro-Autos weiter in den ,,Kinderschuhen“

Die Zahl der in Polen zugelassenen Elektro-Autos ist im zurückliegenden Jahr um 115 Prozent gestiegen. Der Wachstums-Sprung relativiert sich jedoch schnell, berücksichtigt man das niedrige Ausgangs-Niveau. Mit 9996 neu zugelassenen Elektro-Autos hat sich die Gesamtzahl der bis zum Jahresende 2020 in Polen registrierten E-Autos auf 20 181 erhöht. Davon waren nach Angaben des Marktforschungsinstituts für die Autobranche Samar 9751 reine Elektro-Autos (BEV). Mehr als 10 000 sind Plug-in-Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb.

Beim Erwerb von Elektro-Autos liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Firmen-Kunden, die 70 Prozent der Käufer  von E-Autos ausmachen.

Skoda Citigo-e iV mit niedrigsten Preis

Foto: Skoda

Das Angebot an Elektro-Autos in den polnischen Autohäusern umfasst gegenwärtig mehr als 100 verschiedene Modelle an BEV und Fahrzeugen mit Hybrid-Antrieb. In dem von der Gesellschaft für Alternative Kraftstoffe herausgegeben Elektrofahrzeuge-Katalog 2020/2021 wird der Skoda Citigo-e iV als das gegenwärtig preislich günstigste Modell in Polen mit einem Preis ab 82 050 Złoty (rund 18 250 Euro) aufgeführt. Mit 518 Fahrzeugen nahm der Skoda Citigo in der BEV-Kategorie auch den ersten Platz bei den Neuzulassungen 2020 ein. Populärste Marke in der Gesamt-Statistik der reinen Elektro-Autos ist jedoch nach Angaben von Samar weiterhin Nissan mit dem Modell Nissan Leaf (1 795 Fahrzeuge). Analog nimmt in der Zusammenstellung der Hybrid-Fahrzeuge die Marke BMW den führenden Platz ein (2704).

Im Vergleich zu den 2020 insgesamt registrierten 487 996 Neuzulassungen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge beträgt der Anteil der 2020  neu zugelassenen Elektrofahrzeuge gerademal 2 Prozent. Dieser Anteil ist mehr als bescheiden, wenn man berücksichtigt, dass Polen zu den Ländern mit der höchsten Fahrzeugdichte in Europa gehört. Laut dem Europäischen Verband der Automobilindustrie ACEA sind in Polen 23,4 Mio. Autos registriert. Dies ist zwar nur eine theoretische Größe, die sich auf die unkorrekten Daten der polnischen Zulassungsbehörde stützt. Umgerechnet ergibt sie jedoch einen Fahrzeug-Bestand von 615 Autos pro 1000 Einwohner. Dies ist ein europäischer Spitzenwert.

Bei der Dominanz von Fahrzeugen mit Verbrennungs-Motor stellt sich die Frage nach dem geringen Interesse an Elektro-Fahrzeugen. Immerhin gehen polnische Verkehrsexperten bei Elektro-Fahrzeugen von einem Käufer-Potenzial von 3,5 Mio. Kunden aus. –

Dies entspricht der Zahl der polnischen Privat-Haushalte, die über zwei Fahrzeuge verfügen.

Zuschuss-Programm mit geringer Resonanz

Für das geringe Interesse an Elektro-Fahrzeugen gibt es mehrere Gründe. Polen hat als einer der letzten Staaten in der EU im vergangenen Jahr ein Zuschuss-Programm für den Kauf von Elektrofahrzeugen in drei Fahrzeug-Segmenten eingeführt. Die ursprünglich viel höher geplante Förder-Prämie wurde dabei für den Kauf von privaten Pkw auf 18 750 Złoty (rund 4200 Euro) festgesetzt. Dieser Förder-Zuschuss war an die Bedingung geknüpft, dass das Auto nicht mehr als 125 000 Złoty (rund 27 500 Euro) kosten darf.

Das mit insgesamt 150 Mio. Złoty aufgelegte Programm wurde jedoch in seiner Gesamtheit nur mit insgesamt 11,2 Mio. Złoty gezahlten Zuschüssen ausgeschöpft, also weniger als zehn Prozent. Mit den festgelegten Preis-Limits und der damit verbundenen Einengung der Modell-Palette habe das Programm kaum Anreize für den Kauf eines Elektro-Autos geschaffen, kritisierten polnische Branchen-Experten.

Mangel an Lade-Säulen

Der Mangel an einer nicht ausreichenden Zahl an Lade-Säulen ist ein weiterer Grund, weshalb sich Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb keiner großen Beliebtheit in Polen erfreuen. Gegenwärtig gibt es in ganz Polen rund öffentlich zugängliche 1700 Lade-Säulen, die meisten von ihnen in den Großstädten. In vielen Regionen, insbesondere in den Kleinstädten, ist nach wie vor kaum eine Lade-Säule zu finden.

Das Klima-Ministerium will deshalb mit 800 Mio. Złoty den Bau von E-Ladestationen vorantreiben. Eine entsprechende Verordnung über die Zahlung von Investitions-Zuschüssen wurde bereits vorbereitet, bedarf aber noch der Zustimmung durch die EU-Kommission.

Das Programm sieht Zuschüsse von max. 47 500 Złoty (rund 10 500 Euro) für die Installation oder die Erhöhung von Lade-Säulen bis 150 kW, einschließlich des Ausbaus eines bestehenden öffentlich zugänglichen Säulen-Netzes vor.

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Weiteres Zentrum von Amazon in Grenznähe zu Deutschland

Der US-amerikanische Online-Gigant Amazon wird in Kürze sein 10. Logistik-Zentrum in Polen eröffnen. Wie Amazon jetzt offiziell bestätigte, befindet sich das neue Zentrum in den an der Autobahn A-2 (A-12-Anschluß Berlin-Frankfurt/O.-Poznań) gelegenen Świebodzin, rund 70 Kilometer Luftlinie hinter der deutschen Grenze. Nach dem 2017 direkt an der Grenze zu Deutschland eröffneten Logistikzentrum in Kołbaskowo an der A-11 (bei Pomellen – 80 Kilometer bis Berlin) im Norden und den 2019 an der Autobahn A-4 in Okmiany (bei Bunzlau/ Bolesławiec) eröffneten Vertriebszentrum im Süden operiert Amazon jetzt direkt in Grenznähe an allen Haupt-Einfahrts-Trassen nach Deutschland.

Symbolik: Amazon und die Christus-Figur

Das neue Logistik-Zentrum in Świebodzin ist mit einer Fläche von 193 000 Quadratmetern eines der größten von Amazon in Polen. Wie schon die anderen Objekte wurde das Zentrum vom internationalen Gewerbe-Immobilienentwickler Panattoni Europe im Rekordtempo erbaut. Nur 4 Kilometer bis zur Auffahrt der Autobahn A-2 kann die Ware binnen 45 Minuten nach Deutschland transportiert werden.

Foto-Montage: PL-Agentur

Die Standort-Wahl hatte eine doppeldeutige Symbolik. Unweit des neuen Amazon-Logistik-Zentrums streckt in 36 Metern Höhe die weltweit höchste Christus-Figur ihre Hände in Richtung Westen aus.
Nach Angaben von Amazon werden in Świebodzin über 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Świebodzin ist eine Kleinstadt. Der Online-Riese wird daher wie schon in Kołbaskowo und Okmiany seinem bisherigen Beschäftigungs-Prinzip folgen. Die Mitarbeiter werden in Bussen angekarrt, oft mit Anfahrtwegen von bis zu 2 Stunden. Dazu zwingt auch die Beschäftigungs-Situation in der Region. Im Umfeld von Świebodzin sind zahlreiche internationale Unternehmen angesiedelt, darunter die größte Möbelfabrik der Welt in Zbąszynek (IKEA).
Das Amazon-Zentrum in Świebodzin arbeitet als Fulfillment-Center. Dies schließt alle Arbeitsprozesse von der Lagerhaltung, über die Kommissionierung, Verpackung, Frankierung und dem Versand ein. Das Versand-Sortiment in Świebodzin ist auf die Warengruppen Konsumgüter, Elektronik und Bücher ausgerichtet.
Nach Angaben von Marian Sepesi, Regionaldirektor von Amazon, wird Świebodzin das dritte Amazon-Center in Polen, das mit Robotergesteuerten -Prozess-Automatisierungslösungen (knapp 3000) arbeiten wird.
Voraussichtlich werden die Amazon-Mitarbeiter in Świebodzin in einem auch für polnische Verhältnisse seltenen 10-Stunden-System in zwei Schichten arbeiten. Sonntage eingeschlossen, damit der der Kunde in Deutschland am nächsten Tag sein Paket erhält. Nach 4 Zehn-Stunden-Arbeitstagen erhalten sie dann drei arbeitsfreie Tage.

20 Złoty Stundenlohn

Festangestellten Mitarbeitern wird ein Stunden-Lohn von 20 Zloty (rund 4,50 EUR) bezahlt. Bei Team-Leitern beginnt die Bezahlung ab 25 Zloty. Das ist weniger als die Hälfte der Stundensätze, die Amazon Versandmitarbeitern an einem deutschen Standort zahlt. Und das bei gleicher Arbeit mit den gleichen Technologien.

Amazon beschäftigt gegenwärtig in Polen insgesamt 18 000 festangestellte Mitarbeiter. Dazu kommen zu saisonalen Höhepunkten rund 10 000 Saisonkräfte, darunter auch Arbeitskräfte aus der Ukraine. Die Logistik- und Vertriebszentren von Amazon in Polen nehmen inzwischen eine Gesamtfläche von 2 Mio. Quadratmetern ein. Die ersten Amazon-Logistik-Center wurden 2014 nach den großen Streiks in deutschen Amazons-Zentren in Breslau und Poznań errichtet. Die amerikanische Handels-Plattform betreibt in Polen selbst kein eigenes selbstständiges Online-Portal. Polnische Kunden und Händler bestellen und liefern über die deutschen Amazon-Portal aus, das auch in polnischer Sprache verfügbar ist.

Mit seiner Steueroptimierungs-Strategie gehört Amazon zu den internationalen Konzernen in Polen, die kaum oder nur sehr wenig Einkommenssteuer in Polen bezahlt. Laut dem polnischen Finanzministerium hat Amazon bei einem Umsatz von 1,76 Mrd. Złoty (2018) bescheidene 19 Mio. Złoty , also weniger als 5 Mio. Euro Körperschaftssteuer gezahlt.

© André Jański / infopol.PRESS