Foto: ZDM Warszawa

,,Park-Knöllchen“ ohne Fuß-Streife – Warschau setzt auf E-Kontrolle

Als eine der ersten Städte weltweit hat Warschau für die Kontrolle der gebührenpflichtigen Parkplätze ein elektronisches System eingeführt. Dazu fahren Elektro-Autos, auf denen Kamera- und Sensoren-Technik installiert ist, die Strassen ab und skannen die Nummernschilder der parkenden Fahrzeuge. Über eine speziell entwickelte Software werden die elektronisch übermittelten Daten automatisch in der Datenbank abgeglichen, ob für die parkenden Fahrzeuge Park-Gebühr bezahlt wurde. Auf diese Weise übernimmt ein Fahrzeug die Tätigkeit, die sonst 20 Mitarbeiter der Ordnungsbehörde in der gleichen Zeit zu Fuß erledigen. Mit schlagenden Erfolgszahlen!

Was bei deutschen Ordnungsämtern die Regel ist, war auch bisher in Warschau üblich – Mitarbeiter zu Fuß auf der Suche nach Parksündern Fotos: ZDM Warszawa

Die Szenerie ist in deutschen Städten allgegenwärtig. Und bei Parkplatz-Sündern verhasst. Zwei Mitarbeiter/innen des Ordnungsamtes streifen durch die Park-Zonen. Blick in das Auto. Parkschein vorhanden? Parkzeit abgelaufen? Gang um das parkende Auto . Dann den Fotoapparat gezückt. Foto als Beweis-Material. Danach Schein mit Ordnungswidrigkeits-Hinweis unter den Scheibenwischer geklemmt. Auf zum nächsten Fahrzeug. Wieder die gleiche aufwändige Prozedur , Diskussion mit plötzlich auftauchenden, vom Knöllchen bedrohten Autofahrern inbegriffen.

Auch auf Warschaus Strassen war dies gang und Gebe. Bislang!

Seit Anfang des Jahres fahren jetzt zwei Fahrzeuge als ,,E-Kontrolle“ durch die Strassen. Auf dem Dach ein Aufbau mit Kameras und Sensoren-Technik. Damit wird kontrolliert, ob der Fahrer eines parkenden Autos in den gebührenpflichtigen Parkzonen für die Park-Dauer seine Gebühr entrichtet hat.

Foto: ZDM Warszawa

Dazu werden mit der Technik auf dem Dach im Vorbeifahren die Nummernschilder der parkenden Autos gescannt. Die Daten werden sofort an die Zentral-Datenbank der für die Strassenverwaltung zuständigen Behörde übermittelt. Eine dazu speziell von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Software ermittelt sofort, ob der Fahrer des parkenden Autos am Park-Automat einen Parkschein gezogen und für die Park-Dauer seine Gebühr bezahlt hat. Ist dies nicht der Fall wird automatisch ein ,,Knöllchen“ mit einem Ordnungsgeld von 50 Zloty (ca. 12 Euro) ausgedruckt. Juristisch abgesichert, wird dem ,,Knöllchen-Brief“ an den Park-Sünder ein Beweis-Foto hinzugefügt.

Die einzige manuelle Tätigkeit bei diesem Vorgang besteht im ,,Zukleben des Briefes und seine Übermittlung an die Post“, meint Mikołaj Pieńkos von der Strassenverwaltung ZDM in einem Gespräch mit infopol.PRESS.

Dafür ist die Bilanz der E-Kontrolle umso erhebender. In den ersten vier Wochen ihres Einsatzes haben die beiden Fahrzeuge knapp 103 000 geparkte Fahrzeuge kontrolliert. Infolge der Kontrolle wurden 12 196 ,,Knöllchen“ ausgestellt. Ein Fahrzeug leistet dabei die Arbeit, für die im gleichen Zeitraum nahezu 50 Kontrolleure zu Fuß unterwegs sein müßten. ,,Innerhalb von zehn Minuten haben wir 260 Fahrzeuge kontrolliert. Zum Vergleich: Ein Kontrolleuer braucht ca. eine Stunde, um die gleiche Zahl an Fahrzeugen zu kontrollieren“.

War also der Stellenabbau in der öffentlichen Verwaltung oder die Erhöhung der städtischen Einnahmen durch Bußgeld-Bescheide das treibende Motiv für die Einführung modernster Technologie in der öffentlichen Verwaltung? Mikołaj Pieńkos verneint dies kategorisch. ,,Es ging uns vor allem um die Durchsetzung des Gleichheits- und Gerechtigkeits-Prinzips“, sagte Pieńkos gegenüber infopol.PRESS. Man müsse der Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus der Autofahrer konsequent entgegentreten, die anderen, die ihre Parkgebühr bezahlen, den Parkplatz wegnehmen, ohne dafür zu bezahlen. Zudem sei der ‚Einsatz des vollautomatisierten Kontroll-Systems auch ein Beitrag für eine effektivere Parkraum-Bewirtschaftung in der Stadt.
Täglich kreisen durchschnittlich 130 000 Fahrzeuge auf der Suche nach einem Parkplatz durch Warschau. Wenn sie einen Parkplatz gefunden haben, verbleiben sie laut einer Erhebung der ZDM-Verwaltung durchschnittlich 1 Stunde und 43 Minuten auf dem Parkplatz stehen. Viele von ihnen entrichten dafür keine oder eine nicht ausreichende Parkgebühr. Das präzise automatisierte Kontroll- und Erfassungssystem leistet hier bei der effektiveren Bewirtschaftung eine Arbeit, die die üblichen Fuß-Streifen überhaupt nicht leisten können.

Auf welcher Grundlage werden aber die gescannten Daten für die Ausstellung zutreffender Bußgeld-Bescheide verifiziert? Ander als bei den Park-Automaten im deutschsprachigen Raum ist bei den Parkschein-Automaten in vielen polnischen Städten, und so auch in Warschau beim Ziehen und Bezahlen eines Parkscheins das Eintippen des Fahrzeug-Kennzeichens notwendig. Und natürlich sind die Warschauer Parkschein-Automaten mit der zentralen Datenbank verbunden. Die Daten der gescannten Fahrzeug-Schilder werden sofort automatisch von der Software mit den Daten der Parkschein-Automaten vergleichen und damit die Fahrzeuge herausgefiltert, für die keine oder nicht ausreichende Parkgebühr bezahlt wurde.

Zur Vermeidung von Irrtümern oder Identifizierung von Fahrzeugen, deren Fahrer gerade auf dem Weg zum Parkschein-Automaten ist, fährt das Kontroll-Fahrzeug nach einem kurzen Zeitabstand nochmals die gleiche Strasse ab.

Für deren Einsatz hat sich die öffentliche Verwaltung im übrigen nicht Benziner- oder Diesel-Fahrzeuge, sondern elektrobetriebene Pkw vom Typ Nissan angeschafft.

Auch der Datenschutz wurde berücksichtigt. Das elektronische System entfernt automatisch die Gesichter und Silhouetten von Personen, die bei den Kamera-Aufnahmen im Bild erscheinen. Von der Software werden auch sofort die Daten von Fahrzeug-Inhabern mit einem Anwohner-Parkausweis oder einer ,,N+-Karte“ (Behinderten-Nachweis) aus dem System ,,geworfen“.

Und wofür werden die zusätzlich eingenommenen Bußgelder verwendet? Für die Modernisierung der Strassen-Infrastruktur, meint Mikołaj Pieńkos.  Diese Aussage darf man ihn durchaus abnehmen. Im Unterschied zu vielen anderen Kommunen – und das nicht nur in Polen – ist Warschau keine arme Stadt, deren Verwaltung auf Knöllchen-Jagd geht, um Löcher im kommunalen Haushalt zu stopfen.

Bei der ZDM-Verwaltung denkt man inzwischen bereits über einen nächsten Schritt, wie man das E-Kontrollsystem in den Aufbau eines elektronischen Informationssystems für Autofahrer bei der Suche nach einem freien Parkplatz einbindet. In Großstädten anderer EU-Länder (nicht in Deutschland) gibt es dafür bereits Lösungen. So werden z.B. im nordspanischen Santander Autofahrer vor Einfahrt in eine Straße mittels Digital-Anzeige am Straßen-Anfang informiert, ob es in der Strasse noch freie Parkplätze gibt. In Warschau denkt man aber eher an die Einrichtung einer App nach.

© Anna Stankowska / infopol.PRESS

Foto: Kozeluh/Pixa

Polnischer Kohle-Bergbau – Tanz auf dem Vulkan

Die im Februar von der polnischen Statistik-Behörde gemeldeten Lohn-Daten für Dezember waren für viele polnische Arbeitnehmer ein Schock. Durchschnittlich 17 584 Zloty haben die Kohle-Kumpel im Dezember verdient. Das sind umgerechnet rund 4140 Euro brutto und dreimal mehr als der von der Statistik ermittelte Durchschnittslohn in der polnischen Volkswirtschaft (in Firmen mit mehr als 10 Beschäftigten). Der betrug nur 5604 Zloty (~1320 Euro).

Bei den von der Statistik-Behörde gemeldeten Zahlen sind allerdings die traditionell im polnischen Bergbau im Dezember gezahlten Prämien-Zahlungen zu berücksichtigen. Ohne die würde der Lohn-Unterschied im Kohle-Bergbau zu den Beschäftigten in den anderen Wirtschaftsbranche nur etwa das Doppelte ausmachen.

Berücksichtigt man die Schwere der Arbeit unter Tage und die damit verbundenen Risiko-Faktoren scheint dies auch angemessen. Trotz der hohen Löhne im Kohle-Bergbau, von denen ein Großteil der Beschäftigten in Polen nur träumen kann, herrscht bei den Bergleuten und ihren Gewerkschaften Unzufriedenheit und Kampfes-Stimmung, die die Regierung in Warschau in Unruhe versetzt.

 

Im Unterschied zu ihren Vorgängern mußte sich die PiS-Regierung bislang nicht mit Spannungsherden im oberschlesischen Kohle-Bergbau auseinandersetzen. Dazu trugen die von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Staatspräsident Andrzej Duda mit großen propagandistischen Aufwand inszenierten Reden in Oberschlesien bei. Ihr Tenor: Der Kohle-Bergbau war, ist und wird in den nächsten 100 Jahren das Rückgrat der polnischen Volkswirtschaft bleiben. Jetzt droht aber die Situation zu kippen. Die 13 führenden Gewerkschaften der Polnischen Bergbau-Gruppe PGG – insgesamt sind dort 143 selbständige Gewerkschaften tätig – haben für den 17.Februar einen zweitägigen Warnstreik angekündigt. Eine Woche später soll eine Streik-Urabstimmung erfolgen und für den 28. Februar ist ein Marsch auf Warschau geplant.

Die PGG ist Europas größter Steinkohle-Produzent. Von den insgesamt 129 000 Beschäftigten in der polnischen Kohle-Branche arbeiten rund ein Drittel (42 000) bei der PGG.

Die Vorbereitung zu Streiks und Protesten ist eine Reaktion auf die gescheiterten Verhandlungen mit dem Vorstand der vom Staat kontrollierten Kohle-Gesellschaft. Die Gewerkschaften fordern eine Lohn-Erhöhung um 12 Prozent, die Auszahlung des 14. Monatseinkommens in voller Höhe sowie ein Stopp der Kohle-Importe. Davon aufgeschreckt hat sich Polens mächtigster Mann in der staatlich dirigierten Wirtschaft Vizepremier Jacek Sahin, dem die staatlich kontrollierten Unternehmen des gesamten Energie-Sektors unterstehen, vergangene Woche nach Schlesien aufgemacht, um selbst an den Mediations-Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und PGG-Vorstand teilzunehmen.

Kraftwerk Łaziska. Bergarbeiter blockierten vor einigen Tagen dessen Zufahrten, um die angebliche Verstromung von russischer Kohle zu verhindern. Foto:Tauron/Łaziska.

Vor dem Hintergrund, dass Bergarbeiter bereits zuvor die Zufahrten eines Kraftwerkes im oberschlesischen Łaziska versperrt hatten, weil dort angeblich Kohle aus dem Import statt polnischer Kohle verstromt wurde, versprach der Vizepremier, dass die vier großen, vom Staat kontrollierten Energie-Erzeuger nicht mehr Steinkohle aus dem Ausland importieren werden. Bei den Lohn-Verhandlungen konnten dagegen keine grundsätzlichen Kompromisse erzielt werden, weshalb die Gewerkschaften an ihren Streik-Planungen festhalten.

Der PGG-Vorstand hatte ein verändertes Entlohnungs-Modell vorgeschlagen. Danach sollen Lohn-Erhöhungen in Abhängigkeit von dem Betriebsergebnis und nach Effektivitäts-Kriterien in den einzelnen Bergwerken der PGG erfolgen, gerade weil die Förderproduktivität im Vergleich zu anderen Bergwerksgesellschaften niedrig ist. Schätzungen zufolge betrug sie im vergangenen Jahr 700 t Kohle pro Beschäftigten in der staatlich dominierten PGG. In dem von der privaten tschechischen EPH-Gruppe kontrollierten Bergwerk Silesia betrug sie dagegen rund 1100 t pro Beschäftigten. Und in der an der Warschauer Börse notierten Bergwerksgesellschaft Bogdanka sogar auf dem Niveau von 1600 bis 1800 t pro Mitarbeiter. Die Gewerkschafter der PGG lehnten jedoch den Vorschlag ihres Vorstands entschieden ab. Für sie kommen nur gleichmäßige Lohn-Erhöhungen für die Beschäftigten in allen Bergwerken der PGG in Frage.

Für den PGG-Vorstand ist dies nicht annehmbar. Er steht finanziell mit dem Rücken an der Wand. Die Arbeitskosten bei der PGG machen bereits über 50 Prozent der Gesamtkosten aus, was für polnische Verhältnisse ungewöhnlich hoch ist. Im Jahr 2018, als die Unternehmens-Gewinne wegen der hohen Weltmarkt-Preise für Steinkohl noch sprudelten, schien dies kein Problem zu sein. Inzwischen hat sich die Situation mit dem Absturz der Weltmarkt-Preise für Kohle dramatisch verändert. Während polnische Steinkohle nach drei Quartalen 2019 durchschnittlich über 90 Dollar pro Tonne kostete, sind die Preis-Indizes für Vertrags-Steinkohle in den ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) zum Jahresende auf unter 60 Dollar pro Tonne abhängig von den Güteklasse gesunken. Für die vier großen vom Staat kontrollierten Stromerzeuger-Konzernen ein weiterer Anreiz zum Einsatz von Import-Steinkohle bei der Energie-Gewinnung.

Die polnischen Stromerzeuger hatten bereits bis Ende November schon 14,9 Mio. t Steinkohle aus dem Ausland importiert, die nicht nur billiger, sondern oft auch qualitativ besser als die Kohle aus den polnischen Bergwerken ist. Gleichzeitig sind aber die Kohle-Halden um die polnischen Bergwerke, nicht nur der PGG, bis Ende 2019 auf über 5 Mio. t Steinkohle angewachsen.

Die Regierung hat deshalb Anfang des Jahres die Einrichtung eines zentralen Kohle-Lagers angekündigt, um den Bergwerken den Rücken für den Fortgang ihrer Kohleförderung freizuhalten. Dessen Standort Ostrów Wlkp. liegt in Westpolen, im südöstlichen Teil der Wojewodschaft Wielkopolskie. Seitdem rollen die Kohlezüge nach Ostrów. Bis Ende Januar wurden dort bereits 300 000 t Steinkohle abgeladen, teilte das Ministerium für staatliche Aktivas mit. Weitere 700 000 t sollen folgen.
Die Absatz-Situation des Bergbaus wird noch durch die relativ warmen Wintermonate verschärft. Nach Angaben der Stromnetz-Gesellschaft PSE ist die Strom-Erzeugung aus Steinkohle im Dezember 2019 um 14 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen.

Mit dem Rückgang des Bedarfs an Steinkohle, den gesunkenen Weltmarktpreisen und deutlich reduzierten Gewinnen bei gleichzeitiger Verpflichtung 2 Mrd. Zloty an Anleihen zurückzuzahlen, steht der Vorstand des Kohlegesellschaft PGG mit dem Rücken an der Wand. Seine Hoffnung richtet sich jetzt darauf, dass die Weltmarkt-Preise für Steinkohle in den nächsten Monaten wieder anziehen. Eine trügerische Hoffnung, denn die Preis-Entwicklung ist nur ein Abbild der ersten Anzeichen einer einsetzenden Energiewende weg von fossilen Brennstoffen . Anders als die Regierung in Warschau, die sich im vergangenem Jahr auf dem EU-Gipfel als einziges EU-Land dem Ziel verschloss , bis zum Jahre 2050 Klima-Neutralität zu erreichen, setzt sich bei immer mehr polnischen Bürgern die Erkenntnis durch, dass es mit dem unrentablen polnischen Bergbau in staatlicher Hand nicht mehr so weitergehen kann. Dies belegt  auch eine Anfang Februar veröffentliche Umfrage von United Surveys. Danach sprachen sich 64 Prozent der Befragten für eine Aufgabe der Energie-Erzeugung auf Kohle-Grundlage aus. Und noch sogar 59 Prozent erklärten ihre Bereitschaft, mehr Geld für Strom auszugeben, wenn er nicht aus Kohle produziert wird.

Für die Regierung in Warschau wäre dies eigentlich ein unterstützendes Argument, den Schalter in der Energiepolitik umzulegen. Doch für die PiS-Regierung gilt das Gleiche, was schon für alle Vorgänger-Regierungen und wohl auch für nachfolgende Regierungen gilt. Sie scheuen es, bei Strafe ihres Untergangs sich mit den mächtigen Kohle-Gewerkschaften und ihren Interessen anzulegen. Ein Beleg dafür ist die drohende Aussage eines Gewerkschafters, dass die Buschbrände und ihre Auswirkungen in Australien nichts im Vergleich zu dem seien, wenn in Polen die Bergarbeiter zum Kampf für ihre Interessen rüsten.

Text: © André Jański / infopol.PRESS

Foto:Lidl Polska

Lidl auf drei Stockwerken

Untypisch für einen Discounter –  Lidl hat Ende Januar seinen ersten Markt auf drei Stockwerken in Warschau eröffnet. Eher von außen an ein Kaufhaus erinnernd , ist das sich von den typisch ebenerdigen Funktionalbauten aller Super- und Discountmärkte unterscheidende Bauwerk einzigartig in Polen, und in dieser Form auch in Europa.  Statt der sonst üblichen Parkplätze vor dem Eingang , ist das Parterre gelegene Stockwerk nur für die dort parkenden Fahrzeuge der Kunden reserviert.  Dafür stehen 115 Parkplätze (!) zur Verfügung. Der Markt selbst befindet sich im 2.Stockwerk. Zum Markt kommt man über den Fahrstuhl oder  den rollenden Gehsteig, für dem man heute im modernen Markt-Management den  Anglizismus ,,Travelator“ verwendet .

Foto: Lidl Polska

Die Verkaufsfläche des Marktes umfasst 1400 m. Statt der sonst üblichen engen Gänge in breite Alleen unterteilt. Nicht nur beim Einkauf wurde auf hohen Komfort Wert gelegt. Wie Lidl mitteilt, wurden auch bei der Energie-Effektivität hohe Standards angelegt. Dazu gehört nicht nur die LED-Beleuchtung. Neben Erdwärme-Pumpe wird die von den Kühl-Vitrinen erzeugte Wärme wiederverwendet.  Im dritten Stock des Gebäudes befinden sich Büroflächen.

Auch bei der Anzahl der Mitarbeiter durchbricht Lidl in dem Objekt alle Dimensionen, die man in westlichen Discounter-Märkten in Wahrnehmung der dort Schwerstarbeit leistenden wenigen Mitarbeiter/innen kennt. In dem neuen Warschauer  Objekt sind nach Angaben von Lidl 40 (!) Mitarbeiter/innen beschäftigt.

Insgesamt beschäftigt Lidl rund 18 000 Mitarbeiter in seinen über rund 700 Discount-Märkten in Polen. Nach dem zum portugiesischen Handelskonzern Jeronimo Martins gehörenden Biedronka ist das deutsche Unternehmen zweitgrößter Discounter in Polen. Bei einem Umsatz von 18,3 Mrd. Złoty (Stand 2018) erwirtschaftete Lidl in Polen einen Gewinn von rund 900 Mio. Złoty

Der von den Normen abweichende Lidl-Bau hat seinen Grund. Er befindet sich im Warschauer Stadtteil Wilanów, genauer gesagt  in Miasteczko Wilanów. Nach der Jahrtausend-Wende entstanden ist es das z.Z. größte zusammenhängende Neubaugebiet in Zentraleuropa  mit neomoderner Architektur. Alle z.T. exklusiven Wohnanlagen, von denen viele von ausländischen Bauträgern entwickelt wurden, verfügen über Tief-Garagen. Viele Gebäude sind Penthäuser mit Dachterrassen. In der Mitte des ,,Städtchens“  mit  50 000 Einwohnern steht  das 2016 eingeweihte Pantheon der Göttlichen Vorsehung,  eines der größten Kirchen-Neubauten Europas seit 200 Jahren. Nicht weit entfernt ist der Palast von Wilanów, wo der als Retter Europas bei der Zweiten Wiener Türken-Belagerung (Schlacht am Kahlen Berg) geltende König Sobieski und später der polnische Hoch-Adel residierte.

Die beim Bau der Miasteczko Wilanów verwendeten Materialien und die Gestaltung der Fassaden nehmen teilweise Bezug auf das Schloß.  Der Stadtteil Miasteczko Wilanów ist heute ein, wenn nicht sogar das Symbol  des Erfolgs der neu entstanden Mittelschicht Polens. Und die hat hohe Ansprüche. Dies hat Lidl auch bei der Projekt-Entwicklung  zu spüren bekommen . Das Projekt des Lidl-Markts mußte mehrfach verändert werden, weil eine Bürger-Initative engagiert gegen den Bau eines gewöhnlichen Discounter-Marktes mit Blechfassade eintrat. Wie Aleksandra Robaszkiewicz , Sprecherin von Lidl Polska betont, zeichnet sich jetzt der neue Lidl-Markt  durch eine elegante,  moderne, mehrstöckige Architektur  im Stile des Warschauer Stadtteils aus. Dies kommt auch bei den Kunden an.

Foto: Carrefour

Der neue Lidl-Markt in Warschau verdeutlicht ein weiteres Mal, dass Polen als Experimentierfeld für die Entwicklung neuer Verkaufsformate viel weiter ist, als es deutsche Einkaufs-Touristen bei ihren Besuchen auf den Grenz-Basaren mit ihrer Buden-Kultur wahrnehmen.  So hat z.B. französische  Handelskonzern Carrefour in Warschau seinen ersten Carrefour Express-Laden in einem neuen Selbstbedienungs-Format eröffnet . Der SB-Laden ohne Laden-Personal  ist sieben Tage rund um die Uhr geöffnet. Alle Produkte des Grundbedarfs  werden dort  in Vending-Automaten angeboten.

Noch ein Schritt weiter geht das von einem start up in Poznań entwickelte Ladenkonzept Take&Go, das von seinen Gründern als ,,Laden der Zukunft“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um einen ganz normalen Markt. Allerdings funktioniert der ohne Personal und Kassen. Um den Laden betreten zu können, muß man vorher eine spezielle App auf sein Smartphone installieren und sich mit seinen persönlichen Daten, einschließlich die der Geldkarte, registrieren. Im Laden selbst nimmt man dann die mit einem speziellen Code gekennzeichneten Produkte aus dem Regal, die an der Ausgangs-Schranke gescannt und damit elektronisch bezahlt werden.

© Magda Szulc/infopol.PRESS

Condor auf der Langstrecke in Zukunft über Warschau?

Foto: Staatskanzlei KPRM / Adam Guz

Der angeschlagene deutsche Reiseflieger Condor hat mit der polnischen Airline LOT einen neuen Eigentümer gefunden. In ihren Absichts-Erklärungen umrissen die Vorstände beider Unternehmen das Ziel, einen Luftfahrtkonzern mit jährlich mehr als 20 Mio. Passagieren zu schaffen, neue Märkte anzusteuern und die Flotte zu erneuern und zu erweitern. Auf den ersten Blick eine ganz normale Unternehmens-Übernahme. Ist sie aber nicht! Denn zur gleichen Zeit, da die Unternehmens-Chefs von Condor und der LOT, Ralf Teckentrup und Rafał Milczarski, auf den Frankfurter Flughafen die Übernahme bekanntgeben, bauten sich Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Jacek Sasin vor einer mit den Markenzeichen von Condor und der LOT geschmückten Wand auf, um triumphal vor laufenden Kameras der polnischen Öffentlichkeit die Übernahme zu verkünden.
Unter Benutzung ,,patriotischer“ Formulierungen bezeichnete Regierungs-Chef Morawiecki die Übernahme der Pleite bedrohten Condor als mutigen Schritt: ,,Polnische Firmen übernehmen mächtige ausländische Firmen“. Dies sei nur durch die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der PiS-Regierung möglich geworden. Und Jacek Sasin erklärte im Stile eines Feldzugs: ,,Wir haben neue polnische Aktivas in Deutschland“.

Jacek Sasin ist im Regierungs-Mechanismus der Wirtschaftslenkung der mächtigste Mann. Als Vertrauter von PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński wurde er nach dem Wahl-Sieg der nationalkonservativen Partei vergangenen Oktober in die Regierung beordert, um eine straffe Verwaltung der Staats-Unternehmen im Sinne der Nowogrodzka (Sitz der Parteizentrale von Jarosław Kaczyński) zu sichern und die Machtkämpfe einzelner Gruppierungen im Regierungslager um die Posten in den Aufsichtsräten und Vorständen der Staats-Unternehmen zu beenden. Mehr als 200 der wichtigsten, von insgesamt offiziell 367 Unternehmen mit staatlicher Beteiligung unterstehen seinen dafür extra gegründeten Ministerium für staatliche Aktivas. Eines davon ist die staatliche Airline LOT. Die hat in den vergangenen 20 Jahren im Wechselbad der jeweiligen politischen Stimmungslage zur mögliche Privatisierung der Airline Höhen und Tiefen erlebt. Dabei stand als möglicher strategischer Investor immer die Deutsche Lufthansa hoch im Kurs, erstmals 1999 mit der ‚Abgabe eines Angebots. Dies änderte sich auch nicht in den Folgejahren bei erneuten, und wieder von der Politik gestoppten, Anläufen für eine Privatisierung. Zuletzt stand im Jahre 2012 der Verkauf der LOT auf der Tagesordnung.

Mit staatlicher Finanzspritze vor dem  Crash gerettet

Nach den Kauf des ersten Dreamliners (Boeing 787-8) durch eine europäische Fluggesellschaft stand die Airline kurz vor der Pleite. Anfang Dezember 2012 war nicht mehr in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen für Flugbenzin nachzukommen. Wieder einmal wie schon zehn Jahre zuvor griff der Staat mit einer Finanzhilfe von 400 Mio. Zloty der Airline unter die lahmen Flügel. Dies gab der LOT die Möglichkeit, weitere Dreamliner in den Dienst zu stellen, die sie als Sprungbrett für die Eroberung des asiantischen Marktes betrachtete, um im lukrativen Segment der Langstreckenflüge der Deutschen Lufthansa und Air France Paroli bieten zu können. Mit nur mäßigen Erfolg.

Einen Aufschwung erlebte die LOT erst nach 2015. Zu der Zeit stellte ihre Tochtergesellschaft Eurolot den Flugbetrieb im Inland ein. Die Flugzeuge und ein Teil der unrentablen Linien übernahm die LOT, deren Einrichtung von den jeweiligen regionalen Selbstverwaltungen mit zweistelligen Millionen-Beträgen ,,gesponsert” wurden, darunter auch die kürzeste Flugverbindung von Warschau nach Lublin (~180 Kilometer). 2015 beförderte die LOT mit 41 Flugzeugen noch 4,3 Mio. Reisende. Vier Jahre später waren es bereits über 10 Mio. Fluggäste. Gleichzeitig wuchs die Flotte in diesem Zeitraum von 41 auf über 80 Flugzeugen.

LOT-Chef – Gute Kontakte zur Regierung

Dieser Zeitraum fällt auch mit der Einsetzung von Rafał Milczarski zum Vorstands-Chef der LOT zusammen. Im Unterschied zu den meisten Führungsposten in Unternehmen, in denen der Staat die Kontrolle hat, kommt Milczarski nicht aus dem Partei-Apparat der PiS. Nach seiner Ausbildung in London war er jahrelang im privaten Bahn-Transportgewerbe tätig, zuletzt im Management bei der polnischen Tochtergesellschaft der britischen Freightliner (gehört seit 2015 zum US-Bahn-Unternehmen Genesee and Wyoming Inc.), die auch im deutschen Schienen-Netz Schüttgüter (Kohle) transportiert. Ließ er noch bei den privaten Freightliner keine Gelegenheit in der Öffentlichkeit aus, gegen den großen Einfluß staatlicher Unternehmen in der Wirtschaft zu polemisieren und für deren Privatisierung einzutreten, hat er nach seinen Karriere-Sprung bei der LOT die Gesinnung gewechselt. Mit der Betonung des ,,wirtschaftlichen Patriotismus“ ist er inzwischen ein Befürworter des Staatskapitalismus in den blau-weiß-roten Farben der PiS-Partei geworden.
Seine guten Kontakte zur Regierung werden von polnischen Branchen-Experten als Grundlage für seinen bisherigen größten Erfolg mit der Gründung der Polnischen Luftfahrt-Gruppe (PGL – Polska Grupa Lotnicza) gewertet.. Unter dem Dach dieser Gesellschaft ist die LOT mit den Bodenabfertigungsfirmen LS Airport Services und LS Technics, dem Wartungsunternehmen Lot Aircraft Maintenance Services und der PGL Leasing vereint. Durch die Dachgesellschaft hat die LOT einen leichteren Zugang zu Krediten erhalten. So wird die Übernahme der Condor jetzt auch durch ein von der Bank Pekao geschaffenes Konsortium finanziert. Dem gehören auch die Bank PKO und die Versicherung PZU an. Alle drei Finanz-Institute werden vom Staat kontrolliert. Die Finanzierung schließt sowohl die Rückzahlung der an die Condor geleistete Finanzhilfe von 380 Mio. Euro, als auch die Übernahme selbst ein, die 250 Mio. Euro gekostet haben soll.

Führungsstil: Mit der Klobürste in der Hand

Als Schwachstelle von Milczarski wird sein Umgang mit der Belegschaft gewertet, der 2018 bis Anfang 2019 zu langanhaltenden Streik-Aktionen führte. Der Vorstand entließ 67 Mitarbeiter, darunter Piloten, die nach seiner Auffassung an den illegalen Streik teilgenommen haben. Ein bis dahin einmaliger Vorgang in einem Staats-Unternehmen. Nicht nur damit stellt er sich für die Gewerkschaft als das ,,Böse in Person“ dar. Keinesfalls nur eine Legende, sondern eine wahre Begebenheit: Bei einem LOT-Flug schloss er die Bord-Toilette, um mit der Klobürste in der Hand der Stewardess zu demonstrieren, wie man ordentlich die Bord-Toiletten zu säubern hat. Mehrfach hat der LOT-Chef hervorgehoben, dass er sich bei der Leitung des Flugunternehmens von der Meritokratie leiten läßt. Meritokratie bedeutet für ihn – so in einem Interview mit dem Fach-Portal Pasażer – ,dass nur die gut verdienen, die hart arbeiten und sich am meisten im Unternehmen bemühen“. Die Gewerkschaften dagegen wollen nur, dass alle das gleiche verdienen.

Rafał Milczarski Foto: LOT

Milczarski ist auch einer der größten Befürworter des CPK, bei dem die LOT die Hauptrolle spielen soll. Das Kürzel CPK steht für den geplanten Groß-Flughafen. Die Linie dafür hat Partei-Chef Jarosław Kaczyński vorgegeben. Auf einem Treffen
mit Partei-Funktionären im Frühjahr 2017 in Białystok räsonierte Kaczyński: Es könne nicht sein, dass polnische Bürger auf Fernreisen erst über Frankfurt, München und Wien umsteigen müssen, ,,oder – was man uns häufig vorschlägt -, in Berlin, wo es die deutsche Politik nicht schafft, den dortigen Großflughafen fertigzustellen“ Polen brauche einen Flughafen, der der Größe und der Bedeutung des Landes angemessen sei, und der mit Frankfurt, Paris oder London konkurrieren könne.
Nach Kaczyńskis Weisung wurde sofort die Regierungs-Maschinerie in Gang gesetzt und 2018 ein Spezial-Gesetz mit einer terminlichen Festlegung verabschiedet. 2027 soll das erste Flugzeug von dem neuen, als Hub konzipierten Groß-Flughafen abheben. Seine Abfertigungskapazität ist auf eine Größenordnung konzipiert, die die gegenwärtige Kapazität von Frankfurt übersteigt.

Hatte dies auch LOT-Vorstandschef Milczarski bei seiner Aussage im Sinne, die Übernahme der Condor passe voll ins Konzept der LOT? Bereits im Vorfeld der Entscheidung waren erste mediale Spekulationen aufgetaucht, dass die Langstrecken-Flüge der Condor für deutsche Feriengäste nicht mehr mit Umstieg in Frankfurt, sondern in Zukunft über Warschau erfolgen könnte. Auch ist es für die LOT erklärtes Ziel, ihr Netz an Interkontinental-Verbindungen massiv auszubauen. Dies trifft nach Einführung der Visa-Freiheit für polnische Bürger im vergangenen November insbesondere für Reisen in die USA zu. Die Langstrecken-Flugzeuge Boeing 767 der Condor sind für die LOT in diesem Zusammenhang ein fetter Bissen. Ein Großteil der LOT-Flotte selbst ist auf die Boeing aufgebaut. Dazu gehören u.a. 15 Dreamliner vom Typ Boeing 787.

LOT im polnischen Charter-Geschäft am Boden

Auch bei der Ankündigung des LOT-Managers in Frankfurt, mit Urlaubern aus Polen und Ungarn neue Märkte für die Condor zu erschließen, bleibt Skepsis angesagt. Die LOT hatte bisher im polnischen Charter-Verkehr wenig zu sagen. Mit der Beförderung von gerademal 100 000 Fluggästen im Charterverkehr hatte sie vergangenen Jahr lediglich einen Marktanteil am polnischen Charter-Geschäft von nur 2 Prozent Anteil. Marktführer ist hier die polnische Fluggesellschaft Enter Air mit weit über 20 Prozent. Zudem ist auch Polens größte Fluggesellschaft, der irische Billig-Flieger Ryanair (11,5 Mio. Fluggäste) bereits 2018 mit der Tochtergesellschaft Ryanair sun in das polnische Chartergeschäft eingestiegen.
Skepsis ist auch bei der noch auf der Übernahme-Konferenz in Frankfurt getroffenen Aussage angebracht, dass es bei der Condor keinen weiteren Stellen-Abbau geben wird. Beim Zusammenschluß des deutschen Ferienfliegers mit der LOT ist der aber schon vorprogrammiert. Nach der Rückkehr aus Frankfurt nach Warschau ist in der von der LOT herausgegebenen Erklärung davon keine Rede. Der LOT-Chef erklärte jedoch dort, bei den Kosten ,,sehen wir gewaltige Synergie-Effekte“. Und damit dürfte er wohl nicht nur die Einspar-Möglichkeiten bei den Treibstoff-Kosten auf den deutschen Flughäfen meinen, wo die Condor und LOT gleichzeitig operieren.

Text: © Andreas Höfer / infopol.PRESS

Foto: Jerzy Hubka/Faceb

Greta Thunberg in polnischer Kohle-Landschaft vorgeführt

Fast unbemerkt und von der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen, ist jetzt ein Besuch der Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg im polnischen Kraftwerk Bełchatów abgelaufen. Wie die örtliche Tageszeitung Dziennik Łódzki erst einige Tage später berichtet, reiste die schwedische Umwelt-Aktivistin mit einem E-Auto von Tesla an, begleitet von einem Fernseh-Team der BBC. Nach Angaben der Zeitung hatte sich das Team um eine Dreh-Genehmigung auf dem Gelände des Kraftwerks bemüht. Der Betreiber des Kraftwerks PGE, Polens größter Energiekonzern im Bereich der Stromwirtschaft, hatte jedoch eine Drehgenehmigung verweigert. Der  Konzern wird vom Staat kontrolliert.

Bełchatów ist mit einer Gesamtleistung von 5298 MW das größte Braunkohlen-Kraftwerk in Europa. Mit der jährlichen Produktion von 35 TWh versorgt es fast 11,5 Mio. Privathaushalte mit Strom. Das macht einen Anteil an der Landes-Produktion von rund 22 Prozent aus. Bełchatów ist jedoch auch der größte Umwelt-Verschmutzer und Schadstoff-Emittent. Nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa. Jährlich werden dort rund 45 Mio. t Braunkohle verbrannt. Dabei werden zwischen 30 und 40 Mio. t Co2 freigesetzt. Das ist mehr als ganz Irland oder die Slowakei an umweltschädlichen Gasen ausstösst. Nicht nur für Greta Thunberg  ein Symbol der Umwelt-Zerstörung.

Foto: Greenpeace Polska

Bereits im vergangenen Jahr hatten Aktivisten von Greenpeace Polska nach der Blockade-Haltung Polens beim EU-Gipfel im Juni zur Klima- Neutralität  in einer nächtlichen Aktion einen der Kühltürme des Kraftwerks mit dem Konterfei von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (PiS) bestrahlt. Darunter setzten sie das Wort ,,Schande“ in polnischer und englischer Sprache.

Die Aktion erzielte allerdings kaum Wirkung, zumindest nicht in der Gemeinde Kleszczów, auf deren Territorium sich das Kraftwerk befindet. Kleszczów, im Volksmund gelegentlich als ,,polnisches Kuweit“ bezeichnet, ist seit Jahren die reichste Gemeinde in Polen mit Steuer-Einnahmen pro Einwohner von umgerechnet 10 000 ‚Euro. Trotz der alltäglichen Umweltbelastung durch das Kraftwerk will hier keiner der Einwohner wegziehen, da ihnen hier hohe Sozial-Standards geboten werden wie nirgendwo in Polen.

Und eben auf der öffentlichen Aussichts-Terrasse der Gemeinde hatten Greta Thunberg und ihr Team Stellung bezogen, um nach der Absage durch den Energiekonzern dort ihre Filmaufnahmen zu machen. Ein Fremder kann dort aber kaum Foto- und Filmaufnahmen machen ohne die Aufmerksamkeit der Umgebung auf sich zu ziehen. Sofort tauchten der Wachschutz des Kraftwerks und Polizei auf, die die Filmaufnahmen überwachten, berichtet die Zeitung. Nach Angaben der örtlichen Polizei-Inspektion verlief die Aktion jedoch ruhig und ohne Zwischenfälle.

Gewerkschaft: Kontakte mit Greta Thunberg eine ,,Dummheit“

Nach dem wenig befriedigenden Besuch im Kraftwerk ohne konkreten Informationen begab sich Greta Thunberg nach Oberschlesien, dem Herz des polnischen Steinkohle-Bergbaus. Sie war schon einmal dort beim Weltklima-Gipfel 2018 in Katowice. Damals war die kleine Greta aber noch kaum bekannt. Der große Medien-Hype folgte erst später, nachdem die Friday-for-future-Aktion weltweit ins Rollen kam. 2018 hatte die Umweltaktivistin allerdings in Katowice außer Konferenz-Räumen und bis an die Decke hochgespalten Schau-Vitrinen mit Steinkohle wenig vom Kohle-Bergbau in Oberschlesien und seinen Problemen gesehen und mitbekommen.

Im oberschlesischen Zabrze, wohin sich die schwedische Umwelt-Aktivistin diesmal begab, war man offensichtlich auf den Besuch vorbereitet. Es kam zu einem Treffen mit ,,Bergleuten“. Jerzy Hubka präsentierte sich danach stolz in seiner Bergmanns-Tracht mit der kleinen Greta in den sozialen Medien. ,,Wir haben uns mit Greta Thunberg im Bergwerk Makoszowy getroffen und waren danach mit ihrem Team im Bergwerk Guido, damit Greta einmal ein Bergwerk von unten sieht“, berichtet Hubka. Wir haben ihr gesagt, dass die Bergleute keine Änderungen und Umgestaltungen fürchten, vorausgesetzt man führt mit ihnen einen sachlichen Dialog und erarbeitet konkrete Kompromisse. ,,Wir haben auch betont, dass die Kohle-Bergwerke kein Co2 generieren und man sie mit modernen umweltfreundlichen Technologien ohne Verlust von Arbeitsplätzen ausstatten kann“.

Die Umweltaktivistin berichtet später, dass sie bei den polnischen Bergleuten auf Verständnis zu notwendigen Veränderungen zum Stopp des Klima-Wandels gestossen ist. Ob man der Umwelt-Aktivistin aber auch mitgeteilt hat, dass das von ihr besuchte Bergwerk Makoszowy bereits vor 5 Jahren stillgelegt wurde und das Bergwerk Guido ein als Schau-Bergwerk für die Öffentlichkeit allgemein zugängliches Museum ist, das ist nicht bekannt.
Die Leitung des Landesverbandes der Bergarbeiter-Gewerkschaft hat jedensfalls vom Besuch Wind bekommen und sich von den Treffen ihrer Gewerkschafts-Mitglieder im Bergwerk Makoszowy scharf distanziert. ,,Die Kontakte mit Greta Thunberg im Lichte von Fernseh-Kameras der BBC sind ein Ausdruck von Dünkel und Dummheit. Die Handlungen der Kollegen in Makoszowy sind schädlich für Polen“, heißt es in einer Erklärung der Gewerkschaft. Schädlich für Polen? Wem wundert eine solche Aussage in einem Land, wo Kohle als Brennstoff für Privat-Haushalte als ,,patriotische Kohle“ (,,Ekogroszek Patriot Plus“) angeboten wird.
Text Magda Szulc / infopol.PRESS

Foto Volkswagen

Polen führt Kaufprämie für E-Autos ein

Wenn man das von der PiS-Regierung zum 1. März 2017 gestartete E-Mobilitätsprogramm beim Wort nehmen würde, dann müßten heute bereits 100 000 in Polen produzierte elektrisch betriebene Kleinwagen auf polnischen Strassen unterwegs sein. Die Realität sieht ganz anders aus. Laut den vom polnischen Verband der Autohersteller PZPM jetzt vorgelegten Zahlen wurden vom Januar bis Oktober 2019 rund 3250 batteriebetriebene Pkw (BEV) und Plug in Hybrid-Fahrzeuge (PHEV) neu zugelassen.

Dies sei ein Zuwachs um über 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldet der Polnischen Automobilverband. Bei kritischer Betrachtung ist dies allerdings ein Rückschritt, denn im Jahr zuvor hatte man noch ein Wachstum von 300 Prozent vermeldet. Allerdings auf der Grundlage eines extrem niedrigen Basis-Niveaus, denn Polen ist bei der Entwicklung des elektrisch betriebenen Individual-Verkehrs noch ein Entwicklungsland. Dazu im Vergleich: In Deutschland wurden  53 000 Elektro-Pkw (Stand Oktober 2019) neu zugelassen und in den Niederlanden 20 000 (Stand Juni). Spitzenreiter in Europa ist nach wie vor Norwegen, wo praktisch jedes zweite neu zugelassene Auto ein Stromer ist.

Insgesamt sind in Polen laut PZPM mit Stand von Oktober insgesamt 7884 Elektro-Pkw registriert (Deutschland 220 000 laut Verband der deutschen Automobilhersteller VDA). Davon sind 4701 voll batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV), der Rest Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Als Grund für die Zurückhaltung beim Kauf eines Elektroautos werden von den polnischen Automobilverbänden die allgemeine Erwartung genannt, dass die hohen Preise für den Kauf eines Elektroautos noch fallen werden.

Bis zu 37 500 Złoty Prämie für Kauf eines Elektro-Autos

Als eines der letzten Länder in der EU führt Polen jetzt Zuzahlungen für den Kauf von E-Autos ein. In einer jetzt unterzeichneten Durchführungs-Vorschrift wurde die Höhe der Kaufprämie auf 30 Prozent des Kaufpreises für ein E-Auto festgelegt, jedoch nur max. auf 37 500 Złoty. Dies entspricht rund 8700 Euro.

Diese Förderprämie von max. 37 500 Złoty ist jedoch an einige Bedingungen geknüpft. Zur Verhinderung von Geschäftsmacherei muß der Käufer eines E-Autos mit Förderprämie eine Erklärung unterschreiben, in der er sich verpflichtet, dass er das Fahrzeug mindestens 2 Jahre selbst nutzt. Ist dies nicht der Fall, muß er die Förderprämie mit Zinsen zurückzahlen.

VW e-up Foto: Volkswagen

Weiterhin muß das Fahrzeug in Polen registriert und zugelassen sein. Die staatliche Zuzahlung ist darüberhinaus auf Elektro-Autos begrenzt, deren Kaufpreis max. 125 000 Złoty (rund 29 000 Euro) beträgt. Bei den gegenwärtigen Kaufpreisen in Polen sind das lediglich das VW e-up und die Smart-EQ-Modell fortwo und forfour mit geringen Reichweiten. Für Elektro-Autos mit höheren Kaufpreisen wird keine Prämie gezahlt. Die Regierung in Warschau wähnt sich in der Hoffnung, dass dieses Limit die Hersteller zur Preis-Senkung von Elektroautos bewegen könnte.

Ein Abbild der Zulassungen gibt auch die Dichte des Netzes an Ladestationen ab. Ende Oktober 2019 gab es in Polen 958 Lade-Stationen mit 1748 Ladepunkten. Davon sind immerhin 30 Prozent Schnelllader mit Gleichstrom (DC-Ladesäulen). Die verbleibenden 70 Prozent Normallade-Säulen (AC) mit max 22 kW.

Ein weitaus besseres Bild im Bereich der Elektrofahrzeuge bietet Polen bei den Nutzfahrzeugen, insbesondere bei den Elektro-Bussen im öffentlichen Personen-Nahverkehr. Während Elektrobusse in Deutschland noch eine Seltenheit sind, haben die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe in Polen bereits 208 Elektrobusse in den Dienst gestellt. In Polen selbst bieten drei Hersteller Elektrobusse an. Unter ihnen nimmt Solaris einen absolute Spitzenstellung ein. Das von der Familie Olszewski aufgebaute Unternehmen, das im vergangenen Jahr vom spanischen Fahrzeug-Produzent CAF übernommen wurde, ist Europas größter Hersteller von Elektro-Bussen.

Fotos: Volkswagen

Text: © infopol.press

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Polen drückt VW 120 Mio. Złoty-Strafe auf

Mehr als vier Jahre sind seit der Aufdeckung der ,,Diesel-Gate“-Affäre vergangen. Jetzt bläst dem Volkswagen-Konzern der Wind auch aus einem Land ins Gesicht, wo seine Fahrzeuge zu den populärsten Marken der heimischen Kraftfahrer gehören. Die polnische Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Behörde UOKIK hat der Volkswagen Group Polska jetzt wegen des Diesel-Skandals eine Strafe von rund 120 Mio. Zloty Wettbewerb und Verbraucherschutz UOKIK aufgebrummt.

Um der weitverbreiteten Pedanterie polnischer Amtsstuben Genüge zu tun, beträgt das Strafmaß genauer gesagt 120 677 288,00 Złoty. ,,Volkswagen hat die Höhe der Abgaswerte manipuliert und damit seine Kunden getäuscht, in dem die Fahrzeuge als umweltfreundlich dargestellt wurden. Darüber hinaus hat Volkswagen Richtlinien für Händler herausgegeben, wonach berechtigte Beschwerden über Stickoxid-Emissionen nicht beachtet werden sollten“ begründete Behörden-Chef Marek Niechciał die Strafe.

25 Aktenbände mit 5000 Seiten Beweis-Belegen habe seine Behörde seit 2016 angelegt. Sie belegen die Verbreitung von falschen Informationen in den Werbe-Materialien von VW. Darin wird suggeriert, dass die Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat die Anforderungen im Bereich der Abgas-Werte erfüllen. Weiterhin bezeugen sie die Angabe von falschen Stickoxid-Emissionswerten in den Übereinstimmungsbescheinigungen. In das Verfahren der Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Behörde war auch die Bezirks-Staatsanwaltschaft Warschau einbezogen. Inzwischen haben auch andere Staatsanwaltschaften in Polen Ermittlungen aufgenommen. So die Bezirks-Staatsanwaltschaft von Poznań. Sie prüft, ob der in der Vergangenheit am Standort Poznań produzierte VW Caddy – weltweit der einzige VW-Produktionsstandort des Stadt-Lieferwagens – auch vom Diesel-Skandal betroffen ist.

Die Strafe von 120 Mio. Zloty, das sind umgerechnet rund 28 Mio. Euro, ist die höchste, die das Amt bisher verhängt hat. Allerdings nur im Bereich von Verbraucherschutz-Angelegenheiten. Die Höchststrafe mit 40 Mio. Euro hatte die polnische Wettbewerbsbehörde erst kürzlich gegen das zum französischen Konzern Engie gehörende Unternehmen Engie Energy im Zusammenhang mit den Bau der Gaspipeline Nord Stream II durch die Ostsee verhängt.

Nur 40 Prozent der betroffenen Autofahrer an VW-Software-Update interessiert

Der Präsident des Amtes Niechciał betonte, dass seine Behörde ein weiteres Verbraucherschutz-Organ in Europa sei, dass im Diesel-Skandal eine Verfahren gegen den VW-Konzern zum Abschluß gebracht habe. In diesem Zusammenhang verwies er auf Italien. Die dortige Behörde hatte allerdings nur eine Strafe von 5 Mio. Euro gegen den deutschen Automobilkonzern ausgesprochen. Die wesentlich höhere Strafe in Polen begründete Niechciał u.a. auch damit, dass es im Laufe des Verfahrens keinerlei Vorschläge seitens des Autokonzerns zu einer Verständigung gegeben hatte. Mit keinen Wort erwähnte der Amts-Präsident allerdings die Update-Kampagne von Volkswagen. VW hatte bereits 2015 eingeräumt, in seinen Fahrzeugen mit den Motor EA189 eine Software eingebaut zu haben, die den Ausstoß von Stickoxiden nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Verkehr auf der Straße sinken ließ. Gegenüber der EU-Kommission gab der Konzern das Versprechens ab, bis Ende 2017 alle 8,5 Millionen betroffenen Fahrzeuge einem Software-Update zu unterziehen. Dies fand auch in Polen statt. Anders als in Westeuropa und insbesondere in Deutschland nahmen in Polen nach Angaben der Technischen Fahrzeug-Aufsicht TDT nur 40 Prozent der Besitzer eines Fahrzeugs mit der manipulierten Software an der VW-Update-Aktion teil. In zahlreichen Artikeln in polnischen Fach-Medien und Foren war auf Erfahrungen in Schweden, Großbritannien und anderen Ländern mit dem Software-Update hingewiesen worden, wonach viele Fahrzeuge nach dem Update u.a. einen höheren Kraftstoff-Verbrauch, geringere Drehzahl-Dynamik, reduziertes Beschleunigungsvermögen usw. hatten. Die Mehrzahl der betroffenen polnischen Diesel-Fahrzeug-Besitzer verhielten sich daher pragmatisch und beließen alles beim Alten.

Einfuhr-Flut an Diesel-Gebrauchtwagen ungebrochen

Auch der massenhaften Einfuhr von Gebrauchtwagen mit Diesel-Antrieb nach Polen hat dies keinen Abbruch getan. Laut den eben vom Marktforschungs-Institut Samar veröffentlichten Zahlen wurden im zurückliegenden Jahr wieder wie in den Vorjahren über eine Million Gebrauchtwagen aus Westeuropa nach Polen eingeführt. Davon waren rund 43 Prozent Diesel-Fahrzeuge. Die meisten aller eingeführten Fahrzeuge stammen schon traditionell aus Deutschland – insgesamt 583 000. Und auch bei den Marken der eingeführten Gebrauchtwagen war Spitzenreiter wieder VW mit 118 000 Fahrzeugen.

Vor diesem Hintergrund hält sich in den Internet-Foren die Begeisterung über die gegen Volkswagen ausgesprochene Geldstrafe in Grenzen. In der Grundtendenz als positiv bewertet, ist jeden klar, dass die betroffenen Autofahrer von dem Geld nichts sehen werden, wenn VW die Geldstrafe zahlen sollte (die Strafe ist noch nicht rechtskräftig, VW kann dagegen Berufung einlegen). Das Geld würde der Staat einstreichen, die betroffenen Autofahrer gehen leer aus.

Foto: PL-MVI-Agentur

Text: © infopol.PRESS

Foto T-Mobile Polska

T-Mobile-Antennen-Station im futuristischen Design

Nicht in Bonn oder Berlin, sondern in Warschau steht die erste Antennen-Basis-Station von T-Mobile im futuristischen Design.  Sechs Meter hoch setzt sich die Konstruktion in der Konzern-typischen Magenta-Farbe aus verschieden  konfigurierbaren Bildschirmen zusammen. Darunter verbirgt sich eine LTE2600-Antenne.  Aufgestellt ist sie vor der Zentrale von T-Mobile Polska, wo sie die Netz-Kapazität der im Gebäude arbeitenden Mitarbeiter ergänzen bzw. erweitern soll. Auf den oberen Bildschirmen der T-Mobile-Säule  werden u.a. die aktuelle Tagestemperatur und Luftfeuchtigkeit angegeben. Auf den unteren Bildschirmen werden Informationen für Mitarbeiter und Gäste von T-Mobile Polska angezeigt.

Wird die neuartige Konstruktion in Zukunft einmal das Netz der Antennen-Basstationen von T-Mobile prägen? Man sammele damit erst einmal Erfahrungen, teilte der Mobilfunk-Betreiber in Warschau mit. Die Säulen, die man in der Höhe, Anzahl der Komponenten und Ausstattung beliebig konfigurieren kann, werden auf jeden Fall nicht  alle Basis-Stationen im Stadtbild ersetzen.

Dies dürfte nicht nur eine Frage der Kosten sein. Auch die Anfälligkeit gegenüber Vandalismus spielt eine Rolle, wenngleich der in Polen weniger ausgeprägt ist als in Deutschland . Der Mobilfunkbetreiber schließt nicht aus, die verkleidete Antennen-Basis-Station an ausgewählten Standorten zu platzieren. Damit kann man die Reichweite des Netzes überall dort ergänzen und  erweitern, wo es notwendig ist und gleichzeitig  einen Eye catcher im städtischen Bild setzen. Ein exellenter Werbeträger ist es allemal.

Die polnische Tochter des deutschen Telekom-Konzernes hat gegenwärtig 10,9 Mio. Mobilfunk-Kunden in Polen, davon 3,47 Prepaid-Nutzer (Stand 3.Quartal 2019). T-Mobile Polska gehört  zu den ,,Großen Vier“ der Mobilfunk-Betreiber  in Polen (neben T-Mobile, Orange, Play und Plus) ,nimmt aber darunter nur den hinteren Platz ein.  Spitzenreiter ist Play mit 15,04 Mio. Mobilfunk-Kunden.

Noch vor Beginn der in den nächsten Tagen geplanten Auktion zur Versteigerung  von Frequenz-Blöcken im Bereich 3,4 bis 3,8 GhZ hatte Play zu Jahresbeginn Gdynia zur ersten Stadt in Polen  mit einem breiten Zugang  zur Mobilfunk-Technologie der neuesten Generation 5 G erklärt.

Das Unternehmen gehört zu der in Luxemburg registrierten Play Holdings, die von der isländischen Novator  Partners und der griechischen Tollerton kontrolliert wird.

Foto: T-Mobile Polska

Text: © infopol.PRESS

Polens teuerste Wohn-Adressen

17 Mio. Złoty oder umgerechnet rund 4 Mio. Euro kostete im Jahr 2019 die teuerste Wohnung in Polen. Die Bezeichnung Wohnung ist dabei untertrieben. Es handelt sich in dem Fall um miteinander verbundene Appartements mit einer Gesamtfläche von 470 Quadratmetern. Das ergibt umgerechnet einen Preis von rund 8500 Euro pro Quadratmeter.
Auf den ersten Blick scheint der Preis völlig übertrieben, denn die Immobilie befindet sich nicht am Meer, in einer Park-Landschaft oder an einem Fluß mit spektakulären Ausblicken. Nein, sie befindet sich mitten im unmittelbaren Zentrum von Warschau unter der Adresse Foksal 13/15, nahe der Neuen Welt (Nowy Świat). Die Strasse Nowy Świat ist im einheimischen Verständnis das, was der Champs Elysees in Paris oder der Kudamm in Berlin ist. Auch handelt es sich bei dem Gebäude nicht um einen Wohn-Palast, sondern um ein Haus-Komplex von Ausgang des 19. Jahrhunderts. Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch als Gründerzeit-Häuser tituliert, gibt es davon zu Tausenden in Europa. Und nicht nur in den Hauptstädten.

,,Klassische Musik in der Welt der Architektur“

,,Um den Wert dieses Gebäude-Komplexes zu schätzen, muß man die Kunst und die Geschichte lieben und ein Liebhaber des Schönen sein. Foksal 13/15 ist klassische Musik in der Welt der Architektur“, schwärmt Jeroen van der Toolen, Geschäftsführer von Ghelamco in Mittel-Osteuropa. Ghelamco ist eine belgische Immobilien-Entwicklungsgesellschaft, die sich seit Anfang der 90er Jahre mit zahlreichen renommierten Projekten, darunter Warschaus höchsten Büroturm Warszaw Spire (220 Meter hoch), zu einem der führenden Immobilien-Entwickler in Polen hochkatapultiert hat.

Fotos: Ghelamco

Für die Renovierung des völlig heruntergekommenen Gebäude-Komplexes habe man die besten Spezialisten aus dem In- und Ausland engagiert, heißt es bei Ghelamco. Dabei wurde nicht gespart.
Die Fußböden im Treppenhaus wurden mit weißen Marmor belegt und handgefertigte schmiedeiserne Geländer eingebaut. Auch bei den kunstvoll angefertigten Reliefs über den Türen (Supraporte) wie bei den fast 100 verschiedenen Stuck-Muster, mit denen die Wände und Decken der Appartements ausgestaltet wurden, findet man keine billigen Plaste-Kopien aus dem Baumarkt. Alles ist Stuckateur-Handwerk vom Feinsten.
Neben der außergewöhnlichen Ausgestaltung der Appartements und einem Concierge steht den Bewohnern von Foksal 13/15 auch ein Spa-Bereich mit Sauna und Jacuzzi sowie ein Fitness-Raum zur Verfügung. Insgesamt 55 exklusive Appartements beherbergt Foksal 13/15. Für die Experten von urban.one ist es daher nicht verwunderlich, dass sich auch die zweitteuerste Wohnung Polens des Jahres 2019 sich in dem gleichen Gebäudekomplex befindet. Der anonyme Käufer bezahlte dafür 11,5 Mio. Złoty (rund 2,7 Mio. Euro). Auf der Liste der teuersten Wohn-Adressen Polens des Jahres 2019 findet man nach Angaben von urban.one fast ausschließlich nur Adressen in Warschau. Urban.one oder auch U1 ist Polens größte Daten-Sammlung für Immobilienpreise, gestützt auf 4 Mio. Notar-Akten.
Mit den Rekord-Preisen in Warschau konnte laut U1 nur die Ostsee-Stadt Sopot mithalten. Dort bezahlte der Käufer einer 56 Quadratmeter große Wohnung in der am Meer gelegenen Park-Strasse (ul. Parkowa) einen Preis von 36 000 Złoty pro Quadratmeter (rund 8500 Euro).

Die andere Seite: 9500 Euro für eine 40m²-Wohnung

Im Unterschied zu den teuersten Wohnungen gibt es bei den billigsten Wohnungen keine lokale Konzentration. Sie befinden sich über das ganze Land verteilt, meistens in kleineren Ortschaften , in Gebäuden, die unter den Wohn-Standard liegen. Als die billigsten Wohnungen hat U1 eine 25 m² große Einraumwohnung in Chełmno (nördlich von Bydgoszcz) ausgemacht, die 37 000 Złoty kostete, sowie eine 40 m² große Zwei-Raum-Wohnung in Wałbrzych zum Preis von 41 000 Złoty (rund 9500 Euro).
Polen gehört zu den Ländern in Europa mit den höchsten Anteil an Wohn-Eigentum. Er beträgt, einschließlich Häusern, über 75 Prozent am polnischen Wohnungsbestand. Mietwohnungen spielen dagegen eine geringere Rolle als z.B. in Deutschland.

Bei den Bau-Grundstücken nahm 2019 ein 0,3 Hektar großes Grundstück in Danzig (Gdansk) den Führungs-Rang ein. Es kostete über 143 Mio. Złoty (rund 33,5 Mio. Euro). Das macht knapp 10 000 Euro pro m2 aus. Allerdings handelt es sich hier nicht um ein Grundstück für eine Wohnbebauung, sondern grenzt an den Büro-Komplex Olivia Business Park der Ostsee-Metropole an. Bei den Bau-Grundstücken für eine Wohnbebauung sind es wieder die Grundstücke in Warschau mit den Höchstpreisen. Spitze dabei ein Grundstück, das meistbietend für 67 Mio. Zloty (rund 15 Mio. Euro) unter den Hammer kam. Dabei handelt es sich um eine 2,7 Hektar große Fläche im Stadtteil Mokotów, die mit Mehrfamilien-Häusern bebaut werden soll.

© André Jański/infopol.PRESS

Foto: PLMVI-Agentur

Geschützt: Kindergeld doppelt kassieren – Bundesrechnungshof zieht die Bremse

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