Erste Entlassungswelle in FCA-Motorenfabrik von Stellantis

Fotos: Stellantis Pressematerialien

♦ Verbrenner-Autoverbot der EU fordert  Tribut

Die zum Stellantis-Konzern gehörende FCA-Motorenfabrik in Bielsko Biała hat sich mit den Gewerkschaften auf einen Sozialplan zum Beschäftigungsabbau geeinigt. Zunächst werden bis Juni 300 Mitarbeiter entlassen. Die Entlassungen werden den EU-Klimabeschlüssen und dem Verbrenner-Autoverbot ab 2035 begründet.

FCA Powertrain Poland gehört zum Stellantis-Konzern, dem Autohersteller von Fiat, Opel, Peugeot, Citroen und Alfa Romeo. Noch 2019 wurden in der Motoren-Fabrik von FCA Powertrain Poland in Bielsko Biała rund 264 000 Diesel- und Benzinmotoren produziert.
Seinerzeit waren in dem Werk 1200 Mitarbeiter beschäftigt. In dem Werk hat jetzt der Beschäftigungs-Abbau begonnen. Bis Juni werden zunächst 300 Mitarbeiter der gegenwärtig noch 800 Beschäftigten entlassen.
Gewerkschaften und Vorstand einigten sich auf einen Sozialplan. Für Mitarbeiter , die freiwillig ihren Arbeitsplatz verlassen, sind in Abhängigkeit von der Betriebszugehörigkeit Abfindungen in Höhe bis zu 24 Monatslöhnen vorgesehen.
Stellantis erklärt den Beschäftigungsabbau mit den stringenden Entscheidungen der EU zur Reduzierung der Schadstoff-Emissionen (Euro-7-Norm) und dem Beschluss des EU-Parlaments zum Verbrenner-Autoverbot ab dem Jahre 2035.
Die auf E-Autos fokussierte Politik der EU habe zu einem Rückgang der Bestellungen für Verbrenner-Motoren geführt. In der Konsequenz wird deshalb die Herstellung von Twin Air-Motoren für die Fiat-Modelle in Bielsko Biała eingestellt. Die Produktion der SDE- und GSE-Turbobenzinmotoren wird beschränkt. Die Produktionslinie für 1,3 Liter-Dieselmotoren soll nur noch bis 2025 in Betrieb bleiben. Was danach passiert und ob dann das Werk geschlossen wird, ist unbekannt.
Die FCA-Motorenfabrik war bisher der größte Arbeitgeber in der südpolnischen Stadt.

Produktionsbeginn für vollelektrifizierten Jeep Avenger 

Der Stellantis-Konzern hat erst Anfang Februar in seinem Werk im schlesischen Tychy (früher Fiat-Chrysler) die reguläre Produktion des Jeep Avenger aufgenommen. Das vollelektrifizierte Fahrzeug ist der erste Jeep, den der Autokonzern in Polen produziert. Beim Jeep Avenger handelt es sich um ein Fahrzeug aus dem B-Segment der SUV. Bei seiner Weltpremiere auf der Automesse in Paris war das Fahrzeug zum ,,Car of the year 2023″ gekürt worden.
In Tychy wurden bisher der Fiat 500 als Standard-Modell sowie das mit dem Fiat 500 verwandte Model Abarth 500 und der Lancia Ypsilon produziert.
Der Jeep Avenger ist das erste von drei neuen Elektro- und Hybrid-Modellen, die Stellantis in Tychy produzieren wird.

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Autobahn-Maut in Polen wird immer teurer

Foto: PL-Agentur

Das Autobahn-Konsortium Autostrada Wielkopolska hat erneut die Mautgebühren auf der Autobahn A-2 angehoben. Auf der wichtigsten Ost-West-Verkehrsachse im europäischen Straßenverkehr (Paris-Berlin-Warschau) bezahlt der aus Deutschland kommende Pkw-Fahrer für die einmalige Fahrtstrecke nach Warschau und zurück jetzt Mautgebühren von knapp 50 Euro (224 Złoty).

,,Autobahn der Freiheit“ bzw. Autostrada Wolności“ ist die makaber wie lächerlich anmutende Bezeichnung, die einst der deutsche Bundespräsident Gauck und sein damaliger polnischer Amtskollege Komorowski auf den Schildern der Autobahn-Trasse von Berlin nach Warschau anbringen ließen. Auf der über 300 Kilometer langen polnischen Autobahntrasse, die von dem privaten Autobahn-Konsortium Autostrada Wielkopolska betrieben wird, hat die ,,Freiheit“ jedoch ihren Preis. Und der fällt immer höher aus. Die Zeitabstände bei der Erhöhung der Mautgebühren werden immer kürzer. Ihre Begründung ist immer die gleiche – Inflation, höhere Kosten usw. Nach der letzten Erhöhung vor sechs Monaten hat das private Autobahn-Konsortium schon wieder zum 9.März die Mautgebühren angehoben. Pkw-Fahrer bezahlen jetzt an den drei Maut-Stationen auf der 149 Kilometer langen A-2-Autobahntrasse zwischen Nowy Tomyśl und Konin jeweils 28 Złoty. Nur auf dem rund 105 Kilometer langen Abschnitt von Nowy Tomyśl zur Grenze nach Deutschland (Świecko/Frankfurt/.O.), bleiben die Gebühren mit 18 Złoty unverändert.

Einmal  Warschau und zurück 50 Euro

Die gesamte, von der Autostrada Wielkopolska verwalteten Autobahntrasse kostet damit in einer Fahrtrichtung insgesamt 102 Złoty. Berücksichtigt man dann noch die Mautgebühren, die auf der staatlich verwalteten Anschlusstrasse der A-2 von Konin-Warschau erhoben werden, kostet die einmalige Fahrt auf der ,,Autobahn der Freiheit“ von der deutsch-polnischen Grenze bis nach Warschau und zurück dem Pkw-Fahrer in der Kategorie 1 insgesamt knapp 50 Euro (224 Złoty) Mautgebühren. Für Fahrzeuge in den höheren Fahrzeug-Kategorie ist natürlich deutlich mehr zu zahlen.
Für die 149 Kilometer lange AutobahnTrasse der A-2 von Konin- Nowy Tomyśl sind jetzt in einer Fahrtrichtung folgende Mautgebühren fällig:
♦ 84 Złoty für Pkw (Kategorie 1)
♦ 129 Złoty (Kategorie 2) für Pkw mit Hänger sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen;

♦ 198 Złoty für Dreiachser sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen und Hänger;

♦300 Złoty für Fahrzeuge mit mehr als drei Achsen und Dreiachser mit Hänger,

♦ 840 Złoty für übernormative Fahrzeuge;
♦ 42 Złoty für Motorräder (Kategorie 6)

6,50 Euro für 60 Kilometer Autobahn

Noch teurer als auf der Autobahn A-2 wird es ab April auf der Autobahn A-4, der Anschluss-Trasse an die Bundes-Autobahn Dresden-Görlitz. Auf der von der privaten Stalexport Autostrada Małopolska betriebenen Trasse Katowice-Kraków steigt die Maut-Gebühr ab April auf 30 Zloty. Das hört sich nicht viel an. Die Trasse ist allerdings nur 61 Kilometer lang. Damit bezahlt man als Pkw-Fahrer dort umgerechnet 1 Euro pro 10 Kilometer.

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Ab Neujahr Anhebung der Steuer auf Benzin und Diesel

 

Foto: PL-Agentur

Ab 1.Januar wird die Steuer auf Benzin und Diesel an den polnischen Tankstellen angehoben. Viele Autofahrer werden deshalb vor dem Jahreswechsel noch einmal die Tanks füllen. Daher sind lange Warteschlangen an den Tankstellen zu erwarten.

Unmittelbar vor Weihnachten kostete der Liter Benzin Pb 95 an den polnischen Tankstellen umgerechnet im Durchschnitt 1,43 Euro. Für Diesel waren durchschnittlich 1,65 Euro zu zahlen. Damit gehörten die polnischen Tankstellenpreise mit zu den niedrigsten in Europa. Der Preis-Unterschied z.B. zu den Preisen an den deutschen Tankstellen fällt allerdings nicht mehr so deutlich aus, wie das noch im Sommer der Fall war.

Ohne Steuer ist polnisches Benzin am teuersten in Europa

Legt man allerdings ökonomische Maßstäbe an, die ,,deutsche Tanktouristen“ nicht auf der Rechnung haben, dann verschieben sich die Vergleichs-Proportionen in eine völlig andere Richtung. Nach Angaben des Weekly Oil Bulletins, das wöchentlich die Tankstellenpreise auf dem europäischen Markt vergleicht, kostete Benzin und Diesel an deutschen Tankstellen im Durchschnitt 15 Eurocent weniger als an polnischen Tankstellen, wenn man nicht die Steuern berücksichtigt. Ohne Steuern war Benzin laut Weekly Oil Bulletin nirgendwo in Europa so teuer wie an polnischen Tankstellen. Ähnlich sah es in der Woche vor Weihnachten bei Diesel aus. Nur in Schweden waren die Diesel-Preise ohne Steuer noch teurer als in Polen.
Der vom Autofahrer wahrgenommene billigere Spritpreis an polnischen Tankstellen war bisher auf den verringerten Mehrwertsteuersatz zurückzuführen. Anfang 2022 hatte die Regierung in Warschau die Mehrwertsteuer im Rahmen ihres Anti-Inflationsschutzschirmes von 23 auf 8 Prozent gesenkt. Diese drastische Absenkung stand im Widerspruch zur EU-Richtlinie zum Mehrwertsteuersystem, die für einen fairen Wettbewerb im EU-Binnenmarkt sorgen soll. Dies ändert sich in wenigen Tagen. Ab 1.Januar wird die Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel wieder von 8 auf 23 Prozent angehoben.
In Erwartung der üblichen Massenpanik wird dies voraussichtlich in den letzten Tagen des alten Jahres noch zu langen Warteschlangen an den polnischen Tankstellen führen. In den Mainstream-Medien ist bereits die Rede von einer Verteuerung der Tankstellenpreise ab 1.Januar um 20 bis 25 Cent pro Liter.
Dies ist allerdings nur eine Rechnung auf dem Papier ohne Berücksichtigung der politischen Rahmenbedingungen. Platzhirsch auf dem polnischen Tankstellen-Markt ist PKN Orlen mit seinen 1920 Tankstellen in Polen. PKN Orlen wird staatlich kontrolliert und an dessen Preise müssen sich auch die anderen Tankstellenbetreiber orientieren.
Der Vorstandschef von PKN Orlen, Daniel Obajtek, ein Günstling von PiS-Parteichef Kaczyński, hat bereits angekündigt, dass die Anhebung der Mehrwertsteuer keinen großen Einfluss auf die Spritpreise an den Orlen-Tankstellen haben wird. Markt-Experten verweisen in diesen Zusammenhang darauf, dass die Mehrsteuersteuer-Erhöhung de facto bereits in den gegenwärtigen Spritpreisen enthalten ist. Sie wird gegenwärtig vom staatlichen Konzern als hohe Gewinn-Marge kassiert. Ab dem neuen Jahr dann direkt vom Staat. PKN Orlen streitet diesen Zusammenhang ab und verweist darauf, dass er über die Hälfte seines Gewinns an seinen 600 Tankstellen in Deutschland (,,star“ / Orlen-Tankstellen) einstreicht.

Auch Zigaretten werden ab Januar teurer

Mit Rücksicht auf die staatlich ausgerichtete Politik zur Eindämmung der Inflation ist nicht damit zu rechnen, dass der staatlich dirigierte Mineralölkonzern PKN Orlen ab dem 1.Januar wesentlich die Spritpreise in Polen hochschraubt. Auch die anderen Tankstellen-Betreiber werden sich daran orientieren.
Dessen ungeachtet ist das Tanken in Polen für deutsche Tanktouristen, die aus einer Entfernung von mehr als 30 Kilometer zur Grenze anfahren, kaum noch lohnenswert. Bei dieser Gelegenheit auch andere Produkte zu kaufen, rechnet sich auch immer weniger, da die Inflation in Polen höhen ist als in Deutschland. Laut den Prognosen der Finanzmärkte wird die Inflation in Polen im Februar die Marke von 20 Prozent überschreiten. Und auch der Kauf von Zigaretten in Polen wird ab 1.Januar teurer, weil die Akzise (Verbrauchssteuer) auf Tabakwaren um 10 Prozent erhöht wird.

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MAN entlässt ein Drittel der Belegschaft im Buswerk Starachowice

Fotos: MAN

Der Münchner Bus- und Lastwagenbauer MAN entlässt 860 Beschäftigte in seinem Buswerk in Starachowice. Die VW-Tochter begründet die Entlassungen mit der Kostenexplosion und der stark rückläufigen Nachfrage nach Bussen.

MAN Truck & Bus SE leidet bereit schon seit längerer Zeit unter einen stark rückläufigen Absatz bei Autobussen. Von 2019 ist er von 7400 auf 4600 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Dieser Niedergang hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Bis Ende Oktober wurden im Konzern rund 2800 Busse verkauft. Im MAN-Werk in Starachowice hatte es deshalb schon seit längerer Gerüchte um bevorstehende Entlassungen gegeben. Dass diese jetzt in einem solchen Umfang ausfallen, damit hatte niemand gerechnet. Wie MAN in der vorliegenden Mitteilung bekanntgab, werden 860 Arbeitsplätze in Starachowice gestrichen. Das ist rund ein Drittel der Belegschaft. In dem Werk, wo seit über 20 Jahren Niederflur-Busse für den Stadtverkehr produziert werden (Lion’s City mit konventionellen, E- und Erdgas-Antrieb), sind bisher 3500 Mitarbeiter beschäftigt. Eine Entlassung in dieser Größenordnung hat es in Polen schon seit Jahren nicht mehr gegeben.
Schon etwas makaber: Die Entlassungen wurden am Vorabend der polnischen Nationalfeiertages bekannt gegeben. Es könne nicht sein, dass von heute auf morgen mehrere Hundert Mitarbeiter entlassen werden, kommentierte der Vorsitzende der Solidarność-Betriebsgewerkschaft, Seweryn, die in München getroffene Entscheidung. Auch für die 40 000-Einwohner-Stadt Starachowice im Südosten von Polen bedeutet die angekündigte Entlassungswelle ein Schock. MAN ist dort bisher der größte Arbeitgeber.

Nur noch täglich 8 Busse

Durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Folge des Ukraine-Kriegs und der damit verbundene Steigerung der Material- und Energiekosten sei in kurz-und mittelfristiger Perspektive keine deutliche Verbesserung der Markt- und Absatz-Situation zu erwarten. Notwendig sei deshalb eine schnelle Anpassung der Strukturen an die Situation, heißt es in der offiziellen MAN-Erklärung zu dem Arbeitsplatz-Abbau im MAN-Werk Starachowice.

Für die Fortsetzung der Produktion in den beiden europäischen MAN-Autobus-Werken in Starachowice und in Ankara soll deshalb die tägliche Produktionskapazität an die aktuelle Markt-Situation angepasst werden. In Starachowice werden künftig acht statt bisher 12 Busse produziert, erklärte Michael Kobriger, Produktions-Vorstand von MAN Truck & Bus SE. Für die damit einhergehende Streichung von 860 Arbeitsplätzen werde man in den Verhandlungen mit den Gewerkschaften sozialverträgliche Lösungen erarbeiten. Der Vorstand schlägt dazu eine Verlagerung von Arbeitskräften in das Lkw-Montagewerk von MAN in Kraków (Niepołomice )und nach Banovce in die benachbarte Slowakei vor.
Der Gewerkschaftschef Seweryn empfindet die Vorschläge als Hohn. Bei der beschränkten Arbeitsplatz-Situation in diesen MAN-Werken bleibt für die Mitarbeiter in Starachowice, die von der Arbeitsplatz-Streichung betroffen sind, kaum etwas übrig.
Die Entscheidung zum massiven Arbeits-Abbau in Starachowice wird darauf zurückgeführt, dass es im polnischen MAN-Buswerk in der Vergangenheit zu keiner Einigung mit den Gewerkschaften zur Einführung eines flexiblen Arbeitszeit-Modells gegeben hat. In der zweiten MAN-Busfabrik in der Türkei verlief die Tätigkeit bisher normal. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres wurden dort 1318 Busse produziert, 90 Busse mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
MAN betreibt in Polen noch ein zweites Werk. In dem Montage-Werk in Niepołomice bei Kraków werden seit 2007 Lkw der Baureihen TGX und TGN hergestellt. Vor einigen Tagen ist dort der 200 000 Lastwagen vom Band gerollt.


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Luftverkehr über Warschau wird eingeschränkt

Foto: PAŻP

Flug-Passagiere von und nach Warschau müssen sich ab 1.Mai auf eine massive Streichung von Flügen einstellen. Die polnische Regierung hat jetzt eine Verordnung herausgegeben, die Einschränkungen des Luftraums über Warschau vorsieht. Grund dafür sind nicht etwa die Luftfahrt-Sanktionen gegen Russland und der Krieg in der Ukraine, sondern ein seit Wochen geführter Tarif-Konflikt um die Gehälter der Fluglotsen.
In Verbindung mit den beschränkten Möglichkeiten der Flugsicherung über den Warschauer Luftraum werden in der amtlichen Verordnung die Start- und Landezeiten auf den beiden größten polnischen Flughäfen in Warschau – Chopin-Flughafen Warschau und Modlin – auf den Zeitraum von 9.30 bis 17.00 Uhr eingeschränkt. Dies hat nicht nur eine Streichung von mindestens ein Drittel aller Flüge von und nach Warschau zur Folge. Betroffen könnten auch Flüge durch den polnischen Luftraum sein, was durch Umleitungen Auswirkungen auf den gesamten europäischen Luftverkehr hat.
Welche Flug-Verbindungen annulliert werden, ist bislang noch offen. In der Regierungs-Verordnung ist aber eine Prioritäten-Liste mit Flugzielen aufgeführt, die bevorzugt bei der Abfertigung des Flugverkehrs behandelt werden. Ganz oben auf der Prioritäten-Liste stehen die Flugziele London, Frankfurt, New York, Paris und Brüssel. Im weiteren Verlauf der Liste werden u.a. München, Wien und Zürich aufgeführt. Am unteren Ende der Liste stehen Düsseldorf, Berlin und der polnische Regionalflughafen Goleniów (bei Stettin/Szczecin).
Mit den am 1.Mai vorgesehen Beschränkungen zieht die polnische Regierung die Notbremse nach den seit Wochen ohne Einigung geführten Verhandlungen über die Gehälter der Fluglotsen.
Das zivile polnische Luftfahrtsamt PAŻP hatte Ende vergangenen Jahres ein neues Vergütungssystem mit einer Senkung der Gehälter für die Fluglotsen eingeführt. Die Gehälter-Senkung wurde mit dem Rückgang des Flugverkehrs in der Corona-Pandemie und den geringeren Einnahmen aus den von den Airlines zu entrichtenden Gebühren begründet. 180 der 208 in Warschau arbeitenden Fluglotsen nahmen die Gehalts-Kürzung nicht hin. Ende März schieden die ersten 44 Fluglotsen aus dem Dienst aus. Für weitere 136 Fluglotsen endet die Kündigungsfrist am 30.April. Damit würden ab 1.Mai nur noch 28 Fluglotsen zur Verfügung stehen.
Nach erfolglosen Verhandlungen mit der Gewerkschaft kündigte die im April neu ernannte Leiterin der Flug-Sicherheitsbehörde eine Rücknahme der Kündigungen und Rückkehr zu den alten Vergütungs-Bedingungen an. Diese Versprechen sahen die gewerkschaftlichen Vertreter und Anwälte der Lotsen jedoch nicht erfüllt. Nach Ostern wurde nahezu täglich über die Gehaltsforderungen verhandelt. Bislang ohne Ergebnis.

Nach deutschen Fluglotsen höchste Vergütungen in Europa

Infrastruktur-Minister Andrzej Adamczyk, der zuletzt als Vermittler die Verhandlungen begleitet hat, verwies darauf, dass eine gute Bezahlung für Fluglotsen völlig unstrittig ist. Schließlich tragen Fluglotsen eine enorme Verantwortung. Ein kleinster Fehler von ihnen kann Hunderten von Menschen das Leben kosten. Entsprechend hatten polnische Fluglotsen vor Beginn der Corona-Krise nach den deutschen Fluglotsen die höchsten Gehälter in Europa. Ein erfahrener Fluglotse kam mit den Zuschlägen in der Spitze auf bis zu 100 000 Złoty im Monat, also umgerechnet mehr als 20 000 Euro.
Mit der Corona-Pandemie und dem Rückgang des Flugverkehrs wurden die Gehälter der Lotsen drastisch reduziert. Nach Angaben des Ministers haben die Fluglotsen in Warschau gegenwärtig ein Gehalt von rund 33 500 Złoty (rund 7500 Euro) im Durchschnitt pro Monat. Die höchsten Gehälter liegen mit den verschiedenen Zuschlägen gegenwärtig bei 70 000 Złoty ( rund 15 500 Euro) . Laut dem Minister laufen die Forderung der Gewerkschaft auf eine Verdopplung der gegenwärtig gezahlten Durchschnitts-Gehälter hinaus. Dies hätte die Konsequenz, die von den Airlines zu entrichtenden Flug-Gebühren zu erhöhen, was zu einer Verteuerung der Flug-Tickets für die Passagiere führen würde.
Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaftsvertretung der Fluglotsen und der Luftfahrtbehörde dauern noch weiter an.
Die von der Regierung vorgesehenen Beschränkungen auf den Warschauer Flughäfen sind zunächst bis 31. Mai befristet.

© André Jański / infopol.PRESS

Ukraine blockiert Bahntransporte nach Polen

 

Seit Wochen blockiert die Ukraine die Schienenverkehre aus dem Osten nach Polen. Von den Beschränkungen sind Warentransporte aus 15 Ländern betroffen, darunter aus Kasachstan und Russland, und was für Polens Unternehmen besonders schmerzhaft ist, Warentransporte über die ,,Neue Seidenstrasse“ aus China.

Die vordergründige Vermutung, dass die Blockade der Schienenwege durch die Ukraine mit dem Aufmarsch der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen hängt, ist allerdings abwegig.  Die Ukraine blockiert nur die Schienenverkehre nach Polen. Die Transit-Züge aus der Ukraine in die Slowakei und nach Ungarn rollen ungehindert weiter. ,,Wir sind das einzige europäische Land, das vom unbefristeten Verbot der Ukrainischen Bahn für den Warentransport im Transit betroffen ist“, machte Andrzej Olszewski vom Vorstand der Polnischen Bahn PKP seinen Ärger Luft. Inzwischen dauert die Unterbrechung der internationalen Lieferketten durch die Ukraine bereits den zweiten Monat an.

Offiziell erklärt Kiew den Transitverbot mit notwendigen Reparatur-Arbeiten auf der Bahnstrecke nach Polen. Tatsächlich geht es jedoch – wie Staatsbeamte in einem Bericht eines ukrainischen Nachrichtenportals Dzerkało Tyżnia zugeben – darum, ein Druckmittel gegenüber Warschau bei der Durchsetzung von Forderungen nach einer höheren Zahl von Transportgenehmigungen auszuüben.

 

Glaubwürdigkeit der Ukraine – Druckmittel oder Erpressung?

Konkret geht es dabei um die CEMT-Genehmigungen für Lkw, die zur Beförderung von Waren im grenzüberschreitenden Straßenverkehr zwischen der EU und osteuropäischen Ländern berechtigen. Diese werden jährlich nach Ländern kontingentiert. Neben der Türkei und der Ukraine gehört Polen zu den Hauptprofiteuren des CEMT-Genehmigungssystems, dem 42 Länder angehören. Polen hatte bisher der Ukraine 160 000 Transport-Genehmigungen pro Jahr ausgestellt. Für Kiew ist das nicht ausreichend. Die Ukraine verlangt nun eine Erhöhung auf 200 000 Transport-Genehmigungen. Polen sei das Haupteingangstor für die Ukraine nach Europa. Rund 40 Prozent aller ukrainischen Warentransporte an EU-Staaten entfallen auf Polen. Das Defizit an Transport-Genehmigungen beschränke den Handel der Ukraine mit der EU, heißt es in dem ukrainischen Nachrichtenportal. Polen sei nicht bereit, die Quoten zu erhöhen. Die scharfe Reaktion der ukrainischen Behörden sei die Antwort auf Polens ablehnende Haltung. Kiew hat bereits Polen eine Klage in Brüssel angedroht.

Laut ukrainischer Statistik ist Polen nach China der zweitgrößte Handelspartner der Ukraine. Mit Stand Oktober 2021 wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 4,4 Milliarden US-Dollar nach Polen exportiert. Einen bedeutenden Anteil haben dabei Rohstoffe wie Eisenerze, deren Hauptabnehmer die Hüttenbetriebe von ArcelorMittal in Südpolen sind. Eine besondere Bedeutung für die Polnische Bahn PKP hat dabei die Bahnanbindung des Euro-Terminals Sławków an das ukrainische Bahnnetz. Das Euroterminal im oberschlesischen Sławków ist der westlichste Ort in Europa, der an eine aus dem Osten kommenden Bahnlinie in der Breitspur (Gleisabstand 1520 mm) angebunden ist. Die von der PKP LHS betriebene Strecke hat eine Länge von 400 Kilometern und führt über den Grenzübergang Hrubieszów in die Ukraine. Gebaut wurde sie in den 70er Jahren zur Versorgung der Montan-Industrie in Oberschlesien mit Rohstoffen aus der Sowjetunion.

Fotos: LHS PKP

Vor zwei Jahren wurde im Euro-Terminal Sławków der Container-Zugverkehr aus China in Betrieb genommen. Im Vergleich zu anderen Zugverbindungen nach China und Südkorea beträgt die Laufzeit der Züge zum Euroterminal nur 12 bis 14 Tage, was dem Umstand zu verdanken ist, dass die Züge von der chinesisch-kasachischen Grenze bis zur polnischen Endstation auf der russisch genormten Breitspur fahren können, ohne die Notwendigkeit, die Container an der EU-Außen-Grenze auf die europäische Spurbreite umzuladen.

Mit den unterbrochenen Lieferketten durch die Ukraine fürchtet man jetzt bei der PKP Kunden zu verlieren. Die Blockade des Bahn-Transits nach Polen setze die Glaubwürdigkeit der Ukraine herab, heißt es.

Nicht nur beim Handelsverkehr ist Polen mit der Ukraine eng wirtschaftlich verflochten. In nahezu jedem polnischen Unternehmen sind Arbeitskräfte aus der Ukraine als billige Lohnarbeiter beschäftigt. Nach Angaben der polnischen Arbeitsämter beschäftigen 60 Prozent aller Firmen in der Automobil-Industrie, der Transport- und Logistikbranche sowie dem Bau Ukrainer. Insgesamt wird die Zahl der in Polen beschäftigten Ukrainer in Dunkelziffer-Schätzungen auf rund 2 Mio. geschätzt.

© André Jański / infopol.PRESS

Anschubfinanzierung für Containerhafen auf Usedom

Der Hafenverwaltung Szczecin-Świnoujśćie (Stettin-Swinemünde) sind im Rahmen von Änderungen am Corona-Gesetzpaket 360 Mio. Zloty aus dem Staatshaushalt zugewiesen worden. Damit ist nach Angaben von Staatssekretär Marek Gróbarczyk vom Infrastrukturministeriums die Finanzierung des Wellenbrechers als ersten Schritt für den Bau des Container-Terminals in Swinemünde auf der Ostsee-Insel Usedom gesichert. Die Hafenverwaltung hatte dafür bereits im vergangenen Jahr 320 Mio. Zloty erhalten. Dies ist der ,,Anfang einer sich erfüllenden Vision“, dass der Hafen-Verbund Szczecin-Świnoujśćie mit einem neuen Container-Terminal modern und international wettbewerbsfähig für die Zukunft aufgestellt wird, twitterte Gróbarczyk.
Der Bau des Container-Hafens in Swinemünde ist Bestandteil des von der nationalkonservativen Regierung beschlossenen Entwicklungs-Programms für die polnischen Häfen bis zum Jahre 2030. Seine jährliche Umschlag-Kapazität soll auf 2 Mio. TEU ausgelegt werden. Dies ist in etwa die gleiche Größenordnung, die der DCT in Danzig (Gdańsk) als Polens größter Containerhafen an der Ostsee-Küste hat.

Als Tiefwasser- und Außenhafen angelegt, sollen an den 1300 Meter langen Kais jeweils zwei Container-Riesen mit einer Länge von 400 Meter und ein Container-Schiff mit 200 Metern Länge mit einem Tiefgang von 15,5 Metern anlegen können. Der Containerhafen in Swinemünde ist als Drehkreuz für den Ostseeraum konzipiert. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (PiS) äußerte im Sommer die Überzeugung, dass es mit dem Bau des Tiefwasser-Containerterminal gelingen wird, den deutschen Seehäfen in der Nordsee (Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven u.a.) und dem Rotterdamer Hafen einen Teil ihrer Fracht- und Umschlagaufträge abzunehmen.
Als Standort wurde das Gebiet in unmittelbarer (östlicher) Nachbarschaft des LNG-Gashafens festgelegt, der dessen Kapazität gegenwärtig ausgebaut wird. Zu Land wird der Hafen mit einer Park- und Logistikinfrastruktur ergänzt. Die gegenwärtige Betonplatten-Straße wird durch eine Schnellstraße mit jeweils zwei Spuren in Fahrtrichtung ersetzt und an die gegenwärtig als Autobahn ausgebaute Schnellstrasse S 3 von Stettin über Goleniów nach Swinemünde angebunden.
Die Investition wird auf 3,5 Mrd. Złoty geschätzt. Diese Schätzung beruht jedoch noch auf den Planungen von 2017. Vermutlich werden die tatsächlichen Kosten um das Doppelte auf über 1 Mrd. Euro höher ausfallen.

,,Ghetto von Container-Lager und Parkflächen im Ostseebad?

Bei der einheimischen Bevölkerung ist das Hafenprojekt umstritten. Bereits vor Jahren hatte sich eine Initiative von Bürgern und Umweltschützern gegen den Bau des Container-Hafens gegründet. Sie fürchtet, das mit dem Container-Hafen ein ,,Ghetto von Container-Lager- und Parkflächen” geschaffen wird, dem 20 Hektar Küstenwald und der Ostsee-Badestrand zum Opfer fallen. Schon jetzt ist der vorgelagerte Raum vor dem Fährhafen östlich des Ostsee-Arms Swine im Ortsteil Warszów mit Stellflächen für die auf die Abfertigung wartenden Lkw zugestellt. Świnoujście, das unmittelbar neben den deutschen ,,Kaiser-Bädern” Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf der Insel Usedom liegt, würde damit zunehmend seinen Status als Ostsee-Bad verlieren.
Kritik kommt auch aus Kreisen des Verkehrswirtschaft, vornehmlich von Experten aus Danzig (Gdansk), die durch den Containerhafen in Swinemünde als Konkurrenz-Objekt zum DCT-Containerterminal in Danzig und dem Ausbau des Containerhafens in Gdynia eine ,,Kannibalisierung” des Container-Verkehrs an der polnischen Ostseeküste befürchten. Im Corona-Vorkrisenjahr 2019 wurden in allen polnischen Häfen 3,05 Mio. TEU Containerfracht umgeschlagen. Davon entfielen nahezu 97 Prozent auf die Containerhäfen Danzig und Gdynia.

Von der Hafenverwaltung Szczecin-Świnoujśćie wird dagegen als Gegen-Argument, das den Bau des Containerhafens in Swinemünde rechtfertigt, auf Prognosen von einem ständig steigenden Wachstum des Containerverkehrs an der polnischen Ostsee-Küste auf bis zu 8 Mio. TEU verwiesen. Allerdings wirft sich die Frage auf, ob solche auf dem Papier aufgestellten Prognosen von einem ständigen Wachstum des Containerverkehrs noch mit der Realität und Überlegungen in der europäischen Wirtschaft vereinbar sind, in Konsequenz aus der Corona-Krise Korrekturen an der Lieferketten-Abhängigkeit aus China und Asien vorzunehmen.

Bereits dritte Ausschreibung zur Investorensuche

In ihren Untersuchungen und Analysen, die den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit des Containerhafens in Swinemünde belegen sollen, verweist die Hafenverwaltung Szczecin-Świnoujśćie auch auf die Experten-Autorität des in den Ruhestand versetzten Professor Horst Linde von der Technischen Universität Berlin. Nach Auffassung des emeritierten Professors füllt der Containerhafen in Swinemünde eine Lücke zwischen Hamburg und Danzig aus. Der Standort würde auch kürzere Transportverbindungen nach Berlin-Brandenburg und Schlesien herstellen. Von besonderer Bedeutung sei dabei der direkte Zugang zum Fluß-System der Oder (über das Oder-Haff).Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Oder mit ihren Niedrigwasserständen als Wasserstrasse erster Ordnung wieder schiffbar gemacht werden wird. Dies setzt einen Ausbau voraus, gegen die sich die Umweltverbände wenden.
Auf der Suche nach einem Partner für den Bau und künftigen Betreiber des Containerhafens hatte die Hafenverwaltung bereits zwei Verfahren ausgeschrieben, die ergebnislos endeten. In dem jetzt im Oktober erneut ausgeschriebenen Verfahren wurden drei Angebote abgegeben: von der britischen Baltic Gateway, der belgischen Unternehmensgruppe Deme Concessions sowie der polnischen Agentur für Industrieentwicklung ARP. Die ARP ist ein Investitionsvehikel des polnischen Staates, das der nationalkonservativen PiS-Regierung vorrangig zur Überführung von Wirtschaftsvermögen in Staatsbesitz dient.
Nach Angaben der Hafenverwaltung soll Ende Februar die Entscheidung zur Auswahl des künftigen Investors für den Hafenbau fallen.

© André Jański / infopol.PRESS

Neues Maut-System auf Autobahnen und Schnellstraßen

In Polen ist das bisherige Maut-System viaTOLL des österreichischen Unternehmens Kapsch abgeschalten worden. Seit dem 1.Oktober werden die Maut-Gebühren vollständig von der zentralen Steuerverwaltung KAS über das neue Maut-System e-Toll erfasst und eingezogen.
Das neue e-TOLL-System basiert auf Satellitenpositionierungstechnologie. Dadurch kann die Maut für das Fahren auf den staatlich verwalteten Autobahnabschnitten, Schnellstraßen und Nationalstraßen elektronisch verrechnet werden. Das System deckt das mautpflichtige Straßennetz für Fahrzeuge von über 3,5 t zulässigen Gesamtgewichts sowie für Busse mit mehr als 9 Sitzplätzen unabhängig vom zulässigen Gesamtgewicht auf ca. 3.700 km Straßen-Kilometer ab.
Die Gebührenerfassung erfolgt über die OBU-Einrichtung oder externe Ortungsgeräte (ZSL-Bordgeräte) an Bord von Fahrzeugen über 3,5 t. ist Die Registrierung ist online unter etoll.gov.pl und in stationären Kundendienststellen sowie über einen ausgewählten Flottenkartenanbieter möglich. Dank des Einsatzes der Satellitenortungstechnologie ist das e-TOLL-System offen für verschiedene GPS-Geräte. Insgesamt sind 89 Lieferanten von OBU- und ZSL-Geräten zum e-TOLL-System zugelassen.
Mit der Einrichtung des neuen Maut-Systems werden auch die Einrichtungen zur Übertragung von Ortungsdaten für das elektronische Überwachungssystem SENT für die Beförderung betrugsanfälliger Warengruppen (u.a. Treibstoffe, Fette und Öle, Alkohol) vereinheitlicht. Wie die zentrale Steuer-Verwaltung KAS mitteilt , ist ab 1.November die einzige App zur Übertragung der Ortungsdaten die e-TOLL PL.

Pkw-Fahrer: Kauf von Autobahn-Ticket vor Fahrtantritt

Pkw-Fahrer können auf den gebührenpflichtigen Abschnitten der staatlichen Autobahntrassen (A-2 – Konin-Stryków/ A-4 – Wrocław – Sośnica) die Maut vorübergehend traditionell oder mit Hilfe einer kostenlosen App auf Smartphone und Tablets (nach vorheriger Kontoeröffnung) entrichten. Ab Dezember werden dann die Maut-Stationen auf den Autobahn-Abschnitten, die von der staatlichen Generaldirektion für National-Straßen und Autobahnen GDKKiA verwaltet werden, abgebaut. Insofern sich Pkw-Fahrer kein Pre-Paid-Konto über das Internet (e-TOLL PL App) oder einem SB-Terminal aufladen, müssen sich die Fahrer von Pkw oder Motorrädern dann vor Fahrtantritt ein Autobahn-Ticket an Tankstellen oder Kiosken kaufen. In der Praxis werden insbesondere ausländische Fahrer davon Gebrauch machen, die nur gelegentlich oder nur einmalig im Urlaub die Streckenabschnitte befahren.
Die Steuerverwaltung KAS hat bereits schon die Vorbereitungen für ein dichtes Kontroll- System zur Einhaltung der Gebührenpflicht getroffen. Für 120 Mio. Złoty wurden 70 Klein- Transporter und 32 Kombi-Pkw mit Kameras und elektronischen Monitoring-Einrichtungen angeschafft, die dann auf den Autobahnen und Express-Straßen rund um die Uhr Kontroll-Fahrten unternehmen.
Bislang bleiben die Mautgebühren unverändert. Derzeit kostet ein Kilometer auf Autobahnen (A) und Schnellstraßen (S) je nach Schadstoffkategorie 20 bis 40 Cent für Fahrzeuge zwischen 3,5 Tonnen und 12 Tonnen. Über 12 Tonnen werden 27 bis 53 Eurocent Gebühr pro Kilometer fällig.
Für Pkw beträgt die Maut auf dem Streckenabschnitt der Autobahn A-2 zwischen Konin bis Stryków 9,90 Złoty. Auf der Autobahn A-4 werden auf dem Abschnitt Bielany Wrocławskie – Sośnica 16,20 Złoty fällig.

Ob und wie sich die Maut-Gebühren im kommenden Jahr verändern, ist bislang noch völlig offen. Die staatlichen Straßen-Agentur GDDKiA hat allerdings bereits angekündigt, dass im kommenden Jahr weitere 1700 Straßen-Kilometer in das gebührenpflichtige Maut-System einbezogen werden.

Unabhängig von der Einführung des neuen e-Toll-Systems auf den staatlich verwalteten Autobahnen und Straßen bleiben die drei privaten Maut-Systeme auf den polnischen Autobahnen weiterhin bestehen. So müssen Autofahrer auf der der Autobahn A-2 (Verlängerung der deutschen Autobahn A9 ab Frankfurt/Oder bis Warschau) neben den Gebühren im E-Toll-Mautsystem auch an den Maut-Stationen des privaten Autobahn-Konsortiums Autostrada Wielkopolska löhnen. Die Fahrt mit dem Pkw nach Warschau und zurück kostet damit umgerechnet rund 40 Euro. Die polnische Autobahn A-2 gehört damit zu den teuersten Autobahnen Europas.

© André Jański / infopol.PRESS

Swine-Tunnel zur Insel Usedom am Ziel

Foto: UM Świnoujście

Vor sechs Monaten wurden die Bohrarbeiten aufgenommen. Nach der Durchbohrung eines knapp 1,7 Kilometer langen Tunnels unter dem Meeresarm Swine hat die über 2700 t schwere Tunnelbohrmaschiene jetzt bereits ihr Ziel erreicht: die Herstellung eines Strassen-Tunnels, der die Insel Usedom mit dem polnischen Festland verbindet.
Wie die staatliche polnische Strassen- und Autobahnagentur GDKKiA meldet, ist die TBM-Tunnelbohrmaschine an der Wand der Aufnahmekammer am finalen Endpunkt des Tunnelbaus angelangt. Die Aufnahmekammer wurde bereits mit Wasser gefüllt, um den Druck beim Bohren durch die Wand und dem Einfahren des Bohrkopfes in die Kammer auszugleichen. Nach dem Durchbruch bedarf es laut GDKKiA etwa zwei Monate, um die 100 Meter lange und rund 2700 t schwere Tunnelbohrmaschine abzubauen. Zeitgleich beginnen dann bereits die ersten Arbeiten zur Ausstattung des Tunnels mit einem Entlüftungs-, Brandschutz- und Überwachungssystems. Im Tunnel wird dann auch eine Platte verlegt, auf der die zweispurige Auto-Fahrbahn aufgebaut wird. Die Freigabe für den Autoverkehr ist allerdings erst im Oktober kommenden Jahres geplant, also erst nach Ende der Urlaubssaison, die in Polen traditionell bis Ende August währt.
Mit einer Länge von 1780 Metern ist der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine nach seiner Freigabe die längste Unterwasser-Tunnelverbindung Polens. Dieses Rekord hält gegenwärtig noch der 2016 fertiggestellte Tunnel unter der Martwa Wisła, einem Nebenarm der Weichsel in Danzig (Gdańsk) mit einer Länge von 1377 Metern. Im Unterschied zu den Danziger Tunnel mit seinen beiden Röhren wird der Autoverkehr durch den Swine-Tunnel nur durch eine Röhre mit jeweils zwei Spuren pro Fahrtrichtung fließen. Mit der Strassen-Anbindung auf der polnischen Festlands-Seite (Halbinsel Wolin) mit Kreisverkehr und auf der Insel Usedom hat das Bauwerk eine Gesamtlänge von 3,2 Kilometern. Sein tiefster Punkt befindet sich rund 11 Meter unter der Sohle der Swine, die an dieser Stelle eine Tiefe von 13 bis 15 Metern hat.

Polnische Wunschvorstellung: Einführung einer Maut

Die Ausführung des gesamten Bauprojekts liegt in der Hand des österreichischen Baukonzerns Porr im Konsortium mit der türkischen Gülermak. Projekt-Ingenieur für den Tunnelbau sind die polnischen Tochtergesellschaften von Lafrentz und Sweco.
Die Baukosten betragen zum jetzigen Stand rund 220 Mio. Euro (914 Mio. Złoty). 85 Prozent der Mittel kommen von der EU. Die restlichen 15 Prozent finanziert die Stadtverwaltung von Swinemünde. Vor dem Hintergrund des hohen Anteils der EU-Gelder an dem Bauprojekt ist es daher wenig wahrscheinlich, dass die Durchfahrt durch den Tunnel mit einer Maut belegt wird, wie es sich der Stadtpräsident von Swinemünde (Świnoujście) Janusz Żmurkiewicz wünscht. Solche Pläne, mit europäischen Steuergeldern zu bauen und dann damit eigene Einnahmen zu erzielen, sind schon bei anderen fertiggestellten Bauprojekten in Polen am Widerstand der EU gescheitert.
Ab Oktober kommenden Jahres sollen dann die ersten Autos durch den Tunnel rollen. Zu dem Zeitpunkt wird auch die gegenwärtig zur Autobahn umgebaute Schnellstrasse S 3 nördlich von Goleniów zu den Ostsee-Badeorten in Westpommern fertiggestellt sein. Die Insel Usedom, die von polnischer Seite bisher nur mit Fähren erreichbar ist, was bisher im Sommer und zu anderen saisonalen Höhepunkten stundenlanges Warten nach sich zieht, ist dann an eine Autobahn angebunden.
Zu erwarten ist, dass dann der Durchgangsverkehr über die Insel Usedom deutlich zunehmen wird. Für den gewerblichen Verkehr aus Nordpolen ist nach Fertigstellung des Tunnels der Weg über Usedom dann die kürzestes und schnellste Verbindung zum Wirtschaftsstandort Hamburg. Die Umsetzung des von der polnischen Regierung geplanten Baus des milliardenschweren Containerhafens am Ostsee-Strand des Swinemünder Stadtteils Warszów wird diese Entwicklung noch beschleunigen.
Die klapprigen, ein halbes Jahrhundert alten Fähren, die bisher auf der Swine ihren Dienst verrichten, sollen auch nach Inbetriebnahme des Tunnels weiter shippern, hat bereits die Stadtverwaltung von Swinemünde entscheiden. Dann aber nur noch als ,,Touristen-Attraktion“.

© André Jański / infopol.PRESS

450 Mio. Euro für 3.Terminal des Containerhafens Danzig

 

Foto> DCT Gdańsk

Der Containerhafen Danzig (DCT Gdańsk) soll beim Umschlag von Containern zu den zehn führenden Containerhafen Europas aufsteigen. Der Hafenbetreiber hat dazu jetzt in einem Wettbewerbs-Verfahren den Zuschlag für den Bau eines dritten Terminals erhalten, mit dem die Verlade-Kapazität auf jährlich 4,5 Mio. TEU erhöht wird. Die Investition beläuft sich auf rund 450 Mio. Euro.
Der Tiefwasser-Hafen von Danzig ist gegenwärtig das größte Container-Terminal im Ostsee-Raum. Seit seiner Inbetriebnahme im Jahre 2007 und dem zwischenzeitlichen Ausbau 2015 ist seine Verlade-Kapazität kontinuierlich gestiegen. Auch im Corona-Krisenjahr 2020 wurden 1,9 Mio. TEU umgeschlagen. Im Danziger Containerhafen werden z.Z. jährlich 600 Container-Schiffe ent- bzw. beladen, darunter 100 der größten Container-Riesen der Welt.
,,Mit dem Bau des neuen Terminals Baltic Hub 3 kann Polen weiter mit den größeren Containerhäfen in Westeuropa wie Hamburg oder Rotterdam konkurrieren“, meint Charles Baker, Geschäftsführer des Danziger Containerhafens DCT. Damit könne nicht nur der polnische Markt bedient werden, sondern auch die gesamte Ostsee-Region und die Binnenland-Nachbarn Polens.
Das Kai von Baltic Hub 3 wird eine Länge von 717 Metern haben. Die gesamte Fläche des dritten Container-Terminal umfasst 36 Hektar. Die Tiefe des Wasserbeckens wird 18 Meter haben. Im Rahmen des Investitions-Projektes werden 7 neue Container-Brücken und zusätzlich 20 automatische schienengebundene RMG-Portalkräne aufgebaut.

Bereits 2010 hat die weltgrößte Containerschiffsreederei Maersk eine direkte Service-Verbindung zwischen Fernost und dem Containerhafen Danzig eingerichtet. Foto: PL-Agentur

Die Inbetriebnahme des dritten Terminals ist ab 2024 geplant. Unabhängig vom Investitionsprojekt wird die Schienen-Infrastruktur im Containerhafen von 4 auf 7 Gleise ausgebaut.
Gegenwärtig hat der Containerhafen Danzig über 1000 Beschäftigte. Jährlich generiert er 12 Mrd. Złoty an Steuern und Zöllen für den polnischen Staatshaushalt.
Langjähriger Eigentümer des DCT Gdansk war die von der australischen Macquarie Group of Companies verwaltete Fondsgesellschaft Global Infrastructure Fund II. 2018 hat der staatliche Entwicklungsfonds PFR im Zuge der von der PiS-Regierung eingeleiteten Politik der ,,Repolonisierung“ 30 Prozent der Eigentümer-Anteile übernommen. Die anderen Gesellschafter-Anteile verteilen sich aktuell auf den IFM Global Infrastructure Fund (30 Prozent) sowie auf die PSA International (40 Prozent). Die PSA, die auch den weltgrößten Container-Hafen von Singapur betreibt, ist auch der Betreiber des Danziger Containerhafens DCT.
Der Bau des neuen Container-Terminals ordnet sich auch in die von der polnischen Regierung geplanten Umgestaltung des Danziger Hafens in einen ,,Zentral-Hafen“ in der Danziger Bucht ein. Das Projekt sieht Investitionen im Wert von umgerechnet 2,5 Mrd. Euro in den Bau von zehn Terminals, ein Offshore-Terminal, Flächen für neue Werften, und ein Passagier-Terminal sowie drei Einfahrten und vier Manövrier-Drehscheiben für Wendemanöver großer Schiffe vor. Der Zentral-Hafen soll damit zu einen der zehn größten Häfen Europas und gleichzeitig den größten Hafen im gesamten Ostsee-Raum entwickelt werden. ,,Der Hafen von Gdańsk ist ein Fenster zur Welt, nicht nur für Polen, sondern auch für die anderen Staaten der Region”, verkündete Ministerpräsident Mateusz Morawiecki seinerzeit bei der Vorstellung des Projektes. Mit dem neuen Zentralhafen werde künftig das gesamte Potenzial der polnischen Volkswirtschaft ausgespielt.

Experten warnen vor Kannibalisierung des Container-Marktes 

Setzt man allerdings internationaler Vergleichs-Maßstäbe an, dann verkürzt sich der Blick durch die nationale Brillen-Optik auf das Mega-Projekt: Im Vergleich mit anderen Meeresanrainer-Ländern haben die polnischen Seehäfen laut EU-Statistik den geringsten Anteil der Umschlags-Kapazität pro Kopf der Bevölkerung in Europa. Während der EU-Durchschnitt hier bei 7,6 t/pro Kopf der Bevölkerung liegt, waren es in Polen in den Jahren vor der Corona-Krise nur 1,6 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung. Um auf den EU-Durchschnitt zu kommen, müsste die Umschlagskapazität in den nächsten zehn Jahren um das Dreifache in den polnischen Häfen erhöht werden.
Unabhängige Experten warnen denn auch vor einer Überdimensionierung und Fehl-Bewertung des tatsächlichen Bedarfs an Umschlag-Kapazitäten. Dies wird insbesondere im Kernbereich der Schifffahrt – dem Container-Transport – deutlich. So ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Danziger Hafen auch der Bau eines Außenhafens mit Container-Terminals in Gdynia geplant. Ein weiterer Container-Hafen befindet sich auch bereits in Swinemünde (Świnoujście) auf der Insel Usedom in Vorbereitung. Die Hafenverwaltung hat bereits Anfang des Jahres die Angebote dafür eingesammelt. Seine jährliche Umschlag-Kapazität soll auf 2 Mio. TEU ausgelegt werden.
Branchen-Experten warnen deshalb auch vor einer Kannibalisierung des Marktes, bei der die Terminal-Betreiber in den polnischen Häfen untereinander um jeden Container kämpfen.

© André Jański / infopol.PRESS