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Kaufprämie für E-Autos gibt`s in Polen jetzt nur mit Aufkleber

Mit sechsmonatiger Verspätung ist jetzt in Polen das Zuschuss-Programm für den Kauf von E-Autos gestartet. Gegenüber den ursprünglichen Planungen wurde die Höhe der vom Staat gezahlten Zuschuss-Prämie für den Kauf eines Stromers deutlich herabgesetzt. Und das nicht nur wegen den knapp gewordenen Kassen infolge der Corona-Krise.

,,Grünes Auto“, e-Van“ und ,,Kolibri“ . Das sind in der deutsche Übersetzung die Namen der drei Förderprogramme , aus denen der Staat jetzt einen Zuschuss für den Kauf eines Elektro-Autos zahlt Der fällt aber deutlich niedriger aus als noch vor einem halben Jahr angekündigt. Für den privaten Kauf eines E-Autos beträgt die Kauf-Prämie jetzt 18 750 Złoty (rund 4150 Euro).

Ursprünglich waren dafür die großzügige Summe von 37 500 Złoty angekündigt. Das war aber noch vor Beginn der Corona-Krise. Zu dem Zeitpunkt war aber schon klar, dass der Staat in seiner Ausgabe-Politik den Gürtel finanziell enger schnallen muss.
Heute – wie schon damals – ist die Zuschuss-Zahlung auf Elektro-Autos begrenzt, die einen Kaufpreis von max. 125 000 Złoty (rund 28 500 Euro) haben dürfen. Damit wird die Förderung nur auf die kleinsten, auf den Markt verfügbaren Elektro-Autos beschränkt. Das sind gegenwärtig:

• der Volkswagen e-up: 97 990 Złoty
• der Smart EQ Fortwo: 96 900 Złoty
• der Opel Corsa-e: 124 490 Złoty
• Nissan Leaf: 118 000  Złoty
• Peugeot e-208: 124 900 Złoty
• Renault Zoe: 124 900 Złoty

Mit 37,5 Mio. Złoty ist das Zuschuss-Budget für private E-Autos nur sehr bescheiden ausgestattet. Dies reicht max. für 2000 Fahrzeuge. Das ist nicht viel. Trotzdem wird es schwierig sein, diese Zahl zu erreichen. Um die Kauf-Prämie zu bekommen, muss man zahlreiche Bedingungen erfüllen.

Allein bei der Beantragung der Kauf-Prämie muss der Antragsteller 11 Verpflichtungs-Erklärungen abgeben. Dazu gehören u.a. das Verkaufsverbot des bezuschussten Fahrzeugs vor Ablauf von zwei Jahren und die Verpflichtung, im Jahr mindestens 10 000 Kilometer zu fahren.

Bei einem als Stadtfahrzeug genutzten kleinen E-Autos mit beschränkter Reichweite ist dies kaum zu realisieren. Auch ist man verpflichtet, das bezuschusste Auto mit vorgegebenen Aufklebern in der Größe von 44 x 7 cm sichtbar zu bekleben. Darauf steht (in deutscher Übersetzung) ,,Wir fördern die Elektro-Mobilität“ und ,,kofinanziert vom Umweltfonds“.

Dieser Aufkleber-Zwang ist für die meisten Polen, für die ein Auto (möglichst ein großer SUV) immer noch ein Status-Symbol ist, einfach ein verstörrendes Ansinnen.  Ohnehin spielt Umweltbewusstsein beim Kauf eines auch als ,,Spielzeug für reiche Leute“ bezeichneten E-Autos keine besonders große Rolle.

 

Foto Volkswagen

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Vor dem Hintergrund der zahlreichen Anforderungen ist es daher keine Überraschung, dass seit Eröffnung der Antragsrunde (26.Juni) erst 200 Anträge auf einer Förder-Prämie gestellt wurden. In der benachbarten Slowakei war bei ähnlichen Zuschuss-Aktionen für Elektroautos das Fördervolumen bereits nach 5 Minuten ausgeschöpft.
Bei dem dominierenden Status-Denken polnischer Autofahrer hat der Verkauf von  E-Autos an private Nutzer für den Auto-Markt ohnehin nur untergeordnete Bedeutung. Ein viel höheren Stellenwert haben für die Auto-Branche Flotten-Fahrzeuge. Entsprechend ist das Zuschuss-Programm „eVAN“ für Firmenfahrzeuge mit 70 Mio. Złoty schon etwas besser ausgestattet.

Der Zuschuss beträgt hier 30 Prozent des Kaufwertes und ist auf max. 70 000 Złoty (knapp 16 000 Euro) begrenzt. Die Prämie wird für den Kauf oder das Leasing von Fahrzeugen bis max. 3,5 t gezahlt. Zusätzlich wird vom Nationalen Umweltfonds, bei dem die Anträge zu stellen sind, der Kauf von E-Ladesäulen (AC) mit max 22 kW kofinanziert. Der Zuschuß beträgt hier max 50 Prozent des Kaufpreises, jedoch nicht mehr als 5000 Złoty (rund 1100 Euro).

Das dritte Förderprogramm mit der Bezeichnung ,,Kolibri” richtet sich ausschließlich an Firmen mit einer Lizenz für die Personenbeförderung.

Laut dem polnischen Verband der Autohersteller PZPM sind in Polen insgesamt 7884 Elektro-Pkw registriert (Stand Oktober 2019). Davon sind 4701 voll batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV), der Rest Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge.

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Foto: PKP Intercity

Bahn- und Flugverkehr nach Polen ab 22.Juni

Die PKP Intercity und die Deutsche Bahn (DB) haben ab dem 22. Juni die schrittweise Wiederaufnahme der Eurocity-Bahnverbindungen zwischen Polen und Deutschland angekündigt. Auch zwischen Österreich und Polen wird der Intercity-Bahnverkehr wieder aufgenommen.
Die ersten Züge zwischen Berlin und Warschau kursieren am 22.Juni. Gestartet wird mit EIC Wisła-Weichsel, der um 6:21 Uhr von Warschau –Ostbahnhof abfährt. Ankunft in Berlin Hauptbahnhof 12:16 Uhr. In der Gegenrichtung fährt der EIC ab Berlin Hauptbahnhof 15:43 Uhr. Über Frankfurt (Oder) – Poznań ist seine Ankunft in Warschau-Ost laut PKP Intercity um 21:21 Uhr geplant. Mit dem EIC Spree-Sprewa (9.37 Uhr ab Berlin Hbf) verkehrt ab Montag auch ein zweites Zugpaar zwischen Berlin und Warschau. Ab Donnerstag, den 25.Juni folgt dann noch der EIC Odra-Oder, ebenfalls via Frankfurt (Oder) und Poznań.
Ab Freitag den 26.Juni wird dann auch die Verbindung Berlin-Gdynia zur polnischen Ostsee mit dem IC Gedania bedient.

Bahn-Verbindungen nach Österreich

Die PKP Intercity wird ab dem 22.Juni auch wieder den Eurocity-Zugverkehr mit Österreich aufnehmen. Ab Montag sollen wieder zwei Zugpaare zwischen Wien und Warschau kursieren (EIC Sobieski und EIC Polonia). Außerdem kann man mit dem IC Moravia von Wien nach Katowice reisen. Mit dem IC Porta Moravica besteht von Graz nach Przemyśl eine weitere Zug-Verbindung nach Österreich.

Sicherheits-Bestimmungen an Bord der PKP-Intercity-Züge

Die PKP Intercity weist darauf hin, dass die bislang geltenden Corona-Beschränkungen zu den Sitzplätzen in ihren Zügen aufgehoben wurden. Damit können die Züge wieder mit 100 Prozent der Fahrgäste im Verhältnis zur Anzahl der Sitzplätze genutzt werden. Weiterhin gilt aber die Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes während der gesamten Zugfahrt. Die polnische Intercity-Gesellschaft weist darauf hin, dass alle Sitzplätze und Kontakt-Flächen in den Zug-Waggons wie Klinken, Ablagebretter usw., einschließlich der Toiletten regelmäßig desinfiziert werden.

Aufnahme des Flugverkehrs nach Polen

Die polnischen Flughäfen sind heute (17.Juni) wieder für den internationalen Flugverkehr geöffnet wurden. Beschränkungen im europäischen Flugverkehr gibt es befristet noch für den Flugverkehr von und nach Großbritannien, Irland, Schweden und Portugal.

Foto: Lufthansa

Foto: Lufthansa

Nach Angaben des Warschauer Chopin-Flughafens gehörten heute zu den ersten Landungen im internationalen Flugverkehr eine Lufthansa-Maschine aus Frankfurt.
Mit der schrittweisen Wiederaufnahme des Flugverkehrs fliegt die Lufthansa ab Juli von Frankfurt und München fünf polnische Flughäfen an. Insgesamt sind zunächst 59 Linienflüge pro Woche zwischen Deutschland und Polen geplant, darunter u.a. von Warschau und Kraków nach Frankfurt und München.

Die deutsche Airline kündigte weiterhin die Aufnahme von sieben Linien-Flügen pro Woche von Frankfurt nach Poznań und Breslau/Wrocław an. Auch zwischen München und Danzig/Gdańsk soll fünfmal pro Woche geflogen werden. Darüberhinaus besteht dann auch die Möglichkeit, mit Eurowings zweimal pro Woche zwischen Düsseldorf und Kraków zu verkehren.

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Geschützt: Frankreich will keine polnischen Opel-,,Nomaden“

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Foto: Flixbus

Flixbus nimmt wieder Linienverkehr nach Polen auf

Das Fernbus-Unternehmen Flixbus wird am Donnerstag (28.Mai) wieder seine Linien-Verkehre aufnehmen.

Die Mehrheit der Flixbus-Niederlassungen in Europa konzentriert sich dabei auf die inländischen Verbindungen. Anders dagegen die polnische Vertretung. ,,Wir nehmen in ersten Reihenfolge die Verbindungen wieder auf, auf den wir den größten Bedarf sehen und bei denen unter dem Blickwinkel der verschärften Kontrollbedingungen an den jeweiligen Grenzen eine Wiederaufnahme möglich ist. Das sind vor allem die Destinationen nach Deutschland und Holland, wohin viele Polen zur Arbeit fahren, sowie die polnischen Großstädte“, erklärte Michał Leman, Chef der Flixbus-Vertretung für Polen und die Ukraine.

Den Anfang bilden dabei 6 Linien-Verkehre, die 14 polnische Städte mit 18 Städten in Deutschland sowie einer Haltestelle in Amsterdam verbinden.

Flixbus hatte im März mit dem Ausbruch der Corona-Krise alle Verbindungen zwischen Deutschland und Polen mit einer Ausnahme (Berlin-Stettin/Szczecin) eingestellt.

Neben der bestehenden Verbindung Berlin-Stettin nimmt die polnische Flixbus-Niederlassung ab Donnerstag den Linienverkehr auf den folgenden fünf Trassen auf:
– Bonn – Warschau (via Berlin),
– Bremen-Berlin-Breslau/Wrocław –Kraków – Katowice-Kraków – Medyka,
– Hamburg – Warschau (via Berlin),
–  Amsterdam – Düsseldorf – Leverkusen- Dresden-Kraków – Medyka,
– Warschau – Zakopane

Flixbus kündigte an, dass bei Wiederaufnahme des Linienverkehrs mit einer Verteuerung der Fahrpreise zu rechnen sei. Das Unternehmen verwies in diesem Zusammenhang auf die Coronabedingten Beschränkungen und Sicherheits-Vorkehrungen. So darf die Platz-Kapazität der Busse nur zu 50 Prozent ausgelastet werden. Die Busse werden nach jeder Fahrt desinfiziert. Die Fahrgäste selbst müssen Mund- und Nasenschutz tragen, sich vor dem Zugang zum Busse die Hände desinfizieren und sowohl an den Gepäck-Luken wie auch beim Ein- und Aussteigen in bzw. aus dem Bus den Sicherheits-Abstand von 2 Metern einhalten.

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Foto: Sindbad

Sindbad fährt wieder nach Deutschland

Sindbad – Polens größte Busflotte – hat wieder den regulären Bus-Linienverkehr nach Deutschland aufgenommen.

Mit dem Bus-Unternehmen war Anfang März Polens ,,Corona-Patient Zero“ aus Deutschland eingereist. Dabei handelte es sich um ein Mann aus der grenznahen Wojewodschaft Lubuskie, der sich bei den Karnevalsveranstaltungen im nordrhein-westfälischen Hotspot Heinsberg mit dem Covid-19-Virus angesteckt hatte. Das Bus-Unternehmen Sindbad mußte in den nachfolgenden Tagen mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie seinen gesamten europäischen Linien-Verkehr einstellen.

Mit 300 Fahrzeugen verfügt Sindbad über die größte Bus-Flotte in Polen. Foto: Sindbad

Wie das Unternehmen aus Opole mitteilt, wurde jetzt der Buslinien-Verkehr wieder in Richtung Hamburg, Aachen, Stuttgart sowie auf der Trasse Nürnberg-München- Ulm aufgenommen. Ab dem 16.Mai will das Unternehmen 16 weitere Städte in Deutschland mit seinem Haltestellen-Netz in 160 polnischen Städten verbinden. Insgesamt werden dann wieder im deutsch-polnischen Busverkehr die Haltestellen in 61 deutschen Städten angefahren.
Neben Deutschland hat Sindbad am 9. Mai auch wieder den ersten Linien-Bus nach Großbritannien in Bewegung gesetzt. Ab Montag (11.Mai) fährt dann auch wieder der erste Bus von der Insel nach Polen.

Wie das Unternehmen aus Opole mitteilt wird die Trasse von und nach Großbritannien zunächst nur dreimal in der Woche bedient. Wie auf den Trassen nach Deutschland gelten auch hier strenge Hygiene-Vorschriften, über deren Einhaltung neben den Fahrern die Busbegleiter wachen – Im Unterschied zu anderen Bus-Unternehmen fährt bei Sindbad immer ein Busbegleiter (Steward/Stewardess) mit.

Wie für andere Verkehrs-Unternehmen ist auch für Sindbad der Linienverkehr Großbritannien-Polen eine Haupt-Trasse. In Großbritannien leben und arbeiten rund 1 Million Polen.

Das Unternehmen Sindbad verfügt mit 300 Reise-Bussen über die größte Bus-Flotte in Polen. Dabei handelt es sich vorrangig um Reisebusse der Marke Setra, die in der Regel nicht älter als drei Jahre sind. In den 90er Jahren noch eine kleine Privatfirma, gehört Sindbad heute zu den drei größten Linien-Busverkehrsunternehmen in Europa. Vor der Corona-Krise hat das Unternehmen jährlich eine Million Fahrgäste von und nach Polen in über 530 Städte in 28 europäischen Länder befördert.

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Foto: PL-MVI-Agentur

Corona – Polen öffnet wieder einige Grenzübergänge

Noch am ersten Tag der Grenzschließung konnten Einreise-Berechtigte mit ihren Fahrzeugen nach Polen einreisen. Dann war Schluß – Polen verrammelte alle kleinen Grenzübergänge für den Fahrzeug-Verkehr. Nicht nur für die Tausenden Berufspendler und den regionalen Warenverkehr eine Katastrophe. Auch Zehntausende polnische Urlauber, die nach Hause wollten, wurden auf die großen Autobahn-Übergänge in die kilometerlangen Staus abgewiesen. Nach 48 Stunden hat das polnische Innenministerium eine Kehrtwende gemacht und einige kleine Grenzübergänge wieder für den Fahrzeug-Verkehr geöffnet. Damit sollen die Stau-Situationen an den großen Autobahn-Grenzübergängen verringert werden.

Witold Kaczmarek traut seinen Augen nicht. Der Grenzübergang Kostrzyn-Küstrin, der gestern noch zugesperrt war, ist offen. Unter dem Dach des Grenzübergangs stehen drei Beamte vom Grenzschutz und Zoll gelangweilt herum. Seine vorsichtige Frage, ob man den Grenzübergang wieder mit dem Fahrzeug passieren kann, beantworten die Beamte. ,,Ja wir waren selber überrascht, als wir heute früh zum Dienst gekommen sind“, sagt der eine Mitarbeiter vom straż (Grenzschutz).

Und bleibt der Grenzübergang offen? ,,Das können wir nicht sagen. Das kann morgen schon wieder anders sein“. Das bestätigen auch die Erfahrungen der vergangenen Tage: Die Transparenz und Halbwertzeit amtlicher Mitteilungen ist begrenzt. Zumindest ist nach der Mitteilung des Innenministeriums in Warschau erst einmal festzuhalten, dass seit (18.März) vier Grenzübergänge von Deutschland nach Polen wieder für Einreise-Berechtigte mit Fahrzeugen geöffnet wurden. Diese sind:

– Küstrin – Kostrzyń
– Frankfurt (Oder) Stadtbrücke
– Görlitz-Zgorzelec
– Guben-Gubin

Diese können für den regionalen deutschen wie polnischen Waren-Verkehr mit Fahrzeugen in den jeweils zulässigen Gewichtsklassen(Kleintransporter, beschränkt Fahrzeuge bis 6 t) , Geschäftsreisende (auch deutsche mit Dienstreise- oder Beschäftigungs-Nachweis – in Polen arbeiten 8000 Deutsche, vorrangig als Fach- und Führungspersonal), Berufspendler und polnische Bürger mit Fahrzeugen genutzt werden.

Für Kaczmarek ist dies ein Segen. Bisher war gezwungen, über den Grenzübergang zu laufen. Wie viele andere polnische Berufspendler hatte er sein Auto über Nacht auf der deutschen Seite geparkt, denn ohne Auto wäre er nicht zu seinem Arbeitsplatz nach Mittenwalde gekommen. Um nach der Arbeit mit dem Auto nach Polen zurückzukehren, wäre er gezwungen, sich in die kilometerlangen Staus auf der Autobahn A12 zum einzigen, in der Groß-Region offengehaltenen Grenzübergang Frankfurt (Oder)-Świecko einzureihen. Zwar sollte die linke Spur der Autobahn für den Pkw-Verkehr freigehalten werden. Doch immer wieder blockieren Lkw die linke Spur, um andere, sich vordrängelnde Lkw an der Weiterfahrt auf der linken Spur abzubremsen.

Doch nicht nur auf der Autobahn A-12 bei Frankfurt, auch auf der anderen großen Einfahrts-Trasse nach Polen , der Autobahn A-4 in Sachsen bei Ludwigsdorf, reichten die Rück-Staus in den vergangenen Tagen bis zu 50 Kilometer.
Verursacht werden die Staus durch die polnischen Kontrollen auf Corona-Verdacht der Fahrer. Betroffen sind auch die deutschen Liefer-Verkehre, die den Handel und Unternehmen in den grenznahen Regionen nur noch mit zunehmenden Verspätungen beliefern können.

Stillstand für Waren-Transporte

Wie diese Kontrollen ausfallen ist ein Trauer-Spiel  angesichts der gigantischen Dimensionen des Ost-West-Lieferverkehrs. Nachdem die Truckfahrer 12 bis 14 Stunden im Stau standen und die langsam im Schnecken-Tempo sich vorschiebende Fahrzeug-Kolonne die Brücke über die Oder passiert hat, steht dort ein Grenz-Polizist im Schutzanzug. Ein einziger Grenzpolizist!! Der steigt auf das Trittbrett des Fahrzeugs hoch und hält den Fahrer durch die heruntergelassene Fahrzeug-Scheibe das Fieber-Meßgerät an die Stirn. Weist das Meßgerät eine Temperatur von über 37,9 Grad Celsius aus – und das geschieht nicht selten, denn die stundenlang wartenden Truck-Fahrer sitzen in beheizten Fahrer-Kabinen – wird der Fahrer in eine extra ausgewiesene Zone 100 Meter weiter eingewiesen. Dort steht ein Polizist mit automatischen Gewehr in Hollywoodreifer Pose. Mit Gewehr! Nachvollziehbar, wenn die Polizei auf der Suche nach Terroristen wäre. Das ist sie hier aber nicht.

In der dezentralen Zone wieder langes Warten. Fahrzeug steht hinter Fahrzeug. Dann noch einmal Kontrolle. Diesmal gründlicher. Das Meßgerät wird ans Ohr gehalten, dann an das Handgelenk. Diesmal ist die Temperatur im Zulässigkeits-Bereich. ,,Wundert mich auch. Sie sehen ja aus wie das blühende Leben“, sagt der Kontrolleur und setzt hinzu: ,,Ich glaube auch nicht, dass die Mess-Geräte hundertprozentig sicher arbeiten“.

Foto: PL-MVI-Agentur

Dann zum nächsten Halt. An der Grenz-Station erfolgt die Kontrolle für Lkw inzwischen in zwei Spuren. Aber auch hier steht nur ein Kontrolleur an der Spur. Der Fahrer bekommt ein DIN-A4 Blatt in polnisch und englisch in die Hand gedrückt. Woher – Wohin? Vor- und Rückseite des Blattes sind mit den Angaben der Firma und den persönlichen Angaben des Fahrers auszufüllen. Einigen wartenden Truckfahrern, die am Strassen-Rand zusammensitzen, überrascht die stoische Gelassenheit, mit der die Beamten vom Zoll und Grenzschutz ihre Kontrollen durchführen, nicht. ,,Denen ist das doch egal, dass wir hier 20 Stunden im Stau stehen und der Warenverkehr hier langsam zusammenbricht. Die bekommen am Monatsende trotzdem ihren Gehalts-Check.“

Foto: PL-MVI-Agentur

Und schon rollt eine neue Welle an

Und ein Truck-Fahrer meint, dass die Kontrollen auch besser organisiert werden könnten. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze weitergefahren, befinden sich riesige Flächen, auf die man die Lkw umleiten und auf fünf oder mehr abgesperrten Spuren die Kontrollen mit mehr Personal durchführen könnte, ohne dass sich die Lkw an der Grenze aufstauen. Doch das interessiert die anderen Trucker-Fahrer schon nicht mehr. Sie wollen nur schnell nach Haus, denn am Wochenende geht es wieder retour Richtung Deutschland. Einer der Trucker-Fahrer, schon ein älterer, meint nur beim Einsteigen in seine Fahrer-Kabine : ,,Zum Glück kontrollieren die Deutschen nicht auf der Gegenseite“. Er kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als Sonntagabends, wenn sich die polnischer Truck-Flotte in Richtung Westeuropa in Bewegung setzte, die Lkw sich über 100 Kilometer auf der polnische Seite bis kurz vor Poznań aufstauten.

Die Stau-Situation an den deutschen Autobahn-Grenzübergängen wird auch in den nächsten Tagen anhalten. Daran ändert auch die Öffnung der vier kleinen Grenz-Übergängen für den Fahrzeugverkehr nicht viel. Sie ist aus Warschauer Sicht in erster Linie für die immer noch Zehntausende polnischen Urlauber gedacht, die im Ausland gestrandet sind und nach Polen zurückkehren wollen. Auch wird zum Wochenende hin mit rund 20 000 Polen gerechnet, die im Rahmen der Arbeits-Rythmen-Wechsel aus Großbritannien kommen und nach Hause zu ihren Familien wollen.

Alle Foto-Rechte : PL-MVI-Agentur

Text: André Jański / infopol.PRESS

 

 

Foto: PL-MVI-Agentur

Pkw-Maut – Jetzt schon 5 Euro pro 50 Kilometer

Ab heute (2.März) müssen von Berlin kommende Autofahrer in Richtung Warschau auf der Autobahn A-2 für Maut-Gebühren wieder tiefer in die Tasche greifen. Ohnehin schon eine der teuersten Autobahn Europas hat das private Autobahn-Konsortium Autostrada Wielkopolska wieder die Preise auf seinen Trassen angehoben. Die Preis-Anhebungen betreffen alle Fahrzeug-Klassen. Für Pkw sind auf der Trasse von Nowy Tomyśl nach Konin jeweils 22 Złoty an jeder Maut-Station zu zahlen. Für die insgesamt 150 Kilometer (3 Abschnitte zu jeweils 50 Kilometern) macht dies insgesamt 66 Złoty (rund 15 Euro).

Grafik. google Map / infopol.PRESS

Die Maut-Gebühren betragen für die anderen Fahrzeug-Klassen pro 50 Kilometer (von einer Maut-Station zur nächsten Mautstation):

> 33 Złoty (~ 7,70 EUR) Pkw mit Hänger sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen;
> 50 Złoty (11,70 EUR) für Dreiachser sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen und Hänger,
> 77 Złoty (~18 EUR) für Fahrzeuge mit mehr als drei Achsen und Dreiachser mit Hänger,
> 220 Złoty (~51 EUR) für übernormative Fahrzeuge.

Lediglich auf dem Abschnitt, der von Nowy Tomyśl zur Grenze nach Deutschland führt (Świecko/Frankfurt/.O.) bleiben die Gebühren unverändert. Dies betrifft auch die anderen Autobahn-Abschnitte auf der A-2 (von Konin bis Warschau), die vom Staat betrieben werden.

Das private Autobahn-Konsortium begründet die Erhöhung der Gebühren u.a. mit den stark gestiegenen Inflations-Druck in Polen und den erhöhten Kosten, insbesondere durch den dreispurigen Ausbau der Autobahn südlich von Poznań. Mit der Gebühren-Erhöhung will man aber wohl auch der Finanzierung eines elektronischen Maut-Systems vorgreifend Rechnung tragen . Das soll – so die Ankündigung des Autobahnkonsortiums -noch in diesem Jahr auf der A-2 eingeführt werden.
Die Autostrada Wielkopolska ist der letzte Autobahn-Betreiber, der die Gebühren noch ausschließlich manuell erhebt. Die privaten Betreiber der Autobahnen A-1 und A-4 hatten bereits im vergangenen Jahr ihre eigenen elektronischen Gebührenerfassungs-Systeme in Betrieb genommen. Sie beruhen auf dem System video tolling. d. h. die Kennzeichen der Fahrzeuge werden mittels speziellen Kameras registriert. Um das System nutzen zu können, muß der Autofahrer vorher eine App laden, seine Daten mit Fahrzeug-Kennzeichen eintragen und mit seinen Kontodaten/Geldkarte in Verbindung bringen. An der Mautstation werden die Daten elektronisch verifiziert und die Gebühren automatisch bei der Durchfahrt abkassiert.

Laut der Ankündigung von Autostrada Wielkopolska wird das Autobahn-Konsortium sein eigenes elektronisches Maut-Erfassungssystem auf der Grundlage von video tolling aufbauen. Damit findet das auf polnischen Autobahnen herrschende Maut-Chaos seine Krönung. Jeweils nach befahrenen Auto-Abschnitt und der Autobahn-Gesellschaft, die diesen Abschnitt betreibt, müssen Autofahrer ihre Maut-Gebühren in einen jeweils anderen Gebührenerfassungs-System entrichten. Dies ist die Konsequenz aus von der jetzigen Regierung wie auch von der Vorgänger-Regierung jahrelang verschleppten Politik, ein einheitliches elektronisches Gebühren-Modell für alle Autobahnen in Polen zu schaffen.

Neben der Autostrada Wielkopolska gibt es noch zwei weitere private Autobahn-Konsortien (A-4 und Nord-Süd-Autobahn A-1) sowie die öffentlich betriebenen Abschnitte auf der Autobahn A-2 von Konin bis Warschau, die ebenfalls Mautpflichtig sind.

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Foto: ZDM Warszawa

,,Park-Knöllchen“ ohne Fuß-Streife – Warschau setzt auf E-Kontrolle

Als eine der ersten Städte weltweit hat Warschau für die Kontrolle der gebührenpflichtigen Parkplätze ein elektronisches System eingeführt. Dazu fahren Elektro-Autos, auf denen Kamera- und Sensoren-Technik installiert ist, die Strassen ab und skannen die Nummernschilder der parkenden Fahrzeuge. Über eine speziell entwickelte Software werden die elektronisch übermittelten Daten automatisch in der Datenbank abgeglichen, ob für die parkenden Fahrzeuge Park-Gebühr bezahlt wurde. Auf diese Weise übernimmt ein Fahrzeug die Tätigkeit, die sonst 20 Mitarbeiter der Ordnungsbehörde in der gleichen Zeit zu Fuß erledigen. Mit schlagenden Erfolgszahlen!

Was bei deutschen Ordnungsämtern die Regel ist, war auch bisher in Warschau üblich – Mitarbeiter zu Fuß auf der Suche nach Parksündern Fotos: ZDM Warszawa

Die Szenerie ist in deutschen Städten allgegenwärtig. Und bei Parkplatz-Sündern verhasst. Zwei Mitarbeiter/innen des Ordnungsamtes streifen durch die Park-Zonen. Blick in das Auto. Parkschein vorhanden? Parkzeit abgelaufen? Gang um das parkende Auto . Dann den Fotoapparat gezückt. Foto als Beweis-Material. Danach Schein mit Ordnungswidrigkeits-Hinweis unter den Scheibenwischer geklemmt. Auf zum nächsten Fahrzeug. Wieder die gleiche aufwändige Prozedur , Diskussion mit plötzlich auftauchenden, vom Knöllchen bedrohten Autofahrern inbegriffen.

Auch auf Warschaus Strassen war dies gang und Gebe. Bislang!

Seit Anfang des Jahres fahren jetzt zwei Fahrzeuge als ,,E-Kontrolle“ durch die Strassen. Auf dem Dach ein Aufbau mit Kameras und Sensoren-Technik. Damit wird kontrolliert, ob der Fahrer eines parkenden Autos in den gebührenpflichtigen Parkzonen für die Park-Dauer seine Gebühr entrichtet hat.

Foto: ZDM Warszawa

Dazu werden mit der Technik auf dem Dach im Vorbeifahren die Nummernschilder der parkenden Autos gescannt. Die Daten werden sofort an die Zentral-Datenbank der für die Strassenverwaltung zuständigen Behörde übermittelt. Eine dazu speziell von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Software ermittelt sofort, ob der Fahrer des parkenden Autos am Park-Automat einen Parkschein gezogen und für die Park-Dauer seine Gebühr bezahlt hat. Ist dies nicht der Fall wird automatisch ein ,,Knöllchen“ mit einem Ordnungsgeld von 50 Zloty (ca. 12 Euro) ausgedruckt. Juristisch abgesichert, wird dem ,,Knöllchen-Brief“ an den Park-Sünder ein Beweis-Foto hinzugefügt.

Die einzige manuelle Tätigkeit bei diesem Vorgang besteht im ,,Zukleben des Briefes und seine Übermittlung an die Post“, meint Mikołaj Pieńkos von der Strassenverwaltung ZDM in einem Gespräch mit infopol.PRESS.

Dafür ist die Bilanz der E-Kontrolle umso erhebender. In den ersten vier Wochen ihres Einsatzes haben die beiden Fahrzeuge knapp 103 000 geparkte Fahrzeuge kontrolliert. Infolge der Kontrolle wurden 12 196 ,,Knöllchen“ ausgestellt. Ein Fahrzeug leistet dabei die Arbeit, für die im gleichen Zeitraum nahezu 50 Kontrolleure zu Fuß unterwegs sein müßten. ,,Innerhalb von zehn Minuten haben wir 260 Fahrzeuge kontrolliert. Zum Vergleich: Ein Kontrolleuer braucht ca. eine Stunde, um die gleiche Zahl an Fahrzeugen zu kontrollieren“.

War also der Stellenabbau in der öffentlichen Verwaltung oder die Erhöhung der städtischen Einnahmen durch Bußgeld-Bescheide das treibende Motiv für die Einführung modernster Technologie in der öffentlichen Verwaltung? Mikołaj Pieńkos verneint dies kategorisch. ,,Es ging uns vor allem um die Durchsetzung des Gleichheits- und Gerechtigkeits-Prinzips“, sagte Pieńkos gegenüber infopol.PRESS. Man müsse der Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus der Autofahrer konsequent entgegentreten, die anderen, die ihre Parkgebühr bezahlen, den Parkplatz wegnehmen, ohne dafür zu bezahlen. Zudem sei der ‚Einsatz des vollautomatisierten Kontroll-Systems auch ein Beitrag für eine effektivere Parkraum-Bewirtschaftung in der Stadt.
Täglich kreisen durchschnittlich 130 000 Fahrzeuge auf der Suche nach einem Parkplatz durch Warschau. Wenn sie einen Parkplatz gefunden haben, verbleiben sie laut einer Erhebung der ZDM-Verwaltung durchschnittlich 1 Stunde und 43 Minuten auf dem Parkplatz stehen. Viele von ihnen entrichten dafür keine oder eine nicht ausreichende Parkgebühr. Das präzise automatisierte Kontroll- und Erfassungssystem leistet hier bei der effektiveren Bewirtschaftung eine Arbeit, die die üblichen Fuß-Streifen überhaupt nicht leisten können.

Auf welcher Grundlage werden aber die gescannten Daten für die Ausstellung zutreffender Bußgeld-Bescheide verifiziert? Ander als bei den Park-Automaten im deutschsprachigen Raum ist bei den Parkschein-Automaten in vielen polnischen Städten, und so auch in Warschau beim Ziehen und Bezahlen eines Parkscheins das Eintippen des Fahrzeug-Kennzeichens notwendig. Und natürlich sind die Warschauer Parkschein-Automaten mit der zentralen Datenbank verbunden. Die Daten der gescannten Fahrzeug-Schilder werden sofort automatisch von der Software mit den Daten der Parkschein-Automaten vergleichen und damit die Fahrzeuge herausgefiltert, für die keine oder nicht ausreichende Parkgebühr bezahlt wurde.

Zur Vermeidung von Irrtümern oder Identifizierung von Fahrzeugen, deren Fahrer gerade auf dem Weg zum Parkschein-Automaten ist, fährt das Kontroll-Fahrzeug nach einem kurzen Zeitabstand nochmals die gleiche Strasse ab.

Für deren Einsatz hat sich die öffentliche Verwaltung im übrigen nicht Benziner- oder Diesel-Fahrzeuge, sondern elektrobetriebene Pkw vom Typ Nissan angeschafft.

Auch der Datenschutz wurde berücksichtigt. Das elektronische System entfernt automatisch die Gesichter und Silhouetten von Personen, die bei den Kamera-Aufnahmen im Bild erscheinen. Von der Software werden auch sofort die Daten von Fahrzeug-Inhabern mit einem Anwohner-Parkausweis oder einer ,,N+-Karte“ (Behinderten-Nachweis) aus dem System ,,geworfen“.

Und wofür werden die zusätzlich eingenommenen Bußgelder verwendet? Für die Modernisierung der Strassen-Infrastruktur, meint Mikołaj Pieńkos.  Diese Aussage darf man ihn durchaus abnehmen. Im Unterschied zu vielen anderen Kommunen – und das nicht nur in Polen – ist Warschau keine arme Stadt, deren Verwaltung auf Knöllchen-Jagd geht, um Löcher im kommunalen Haushalt zu stopfen.

Bei der ZDM-Verwaltung denkt man inzwischen bereits über einen nächsten Schritt, wie man das E-Kontrollsystem in den Aufbau eines elektronischen Informationssystems für Autofahrer bei der Suche nach einem freien Parkplatz einbindet. In Großstädten anderer EU-Länder (nicht in Deutschland) gibt es dafür bereits Lösungen. So werden z.B. im nordspanischen Santander Autofahrer vor Einfahrt in eine Straße mittels Digital-Anzeige am Straßen-Anfang informiert, ob es in der Strasse noch freie Parkplätze gibt. In Warschau denkt man aber eher an die Einrichtung einer App nach.

© Anna Stankowska / infopol.PRESS

Condor auf der Langstrecke in Zukunft über Warschau?

Foto: Staatskanzlei KPRM / Adam Guz

Der angeschlagene deutsche Reiseflieger Condor hat mit der polnischen Airline LOT einen neuen Eigentümer gefunden. In ihren Absichts-Erklärungen umrissen die Vorstände beider Unternehmen das Ziel, einen Luftfahrtkonzern mit jährlich mehr als 20 Mio. Passagieren zu schaffen, neue Märkte anzusteuern und die Flotte zu erneuern und zu erweitern. Auf den ersten Blick eine ganz normale Unternehmens-Übernahme. Ist sie aber nicht! Denn zur gleichen Zeit, da die Unternehmens-Chefs von Condor und der LOT, Ralf Teckentrup und Rafał Milczarski, auf den Frankfurter Flughafen die Übernahme bekanntgeben, bauten sich Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Jacek Sasin vor einer mit den Markenzeichen von Condor und der LOT geschmückten Wand auf, um triumphal vor laufenden Kameras der polnischen Öffentlichkeit die Übernahme zu verkünden.
Unter Benutzung ,,patriotischer“ Formulierungen bezeichnete Regierungs-Chef Morawiecki die Übernahme der Pleite bedrohten Condor als mutigen Schritt: ,,Polnische Firmen übernehmen mächtige ausländische Firmen“. Dies sei nur durch die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der PiS-Regierung möglich geworden. Und Jacek Sasin erklärte im Stile eines Feldzugs: ,,Wir haben neue polnische Aktivas in Deutschland“.

Jacek Sasin ist im Regierungs-Mechanismus der Wirtschaftslenkung der mächtigste Mann. Als Vertrauter von PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński wurde er nach dem Wahl-Sieg der nationalkonservativen Partei vergangenen Oktober in die Regierung beordert, um eine straffe Verwaltung der Staats-Unternehmen im Sinne der Nowogrodzka (Sitz der Parteizentrale von Jarosław Kaczyński) zu sichern und die Machtkämpfe einzelner Gruppierungen im Regierungslager um die Posten in den Aufsichtsräten und Vorständen der Staats-Unternehmen zu beenden. Mehr als 200 der wichtigsten, von insgesamt offiziell 367 Unternehmen mit staatlicher Beteiligung unterstehen seinen dafür extra gegründeten Ministerium für staatliche Aktivas. Eines davon ist die staatliche Airline LOT. Die hat in den vergangenen 20 Jahren im Wechselbad der jeweiligen politischen Stimmungslage zur mögliche Privatisierung der Airline Höhen und Tiefen erlebt. Dabei stand als möglicher strategischer Investor immer die Deutsche Lufthansa hoch im Kurs, erstmals 1999 mit der ‚Abgabe eines Angebots. Dies änderte sich auch nicht in den Folgejahren bei erneuten, und wieder von der Politik gestoppten, Anläufen für eine Privatisierung. Zuletzt stand im Jahre 2012 der Verkauf der LOT auf der Tagesordnung.

Mit staatlicher Finanzspritze vor dem  Crash gerettet

Nach den Kauf des ersten Dreamliners (Boeing 787-8) durch eine europäische Fluggesellschaft stand die Airline kurz vor der Pleite. Anfang Dezember 2012 war nicht mehr in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen für Flugbenzin nachzukommen. Wieder einmal wie schon zehn Jahre zuvor griff der Staat mit einer Finanzhilfe von 400 Mio. Zloty der Airline unter die lahmen Flügel. Dies gab der LOT die Möglichkeit, weitere Dreamliner in den Dienst zu stellen, die sie als Sprungbrett für die Eroberung des asiantischen Marktes betrachtete, um im lukrativen Segment der Langstreckenflüge der Deutschen Lufthansa und Air France Paroli bieten zu können. Mit nur mäßigen Erfolg.

Einen Aufschwung erlebte die LOT erst nach 2015. Zu der Zeit stellte ihre Tochtergesellschaft Eurolot den Flugbetrieb im Inland ein. Die Flugzeuge und ein Teil der unrentablen Linien übernahm die LOT, deren Einrichtung von den jeweiligen regionalen Selbstverwaltungen mit zweistelligen Millionen-Beträgen ,,gesponsert” wurden, darunter auch die kürzeste Flugverbindung von Warschau nach Lublin (~180 Kilometer). 2015 beförderte die LOT mit 41 Flugzeugen noch 4,3 Mio. Reisende. Vier Jahre später waren es bereits über 10 Mio. Fluggäste. Gleichzeitig wuchs die Flotte in diesem Zeitraum von 41 auf über 80 Flugzeugen.

LOT-Chef – Gute Kontakte zur Regierung

Dieser Zeitraum fällt auch mit der Einsetzung von Rafał Milczarski zum Vorstands-Chef der LOT zusammen. Im Unterschied zu den meisten Führungsposten in Unternehmen, in denen der Staat die Kontrolle hat, kommt Milczarski nicht aus dem Partei-Apparat der PiS. Nach seiner Ausbildung in London war er jahrelang im privaten Bahn-Transportgewerbe tätig, zuletzt im Management bei der polnischen Tochtergesellschaft der britischen Freightliner (gehört seit 2015 zum US-Bahn-Unternehmen Genesee and Wyoming Inc.), die auch im deutschen Schienen-Netz Schüttgüter (Kohle) transportiert. Ließ er noch bei den privaten Freightliner keine Gelegenheit in der Öffentlichkeit aus, gegen den großen Einfluß staatlicher Unternehmen in der Wirtschaft zu polemisieren und für deren Privatisierung einzutreten, hat er nach seinen Karriere-Sprung bei der LOT die Gesinnung gewechselt. Mit der Betonung des ,,wirtschaftlichen Patriotismus“ ist er inzwischen ein Befürworter des Staatskapitalismus in den blau-weiß-roten Farben der PiS-Partei geworden.
Seine guten Kontakte zur Regierung werden von polnischen Branchen-Experten als Grundlage für seinen bisherigen größten Erfolg mit der Gründung der Polnischen Luftfahrt-Gruppe (PGL – Polska Grupa Lotnicza) gewertet.. Unter dem Dach dieser Gesellschaft ist die LOT mit den Bodenabfertigungsfirmen LS Airport Services und LS Technics, dem Wartungsunternehmen Lot Aircraft Maintenance Services und der PGL Leasing vereint. Durch die Dachgesellschaft hat die LOT einen leichteren Zugang zu Krediten erhalten. So wird die Übernahme der Condor jetzt auch durch ein von der Bank Pekao geschaffenes Konsortium finanziert. Dem gehören auch die Bank PKO und die Versicherung PZU an. Alle drei Finanz-Institute werden vom Staat kontrolliert. Die Finanzierung schließt sowohl die Rückzahlung der an die Condor geleistete Finanzhilfe von 380 Mio. Euro, als auch die Übernahme selbst ein, die 250 Mio. Euro gekostet haben soll.

Führungsstil: Mit der Klobürste in der Hand

Als Schwachstelle von Milczarski wird sein Umgang mit der Belegschaft gewertet, der 2018 bis Anfang 2019 zu langanhaltenden Streik-Aktionen führte. Der Vorstand entließ 67 Mitarbeiter, darunter Piloten, die nach seiner Auffassung an den illegalen Streik teilgenommen haben. Ein bis dahin einmaliger Vorgang in einem Staats-Unternehmen. Nicht nur damit stellt er sich für die Gewerkschaft als das ,,Böse in Person“ dar. Keinesfalls nur eine Legende, sondern eine wahre Begebenheit: Bei einem LOT-Flug schloss er die Bord-Toilette, um mit der Klobürste in der Hand der Stewardess zu demonstrieren, wie man ordentlich die Bord-Toiletten zu säubern hat. Mehrfach hat der LOT-Chef hervorgehoben, dass er sich bei der Leitung des Flugunternehmens von der Meritokratie leiten läßt. Meritokratie bedeutet für ihn – so in einem Interview mit dem Fach-Portal Pasażer – ,dass nur die gut verdienen, die hart arbeiten und sich am meisten im Unternehmen bemühen“. Die Gewerkschaften dagegen wollen nur, dass alle das gleiche verdienen.

Rafał Milczarski Foto: LOT

Milczarski ist auch einer der größten Befürworter des CPK, bei dem die LOT die Hauptrolle spielen soll. Das Kürzel CPK steht für den geplanten Groß-Flughafen. Die Linie dafür hat Partei-Chef Jarosław Kaczyński vorgegeben. Auf einem Treffen
mit Partei-Funktionären im Frühjahr 2017 in Białystok räsonierte Kaczyński: Es könne nicht sein, dass polnische Bürger auf Fernreisen erst über Frankfurt, München und Wien umsteigen müssen, ,,oder – was man uns häufig vorschlägt -, in Berlin, wo es die deutsche Politik nicht schafft, den dortigen Großflughafen fertigzustellen“ Polen brauche einen Flughafen, der der Größe und der Bedeutung des Landes angemessen sei, und der mit Frankfurt, Paris oder London konkurrieren könne.
Nach Kaczyńskis Weisung wurde sofort die Regierungs-Maschinerie in Gang gesetzt und 2018 ein Spezial-Gesetz mit einer terminlichen Festlegung verabschiedet. 2027 soll das erste Flugzeug von dem neuen, als Hub konzipierten Groß-Flughafen abheben. Seine Abfertigungskapazität ist auf eine Größenordnung konzipiert, die die gegenwärtige Kapazität von Frankfurt übersteigt.

Hatte dies auch LOT-Vorstandschef Milczarski bei seiner Aussage im Sinne, die Übernahme der Condor passe voll ins Konzept der LOT? Bereits im Vorfeld der Entscheidung waren erste mediale Spekulationen aufgetaucht, dass die Langstrecken-Flüge der Condor für deutsche Feriengäste nicht mehr mit Umstieg in Frankfurt, sondern in Zukunft über Warschau erfolgen könnte. Auch ist es für die LOT erklärtes Ziel, ihr Netz an Interkontinental-Verbindungen massiv auszubauen. Dies trifft nach Einführung der Visa-Freiheit für polnische Bürger im vergangenen November insbesondere für Reisen in die USA zu. Die Langstrecken-Flugzeuge Boeing 767 der Condor sind für die LOT in diesem Zusammenhang ein fetter Bissen. Ein Großteil der LOT-Flotte selbst ist auf die Boeing aufgebaut. Dazu gehören u.a. 15 Dreamliner vom Typ Boeing 787.

LOT im polnischen Charter-Geschäft am Boden

Auch bei der Ankündigung des LOT-Managers in Frankfurt, mit Urlaubern aus Polen und Ungarn neue Märkte für die Condor zu erschließen, bleibt Skepsis angesagt. Die LOT hatte bisher im polnischen Charter-Verkehr wenig zu sagen. Mit der Beförderung von gerademal 100 000 Fluggästen im Charterverkehr hatte sie vergangenen Jahr lediglich einen Marktanteil am polnischen Charter-Geschäft von nur 2 Prozent Anteil. Marktführer ist hier die polnische Fluggesellschaft Enter Air mit weit über 20 Prozent. Zudem ist auch Polens größte Fluggesellschaft, der irische Billig-Flieger Ryanair (11,5 Mio. Fluggäste) bereits 2018 mit der Tochtergesellschaft Ryanair sun in das polnische Chartergeschäft eingestiegen.
Skepsis ist auch bei der noch auf der Übernahme-Konferenz in Frankfurt getroffenen Aussage angebracht, dass es bei der Condor keinen weiteren Stellen-Abbau geben wird. Beim Zusammenschluß des deutschen Ferienfliegers mit der LOT ist der aber schon vorprogrammiert. Nach der Rückkehr aus Frankfurt nach Warschau ist in der von der LOT herausgegebenen Erklärung davon keine Rede. Der LOT-Chef erklärte jedoch dort, bei den Kosten ,,sehen wir gewaltige Synergie-Effekte“. Und damit dürfte er wohl nicht nur die Einspar-Möglichkeiten bei den Treibstoff-Kosten auf den deutschen Flughäfen meinen, wo die Condor und LOT gleichzeitig operieren.

Text: © Andreas Höfer / infopol.PRESS

Foto Volkswagen

Polen führt Kaufprämie für E-Autos ein

Wenn man das von der PiS-Regierung zum 1. März 2017 gestartete E-Mobilitätsprogramm beim Wort nehmen würde, dann müßten heute bereits 100 000 in Polen produzierte elektrisch betriebene Kleinwagen auf polnischen Strassen unterwegs sein. Die Realität sieht ganz anders aus. Laut den vom polnischen Verband der Autohersteller PZPM jetzt vorgelegten Zahlen wurden vom Januar bis Oktober 2019 rund 3250 batteriebetriebene Pkw (BEV) und Plug in Hybrid-Fahrzeuge (PHEV) neu zugelassen.

Dies sei ein Zuwachs um über 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldet der Polnischen Automobilverband. Bei kritischer Betrachtung ist dies allerdings ein Rückschritt, denn im Jahr zuvor hatte man noch ein Wachstum von 300 Prozent vermeldet. Allerdings auf der Grundlage eines extrem niedrigen Basis-Niveaus, denn Polen ist bei der Entwicklung des elektrisch betriebenen Individual-Verkehrs noch ein Entwicklungsland. Dazu im Vergleich: In Deutschland wurden  53 000 Elektro-Pkw (Stand Oktober 2019) neu zugelassen und in den Niederlanden 20 000 (Stand Juni). Spitzenreiter in Europa ist nach wie vor Norwegen, wo praktisch jedes zweite neu zugelassene Auto ein Stromer ist.

Insgesamt sind in Polen laut PZPM mit Stand von Oktober insgesamt 7884 Elektro-Pkw registriert (Deutschland 220 000 laut Verband der deutschen Automobilhersteller VDA). Davon sind 4701 voll batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV), der Rest Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Als Grund für die Zurückhaltung beim Kauf eines Elektroautos werden von den polnischen Automobilverbänden die allgemeine Erwartung genannt, dass die hohen Preise für den Kauf eines Elektroautos noch fallen werden.

Bis zu 37 500 Złoty Prämie für Kauf eines Elektro-Autos

Als eines der letzten Länder in der EU führt Polen jetzt Zuzahlungen für den Kauf von E-Autos ein. In einer jetzt unterzeichneten Durchführungs-Vorschrift wurde die Höhe der Kaufprämie auf 30 Prozent des Kaufpreises für ein E-Auto festgelegt, jedoch nur max. auf 37 500 Złoty. Dies entspricht rund 8700 Euro.

Diese Förderprämie von max. 37 500 Złoty ist jedoch an einige Bedingungen geknüpft. Zur Verhinderung von Geschäftsmacherei muß der Käufer eines E-Autos mit Förderprämie eine Erklärung unterschreiben, in der er sich verpflichtet, dass er das Fahrzeug mindestens 2 Jahre selbst nutzt. Ist dies nicht der Fall, muß er die Förderprämie mit Zinsen zurückzahlen.

VW e-up Foto: Volkswagen

Weiterhin muß das Fahrzeug in Polen registriert und zugelassen sein. Die staatliche Zuzahlung ist darüberhinaus auf Elektro-Autos begrenzt, deren Kaufpreis max. 125 000 Złoty (rund 29 000 Euro) beträgt. Bei den gegenwärtigen Kaufpreisen in Polen sind das lediglich das VW e-up und die Smart-EQ-Modell fortwo und forfour mit geringen Reichweiten. Für Elektro-Autos mit höheren Kaufpreisen wird keine Prämie gezahlt. Die Regierung in Warschau wähnt sich in der Hoffnung, dass dieses Limit die Hersteller zur Preis-Senkung von Elektroautos bewegen könnte.

Ein Abbild der Zulassungen gibt auch die Dichte des Netzes an Ladestationen ab. Ende Oktober 2019 gab es in Polen 958 Lade-Stationen mit 1748 Ladepunkten. Davon sind immerhin 30 Prozent Schnelllader mit Gleichstrom (DC-Ladesäulen). Die verbleibenden 70 Prozent Normallade-Säulen (AC) mit max 22 kW.

Ein weitaus besseres Bild im Bereich der Elektrofahrzeuge bietet Polen bei den Nutzfahrzeugen, insbesondere bei den Elektro-Bussen im öffentlichen Personen-Nahverkehr. Während Elektrobusse in Deutschland noch eine Seltenheit sind, haben die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe in Polen bereits 208 Elektrobusse in den Dienst gestellt. In Polen selbst bieten drei Hersteller Elektrobusse an. Unter ihnen nimmt Solaris einen absolute Spitzenstellung ein. Das von der Familie Olszewski aufgebaute Unternehmen, das im vergangenen Jahr vom spanischen Fahrzeug-Produzent CAF übernommen wurde, ist Europas größter Hersteller von Elektro-Bussen.

Fotos: Volkswagen

Text: © infopol.press