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Weitere Senkung der Spritpreise an polnischen Tankstellen

Der Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen hat zum zweiten mal in dieser Woche die Preise an seinen Tankstellen gesenkt. Diesel kostet jetzt an den Orlen-Tankstellen 7,35 Złoty (~ 1,55 Euro) und Benzin 6,64 Złoty (~1,40 Euro).
,,Wir arbeiten aktiv daran, damit die Spritpreise in Polen weiterhin die niedrigsten in Europa bleiben“. Mit diesen Worten hatte der Vorstandschef des staatlich kontrollierten Mineralölkonzerns, Daniel Obajtek bereits am Montag die erste Preissenkung in dieser Woche angekündigt. Zur Unterstützung der imagefördernden Botschaft vom Konzern, der „aus guten Willen“ die Preise senkt, verwies er darauf, dass PKN Orlen gerade 130 000 t Erdöl aus dem norwegischen Erdölfeld Johan Sverdrup gekauft habe. Um die Abhängigkeit von russischen Erdöl weiter zu verringern, werden in den nächsten Wochen weitere Tanker im Erdölhafen von Gdańsk (Danzig) einlaufen, teilte Obajtek mit.
Bei der jetzt erfolgten zweiten Preis-Senkung in dieser Woche räumte der Orlen-Chef dann schon ein, dass die niedrigen Tankstellenpreise in erster Linie auf die veränderte Markt-Situation zurückzuführen sind. Kostete der Barrel Rohöl (Brent) in der vergangenen Woche noch über 130 Dollar, ist er jetzt auf dem Niveau von unter 100 Dollar zurückgekehrt.
Auch die polnische Währung hat sich wieder stabilisiert. Der Złoty war in der vergangenen Woche nach Panik-Verkäufen durch internationale Finanzinvestoren im Verhältnis zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit 21 Jahren abgerutscht, im Verhältnis zum Euro bis nahe 5 Złoty. Historisch war das das höchste Niveau seit Einführung des Euros. Die polnische Zentralbank NPB musste mehrere Male mit Interventions-Käufen den Kursverfall stoppen.
Mit der zweiten Preis-Senkung an den Orlen-Tankstellen haben die anderen Tankstellen-Konzerne Probleme mitzuhalten. Preisanpassungen erfolgen nur zögerlich. Insbesondere an privaten Tankstellen, die noch Treibstoff-Vorräte aus teuren Lieferungen haben, bezahlt der Autofahrer mehr als an den Tankstellen von PKN Orlen. Allerdings gilt das nur für Polen, nicht an den rund 600 Orlen- und Star-Tankstellen in Deutschland.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die sinkende Preis-Tendenz an den Tankstellen in den nächsten Tagen erhalten bleibt. Nicht auszuschließen sind aber plötzliche Preis-Turbulenzen, wenn z.B. schlechte Nachrichten aus der Ukraine kommen, die den Markt erschüttern.

Erdöl aus Saudi-Arabien

PKN Orlen bezieht zur Zeit noch rund die Hälfte seiner Erdöl-Lieferungen, die in der Raffinerie Plock verarbeitet werden, aus Russland. Von Rosnieft bezieht der Konzern im Rahmen von langfristigen Verträgen, die zum Jahreswechsel auslaufen, monatlich 300 000 t.
Beim zweiten russischen Konzern Tatnieft kauft Orlen monatlich 200 000 t. Der Vertrag mit diesem Lieferanten läuft erst 2024 aus. Die anderen 50 Prozent seines Erdölbedarfs bezieht PKN Orlen aus Saudi-Arabien, den USA, Westafrika und Norwegen.
Laut den Beteuerungen von Obajtek ist PKN Orlen auf den Fall von Sanktionen und dem Ausfall von russischen Erdöl-Lieferungen vorbereitet. PKN Orlen hatte Anfang des Jahres im Rahmen seiner Fusion mit dem zweiten polnischen Mineralölkonzern Lotos, der auch vom Staat kontrolliert wird, mit dem weltgrößten Erdöl-Lieferanten Saudi Aramco einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von bis zu 20 Mio. t Erdöl im Jahr unterzeichnet.



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Tank-Limit eingeführt: Nur noch 50 Liter an Orlen-Tankstellen

♦ Panik vor Kraftstoff-Mangel und Preis-Explosion wegen Ukraine-Krieg

Polens größter Tankstellenbetreiber rationiert das Tanken

Der staatlich kontrollierte Mineralölkonzern PKN Orlen hat ein Tank-Limit an seinen über 1500 Tankstellen in Polen eingeführt. Pkw-Fahrer dürfen nur noch 50 Liter tanken. Für Lkw sind nur noch 500 Liter erlaubt.
Der Konzern reagierte mit den Beschränkungen auf die lange Warteschlangen vor den Tankstellen. Polnische Autofahrer hatten sich in einer Panik-Reaktion auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der Befürchtung, dass die Treibstoff-Versorgung gestoppt und die Preise steigen, in größeren Mengen mit Benzin und Diesel eingedeckt. In den Medien gingen Fotos von Autofahrern um, die Kraftstoffe in mehreren Ersatz-Kanistern einfüllten. Der Run auf die Tankstellen wurde noch von Meldungen in den sozialen Medien befeuert, dass an Tankstellen bereits 10 Zloty pro Liter zu zahlen sind und die Preise noch weiter auf 15 Zloty steigen werden. Der Vorstand von PKN Orlen erklärte, dass die Panik an den Tankstellen u.a. durch gezielte Desinformationen im Internet ausgelöst wurde. Der Konzern versicherte, dass die Versorgung der Tankstellen mit Benzin und Diesel gesichert sei. Seit 2013 habe man die Erdöl-Lieferungen an die polnischen Raffinerien diversifiziert. Seitdem sei der Anteil russischen Erdöls an der Verarbeitung in der Orlen-Raffinerie in Plock von 98 Prozent auf weniger als 50 Prozent gesunken. Zudem hatte PKN Orlen erst zu Jahresbeginn mit dem größten Erdölproduzenten der Welt, Saudi Aramco, ein Vertragswerk unterzeichnet, das u.a. eine langfristige Lieferung von saudi-arabischen Erdöl nach Polen in der Größenordnung von täglich 200 000 bis 370 000 t Barrel vorsieht.

Bislang gibt es keine Hinweise, dass auch andere Marken-Tankstellen dem Beispiel des Branchenriesens PKN Orlen folgen. Der branchenübergreifende Dachverband POPiHN sieht dafür keine Veranlassung. Nach seinen Angaben reichen die Vorräte an Erdöl und Kraftstoffen gegenwärtig für 98 Tage. PKN Orlen selbst kündigte an, dass die Beschränkungen an den Tankstellen nur vorübergehend seien bis sich der Verkauf wieder auf das Standard-Niveau eingepegelt habe. Gegenwärtig ist der Verkauf um 200 bis 400 Prozent höher.
Der staatsnahe Konzern hat sofort einigen seiner Tankstellen-Pächtern die Verträge gekündigt, die die Kraftstoffe mit hochgetriebenen Preisen verkauft haben. Auch die Verbraucherschutz-Behörde kündigte an, mit Kontrollen gegen Tankstellen-Betreiber vorzugehen, die die unsichere Situation im Zusammenhang mit der Ukraine zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen.

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Tanken in Polen wird ab 1.Februar noch billiger

Ab 1. Februar wird in Polen die Mehrwertsteuer auf Benzin, Diesel und Lebensmittel gesenkt. Mit der Steuersenkung will die nationalkonservative PiS-Regierung die Gefahr einer in Polen überbordenden Inflation absenken. Das polnische Parlament (Sejm) hat dazu der Vorlage zugestimmt. Ohne Gegenstimmen! Finanz- und Wirtschaftsexperten warnen dagegen vor überzogenen Erwartungen. Die Steuersenkungen werden nur vorübergehend die Inflation dämpfen.

Das jetzt beschlossene Anti-Inflationsschild 2.0 sieht u.a. eine Senkung der Mehrwertsteuer für Benzin und Diesel von 23 Prozent auf 8 Prozent ab 1.Februar vor. Die Steuersenkung soll bis 31. Juli dieses Jahres gelten.
Bei einen gegenwärtigen Großhandelspreis  für Benzin Eurosuper 95 von 4,53 Złoty würde der Preis an der Tankstelle unter Berücksichtigung der Einzelhandels-Marge um rund 0,70 Złoty pro Liter, bei Diesel um 0,50 Zloty, fallen. Kostet Benzin (Eurosuper 95) gegenwärtig an den Tankstellen in der Grenzregion im Durchschnitt 5,81 Złoty/l (1,30 Euro) würde es ab 1.Februar nach Senkung der Mehrwertsteuer im Durchschnitt 4,89 Zloty/l plus Einzelhandels-Marge kosten. Das sind beim gegenwärtigen Wechselkurs umgerechnet rund 1,09 Euro. Vorausgesetzt man zahlt in polnischer Währung! Zahlt man in Euro, zahlt man zu, da in Euro-Preisangeboten in Polen immer eine zusätzliche Gebühr eingerechnet ist.
Die Preiskalkulation für Februar ist allerdings nur von theoretischer Natur.

Steuersenkung könnte schnell ,,verpuffen“

Von größerer Bedeutung als die Mehrwertsteuer-Senkung hat für die Tankstellenbetreiber die Entwicklung der Großhandelspreise in Folge der Preisnotierungen für Erdöl auf dem Weltmarkt. Der Rohölpreis (Brent) ist in den letzten Tagen auf über 85 Dollar gestiegen. Damit liegt er fast auf dem höchsten Preis-Niveau seit drei Jahren. Steigt er noch weiter, dann ist ab 1. Februar ein wesentlicher Teil der Mehrwertsteuersenkung bereits verpufft.
Für deutsche ,,Tanktouristen“ wird dies allerdings kaum eine Rolle spielen. In jedem Fall ist das Tanken in Polen billiger als an der einheimischen Tankstelle. Die Frage ist nur, welche Corona-Regelungen in zwei Wochen an der Grenze zu Polen gelten. Im Vergleich zu Deutschland hat Corona in Polen in den vergangenen Wochen  eine ehe nur untergeordnete Rolle gespielt. Dies könnte sich ändern. Gesundheitsminister Niedzielski hat jetzt davor gewarnt, dass im Zusammenhang mit Omnikron die Zahl der Corona-Infektionen auf bis zu 120 000 pro Tag steigen könnte.

Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel

Neben der Steuersenkung auf Benzin und Diesel wird ab 1.Februar auch die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel von 5 Prozent auf 0 Prozent gesenkt. Dies betrifft u.a. Fleischwaren, Brot und andere Getreideprodukte sowie Obst und Gemüse.
Ebenfalls auf 0 wird die die Mehrwertsteuer auf Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Produkte für die Verbesserung der Bodenkultur gesenkt. Gegenwärtig beträgt hier der Steuersatz 8 Prozent. Hintergrund für die Steuersenkung ist die im vergangenen Jahr eingetretene Verteuerung der Düngemittel. Wegen dem starken Anstieg der Energiepreise (Erdgas) hatten europäische, wie auch polnische Düngemittel-Hersteller ihre Produktion be- bzw. eingeschränkt. In der Folge stiegen die Düngemittel-Preise stark an. Es wird erwartet, dass die Bauern in den nächsten Monaten die Preissteigerungen auf die Agrarprodukte und damit auf die Lebensmittel umschlagen.

Energie-Verteuerung für kleine Betriebe existenzgefährdend

Auch bei den Energieträgern soll nachgelegt werden. Die Mehrwertsteuer auf Gas soll von 8 Prozent auf 0 und Wärmeenergie von 8 auf 5 Prozent gesenkt werden. Im Fall von Strom soll der bereits auf 5 Prozent gesenkte Steuersatz auch nach dem 1.Februar beibehalten werden. Obgleich die Energie-Tarife für Privat-Haushalte von der staatlichen Energie-Aufsichtsbehörde URE auf Kosten der gewerblichen Wirtschaft reguliert werden, sind die Stromtarife für Privathaushalte seit Jahresbeginn im Durchschnitt um 24 Prozent gestiegen. Die Gaspreise haben sich für Privathaushalte um 54 Prozent verteuert. Gewerbliche Abnehmer sind dagegen mit noch drastischeren Preiserhöhungen konfrontiert. Besonders hart trifft es kleine Bäckerbetriebe. Nach Angaben der Wirtschaftskammer in Stettin (Szczecin) sind die Preiserhöhungen bereits für viele Betriebe existenzbedrohend. So berichten kleine Familien-Bäckereien, dass sie für ihre Stromlieferungen anstatt bisher 10 000 Zloty jetzt im Monat 30 000 Zloty bezahlen müssen. Bei der Umrechnung solcher Kosten auf die Preise der Backwaren haben sie keine Chance mehr, ihre Backwaren zu verkaufen.

Immobilienblase auf Kredit-Basis droht zu platzen

Seit Wochen ist die Inflations-Entwicklung das die öffentliche Diskussion beherrschende Thema. Mit 8,6 Prozent hatte Polen im Dezember einen der höchsten Inflationswerte in der EU. Seit dem letzten Jahresquartal des zurückliegenden Jahres hat die polnische Nationalbank NBP damit begonnen, die Leitzinsen anzuheben. Kredite verteuern sich damit. Nicht nur für die Unternehmen. Im vergangenen Jahr haben die Banken mit umgerechnet rund 20 Mrd. Euro eine Rekordsumme an Wohnungs-Krediten ausgegeben. Private Kreditnehmer, die noch zum Niedrig-Zinssatz Kredite für den Kauf einer Immobilie als Wertanlage oder zur Eigenverwendung aufgenommen haben, sehen sich plötzlich mit einer um umgerechnet 100 Euro höheren monatlichen Kreditrückzahlungsrate konfrontiert. Und das ist erst der Anfang! Die Finanzexperten halten eine weitere Erhöhung der Leitzinsen durch die Nationalbank innerhalb kürzester Zeit von gegenwärtig 2,5 Prozent auf mindestens 4 Prozent für notwendig, um die Inflation einzudämmen.
Ministerpräsident Morawiecki hat im Parlament versprochen, dass ein Vier-Personenhaushalt durch die Senkung bzw. Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel rund 53 Złoty im Monat spart. Bei den Kraftstoffen würde der Einsparungs-Effekt 48 Złoty im Monat (etwas über 10 Euro) betragen.
Kritik kommt dagegen aus der Wirtschafts- und Finanzwelt. Die Steuersenkungen hätten nur beschränkten Einfluss auf die Inflationsbekämpfung. Auf Grundlage ihrer Simulations-Modelle rechnen die Banken für den befristeten Zeitraum bis Juli mit einer Eindämmung der Inflation um bis zu 2 Prozent. Sobald die Steuersenkungen wegfallen, werde die Inflation dann aber sofort wieder steigen.

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