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Modehaus ,,„zur größeren Ehre Gottes“ in der Pleite

Das polnische Modehaus Marie Zélie ist bankrott. Mit über 12 Mio. Złoty Schulden hinterlässt das an christliche Werte anknüpfende Mode-Label über Tausende Kundinnen, die vergeblich auf die Rückzahlung ihrer Geldbeträge für nicht gelieferte Kleidung warten.

Das katholische Modehaus aus Danzig (Gdańsk) war anders als die meisten christlichen Modehäuser, wie man sie in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern kennt. Profane T-Shirts, Sweater und andere Mode-Utensilien mit plakativ bedruckten biblischen Sprüchen, christlichen Symbolen und Aufschriften a la ,,Jesus is my king“ sucht man in der Kollektion der Danziger Modemacher vergeblich.

Fotos: Marie Zélie

Benannt nach der im 19. Jahrhundert in Frankreich lebenden und von Papst Franziskus heiliggesprochenen Näherin, war der Name Marie Zélie Programm. Im konservativen Verständnis konnte die Mode aus Danzig als klassisch bewertet werden. Kleider und Röcke über das Knie, ohne ausgeprägten Dekolleté und die in allen Kollektionen immer wiederkehrenden abgetönten Blümchen–Motive waren ihr charakteristisches Merkmal. Die damit vermittelte Botschaft war klar: Eine Mode für die sich modern gebende, aber brav sittsame Frau und Hausmutter, für den Gang in die Kirche, die Taufe, Konfirmation und andere christliche Feste.

Eingenähtes Label ,,A.M.D.G.“

Dies wurde auch mit dem in jeden Kleidungsstück eingenähten Label ,,A.M.D.G.“ unterstrichen. A. M.D.G. steht für den Wahlspruch des Jesuitenordens ,,Ad maiorem Dei gloriam“, zu deutsch ,,zur größeren Ehre Gottes“.
Es ist wohl auch kein Zufall, dass sich das Modehaus Marie Zélie als start up im Jahre 2016 gründete, unmittelbar nachdem die nationalkonservative PiS-Partei das Regierungsruder übernahm und im Gleichklang mit dem katholischen Klerus die Werte propagierte, die sich auch die Modeschöpfer in Danzig zur Vermarktung ihrer Mode zu eigen machte.
Für große Resonanz beim Klientel sorgte aber vor allem, das die Kleidung in hoher Qualität vor Ort in Polen genäht wurde und dafür feinste Garne und hochwertige Stoffe verwendet wurden. Entsprechend hoben sich auch die Preise von der Billig-Ware der Mode-Discounter ab. In der Kollektion 2022, die immer noch online ist, sind für Jacken und Mäntel über 2500 bis 4500 Złoty zu zahlen, also umgerechnet mehr als 500 Euro bis knapp 1000 Euro. Auch Röcke, Kleider und Blusen bewegen sich in der Preis-Größenordnung von umgerechnet rund 100 Euro.
Die Preise haben der Nachfrage keinen Abbruch getan. Seit dem Gründungsjahr stieg der Umsatz des Modehauses von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Doch mit ihm auch die Kosten. Dem musste das Modehaus Tribut zollen. Statt der Produktion in Polen, womit das Unternehmen immer warb und was ein wesentlicher Kaufanreiz für die Kundschaft war, wurde nun ein Teil der der Modekollektion in Bangladesh und der Türkei gefertigt. Bei der Verbraucherschutz-Behörde UOKiK gingen dann auch bald  erste Klagen von unzufriedenen Kundinnen ein, die auf die Rücküberweisung der von ihnen geleisteten Geldzahlungen für zurückgegebene Ware warteten. Bei Facebook bildeten sich Gruppen von mehr als 2000 Kundinnen, die um die Rückgabe ihrer Gelder kämpfen. Vergeblich. Im Oktober meldete das Modehaus Konkurs an.

Katholischer Klassiker ohne Happy-End

Im gewissen Sinne erinnert die Entwicklungsgeschichte mit dem selbstgewählten Wahlspruch ,,zur größeren Ehre Gottes“ an den Kultfilm ,,Blues Brothers“, der in der Zeitung des Heiligen Stuhles als ,,katholischer Klassiker“ bezeichnet wurde. Auch hier waren die Schauspieler John Belushi und Dan Akroyd als Jake und Elwood für eine gute Sache ,,im Auftrag des Herren“ unterwegs, eine Spur der Verwüstung hinter sich lassend. Doch während Jake und Elwood am Ende die Steuerschuld für ein Waisenhaus bezahlen konnten, hinterlässt das Modehaus ,,zur größeren Ehre Gottes“ nur Tausende Kundinnen, die vergeblich auf ihr Geld und ihre Ware warten.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

Solarparks auf 320 Hektar katholischen Kirchenland

Polens größter Energiekonzern, die vom Staat kontrollierte PGE-Gruppe, hat 300 Hektar Land von der Diözese Zielona Góra-Gorzów gepachtet. Bis zum Jahre 2023 sollen dort zwei Solarparks mit jeweils 250 MW aufgebaut werden, teilte die für Erneuerbare Energien zuständige PGE-Tochtergesellschaft PGE Energia Odnawialna mit.

Die gepachteten Ländereien befinden sich in der an Deutschland angrenzenden Wojewodschaft Lubuskie. Bisher waren sie als landwirtschaftliche Nutzfläche ausgewiesen – die Katholische Kirche gehört zu den größten Landbesitzern in Polen. Über die Höhe der Pachtgebühren wollte der Staatskonzern keine Angaben machen. ,,Das ist der bisher größte Pachtvertrag, den wir im Rahmen unseres PV-Programms unterschrieben haben. Bisher haben wir uns bereits 2000 Hektar Land gesichert, auf denen Photovoltaik-Parks mit einer Leistung von insgesamt 1250 MW aufgebaut werden können“, sagte Marcin Karlikowski. Geschäftsführer der PGE Energia Odnawialna. Das PV-Programms der PGE verfolge das Ziel, in den nächsten zehn Jahr Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von mindestens 3 GW zu installieren.
Neben den großen Projekten wie den auf dem Kirchenland der Diözese Zielona Góra-Gorzów werde die PGE auch in kleinere PV-Anlagen investieren. Die PGE hat dazu jetzt die PV Lutol 1 i PV Lutol 2 auf einer Fläche von rund 3,4 Hektar in Betrieb genommen. Beide sind jeweils 1 MW-Solarfarmen, die aus der vorjährigen Auktion für Erneuerbare Energien im Bereich der Anlagen bis 1 MW als Sieger hervorgingen. PV Lutol 1 i PV Lutol 2 befinden sich  ebenfalls in der Wojewodschaft Lubuskie. Ausgestattet sind sie mit rund 3000 monokristallinen Solarzellen mit jeweils 350 Watt.

Die PGE-Tochter Energia Odnawialna ist nach eigenen Angaben gegenwärtig der größte Produzent von Strom auf Grundlage Erneuerbarer Energiequellen in Polen. Das Unternehmen besitzt u.a. 17 Wind-Parks, 29 kleine Wasserkraftwerke sowie fünf Solarparks, deren installierte Gesamtleistung 2,3 GW beträgt.  Dies ist allerdings nur die Hälfte der Wahrheit.

Kosten für Co2-Emissionsrechte zwingen zum Kohle-Ausstieg

Spektakuläre Licht-Installation von Greenpeace an einem PGE-Kraftwerk: ,,Schande“ mit dem Abbild von PiS-Ministerpräsident Morawiecki, der vor noch nicht allzu langer Zeit die Kohle-Verstromung propagierte. Foto: Greenpeace Polska

Der staatliche Energie-Konzern PGE, zu der PGE Energia Odnawialna gehört, ist auch der ,,schmutzigste“ Stromproduzent in Polen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres produzierte der Konzern 22,6 TWh Energie. Dabei entfielen mit 29,3 Mio. t Kohlendioxid rund ein Fünftel des gesamten Co2-Ausstosses in Polen auf die Kohle-Kraftwerke der PGE. Den Spitzenplatz nimmt dabei das PGE-Braunkohlenkraftwerk Bełchatów als Europas größter Umweltverschmutzer ein. Konnten die Kohle-Kraftwerke der PGE in den vergangenen Jahren noch weitgehend kostenlose Co2-Emissionszertifikate in Anspruch nehmen, so hat sich die Situation für die PGE in diesem Jahr einschneidend verändert. Mit der von der EU-Kommission vorgenommenen Reduzierung der kostenlosen Co2-Emissions-Zertifikate für die PGE auf rund 1 Mio. t Treibhaus-Gas steigen die Kosten für den Kauf von Emissions-Zertifikaten nach PGE-Angaben in diesem Jahr auf 3,11 Mrd. Złoty (rund 700 Mio. Euro). In dessen Folge ist das EBITDA-Ergebnis des Staatskonzerns im konventionallen Bereich von 2,1 Mrd. Złoty auf 774 Mio. Złoty im ersten Halbjahr gesunken.
Tendenziell und progressiv steht ein weiteres Absinken des Netto-Ergebnisses auf der Tagesordnung. Die Energie-Erzeugung in den Kohle-Kraftwerken wird für die PGE unrentabel. Der Konzern hat deshalb den Schalter umgelegt. ,,Unser Ziel ist es, bis zum Jahre 2050 unseren Kunden zu 100 Prozent Grüne Energie anzubieten“, erklärte PGE-Vorstandschef Wojciech Dąbrowski.

© André Jański / infopol.PRESS