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Polen öffnet wieder die Grenzen trotz Corona-Rekordzahl

In der Nacht vom 12. zum 13. Juni öffnet Polen wieder seine Grenzen zu Deutschland und den anderen EU-Nachbarstaaten. Ab Sonnabend erhalten damit alle Reisenden das Recht für die freie Einreise, Ausreise und dem Transit durch Polen, erklärte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Die 14tägige Quarantäne-Pflicht , die sich bisher polnische Bürger bei der Einreise nach Polen unterziehen mußten, entfällt damit. Auch für Deutsche, die ab Sonnabend nach Polen einreisen, entfällt die Quarantänepflicht. Auch die Temperatur-Messung an der Grenze fällt weg. Kontrollen- finden nur noch stichprobenhaft statt, versichert die polnische Staatskanzlei.

Die polnische Regierung hatte Mitte März wegen der Corona-Pandemie die Schließung der Landes-Grenzen angeordnet. Wir können uns nicht erlauben, dass der Virus nach Polen gebracht wird, ,,um weitere unsere Bürger zu infizieren.“ Die Regierung begründete seinerzeit die Grenzschließung vor dem Hintergrund, dass Polens erster bestätigter Corona-Fall seinen Ausgangspunkt in Deutschland hatte. Diese Legende, durch entschlossenes Handeln die eigene Bevölkerung vor dem Eintragen des Virus aus dem Ausland zu schützen, konnte die nationalkonservative Regierung zu Anfangs noch pflegen. Noch bis Mitte April hatte Polen im europäischen Vergleich die geringsten Zuwächse an bestätigten Corona-Fällen. Allerdings wurden zu diesem Zeitpunkt wenige Corona-Tests durchgeführt – max. 5000 pro Tag.

Inzwischen hat sich die Situation geändert. Während fast alle EU-Ländern eine sinkende Tendenz vermelden, ist in Polen das Gegenteil der Fall. Seit Ende Mai nehmen die Zahlen der bestätigten Corona-Infektionen zu. Polen hat vergangenen Montag (8.Juni) mit 599 bestätigten Neu-Infektionen den höchsten Zuwachs seit Beginn der Corona-Krise erlebt. Am vergangenen Wochenende waren es insgesamt 1151 Neu-Infektionen. Polens führender Mediziner, der Chef des Polnischen Ärzte-Rates Andrzej Matyja hat bereits davor gewarnt, dass Polen jetzt mit zeitlicher Verspätung in eine ähnliche Situation kommen könnte wie in Italien oder Spanien.

Gesundheits-Minister Łukasz Szumowski läßt dies nicht gelten wie auch den in sozialen Medien erhobenen Vorwurf, dass die Infektionszahlen um ein Vielfaches höher ausfallen würden, wenn die Regierung mehr Tests und in allen Wojewodschaften durchführen lassen würde. Szumowski räumte zwar heute ein, dass man auch in den nächsten Tagen mit hohen Zahlen rechnen müßte. Diese seien jedoch auf Schlesien begrenzt, wo die Regierung jetzt die Schließung von zehn Bergwerken bis 4. Juli angeordnet hat. Dort sind bereits über 4500 Bergleute von einer Infektion betroffen.

Die Regierung in Warschau hat lange Zeit die Entscheidung zur Grenzöffnung hinausgezögert. Andere EU-Staaten hatten dies bereits vor über einer Woche angekündigt. Jedoch mit Einschränkungen. So hat heute die zu Polen benachbarte Slowakei die Grenzen für Tschechien, Österreich und Ungarn sowie 16 weitere Staaten, darunter Deutschland, geöffnet. Auf der slowakischen Liste der bezüglich der Corona-Situation als sicher eingestuften Staaten befindet sich jedoch nicht der Nachbar-Staat Polen.

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Corona-Polen: Öffnung der Grenze nicht vor dem 3.Mai

Die polnische Regierung hat mit Wirkung vom heutigen 20.April einige ihrer restriktiven Vorschriften zur Bekämpfung der Corona-Epidemie gelockert. Für den Einzelhandel wurden einige Erleichterungen vorgenommen, die allerdings nur symbolischen Charakter haben. Schon wesentlicher ist die Öffnung der Kirchen. In Abhängigkeit von der Größe der Kirche können jetzt bis zu. 500 Personen an Gottesdiensten teilnehmen. Den Bürgern wird auch wieder der Zugang zu den Wäldern erlaubt. Jugendliche über 13 Jahre dürfen sich wieder ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten in der Öffentlichkeit bewegen. Die Schließung der Grenze zu Deutschland und den anderen Nachbarstaaten bleibt jedoch weiter bestehen.

,,Es ist heute noch keine Öffnung der Grenzen geplant“, erklärte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Dafür sei es noch zu früh. Dies gelte auch für die Quarantäne-Bestimmungen für grenzüberschreitende Berufspendler. Nach ihrer Rückkehr nach Polen müssen sie sich weiterhin in eine 14tägige Haus-Quarantäne begeben. Eine Öffnung der Grenzen werde es frühestens nach dem 3.Mai geben, unterstrich Morawiecki.

Mit den jetzt eingeführten Erleichterungen will die Regierung offensichtlich etwas den Druck aus den Kessel nehmen. Die polnische Bevölkerung hat zwar mit großer Disziplin die bereits frühzeitig im März eingeführten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen eingehalten. Unter der Oberfläche gärt es jedoch, insbesondere bei den rigiden Maßnahmen, deren Sinn für die Menschen nicht nachvollziehbar war und ist. Dazu gehörte das Verbot, die Wälder zu betreten. Dieses Verbot wurde jetzt abgeschafft.
Ein weiteres nicht nachvollziehbares Verbot bleibt aber weiterhin bestehen: Die Benutzung von Fahrrädern in der Stadt. Die sozialen Medien sind voll von Klagen darüber, dass Polizisten massenhaft Strafzettel für das Fahrradfahren in der Stadt ausgeteilt haben. Die höchste Strafe, die einer Fahrrad-Fahrerin in Kraków zuteilt wurde, waren 12 000 Złoty, umgerechnet rund 2500 Euro.
Mehr Nachsicht zeigte die Regierung dagegen bei den Forderungen der Kirchen-Führung,die Beschränkungen bei dem Besuch von Gottesdiensten zu lockern. Bisher war die Zahl der Personen, die an den Heiligen Messen teilnehmen konnten, auf fünf Personen beschränkt. Dem Appell von Erzbischof Stanisław Gądecki, Vorsitzende der Konferenz des Polnischen Episkopats, zur Lockerungen der Vorschriften haben sich zahlreiche Politiker der nationalkonservativen Regierungspartei PiS angeschlossen. Ab heute ist die Zahl der Kirchgänger deshalb nur noch durch die jeweilige Größe der Kirche unter Wahrung des Sicherheits-Abstands von zwei Metern beschränkt. Die Gläubigen müssen aber Mund und Nase bedecken. Der Geistliche ist von der Maskenpflicht befreit. In Polens größte Kathedrale am Pilgerort Lichen können damit über 500 Personen am Gottesdienst teilnehmen. Auch bei Beerdigungen auf Friedhöfen wurde die Zahl der Teilnehmer an der Trauerfeier auf 50 Personen ( bisheriges Limit 5 Personen) erweitert.

Für den Einzelhandel hat die Lockerung der Vorschriften dagegen eher nur symbolischen Charakter. In kleinen Läden der Grundversorgung mit bis zu 100 m2 Verkaufsfläche dürfen jetzt 4 statt bisher 3 Kunden pro Kasse bedient werden. In größeren Läden wurde das Limit auf 1 Kunden pro 15 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert. Damit werden z.B. in einem Supermarkt mit 3000 m² Verkaufsfläche gleichzeitig bis zu 200 Personen eingelassen. Die Ladenbetreiber sind weiterhin verpflichtet , den Kunden Desinfektionsmittel und Handschuhe sicherzustellen. Die speziellen Sperr-Öffnungszeiten für Rentner von 10 bis 12.00 Uhr bleiben bestehen, jedoch nur noch an den Wochentagen. Baumärkte müssen weiterhin an Wochenenden geschlossen bleiben. Weiterhin geschlossen bleiben alle Einzelhandels-Läden (außer Grundversorgung) und Dienstleistungseinrichtungen in den Shopping-Malls. Für die Gastronomie und Hotellerie gibt es weiterhin keine Lockerung der Verbote.
Die Lockerung der Bestimmungen erfolgt in einer Phase, da Polen nach Auffassung von regierungsunabhängigen Experten erst noch der Höhepunkt der Corona-Krise bevorsteht. Diese Prognose, dass erst nach Ostern, den traditionellen Familienfest in Polen, die Krise an Dynamik gewinnt, scheint sich durch die jüngsten Zahlen zu bestätigen. Erstmals ist am vergangenen Sonnabend (18.April) die Zahl der innerhalb eines Tages offiziell bestätigten Corona-Fälle auf über 500 angestiegen. Die Betonung liegt dabei auf offiziell. Nach wie vor werden in Polen nur sehr wenige Corona-Tests durchgeführt, was insbesondere Oppositionspolitiker kritisieren.
Bisher sind in Polen offiziell 9287 Corona-Fälle registriert (Stand 19.April). 360 Menschen starben an den Folgen einer Corona-Infektion.

 

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