Weiteres Zentrum von Amazon in Grenznähe zu Deutschland

Der US-amerikanische Online-Gigant Amazon wird in Kürze sein 10. Logistik-Zentrum in Polen eröffnen. Wie Amazon jetzt offiziell bestätigte, befindet sich das neue Zentrum in den an der Autobahn A-2 (A-12-Anschluß Berlin-Frankfurt/O.-Poznań) gelegenen Świebodzin, rund 70 Kilometer Luftlinie hinter der deutschen Grenze. Nach dem 2017 direkt an der Grenze zu Deutschland eröffneten Logistikzentrum in Kołbaskowo an der A-11 (bei Pomellen – 80 Kilometer bis Berlin) im Norden und den 2019 an der Autobahn A-4 in Okmiany (bei Bunzlau/ Bolesławiec) eröffneten Vertriebszentrum im Süden operiert Amazon jetzt direkt in Grenznähe an allen Haupt-Einfahrts-Trassen nach Deutschland.

Symbolik: Amazon und die Christus-Figur

Das neue Logistik-Zentrum in Świebodzin ist mit einer Fläche von 193 000 Quadratmetern eines der größten von Amazon in Polen. Wie schon die anderen Objekte wurde das Zentrum vom internationalen Gewerbe-Immobilienentwickler Panattoni Europe im Rekordtempo erbaut. Nur 4 Kilometer bis zur Auffahrt der Autobahn A-2 kann die Ware binnen 45 Minuten nach Deutschland transportiert werden.

Foto-Montage: PL-Agentur

Die Standort-Wahl hatte eine doppeldeutige Symbolik. Unweit des neuen Amazon-Logistik-Zentrums streckt in 36 Metern Höhe die weltweit höchste Christus-Figur ihre Hände in Richtung Westen aus.
Nach Angaben von Amazon werden in Świebodzin über 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Świebodzin ist eine Kleinstadt. Der Online-Riese wird daher wie schon in Kołbaskowo und Okmiany seinem bisherigen Beschäftigungs-Prinzip folgen. Die Mitarbeiter werden in Bussen angekarrt, oft mit Anfahrtwegen von bis zu 2 Stunden. Dazu zwingt auch die Beschäftigungs-Situation in der Region. Im Umfeld von Świebodzin sind zahlreiche internationale Unternehmen angesiedelt, darunter die größte Möbelfabrik der Welt in Zbąszynek (IKEA).
Das Amazon-Zentrum in Świebodzin arbeitet als Fulfillment-Center. Dies schließt alle Arbeitsprozesse von der Lagerhaltung, über die Kommissionierung, Verpackung, Frankierung und dem Versand ein. Das Versand-Sortiment in Świebodzin ist auf die Warengruppen Konsumgüter, Elektronik und Bücher ausgerichtet.
Nach Angaben von Marian Sepesi, Regionaldirektor von Amazon, wird Świebodzin das dritte Amazon-Center in Polen, das mit Robotergesteuerten -Prozess-Automatisierungslösungen (knapp 3000) arbeiten wird.
Voraussichtlich werden die Amazon-Mitarbeiter in Świebodzin in einem auch für polnische Verhältnisse seltenen 10-Stunden-System in zwei Schichten arbeiten. Sonntage eingeschlossen, damit der der Kunde in Deutschland am nächsten Tag sein Paket erhält. Nach 4 Zehn-Stunden-Arbeitstagen erhalten sie dann drei arbeitsfreie Tage.

20 Złoty Stundenlohn

Festangestellten Mitarbeitern wird ein Stunden-Lohn von 20 Zloty (rund 4,50 EUR) bezahlt. Bei Team-Leitern beginnt die Bezahlung ab 25 Zloty. Das ist weniger als die Hälfte der Stundensätze, die Amazon Versandmitarbeitern an einem deutschen Standort zahlt. Und das bei gleicher Arbeit mit den gleichen Technologien.

Amazon beschäftigt gegenwärtig in Polen insgesamt 18 000 festangestellte Mitarbeiter. Dazu kommen zu saisonalen Höhepunkten rund 10 000 Saisonkräfte, darunter auch Arbeitskräfte aus der Ukraine. Die Logistik- und Vertriebszentren von Amazon in Polen nehmen inzwischen eine Gesamtfläche von 2 Mio. Quadratmetern ein. Die ersten Amazon-Logistik-Center wurden 2014 nach den großen Streiks in deutschen Amazons-Zentren in Breslau und Poznań errichtet. Die amerikanische Handels-Plattform betreibt in Polen selbst kein eigenes selbstständiges Online-Portal. Polnische Kunden und Händler bestellen und liefern über die deutschen Amazon-Portal aus, das auch in polnischer Sprache verfügbar ist.

Mit seiner Steueroptimierungs-Strategie gehört Amazon zu den internationalen Konzernen in Polen, die kaum oder nur sehr wenig Einkommenssteuer in Polen bezahlt. Laut dem polnischen Finanzministerium hat Amazon bei einem Umsatz von 1,76 Mrd. Złoty (2018) bescheidene 19 Mio. Złoty , also weniger als 5 Mio. Euro Körperschaftssteuer gezahlt.

© André Jański / infopol.PRESS