Weiterer Kaufvertrag zum Bezug von LNG-Gas aus den USA

 

Foto: PGNiG

Der polnische Energiekonzern PKN Orlen hat mit dem US-Konzern Sempra Infrastructure einen 20-Jahresvertrag für die Lieferung von verflüssigten Erdgas (LNG) unterzeichnet. Dies ist bereits der dritte Vertrag zum Bezug von LNG-Gas aus den USA.

Der mit dem US-Konzern Sempra Infrastructure unterzeichnete Kaufvertrag sieht über einem Zeitraum von 20 Jahren die Lieferung von jährlich 1 Mio. t LNG-Gas vor. Nach der Regasifizierung des LNG-Gases, also seiner Überführung in den gasförmigen Zustand, ergibt die Menge 1,2 Mrd. m³ Erdgas pro Jahr. Die Lieferung soll ab dem Jahre 2027 aufgenommen werden. Das Schiefergas im verflüssigten Zustand soll über das Export-Terminal Port Arthur im US-Bundesstaat Texas ausgeliefert werden.
Der jetzt abgeschlossene Deal baut auf einem Vorvertrag vom vergangenen Frühjahr auf. Den hatte noch der staatliche polnischen Erdgas-Versorger PGNiG abgeschlossen, der nach der im November erfolgten Übernahme durch den ebenfalls staatlich kontrollierten Orlen-Konzern in dessen Strukturen aufgegangen ist. Allerdings war im Vorvertrag vom vergangenen Frühjahr mit dem US-Konzern Siempra noch die Liefer-Menge von jährlich 3 Mio.t LNG-Gas verankert. Zu den Gründen, weshalb die jährliche Liefermenge von 3 Mio. jetzt auf 1 Mio. t gekürzt wurde, gab es offiziell keine Informationen. Der Vorstandschef von PKN Orlen, Daniel Obajtek, erklärte lediglich auf einer Pressekonferenz, «wir dürfen nicht naiv in der Einkaufspolitik von Kohlenwasserstoffen sein».

LNG-Exportterminal Port Arthur: Für polnischen Konzern nur 1 Mio. t 

Bei Sempra Infrastructure, einer Tochtergesellschaft des an der New Yorker Börse notierten Sempra-Konzerns ist man da schon etwas konkreter. Mit der mit dem polnischen Energiekonzern abgeschlossenen langfristigen Vereinbarung sei jetzt die gesamte Kapazität von Phase 1 des LNG-Exportterminals von Port Arthur vollständig vertraglich gebunden, heißt es in einer Presse-Mitteilung des amerikanischen Konzerns. Sempra hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass durch langfristige Vereinbarungen mit vier internationalen Konzernen, darunter der RWE, der Kauf und Verkauf von LNG aus der Phase 1 des Terminal-Projekts abgeschlossen ist. Die in Phase 1 ausgelegte Gesamtkapazität beträgt 10,5 Mio. t (10,5 Mtpa) pro Jahr. Daraus ist zu schließen, dass der polnische Energiekonzern abweichend von der noch im vergangenen Jahr vereinbarten Menge jetzt mit jährlich 1 Mio. t LNG gegenüber den westlichen Konzernen zu kurz gekommen ist.
,,Wir erwarten nun ein endgültige Investitionsentscheidung bis Ende dieses Quartals“, erklärte der in der Presse-Meldung zitierte CEO von Sempra Infrastrukture, Justin Bird. Damit kann der Bau des Hafenprojekts beginnen, der seit über fünf Jahren verzögert wurde.

Insgesamt 3 Verträge zur Lieferung von Erdgas aus den USA

Polen hatte bereits 2018 in Washington eine Grundsatzvereinbarung über die Lieferung von LNG-Gas aus den USA unterzeichnet. Wegen der damalig niedrigen Weltmarkt-Preise für Erdgas, die die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischen LNG-Gases im Vergleich zu russischen Erdgas herabsetzten, wurde der dafür notwendige Ausbau von Export-Terminals in den USA, darunter den von Sempra in Port Arthur,
zurückgestellt. Mit dem Anstieg der Weltmarktpreise für Erdgas ab 2021 und insbesondere der Lieferstopps von russischen Erdgas im Ergebnis der von der EU eingeleiteten Maßnahmen in Folge der russischen Aggression in der Ukraine ist der Ausbau der amerikanischen LNG-Terminals wieder wirtschaftlich geworden.
Die Vereinigten Staaten sind zu einem der Hauptlieferanten von Erdgas in Polen geworden. «Durch die Partnerschaft mit Sempra Infrastructure erhöhen wir die Diversifizierung unseres Importportfolios und sichern uns zusätzliche Erdgasmengen, die sowohl zur Deckung des Bedarfs polnischer Kunden als auch zur Stärkung der Präsenz von PKN Orlen auf dem internationalen Energiemarkt verwendet werden», erklärte Orlen-Vorstandschef Obajtek.
PKN Orlen bzw. der von Orlen übernommene Erdgasversorger PGNiG hatte bereits 2018 mit dem US- Energiekonzern Cheniere einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von insgesamt 29 Mio. t LNG an das LNG-Terminal in Swinemünde (Świnoujście) auf der Insel Usedom ab diesem Jahr bis zum Jahre 2042 unterschrieben. 2019 folgte dann ein weiterer Kaufvertrag mit dem US-amerikanischen Venture Global LNG, dessen Liefervolumen im Jahre 2021 auf jährlich 5,5 Mio. t aufgestockt wurde.
Zusammen mit der eigenen Erdgas-Förderung in Polen und im norwegischen Schelf sowie der im vergangenen Oktober in Betrieb genommenen neuen Erdgas-Leitung Baltic Pipe durch die Ostsee nach Dänemark ersetzen die in den USA vereinbarten Liefermengen nicht nur vollständig das in der Vergangenheit an Polen gelieferte russische Erdgas. Sie liegen auch erheblich über den aktuellen Landesbedarf an Erdgas. Dies ermöglicht PKN Orlen, die schon vor Jahren von der PiS-Regierung herausgegebene Zielstellung umzusetzen, zu einem ,,Big Player“ bei der Erdgasversorgung in Mittelosteuropa aufzusteigen.

André Jański / infopol.PRESS