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Volkswagen stoppt in Polen erneut die Produktion



Foto: Volkswagen Poznań



Nach einem dreiwöchigen Produktions-Stopp im April  müssen die Bänder der polnischen Autofabriken von VW Nutzfahrzeuge erneut  angehalten werden. Wie der polnische Brancheninformationsdienst AutomotiveSuppliers berichtet, wird die Produktion bei Volkswagen wegen der Lieferengpässe von elektronischen Komponenten auf der Basis von Halbleitern ab morgen  für einige Tage ruhen. Dies bestätigte auch die Sprecherin von Volkswagen Poznań. ,,Die Produktion wird ab morgen zunächst  bis zum 25. Juni ruhen“

Der Produktions-Stopp betrifft beide Autofabriken von VW in Polen: in Września, wo der Lieferwagen VW Crafter und der MAN TGE produziert werden als auch die Autofabrik in Poznań. Neben der Herstellung des Transporters T6.1 ist das Werk in Poznań-Antoninek der einzige  Produktionsstandort im weltweiten VW-Verbund, wo der Stadt-Lieferwagen Caddy produziert wird.

Wegen der Liefer-Engpässe bei Halbleitern musste das Werk in Września bereits im April für drei Wochen die Produktion unterbrechen.

Die durch die Halbleiter-Engpässe erzwungenen Produktionspausen betreffen nicht nur die polnischen Autofabriken von Volkswagen. Auch die Autofabriken in Deutschland sowie in der Slowakei (großer SUV) und in Tschechien (Skoda) sind davon betroffen. Ihre Ursachen liegen in den Auswirkungen der Corona-Pandemie begründet. Mit dem weltweiten Rückgang der Autoproduktion  im zweiten Quartal des zurückliegenden Jahres um 32 Prozent war die Nachfrage der Automobil-Hersteller nach Mikrochips zunächst eingebrochen.  Die Halbleiter-Hersteller suchten sich darauf andere Abnehmer. Als  dann die Fahrzeug-Produktion wieder ansprang , traten massive Liefer-Engpässe auf, die alle Auto-Hersteller trifft.

© André Jański / infopol.PRESS

Northvolt in Danzig: 160 Mio. Euro in Batteriesysteme

Der vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Carlsson gegründete schwedische Batteriehersteller Northvolt wird in Danzig (Gdańsk) 160 Mio. Euro in die Fertigung von Lithium-Ionen-Batteriesystemen investieren. Die Produktion soll im kommenden Jahr mit einer anfänglichen Jahresleistung von 5 GWh aufgenommen werden, die später auf 12 GWh erhöht werden soll.

So soll die neue Fertigungsstätte von Northvolt auf dem ehemaligen Gelände der Danziger Werft aussehen Foto: Northvolt

Nahezu die halbe polnische Regierung unter Führung ihres Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki war wie zu einem Staatsakt angetreten, um die Investition als Erfolg ihrer Politik zu verkünden. Dabei ist das schwedische Unternehmen bereits in einer vom Immobilien-Entwickler Panattoni angemieteten Halle auf dem ehemaligen Gelände der Danziger Werft ansässig, wo es im Jahre 2018 gemeinsam mit dem US-Unternehmen South Bay Solutions die Prototypenfertigung von Batterie-Modulen aufgenommen hatte. Derzeit sind dort 100 Mitarbeiter beschäftigt. Die neue Investition soll ,,mindestens 500 neue Arbeitsplätze“ schaffen, verkündete Regierungs-Chef Morawiecki.

Montage der in Schweden gefertigten Batteriezellen

Nach Angaben von Northvolt werden in Danzig allerdings keine Batterie-Zellen hergestellt, sondern Batteriesysteme. Die Batteriezellen-Produktion, für die riesige Energiemengen benötigt werden, erfolgt im schwedischen Skellefteå, wo der Strom zu niedrigen Preisen günstig aus Wasser- und Windkraft erzeugt wird. Polen wäre hier mit seinen hohen Stromkosten für industrielle Abnehmer überhaupt nicht wettbewerbsfähig. Rund 25 Prozent der in Schweden produzierten Batteriezellen sollen dann in den Northvolt-Betrieb in Danzig überführt werden, wo sie unter Nutzung der niedrigeren Arbeitskosten im Rahmen eines mechanischen und elektromechanischen Montageprozesses zu Batteriesystemen komplementiert werden. Das Northvolt-Projekt in Danzig wird damit ein wichtiger Bestandteil zum Aufbau europäischer Lieferketten. Bisher waren es vor allem asiatische Hersteller, die Batterien für Elektroautos liefern.

,,Polnischer“ Export von  Batterien für E-Autos bereits 3 Mrd. Euro

Polen ist dabei ein wesentlicher Produktionsstandort. So hat der südkoreanische Konzern LG Chem bereits 2016 in Kobierzyce bei Breslau (Wrocław) ein Werk für die Herstellung von Traktions-Batterien für Elektroautos aufgebaut. Das Werk befindet sich bereits in der dritten Ausbaustufe und wird dieses Jahr über eine Jahreskapazität von 35 GWh verfügen, womit jährlich 500 000 Elektroautos bestückt werden können. ,,Polen wird immer mehr zu einem Hub für die Produktion von Batterien für Elektro-Autos“, erklärte heute der für das Wirtschafts-Ressort zuständige Vize-Regierungschef Jarosław Gowin. Im vergangenen Jahr habe der Export von Batterien und Komponenten bereits 2,9 Mrd. Euro betragen.

Foto Volkswagen

Siehe auch: Polen bei Elektroautos weiter in den ,,Kinderschuhen“

 

 

Neben Polen und Schweden nimmt das schwedische Unternehmen Northvolt gemeinsam mit VW ab 2024 die Batteriezellen-Produktion in Salzgitter auf. Der VW-Konzern selbst ist als Investor an Northvolt beteiligt (900 Mio. Euro). Zu den weiteren Investoren gehören u.a. auch BMW, Goldman Sachs und der Gründer des Musikstreamingdienstes Spotify, Daniel Ek. Die Investoren stellen inzwischen mit insgesamt 3,6 Mrd. Dollar die Finanzierung des schwedischen Unternehmens sicher.

© André Jański / infopol.PRESS

 

 

Foto: Daimler/Montage-PL-Agentur

Geschützt: Daimler beginnt nach den Ferien Batterie-Produktion in Jawor

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Foto: PL-MVI-Agentur

Polen drückt VW 120 Mio. Złoty-Strafe auf

Mehr als vier Jahre sind seit der Aufdeckung der ,,Diesel-Gate“-Affäre vergangen. Jetzt bläst dem Volkswagen-Konzern der Wind auch aus einem Land ins Gesicht, wo seine Fahrzeuge zu den populärsten Marken der heimischen Kraftfahrer gehören. Die polnische Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Behörde UOKIK hat der Volkswagen Group Polska jetzt wegen des Diesel-Skandals eine Strafe von rund 120 Mio. Zloty Wettbewerb und Verbraucherschutz UOKIK aufgebrummt.

Um der weitverbreiteten Pedanterie polnischer Amtsstuben Genüge zu tun, beträgt das Strafmaß genauer gesagt 120 677 288,00 Złoty. ,,Volkswagen hat die Höhe der Abgaswerte manipuliert und damit seine Kunden getäuscht, in dem die Fahrzeuge als umweltfreundlich dargestellt wurden. Darüber hinaus hat Volkswagen Richtlinien für Händler herausgegeben, wonach berechtigte Beschwerden über Stickoxid-Emissionen nicht beachtet werden sollten“ begründete Behörden-Chef Marek Niechciał die Strafe.

25 Aktenbände mit 5000 Seiten Beweis-Belegen habe seine Behörde seit 2016 angelegt. Sie belegen die Verbreitung von falschen Informationen in den Werbe-Materialien von VW. Darin wird suggeriert, dass die Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat die Anforderungen im Bereich der Abgas-Werte erfüllen. Weiterhin bezeugen sie die Angabe von falschen Stickoxid-Emissionswerten in den Übereinstimmungsbescheinigungen. In das Verfahren der Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Behörde war auch die Bezirks-Staatsanwaltschaft Warschau einbezogen. Inzwischen haben auch andere Staatsanwaltschaften in Polen Ermittlungen aufgenommen. So die Bezirks-Staatsanwaltschaft von Poznań. Sie prüft, ob der in der Vergangenheit am Standort Poznań produzierte VW Caddy – weltweit der einzige VW-Produktionsstandort des Stadt-Lieferwagens – auch vom Diesel-Skandal betroffen ist.

Die Strafe von 120 Mio. Zloty, das sind umgerechnet rund 28 Mio. Euro, ist die höchste, die das Amt bisher verhängt hat. Allerdings nur im Bereich von Verbraucherschutz-Angelegenheiten. Die Höchststrafe mit 40 Mio. Euro hatte die polnische Wettbewerbsbehörde erst kürzlich gegen das zum französischen Konzern Engie gehörende Unternehmen Engie Energy im Zusammenhang mit den Bau der Gaspipeline Nord Stream II durch die Ostsee verhängt.

Nur 40 Prozent der betroffenen Autofahrer an VW-Software-Update interessiert

Der Präsident des Amtes Niechciał betonte, dass seine Behörde ein weiteres Verbraucherschutz-Organ in Europa sei, dass im Diesel-Skandal eine Verfahren gegen den VW-Konzern zum Abschluß gebracht habe. In diesem Zusammenhang verwies er auf Italien. Die dortige Behörde hatte allerdings nur eine Strafe von 5 Mio. Euro gegen den deutschen Automobilkonzern ausgesprochen. Die wesentlich höhere Strafe in Polen begründete Niechciał u.a. auch damit, dass es im Laufe des Verfahrens keinerlei Vorschläge seitens des Autokonzerns zu einer Verständigung gegeben hatte. Mit keinen Wort erwähnte der Amts-Präsident allerdings die Update-Kampagne von Volkswagen. VW hatte bereits 2015 eingeräumt, in seinen Fahrzeugen mit den Motor EA189 eine Software eingebaut zu haben, die den Ausstoß von Stickoxiden nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Verkehr auf der Straße sinken ließ. Gegenüber der EU-Kommission gab der Konzern das Versprechens ab, bis Ende 2017 alle 8,5 Millionen betroffenen Fahrzeuge einem Software-Update zu unterziehen. Dies fand auch in Polen statt. Anders als in Westeuropa und insbesondere in Deutschland nahmen in Polen nach Angaben der Technischen Fahrzeug-Aufsicht TDT nur 40 Prozent der Besitzer eines Fahrzeugs mit der manipulierten Software an der VW-Update-Aktion teil. In zahlreichen Artikeln in polnischen Fach-Medien und Foren war auf Erfahrungen in Schweden, Großbritannien und anderen Ländern mit dem Software-Update hingewiesen worden, wonach viele Fahrzeuge nach dem Update u.a. einen höheren Kraftstoff-Verbrauch, geringere Drehzahl-Dynamik, reduziertes Beschleunigungsvermögen usw. hatten. Die Mehrzahl der betroffenen polnischen Diesel-Fahrzeug-Besitzer verhielten sich daher pragmatisch und beließen alles beim Alten.

Einfuhr-Flut an Diesel-Gebrauchtwagen ungebrochen

Auch der massenhaften Einfuhr von Gebrauchtwagen mit Diesel-Antrieb nach Polen hat dies keinen Abbruch getan. Laut den eben vom Marktforschungs-Institut Samar veröffentlichten Zahlen wurden im zurückliegenden Jahr wieder wie in den Vorjahren über eine Million Gebrauchtwagen aus Westeuropa nach Polen eingeführt. Davon waren rund 43 Prozent Diesel-Fahrzeuge. Die meisten aller eingeführten Fahrzeuge stammen schon traditionell aus Deutschland – insgesamt 583 000. Und auch bei den Marken der eingeführten Gebrauchtwagen war Spitzenreiter wieder VW mit 118 000 Fahrzeugen.

Vor diesem Hintergrund hält sich in den Internet-Foren die Begeisterung über die gegen Volkswagen ausgesprochene Geldstrafe in Grenzen. In der Grundtendenz als positiv bewertet, ist jeden klar, dass die betroffenen Autofahrer von dem Geld nichts sehen werden, wenn VW die Geldstrafe zahlen sollte (die Strafe ist noch nicht rechtskräftig, VW kann dagegen Berufung einlegen). Das Geld würde der Staat einstreichen, die betroffenen Autofahrer gehen leer aus.

Foto: PL-MVI-Agentur

Text: © infopol.PRESS