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Zeitenwende auf Usedom – Swine-Tunnel kurz vor der Fertigstellung

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Der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine (Świna), der die Insel Usedom mit dem polnischen Festland verbindet, steht kurz vor der Fertigstellung. Für das polnische Ostseebad Swinemünde (Świnoujście) hat die Tunnel-Eröffnung historische Bedeutung. Die gesamte Insel Usedom wird dadurch allerdings auch zu einer Durchgangs-Straße und kürzesten Verbindung für den Straßenverkehr zwischen Hamburg und Danzig (Gdańsk).

Am tiefsten Punkt 39 Meter unter dem Wasserspiegel gelegen, hat der gesamte Tunnel eine Länge von 1780 Meter. Zwei Minuten braucht man für seine Durchfahrt. Nach zweijähriger Bauzeit ist der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine (Świna) jetzt zu 92 Prozent fertiggestellt. Alle konstruktiven Arbeiten sind schon beendet, die Notausgänge vorbereitet. Gegenwärtig wird noch der Asphalt auf den zweispurigen Fahrbahnen verlegt. Im Mai soll dann der Tunnel eröffnet werden (ursprünglich im Herbst 2022 geplant). Nach seiner Freigabe ist er dann die längste Unterwasser-Tunnelverbindung Polens.

 

 

Für die Stadt Swinemünde (Świnoujście) und ihre 40 000 Einwohner erfüllt sich damit ein seit Jahrzehnten gehegter Wunsch – eine Direktverbindung zum polnischen Festland.
Seit Ewigkeiten kommt man auf polnischer Seite von und nach Swinemünde nur mit der Fähre. Die Fähre auf der kürzesten Verbindung über das Hafenbecken zwischen dem Stadtzentrum und dem Ortsteil Warszów shippert zwar in regelmäßigen Abständen. Zugelassen sind dafür aber nur Fahrzeuge mit dem Orts-Kennzeichen ZSW. Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen werden erbarmungslos aus der Warteschlange ausgewiesen. Sie müssen sich in der viel längeren Warteschlange an der Fährstelle Karsibór anstellen. Dies kann in saisonalen Spitzenzeiten zwei bis drei Stunden dauern, bis man von einer der beiden altersschwachen Autofähren über die Swine gesetzt wird. In Urlaubszeiten kann das Warten am bewaldeten Ufer des Ostsee-Arms durchaus seinen Reiz haben, trägt es doch zur Entschleunigung vom Alltag bei.

Wird Insel Usedom zur Durchgangsstraße für den Fernverkehr?

Damit wird es nun bald vorbei sein. Für das polnische Ostseebad in der direkten Nachbarschaft von Ahlbeck beginnt an ein neues Zeitalter. Wie der Stadt-Präsident von Swinemünde , Janusz Żmurkiewicz, jetzt auf einer Pressekonferenz mitteilte, wird nach der Tunnelfreigabe für den Autoverkehr künftig nur noch eine Fähre innerorts über die Swine kursieren. Die Stadt hat gleichzeitig die Anschaffung von zehn neuen Bussen in Auftrag gegeben, die in den Tunnelverkehr eingebunden werden.
Der Tunnel unter dem Ostsee-Arm wird allerdings nicht nur den Tourismus und den regionalen Wirtschaftsverkehr beleben. Mit dem Tunnel wird die schnellste und kürzeste Straßen-Verkehrsverbindung in der Schnittlinie zwischen den Wirtschaftszentren Hamburg und Danzig hergestellt. Über die auch als Ostsee-Autobahn bezeichnete S6 hat man dann von Danzig über eine kurze Anbindung an die als Schnellstraße klassifizierte S 3 durch den Tunnel direkten Zugang zu Bundesstraße B 110 und damit auf kürzesten Weg eine Anbindung an die Bundes-Autobahn A-20. ,,Jetzt muss ich noch über die oft zugestaute Autobahn S 3 südlich von Szczecin fahren, um dann erst einmal auf der deutsche Seite wieder auf der Autobahn in den Norden zu fahren. Wenn der Tunnel geöffnet ist, kann ich dann ohne Umweg und Wartezeit über Usedom direkt meine Kunden in Lübeck und Hamburg beliefern“. So wie der Unternehmer Ernest Kosikiewicz aus Goleniów warten viele Firmen im nordpolnischen Raum mit Ungeduld auf die Eröffnung des Usedom-Tunnels.

© André Jański / infopol.PRESS