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SK investiert 650 Mio. Euro in Kupferfolien für EV-Batterien in Polen

Foto: SK nexilis

Das südkoreanische Unternehmen SK nexilis wird 650 Mio. Euro in den Bau einer Kupferfolienfabrik in dem in Südpolen gelegenen Industriepark Stalowa Wola investieren.
SK Nexilis ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des an der Börse in Südkorea notierten Mischkonzerns SKC, der zu den weltweit größten Herstellern von Kupferfolie gehört. Kupferfolie ist ein wesentlicher Bestandteil von Antriebs-Batterien für Elektrofahrzeuge.
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (PiS), der seit Jahren wegen nachlassender privater Investitionen in seiner Wirtschaftspolitik in der Kritik von Wirtschafts-Experten steht, äußerte bei der Vorstellung des Projektes die Hoffnung, dass sich Stalowa Wola zum Zentrum der E-Autoindustrie in ganz Europa wird. ,,Schon jetzt ist Polen ein Marktführer der Elektromobilität in Europa“, sagte Morawiecki in der für ihn typischen Selbstüberschätzung.
Nach Angaben von Wan-Jae Lee, CEO des SKC-Konzerns, sollen nach Abschluss der ersten Investitionsphase jährlich rund 50 000 t Kupferfolie in dem neuen Werk produziert werden.
Noch vor dem Jahresende soll der erste Spatenstich ausgeführt werden. Nach einer zweijährigen Bauzeit ist die Produktionsaufnahme 2024 geplant. Mit der Investition ist die Schaffung von 330 Arbeitsplätzen verbunden.
In einer zweiten Investitionsphase soll dann die Produktionskapazität verdoppelt werden. Der CEO von SKC kündigte auch an, in Zukunft in Stalowa Wola in eine neue Generation von Anoden-Materialien für EV-Batterie zu investieren. Wan-Jae Lee versicherte, dass das neue Werk in Polen zu 100 Prozent auf der Basis von Erneuerbaren Energien arbeiten wird.
Kupferfolie ist ein Kernbestandteil von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge. Deren Anode (Minuspol) besteht aus einer Kupferfolie Sie fungieren als Minuspol, auf den Lithium-Ionen vom Pluspol (Kathode) zufließen, wenn die Batterie Strom freisetzt.
SK Nexilis hat vier Kupferfolienfabriken in Südkorea. Ein weiteres Werk wurde mit dem annähernd gleichen Investitionswert wie in Südpolen in Malaysia errichtet.
Die Produkte von SK Nexilis werden an zahlreiche Hersteller von EV-Batterien für Elektrofahrzeuge geliefert, darunter auch an den südkoreanischen Konzern LG (LG Chem), der in Breslau (Wrocław) Antriebsbatterien für europäische Automobilhersteller produziert.
Stalowa Wola liegt im Südosten Polens nahe dem Karpaten-Vorland. Vor dem 2. Weltkrieg wurde dort der ,,Zentrale Industrie-Bezirk“ für die Entwicklung der Rüstungs-Industrie errichtet. Noch heute werden in und um Stalowa Wola Rüstungsgüter hergestellt.

© André Jański / infopol.PRESS

 

ArcelorMittal schließt Hochofen und Stahlwerk in Kraków

Polens größter Stahlproduzent ArcelorMittal Poland (AMP) hat heute (8.Oktober) die Schließung seines Hochofens und des Stahlwerks in Kraków bekanntgegeben. AMP-Chef Sanjay Samaddar begründete die endgültige Schließung mit den anhaltenden Nachfrage-Rückgang in  der europäischen Stahlindustrie in Verbindung mit der Corona-Krise, nicht ausreichenden Schutz-Mechanismen der EU gegen Billig-Importe aus Drittländern, den steigenden Kosten bei den Co2-Emissionsrechten und den hohen Energiepreisen in Polen.

ArcelorMittal hatte bereits schon im vergangenen Jahr seinen Hochofen in Kraków zeitweise heruntergefahren. Er war der bislang noch einzig arbeitende Hochofen des einstigen Eisenhüttenkombinats Stalowa Wola in Kraków, das der weltgrößte Stahlkonzern 2004 übernommen hatte. Auf ihn entfielen rund 1,5 Mio. t der Roheisen-Produktion. Erst 2016 wurde der Hochofen einer General-Reparatur für umgerechnet rund 45 Mio. Euro unterzogen.

Keine Beihilfen für indirekte Co2-Emissionen in Polen

Generell tritt ArcelorMittal im Konzernverbund wegen der schwachen Nachfrage in ganz Europa schon seit geraumer Zeit auf die Bremse. In Polen kommen jedoch noch die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinzu. Der AMP-Vorstand erinnerte daran, dass man seit Jahren die Einführung von öffentlichen Beihilfen für indirekte Co2-Emissionen eingefordert habe .
Während in anderen EU-Staaten an energieintensive Unternehmen der Stahlindustrie, der chemischen Industrie, der Papierindustrie u.a. staatlichen Beihilfen für indirekte Co2-Kosten gezahlt werden, begnügt sich die Regierung in Warschau in dieser Frage nur mit Erklärungen und Versprechungen. Ein immer größer werdendes Problem sind auch die Stromkosten in Polen. Sie sind heute schon fast um die Hälfte höher als z.B. in Deutschland und werden im kommenden Jahr noch weiter steigen.
Von der Schließung sind mehr als 1000 Mitarbeiter betroffen, davon 650 direkt in dem geschlossenen Roheisen-Komplex. Die anderen Bereiche des Krakauer Hütten-Betriebs wie die Kokerei, die beiden Walzwerke sowie die Verzinkungs- und die Beschichtungsanlage sind von der Schließung nicht betroffen.
Nach Angaben des Konzern-Vorstands wird die Roheisen-Herstellung von AMP in Polen im oberschlesischen Dąbrowa Górnicza konzentriert, wo die dort arbeitenden zwei Hochöfen ArcelorMittal eine kostengünstige Produktion erlauben.

Auf ArcelorMittal entfallen gegenwärtig rund 70 Prozent des Produktionspotenzials der gesamten polnischen Eisen- und Stahlindustrie. Neben den Betrieben in Kraków und Dąbrowa Górnicza gehören zu ArcelorMittal Poland drei weitere Stahl- und Hüttenbetriebe in Sosnowiec, Świętochłowice und Chorzów. Zu AMP gehört auch die Kokerei in Zdzieszowice (bei Opole), die Europas größter Koks-Produzent ist.
ArcelorMittal beschäftigt in Polen insgesamt rund 11 000 Mitarbeiter.

© infopol.PRESS