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Letzter Opel aus Polen – Pkw-Produktion in Gliwice eingestellt

Foto: PSA

Nach knapp einem Vierteljahrhundert ist heute der letzte Opel Astra in Gliwice vom Band gerollt. Damit wird die Pkw-Produktion in der polnischen Opel-Fabrik eingestellt. Ab kommenden Frühjahr wird an dem jetzt zum Stellantis-Automobilkonzern gehörenden Produktionsstandort die serienmäßige Produktion von Kleintransportern aufgenommen.
Es war ein roter Astra der fünften Generation, der als letztes Fahrzeug vom Band rollte, bevor die Produktionslinie endgültig abgeschalten wurde. Damit endet ein Kapitel der Autoproduktion an dem oberschlesischen Standort.
Angefangen hatte es im August 1998. In Polen wurden seinerzeit die ersten Sonderwirtschaftszonen gegründet, die internationale Investoren mit Steuervorteilen zur Ansiedlung lockten. Der GM-Konzern griff zu und baute in Gliwice, das zur Sonderwirtschaftszone Katowice gehörte, das seinerzeit modernste Opel-Werk im Konzernverbund. Die Opel-Fabrik in Gliwice war damals eine der größten und wichtigsten Investitionen in Schlesien, die zahlreiche internationale Investoren nach sich zog.
Seitdem wurden in dem Werk 2,775 Mio. Pkw verschiedener Fahrzeug-Modelle hergestellt. Das Flaggschiff war dabei der Opel-Astra, der dort in fünf fortlaufenden Generationen produziert wurde. Insgesamt wurden in dem Opel-Werk rund 1,814 Mio. Opel Astra hergestellt. Weit über 90 Prozent der Fahrzeuge blieben nicht in Polen, sondern wurden in alle Welt exportiert.
Der Höhepunkt der Produktion in Gliwice war das Jahr 2016, als über 200 000 Pkw im Opel-Werk Gliwice hergestellt wurden. Seitdem ging es kontinuierlich bergab, von 90 000 im vergangenen Jahr auf rund 25 000 in diesem Jahr. Mit dem letzten roten Astra sind es nach Werksangaben genau 25 213. Bereits im vergangenen Jahr hatte der französische Autokonzern PSA, zu dem Opel gehört, bereits vor der Fusion mit FCA (Fiat-Chrysler) zum Automobilkonzern Stellantis entschieden, dass der Opel Astra der sechsten Generation nur noch in Deutschland produziert wird.

Beginn einer neuen Ära am Standort Gliwice

Testproduktion des Transporters Peugeot Boxer in Gliwice Foto: Stellantis

Damit gehen am Automobil-Standort Gliwice aber nicht die Lichter aus. Gleich neben der Opel-Fabrik wurde ein neues Werk gebaut, in dem für den Fahrzeug-Standort ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Ab dem kommenden Jahr werden dort Transporter in verschiedenen Modell-Varianten, Höhen und Längen auf einer Plattform gebaut. Dazu gehören der Peugeot Boxer, Citroen Jumper, Fiat Ducato und der Opel Movano.
Bereits in diesem Sommer wurde eine erste Testproduktion durchgeführt.

Mit der Aufnahme der Serienproduktion im Frühjahr sind nach Angaben von Stellantis im kommenden Jahr 40 000 bis 50 000 Lieferwagen geplant. Nach Erreichen der vollen Produktionskapazität soll dann die Produktion verdoppelt werden. Die Produktion von Fahrzeugen mit Elektro-Antrieb in Gliwice soll dabei ein wesentliches Element bei der Elektrifizierung der Lieferfahrzeug-Palette des Stellantis-Konzerns werden.
Für die Mitarbeiter des Opelwerks sei damit in den nächsten Jahren eine stabile-Arbeitsplatz-Perspektive gesichert, heißt es in einer Mitteilung des Automobil-Konzerns.

© André Janski / infopol.PRESS

Geschützt: Frankreich will keine polnischen Opel-,,Nomaden“

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Foto Opel

Vierte Welle – Weiterer Stellen-Abbau bei Opel in Gliwice

Im Opel-Werk in Gliwice ist seit der Übernahme von Opel durch den französischen Autobauer PSA im Sommer 2017 jetzt die vierte Welle eines Stellenabbaus angelaufen. Mit Abfindungen in Höhe von bis zu 21 Monatslöhnen will das Unternehmen Mitarbeiter dazu bewegen, das Unternehmen zu verlassen. Bis Ende des Jahres rechnet man damit, sich auf diese Weise von 350 Mitarbeitern zu verabschieden, heißt es in einem Schreiben an die Gewerkschaften. Gleichzeitig wird darin auch deutlich gemacht, dass Entlassungen unvermeidlich sind, wenn die erforderliche Zahl an Mitarbeitern nicht freiwillig die Abfindungen annimmt und ihren Arbeitsplatz räumt. Eine Sprecherin von Opel Manufacturing Poland verwies auf den Rückgang der Produktion, der es notwendig macht, sich von Mitarbeitern zu trennen.

vergangenen Jahr rollten nur noch 106 000 Autos von den Montage-Bändern in Gliwice. Das waren fast 60 000 Fahrzeuge weniger als das Jahr zuvor. Der Opel Astra in mehreren Generationen, auf dessen Montage das Werk in Gliwice seit über 20 Jahren spezialisiert war, wird zwar noch weiter produziert. Ab 2021 ist damit aber Schluss. Ab dann wird der Opel Astra wieder nach Rüsselsheim zurückgeführt. Bis dahin will der französische Automobilkonzern die Produktion in Gliwice auf die Montage von Lieferwagen umstellen.

Der französische Autobauer hat dafür jetzt von der polnischen Regierung eine staatliche Beihilfe in Höhe von 78,8 Mio. Zloty im Rahmen des Regierungs-Programms ,,zur Förderung von Investitionen mit besonderer Bedeutung für die polnische Volkswirtschaft” erhalten. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki selbst überzeugte sich kürzlich in Gliwice von den ersten Vorbereitungs-Arbeiten.

Neben dem bestehenden Werk wird eine neue Montage-Halle errichtet, in der ab dem Jahre 2021 alle im PSA-Konzernverbund produzierten Nutzfahrzeug-Modelle (u.a. Peugeot Boxer, Citroen Jumper) auf einer gemeinsamen PSA-Plattform montiert werden. Geplant ist dann eine Jahresproduktion von 100 000 Fahrzeugen.

Ob dann die jetzt in Gliwice freigesetzten Arbeitskräfte dort eine Beschäftigung finden, ist noch völlig offen. Bei den Gewerkschaften fürchtet man jetzt schon, dass dies nur zu schlechteren Bedingungen der Fall sein wird als bisher. Die neue Fabrik wird schließlich von einer neuen Gesellschaft – der PSA Manufacturing Poland – mit einem eigenständigen Profil und Arbeitssystem – gebaut.

Foto: Opel Manufacturing Poland

Text: © infopol.press