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Foto: PL-MVI-Agentur

Kein Oster-Urlaub in Polen – Hotels wieder geschlossen

 

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♦ Ganz Polen in den Lockdown versetzt
♦ Bundesregierung stuft Polen als Hochinzidenzgebiet ein
♦ Minister: Hysterie um Astra Zeneca durch fehlerhafte Regierungs-Entscheidungen

Die in vier Wojewodschaften eingeführten lokalen Lockdowns haben die Corona-Entwicklung nicht stoppen können. Die Regierung in Warschau hat jetzt wieder ganz Polen mit Wirkung vom 20.März (Sonnabend) in den Lockdown versetzt. Entscheidungs-Grundlage war dabei die kritische Marke von 25 000 Neu-Infektionen pro Tag, die beim Lockdown im vergangenen November überschritten wurde.
Anfang März lagen die täglichen Infektions-Zahlen noch unter 10 000. Seitdem sind die Tages-Zahlen kontinuierlich im schnellen Tempo gestiegen. Mit der am Mittwoch (17.März) gemeldeten Tageszahl an Neuinfektionen wurde die Grenze von 25 000 überschritten. Damit war der Punkt gekommen, auf die Bremse zu treten.
Mit den stark gestiegen Infektions-Zahlen ist auch die Zahl der in den Krankenhäusern mit Covid-19-Patienten belegten Betten gestiegen. Nach Angaben des polnischen Gesundheitsministeriums sind aktuell 72 Prozent der für Covid-19-Patienten verfügbaren Bettenkapazität belegt. Das ist der höchste Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor einem Jahr. Auch die verfügbaren Beatmungs-Geräte in den Krankenhäusern sind zu 74 Prozent belegt.

Friseursalons und Kosmetikstudios weiter offen

Mit dem jetzt für das ganze Land angeordneten Lockdown werden die bereits im Januar und Februar eingeleiteten Lockerungen wieder zurückgenommen. Damit werden die Geschäfte, insbesondere die großen Einkaufszentren (Handels-Galerien) wieder geschlossen. Davon ausgenommen sind Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Optiker-Läden und Reparaturdienste sowie Banken. Allerdings bleiben Möbel-Märkte und Baumärkte weiterhin offen. Selbst für Elektronik-Märkte bietet sich eine Öffnungsluke unter Nutzung des in der amtlichen Verordnung zugelassenen ,,Verkaufs von Telekommunikations-Dienstleistungen“. Auch Friseur-Salons und Kosmetikstudios, die seit Monaten offen sind, können weiter ihre Kunden bedienen.

Hotels in 163 Ländern geöffnet  – in Polen geschlossen

Anders sieht es dagegen bei Hotels und Pensionen aus. Erst am 12. Februar wieder eröffnet, müssen sie jetzt wieder schließen. Polen gehört damit zu den sechs Ländern in Europa, in denen auf der Hotel-Branche die höchsten Restriktionen lasten. Dagegen sind in 163 Ländern der Welt die Hotels nicht geschlossen oder können unter Einhaltung bestimmter Sanitär-Vorschriften weiter arbeiten. Für die Hotel-Fachzeitschrift ,,Hotelarz“ ist dieser Widerspruch nicht erklärbar. Es reiche aus, dass der Mediziner-Rat der Regierung  erklärt, man müsse eine bestimmte Branche schließen und schon handele die Regierung im vollsten Vertrauen zu den Professoren. Präzise Analysen und Untersuchungen, die die Entscheidung begründen, werden dazu aber nicht vorgelegt, kritisieren die Kammerorganisationen für die Hotelbranche.

Für die Hotels und Pensionen an der Ostsee-Küste ist dies ein herber Schlag. Sie hatten gerade darauf gehofft, zu Ostern mit der Aufnahme von in- und ausländischen Urlauber, insbesondere aus Deutschland, ihren drastischen Umsatz-Rückgänge etwas entgegensetzen zu können. Der erst ursprünglich nur für zwei Wochen, dann aber auf dem 9.April festgesetzte Lockdown hat ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht und damit den Saison-Start verhagelt. Und es könnte noch schlimmer kommen. Gesundheits-Minister Adam Niedzielski hat bereits deutlich gemacht, dass bei einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen ein ,,typischer Lockdown“ eingeführt wird. Dies lässt den Umkehrschluss zu, dass die jetzt eingeführten Beschränkungen als ,,weicher Lockdown“ zu bewerten sind. Als kritische Marke für eine Maßnahmen-Verschärfung ist die Zahl der täglichen Neu-Infektionen von 30 000 bereits schon im Gespräch
Die höchsten Infektionszahlen werden seit Tagen kontinuierlich aus den Großstadt-Regionen von Warschau, Schlesien und Niederschlesien sowie Poznań gemeldet. Poznań und die umgebende Region sind besonders auffällig bei der Ansteckung mit der britischen Mutante des Corona-Virus B.1.1.7.
80 Prozent der Fälle entfallen hier auf die britische Mutation. In Poznań war Anfang Januar von einem privaten Labor der erste Fall der britischen Variante bei einer Ausländerin aufgedeckt worden. Seitdem hat sich der Virus in der Region rasant verbreitet.

Polen als Hochinzidenzgebiet eingestuft

Bei den Einreise-Regeln bleibt Polen weiterhin entspannt – Die alten, bisher geltenden Regelungen bleiben weiter bestehen, also 10tägige Quarantänepflicht Privat-Reisende, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln einreisen (z.B. Bus, Flugzeug etc). Davon ausgenommen sind Personen, welche ein negatives Corona-Test-Ergebnis, das nicht älter als 48 Stunden ist, vorlegen können. Dies gilt auch für Personen, die bereits gegen Corona geimpft wurden. Von der Quarantänepflicht sind auch die Personen befreit, die eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, in der bestätigt wird, dass sie bereits eine Corona-Infektion hinter sich haben.
Auf deutscher Seite wurden die Einreise-Regelungen jetzt verschärft. Die Bundesregierung hat Polen als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Ab Sonntag ist die Einreise aus Polen nur noch mit einem negativen Corona-Test erlaubt, teilte das Robert-Koch-Institut mit. Die Kontrollen sollen aber bislang nur stichpunktartig erfolgen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie das im deutschen Puzzle von Bundes- und Landesverordnungen umgesetzt und konkret vor Ort angewendet wird. Schließlich ist Deutschland beim Waren-Import und Dienstleistungsverkehr mit Polen auf einem viel höheren Niveau verflechtet als mit Tschechien oder Österreich (laut Statistischen Bundesamt vom November nimmt Polen noch vor den USA den dritten Platz in der deutschen Import-Statistik hinter China und den Niederlanden ein). Mecklenburg-Vorpommern jedenfalls hat bereits schon vor einer Woche eine Verschärfung der Quarantäneverordnung beschlossen und Testzentren an der Grenze eingerichtet. Wer als Berufspendler über die Grenze muss, braucht alle zwei Tage einen negativen Schnelltest.

Chef der Staatskanzlei: Hysterie um Astra Zeneca durch fehlerhafte Entscheidungen einiger Regierungen

Mit knapp 5 Mio. Impfungen hat man in Polen bereits ein Fünftel der sogenannten Herden-Immunität erreicht. Die Herden-Immunität ist erreicht, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft ist.

Anders als das im Bürokratismus erstickende Impfzentral-System in Deutschland werden die Impfungen in Polen dezentral in über 6000 Impfstellen verabreicht. Dabei wurde auch ohne Unterbrechung der Impfstoff von Astra Zeneca eingesetzt. Außer wie bei auch bei anderen Impfstoffen auftretenden leichten Nebenwirkungen im Promille-Bereich, habe es keine schweren Zwischen- oder Todesfälle gegeben.

,,Man muss gesunden Menschenverstand bewahren und sich auf die Fakten und Einschätzungen der Ärzte und Experten stützen“, sagte dazu der Chef der Staatskanzlei Michał Dworczyk mit Hinweis auf die Erklärung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zum Impfstoff von Astra Zeneca. Nach Auffassung des Ministers haben die fehlerhaften Entscheidungen einiger Regierungen (nicht ausgesprochen, aber gemeint ist auch die Bundesregierung) ,,Panik und Hysterie“ ausgelöst. ,,Für einige waren das vielleicht politische Entscheidungen, die mit Interessen und den enormen Geldern verbunden sind, hinter denen die Pharma-Industrie steht. Es sei genau zu analysieren, ob es nur ausschließlich Panik und Hysterie war oder ,,ob wir es mit einer Desinformations-Kampagne zur Diskreditierung eines der Produzenten zu tun hatten. Eine solche Analyse ist notwendig, weil es Länder gibt, die an die Herbeiführung eines solchen Chaos interessiert sein können“, sagte Dworczyk bei TVP Info.



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