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Weiterer Kaufvertrag zum Bezug von LNG-Gas aus den USA

 

Foto: PGNiG

Der polnische Energiekonzern PKN Orlen hat mit dem US-Konzern Sempra Infrastructure einen 20-Jahresvertrag für die Lieferung von verflüssigten Erdgas (LNG) unterzeichnet. Dies ist bereits der dritte Vertrag zum Bezug von LNG-Gas aus den USA.

Der mit dem US-Konzern Sempra Infrastructure unterzeichnete Kaufvertrag sieht über einem Zeitraum von 20 Jahren die Lieferung von jährlich 1 Mio. t LNG-Gas vor. Nach der Regasifizierung des LNG-Gases, also seiner Überführung in den gasförmigen Zustand, ergibt die Menge 1,2 Mrd. m³ Erdgas pro Jahr. Die Lieferung soll ab dem Jahre 2027 aufgenommen werden. Das Schiefergas im verflüssigten Zustand soll über das Export-Terminal Port Arthur im US-Bundesstaat Texas ausgeliefert werden.
Der jetzt abgeschlossene Deal baut auf einem Vorvertrag vom vergangenen Frühjahr auf. Den hatte noch der staatliche polnischen Erdgas-Versorger PGNiG abgeschlossen, der nach der im November erfolgten Übernahme durch den ebenfalls staatlich kontrollierten Orlen-Konzern in dessen Strukturen aufgegangen ist. Allerdings war im Vorvertrag vom vergangenen Frühjahr mit dem US-Konzern Siempra noch die Liefer-Menge von jährlich 3 Mio.t LNG-Gas verankert. Zu den Gründen, weshalb die jährliche Liefermenge von 3 Mio. jetzt auf 1 Mio. t gekürzt wurde, gab es offiziell keine Informationen. Der Vorstandschef von PKN Orlen, Daniel Obajtek, erklärte lediglich auf einer Pressekonferenz, «wir dürfen nicht naiv in der Einkaufspolitik von Kohlenwasserstoffen sein».

LNG-Exportterminal Port Arthur: Für polnischen Konzern nur 1 Mio. t 

Bei Sempra Infrastructure, einer Tochtergesellschaft des an der New Yorker Börse notierten Sempra-Konzerns ist man da schon etwas konkreter. Mit der mit dem polnischen Energiekonzern abgeschlossenen langfristigen Vereinbarung sei jetzt die gesamte Kapazität von Phase 1 des LNG-Exportterminals von Port Arthur vollständig vertraglich gebunden, heißt es in einer Presse-Mitteilung des amerikanischen Konzerns. Sempra hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass durch langfristige Vereinbarungen mit vier internationalen Konzernen, darunter der RWE, der Kauf und Verkauf von LNG aus der Phase 1 des Terminal-Projekts abgeschlossen ist. Die in Phase 1 ausgelegte Gesamtkapazität beträgt 10,5 Mio. t (10,5 Mtpa) pro Jahr. Daraus ist zu schließen, dass der polnische Energiekonzern abweichend von der noch im vergangenen Jahr vereinbarten Menge jetzt mit jährlich 1 Mio. t LNG gegenüber den westlichen Konzernen zu kurz gekommen ist.
,,Wir erwarten nun ein endgültige Investitionsentscheidung bis Ende dieses Quartals“, erklärte der in der Presse-Meldung zitierte CEO von Sempra Infrastrukture, Justin Bird. Damit kann der Bau des Hafenprojekts beginnen, der seit über fünf Jahren verzögert wurde.

Insgesamt 3 Verträge zur Lieferung von Erdgas aus den USA

Polen hatte bereits 2018 in Washington eine Grundsatzvereinbarung über die Lieferung von LNG-Gas aus den USA unterzeichnet. Wegen der damalig niedrigen Weltmarkt-Preise für Erdgas, die die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischen LNG-Gases im Vergleich zu russischen Erdgas herabsetzten, wurde der dafür notwendige Ausbau von Export-Terminals in den USA, darunter den von Sempra in Port Arthur,
zurückgestellt. Mit dem Anstieg der Weltmarktpreise für Erdgas ab 2021 und insbesondere der Lieferstopps von russischen Erdgas im Ergebnis der von der EU eingeleiteten Maßnahmen in Folge der russischen Aggression in der Ukraine ist der Ausbau der amerikanischen LNG-Terminals wieder wirtschaftlich geworden.
Die Vereinigten Staaten sind zu einem der Hauptlieferanten von Erdgas in Polen geworden. «Durch die Partnerschaft mit Sempra Infrastructure erhöhen wir die Diversifizierung unseres Importportfolios und sichern uns zusätzliche Erdgasmengen, die sowohl zur Deckung des Bedarfs polnischer Kunden als auch zur Stärkung der Präsenz von PKN Orlen auf dem internationalen Energiemarkt verwendet werden», erklärte Orlen-Vorstandschef Obajtek.
PKN Orlen bzw. der von Orlen übernommene Erdgasversorger PGNiG hatte bereits 2018 mit dem US- Energiekonzern Cheniere einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von insgesamt 29 Mio. t LNG an das LNG-Terminal in Swinemünde (Świnoujście) auf der Insel Usedom ab diesem Jahr bis zum Jahre 2042 unterschrieben. 2019 folgte dann ein weiterer Kaufvertrag mit dem US-amerikanischen Venture Global LNG, dessen Liefervolumen im Jahre 2021 auf jährlich 5,5 Mio. t aufgestockt wurde.
Zusammen mit der eigenen Erdgas-Förderung in Polen und im norwegischen Schelf sowie der im vergangenen Oktober in Betrieb genommenen neuen Erdgas-Leitung Baltic Pipe durch die Ostsee nach Dänemark ersetzen die in den USA vereinbarten Liefermengen nicht nur vollständig das in der Vergangenheit an Polen gelieferte russische Erdgas. Sie liegen auch erheblich über den aktuellen Landesbedarf an Erdgas. Dies ermöglicht PKN Orlen, die schon vor Jahren von der PiS-Regierung herausgegebene Zielstellung umzusetzen, zu einem ,,Big Player“ bei der Erdgasversorgung in Mittelosteuropa aufzusteigen.

André Jański / infopol.PRESS

Ab Neujahr Anhebung der Steuer auf Benzin und Diesel

 

Foto: PL-Agentur

Ab 1.Januar wird die Steuer auf Benzin und Diesel an den polnischen Tankstellen angehoben. Viele Autofahrer werden deshalb vor dem Jahreswechsel noch einmal die Tanks füllen. Daher sind lange Warteschlangen an den Tankstellen zu erwarten.

Unmittelbar vor Weihnachten kostete der Liter Benzin Pb 95 an den polnischen Tankstellen umgerechnet im Durchschnitt 1,43 Euro. Für Diesel waren durchschnittlich 1,65 Euro zu zahlen. Damit gehörten die polnischen Tankstellenpreise mit zu den niedrigsten in Europa. Der Preis-Unterschied z.B. zu den Preisen an den deutschen Tankstellen fällt allerdings nicht mehr so deutlich aus, wie das noch im Sommer der Fall war.

Ohne Steuer ist polnisches Benzin am teuersten in Europa

Legt man allerdings ökonomische Maßstäbe an, die ,,deutsche Tanktouristen“ nicht auf der Rechnung haben, dann verschieben sich die Vergleichs-Proportionen in eine völlig andere Richtung. Nach Angaben des Weekly Oil Bulletins, das wöchentlich die Tankstellenpreise auf dem europäischen Markt vergleicht, kostete Benzin und Diesel an deutschen Tankstellen im Durchschnitt 15 Eurocent weniger als an polnischen Tankstellen, wenn man nicht die Steuern berücksichtigt. Ohne Steuern war Benzin laut Weekly Oil Bulletin nirgendwo in Europa so teuer wie an polnischen Tankstellen. Ähnlich sah es in der Woche vor Weihnachten bei Diesel aus. Nur in Schweden waren die Diesel-Preise ohne Steuer noch teurer als in Polen.
Der vom Autofahrer wahrgenommene billigere Spritpreis an polnischen Tankstellen war bisher auf den verringerten Mehrwertsteuersatz zurückzuführen. Anfang 2022 hatte die Regierung in Warschau die Mehrwertsteuer im Rahmen ihres Anti-Inflationsschutzschirmes von 23 auf 8 Prozent gesenkt. Diese drastische Absenkung stand im Widerspruch zur EU-Richtlinie zum Mehrwertsteuersystem, die für einen fairen Wettbewerb im EU-Binnenmarkt sorgen soll. Dies ändert sich in wenigen Tagen. Ab 1.Januar wird die Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel wieder von 8 auf 23 Prozent angehoben.
In Erwartung der üblichen Massenpanik wird dies voraussichtlich in den letzten Tagen des alten Jahres noch zu langen Warteschlangen an den polnischen Tankstellen führen. In den Mainstream-Medien ist bereits die Rede von einer Verteuerung der Tankstellenpreise ab 1.Januar um 20 bis 25 Cent pro Liter.
Dies ist allerdings nur eine Rechnung auf dem Papier ohne Berücksichtigung der politischen Rahmenbedingungen. Platzhirsch auf dem polnischen Tankstellen-Markt ist PKN Orlen mit seinen 1920 Tankstellen in Polen. PKN Orlen wird staatlich kontrolliert und an dessen Preise müssen sich auch die anderen Tankstellenbetreiber orientieren.
Der Vorstandschef von PKN Orlen, Daniel Obajtek, ein Günstling von PiS-Parteichef Kaczyński, hat bereits angekündigt, dass die Anhebung der Mehrwertsteuer keinen großen Einfluss auf die Spritpreise an den Orlen-Tankstellen haben wird. Markt-Experten verweisen in diesen Zusammenhang darauf, dass die Mehrsteuersteuer-Erhöhung de facto bereits in den gegenwärtigen Spritpreisen enthalten ist. Sie wird gegenwärtig vom staatlichen Konzern als hohe Gewinn-Marge kassiert. Ab dem neuen Jahr dann direkt vom Staat. PKN Orlen streitet diesen Zusammenhang ab und verweist darauf, dass er über die Hälfte seines Gewinns an seinen 600 Tankstellen in Deutschland (,,star“ / Orlen-Tankstellen) einstreicht.

Auch Zigaretten werden ab Januar teurer

Mit Rücksicht auf die staatlich ausgerichtete Politik zur Eindämmung der Inflation ist nicht damit zu rechnen, dass der staatlich dirigierte Mineralölkonzern PKN Orlen ab dem 1.Januar wesentlich die Spritpreise in Polen hochschraubt. Auch die anderen Tankstellen-Betreiber werden sich daran orientieren.
Dessen ungeachtet ist das Tanken in Polen für deutsche Tanktouristen, die aus einer Entfernung von mehr als 30 Kilometer zur Grenze anfahren, kaum noch lohnenswert. Bei dieser Gelegenheit auch andere Produkte zu kaufen, rechnet sich auch immer weniger, da die Inflation in Polen höhen ist als in Deutschland. Laut den Prognosen der Finanzmärkte wird die Inflation in Polen im Februar die Marke von 20 Prozent überschreiten. Und auch der Kauf von Zigaretten in Polen wird ab 1.Januar teurer, weil die Akzise (Verbrauchssteuer) auf Tabakwaren um 10 Prozent erhöht wird.

© André Jański / infopol.PRESS

Russisches Erdöl fließt über Polen wieder nach Schwedt

Foto: PL-Agentur

Die volle Funktionsfähigkeit der vor einigen Tagen beschädigten Trasse der Erdöl-Pipeline nach Deutschland ist wieder hergestellt. Dies hat jetzt die Betreibergesellschaft PERN der über das polnische Territorium verlaufenden Druschba-Erdölpipeline gemeldet.  Die Ursachen des Lecks sind jedoch weiter unbekannt. Die Fehler-Suche dauert weiter an, heißt es.   

Bereits am 11.Oktober hatten die automatischen Überwachungs-Systeme der Pipeline-Betreibergesellschaft PERN einen Druck-Abfall an einen der beiden Leitungen der Erdöl-Pipeline ,,Przyjaźń“ gemeldet. Diese über das polnische Territorium verlaufende Trasse ist Bestandteil der einst als ,,Druschba-Freundschaft“ –Leitung bezeichneten Pipeline, über die russisches Erdöl an deren Endpunkt nach Deutschland geliefert wird. Abnehmer auf deutscher Seite ist die MVL (Mineralölverbundleitung GmbH Schwedt), die das ankommende Erdöl in ihrem Tanklager zwischenlagert und an die Raffinerien in Schwedt und Spergau zur Weiterverarbeitung pumpt.
Nach Angaben des polnischen Pipeline-Betreibers war das Leck an der größeren der beiden Leitungen aufgetreten. Über diese Hauptleitung fließt das Erdöl nach Deutschland. Die Pumpen seien sofort abgeschalten worden. Der andere Strang der Pipeline, also die kleinere Leitung, sei aber unverändert in Betrieb. Hieß es zuerst von der Betreibergesellschaft, das Leck sei in der Höhe der Ortschaft Łania aufgetreten, vermeldete das Wojewodschafts-Kommando der Feuerwehr von Kujawsko-Pomorskie den Leck-Austritt weiter westlich in der Region um die Ortschaft Żurawice. Dort hatten die Einsatzkräfte vor Ort, darunter die Betriebsfeuerwehr und die technischen Dienste der PERN das Erdöl von einer rund 1000 Quadratmeter großen Flächen-Niederung eines Maisfeldes abgepumpt.

Geheimdienst-Koordinator: Alle Hypothesen sind möglich

Ob es sich um Sabotage oder nur um einen technischen Schaden handelt, ist bis heute nicht bekannt. Die Fehler-Diagnose dauert weiter an. Diese Aussage wirft Fragen auf. Schließlich ist an die teilweise nur wenige Meter unter der Erde liegenden Erdölpipeline viel leichter heranzukommen als an die vor einigen Tagen zerstörten Trassenabschnitte der auf dem Grund der Ostsee liegenden Nordstream-Erdgaspipeline.
Der Regierungs-Sonderbeauftragte für die strategische Energie-Infrastruktur benannte Mateusz Berger hatte gleich nach Auftreten des Lecks an der Erdöl-Pipeline der Nachrichten-Agentur Reuter mitgeteilt, dass es sich um eine ,,unbeabsichtigte Beschädigung“ handelt. Der Staatssekretär und Sprechers des Amtes für die Koordinierung der polnischen Geheimdienste Żaryn twitterte dagegen, dass überhaupt noch keine Voraussetzungen gegeben seien, um über Ursachen der Havarie zu sprechen. ,,Alle Hypothesen sind möglich“. Gleichzeitig verwies er darauf, dass das Leck keinen Einfluss auf Versorgungssicherheit Polens habe. Polnische Autofahrer müssen sich keine Sorgen machen, betonte auch die PERN. Tatsächlich befindet sich die Lokalisation des Lecks 70 Kilometer hinter (westlich) dem Punkt, an dem die beiden polnischen Raffinerien in Płock und Danzig (Gdańsk) das russische Erdöl für seine Weiterverarbeitung abzweigen.

Grafik: PL-Agentur /PERN

Polnische Autofahrer müssen sich keine Sorgen machen, betonte auch die PERN. Tatsächlich befindet sich die Lokalisation des Lecks 70 Kilometer hinter (westlich) dem Punkt, an dem die beiden polnischen Raffinerien in Płock und Danzig (Gdansk) das russische Erdöl für seine Weiterverarbeitung abzweigen.

Schaden vom Leck an der Pipeline hatten bislang nur die beiden deutschen Raffinerien. Sie erhielten zwar weiter Rohöl über die Leitung. Nach Angaben der PCK Raffinerie kam dort jedoch weniger an.

Die Druschba-Pipeline, zu der die über Polen verlaufende Rohrtrasse gehört, zählt zu den größten Erdölleitungs-Systemen der Welt. Neben Polen und Deutschland werden über sie auch andere Länder Mitteleuropas versorgt. Nach PERN-Angaben hat der polnische Trassen-Abschnitt eine Durchleit-Kapazität von 27 Mio. t Rohöl im Jahr.

Ab 1. Januar Embargo auf russisches Erdöl geplant 

Mit dem russischen Rohöl durch die Pipeline wird bald Schluss sein. Grund ist das geplante Öl-Embargo gegen Russland ab dem 1.Januar. Ob die PCK-Raffinerie in Schwedt, die bisher hauptsächlich an den russischen Erdöl-Lieferungen über die Druschba-Pipeline hängt, dann im neuen Jahr noch voll weiterarbeiten kann, ist bislang noch offen. Die PCK-Raffinerie ist zwar auch an eine Leitung zum Hafen Rostock angebunden. Darüber können allerdings nur etwa 60 Prozent der bisherigen Kapazitäten besorgt werden: Im Frühjahr war noch der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit seinem Begehren, Schwedt zusätzlich über den PERN-Erdölhafen in Danzig (Gdańsk) zu versorgen, in Warschau abgeblitzt. Das Öl sollte über die Pipeline besorgt werden, die vom Ölhafen nach Płock führt, wo sie an die Druschba-Pipeline andockt. Allerdings wird sich auch der Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen nach Ablösung der russischen Rohöl-Lieferungen über diese Pipeline mit Erdöl für seine Raffinerie in Płock versorgen.

Polnischer Mineralölkonzern PKN Orlen an PCK Schwedt interessiert

Im Zuge der Übernahme des ebenfalls vom Staat kontrollierten Erdölverarbeitungs-Konzerns Lotos (Raffinerie in Danzig) hatte PKN Orlen zum Jahresanfang mit dem weltgrößten Erdöl-Lieferanten, der saudiarabischen Aramco einen langfristigen Liefervertrag geschlossen, auf dessen Grundlage russisches Rohöl durch Erdöl von den Saudis ersetzt wird. In Warschau verwies man deshalb auf die begrenzte Durchleitfähigkeit der Pipeline vom Danziger Erdölhafen, die für die Orlen-Raffinerie in Płock Versorgungs-Grundlage ist. Tatsächlich war man jedoch nicht bereit, Erdöl direkt an die PCK-Raffinerie zu liefern, solange deren Eigentümer die russische Rosneft ist.
Mit der Überführung der PCK-Raffinerie in die treuhänderische Verwaltung der Bundesregierung hat sich die Situation jetzt geändert. Zwar nicht offiziell bestätigt, aber auch nicht dementiert, soll der staatlich kontrollierte Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen, der über 600 Tankstellen in Deutschland besitzt (Star- und Orlen-Tankstellen), an einer Übernahme der PCK-Raffinerie in Schwedt interessiert sein. Und plötzlich erklärt auch Umwelt- und Klimaministerin Anna Moskwa die Bereitschaft Polens, die vollen Erdöl-Überschüsse nach Deutschland zu liefern und die Pläne zum Bau eines zweiten Leitungsstranges vom Danziger Ölhafen nach Płock zu intensivieren.

Aktualisierter Text 16.Oktober


© André Jański / infopol.PRESS

Hafen für polnische Offshore-Windparks auf Usedom beschlossen



Foto: Vestas



Der polnische Mineralölkonzern PKN Orlen wird gemeinsam mit Betreibergesellschaft des Hafenverbunds Stettin-Swinemünde (Szczecin-Świnoujście) auf der Insel Usedom in Swinemünde einen Installationshafen für offshore-Windparks errichten In dem Hafen sollen ab 2025 Vestas-Windturbinen für den ersten polnischen Offshore-Park montiert werden. Der dänische Windturbinenbauer Vestas hat dazu den Bau einer neuen Fabrik in Stettin angekündigt.

Der Beschluss über den Bau des Installationsterminals sowie einer Fabrik von Vestas für Windturbinen in Stettin revolutioniere nicht nur das gesamte polnische Energie-System, sondern setze auch einen Impuls für die Entwicklung der Ostsee-Region, verkündete der Vorstandschaf des Polnischen Mineralölkonzerns PKN Orlen bei der Vertragsunterzeichnung in Stettin. Gemeinsam mit der Hafengesellschaft Stettin-Swinemünde will PKN Orlen in die Entwicklung eines Installationshafens für Offshore-Windparks auf einem 200 Hektar großen Gelände des Hafens von Swinemünde investieren.
Geplant ist der Bau von zwei Kaianlagen, die das Manövrieren von Jack-up-Schiffe ermöglichen. Jack-up-Schiffe sind Installationsschiffe für die Errichtung von Offshore-Windparks, die mit hydraulisch betriebenen Riesenbeinen ausgestattet sind. In dem Installationshafen findet die Vormontage der Windturbinen-Türme mit einer Höhe von über 100 Metern statt, von denen jeder mehr als 1000 Tonnen schwer ist.
Der Installationshafen soll 2025 seinen Betrieb aufnehmen. Der Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen will dort als erstes die Vormontage für den ersten polnischen Ostsee-Windpark Baltic Power durchführen. Baltic Power ist ein gemeinsam mit dem kanadischen Energiekonzerns Northland Power Inc. entwickeltes Projekt mit einer Gesamterzeuger-Kapazität von 1,2 GW. Dies erlaubt die Stromversorgung von rund 1,5 Mio. Privathaushalten. Der Standort des Offshore-Parks wird sich etwa 23 km vor der polnischen Ostsee-Küste in Höhe des Ostseebades Łęba befinden. 2026 soll er seinen Betrieb aufnehmen.

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Ab 2026 Energie aus der polnischen Ostsee

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Neue Vestas-Fabrik in Stettin

Für den Windpark kommen Turbinen des dänischen Windenergieanlagen-Herstellers Vestas zum Einsatz. PKN Orlen hatte im September mit Vestas einen Vorvertrag über die Lieferung von 76 Turbinen vom Typ V236 mit einer jeweiligen Leistung von 15 MW geschlossen. Nils de Baar, Präsident von Vestas Zentral- und Nordeuropa gab dazu jetzt bekannt, dass der dänische Konzern in Stettin eine neue Fabrik ab der zweiten Jahreshälfte 2024 in Betrieb nehmen wird. Dort sollen die Gondeln und die Rotor-Naben für die V236-Turbinen montiert werden.
Mit der Vestas-Fabrik in Stettin sollen 600 bis 700 direkte Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Werk von Vestas soll nach Angaben von Nils de Baar sowohl den Bedarf an Off-Shore-Windenenergieanalgen in Polen wie auch die internationale Nachfrage bedienen und die Einbindung von polnischen Firmen in den Aufbau von Lieferketten befördern. Wenige Kilometer östlich von Stettin in Goleniów produziert bereits das dänische Unternehmen LM Glasfiber, 2016 von General Electric übernommen, seit der Jahrtausendwende Rotorblätter für Windenergieanlagen.

Bereits 132 Anträge für neue Offshore-Windparks

Der Entwicklung von Offshore-Windparks in der Ostsee werden im polnischen Energieprogramm bis 2040 neben den Aufbau von Kernkraftwerken fundamentale Bedeutung bei der schrittweise Ablösung von Kohle-Kraftwerken beigemessen. Die polnische Energie-Regulierungsbehörde URE hat dazu im vergangenen Jahr zunächst 5,9 GW Offshore-Windparkprojekte in der Ostsee unter Vertrag genommen. Dazu gehört auch der Windpark Baltic Power, der voraussichtlich als erster polnischer Offshore-Windpark 2026 in Betrieb gehen wird.
Für Offshore-Windparkprojekte der zweiten Entwicklungsphase, die nach 2030 entstehen sollen, liegen dem Infrastruktur-Ministerium bereits 132 Genehmigungs-Anträge vor.
Das Windenergie-Potenzial im polnischen Ostseeraum bis zum Jahre 2050 wird auf rund 28 Gigawatt geschätzt, das Marktvolumen auf über 30 Mrd. Euro.

© André Jański / infopol.PRESS

Polen vom Leck an Erdöl-Pipeline nicht betroffen

Foto: PERN

Wenige Tage nach dem Anschlag auf die Nord-Stream Pipeline ist jetzt an einer zweiten strategischen Versorgungs-Pipeline nach Deutschland ein Leck aufgetreten. Diesmal auf polnischen Territorium. Die Betreibergesellschaft der Erdöl-Pipeline ,,Przyjaźń“, über die russisches Rohöl zur PCK Raffinerie Schwedt und die TOTAL Raffinerie in Spergau transportiert wird, meldete ein Leck an einen der beiden Versorgungsstränge. Über die Ursachen ist bislang nichts bekannt. Ein technischer Defekt oder Sabotage? ,,Alle Hypothesen sind möglich“, twitterte der Staatssekretär Żaryn aus dem Amt für die Koordinierung der polnischen Geheimdienste.

Bereits am späten Dienstagabend hatten die automatischen Überwachungs-Systeme der Pipeline-Betreibergesellschaft PERN einen Druck-Abfall an einen der beiden Leitungen der Erdöl-Pipeline ,,Przyjaźń“ gemeldet. Diese über das polnische Territorium verlaufende Trasse ist Bestandteil der einst als ,,Druschba-Freundschaft“ –Leitung bezeichneten Pipeline, über die russisches Erdöl an deren Endpunkt nach Deutschland geliefert wird. Abnehmer auf deutscher Seite ist die MVL (Mineralölverbundleitung GmbH Schwedt), die das ankommende Erdöl in ihrem Tanklager zwischenlagert und an die Raffinerien in Schwedt und Spergau zur Weiterverarbeitung pumpt.
Nach Angaben des polnischen Pipeline-Betreibers ist das Leck an der größeren der beiden Leitungen aufgetreten. Über diese Hauptleitung fließt das Erdöl nach Deutschland. Die Pumpen seien sofort abgeschalten worden. Der andere Strang der Pipeline, also die kleinere Leitung, sei aber unverändert in Betrieb. Hieß es zuerst von der Betreibergesellschaft, das Leck sei in der Höhe der Ortschaft Łania aufgetreten, vermeldete das Wojewodschafts-Kommando der Feuerwehr von Kujawsko-Pomorskie den Leck-Austritt weiter westlich in der Region um die Ortschaft Żurawice. Dort sind inzwischen alle notwendigen Einsatzkräfte vor Ort, darunter die Betriebsfeuerwehr und die technischen Dienste der PERN, die das Erdöl von einer rund 1000 Quadratmeter großen Flächen-Niederung eines Maisfeldes abpumpen. Inzwischen sind bereits 400 Kubikmeter aufgenommen worden.

Geheimdienst-Koordinator: Alle Hypothesen sind möglich

Ob es sich um Sabotage oder nur um einen technischen Schaden handelt, ist bislang nicht bekannt. Nach Informationen der Einsatzkräfte ist man bislang auf der verseuchten Feldfläche noch nicht an die Leckstelle herangekommen. Der erst seit einigen Wochen zum Regierungs-Sonderbeauftragten für die strategische Energie-Infrastruktur benannte Mateusz Berger hatte schon vorher der Nachrichten-Agentur Reuter mitgeteilt, dass es sich um eine ,,unbeabsichtigte Beschädigung“ handelt. Der Staatssekretär und Sprechers des Amtes für die Koordinierung der polnischen Geheimdienste Żaryn twitterte dagegen, dass im Moment überhaupt noch keine Voraussetzungen gegeben seien, um über Ursachen der Havarie zu sprechen. ,,Alle Hypothesen sind möglich“. Gleichzeitig verwies er darauf, dass das Leck keinen Einfluss auf Versorgungssicherheit Polens habe.

Grafik: PL-Agentur /PERN

Polnische Autofahrer müssen sich keine Sorgen machen, betonte auch die PERN. Tatsächlich befindet sich die Lokalisation des Lecks 70 Kilometer hinter (westlich) dem Punkt, an dem die beiden polnischen Raffinerien in Płock und Danzig (Gdansk) das russische Erdöl für seine Weiterverarbeitung abzweigen. Der russischen Pipeline-Betreiber Transneft teilte laut einer Mitteilung der Nachrichtenagentur Interfax mit, dass weiter Rohöl in Richtung Polen gepumpt wird.

Schaden vom Leck an der Pipeline haben bislang nur die beiden deutschen Raffinerien. Sie erhalten zwar weiter Rohöl über die Leitung. Nach Angaben der PCK Raffinerie kommt dort jedoch weniger an.

Die Druschba-Pipeline, zu der die über Polen verlaufende Rohrtrasse gehört, zählt zu den größten Erdölleitungs-Systemen der Welt. Neben Polen und Deutschland werden über sie auch andere Länder Mitteleuropas versorgt. Nach PERN-Angaben hat der polnische Trassen-Abschnitt eine Durchleit-Kapazität von 27 Mio. t Rohöl im Jahr.

Ab 1. Januar Embargo auf russisches Erdöl geplant 

Mit dem russischen Rohöl durch die Pipeline wird bald Schluss sein. Grund ist das geplante Öl-Embargo gegen Russland ab dem 1.Januar. Ob die PCK-Raffinerie in Schwedt, die bisher hauptsächlich an den russischen Erdöl-Lieferungen über die Druschba-Pipeline hängt, dann im neuen Jahr noch voll weiterarbeiten kann, ist bislang noch offen. Die PCK-Raffinerie ist zwar auch an eine Leitung zum Hafen Rostock angebunden. Darüber können allerdings nur etwa 60 Prozent der bisherigen Kapazitäten besorgt werden: Im Frühjahr war noch der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit seinem Begehren, Schwedt zusätzlich über den PERN-Erdölhafen in Danzig (Gdańsk) zu versorgen, in Warschau abgeblitzt. Das Öl sollte über die Pipeline besorgt werden, die vom Ölhafen nach Płock führt, wo sie an die Druschba-Pipeline andockt. Allerdings wird sich auch der Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen nach Ablösung der russischen Rohöl-Lieferungen über diese Pipeline mit Erdöl für seine Raffinerie in Płock versorgen.

Polnischer Mineralölkonzern PKN Orlen an PCK Schwedt interessiert

Im Zuge der Übernahme des ebenfalls vom Staat kontrollierten Erdölverarbeitungs-Konzerns Lotos (Raffinerie in Danzig) hatte PKN Orlen zum Jahresanfang mit dem weltgrößten Erdöl-Lieferanten, der saudiarabischen Aramco einen langfristigen Liefervertrag geschlossen, auf dessen Grundlage russisches Rohöl durch Erdöl von den Saudis ersetzt wird. In Warschau verwies man deshalb auf die begrenzte Durchleitfähigkeit der Pipeline vom Danziger Erdölhafen, die für die Orlen-Raffinerie in Płock Versorgungs-Grundlage ist. Tatsächlich war man jedoch nicht bereit, Erdöl direkt an die PCK-Raffinerie zu liefern, solange deren Eigentümer die russische Rosneft ist.
Mit der Überführung der PCK-Raffinerie in die treuhänderische Verwaltung der Bundesregierung hat sich die Situation jetzt geändert. Zwar nicht offiziell bestätigt, aber auch nicht dementiert, soll der staatlich kontrollierte Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen, der über 600 Tankstellen in Deutschland besitzt (Star- und Orlen-Tankstellen), an einer Übernahme der PCK-Raffinerie in Schwedt interessiert sein. Und plötzlich erklärt auch Umwelt- und Klimaministerin Anna Moskwa die Bereitschaft Polens, die vollen Erdöl-Überschüsse nach Deutschland zu liefern und die Pläne zum Bau eines zweiten Leitungsstranges vom Danziger Ölhafen nach Płock zu intensivieren.

© André Jański / infopol.PRESS

Ab 2026 Energie aus der polnischen Ostsee

Foto: Ørsted

Mit der Unterzeichnung weiterer Verträge für die Sicherung von Schlüsselkomponenten durch das Unternehmen Baltic Power rückt der Bau des ersten offshore-Windparks in der polnischen Ostsee näher. Baltic Power ist ein Gemeinschaftsunternehmen des staatlich kontrollierten Mineralölkonzerns PKN Orlen und des kanadischen Energiekonzerns Northland Power Inc.

Bereits im Juni hatte Baltic Power gemeldet, von allen in der polnischen Ostsee geplanten Windpark-Projekten als erstes Unternehmen die geotechnische Untersuchungen des Meeresbodens am Standort des gleichnamigen Windparks abgeschlossen zu haben. Mit den jetzt unterzeichneten Verträgen hat sich das Unternehmen die Aufträge für die Herstellung, Lieferung und Installation der Fundament für die Windturbinen und zwei Offshore-Umspannwerke gesichert.

Deutsches Unternehmen liefert Fundamente für Offshore-Windpark

Die Monopile-Fundamente für den Windpark Baltic Power werden vom deutschen Unternehmen Steelwind Nordenham geliefert. Bei den Monopile handelt es sich um einzelne Stahlpfähle mit einer Länge von bis zu 120 Metern, die vom Errichterschiff in den Meeresboden gerammt werden. Die Stahlkonstruktionen für die Plattformen und die Anschluss- und Übergangselemente für die Installation der Windturbinen-Generatoren kommen vom belgischen Unternehmen Smulders. Vereinbart wurde, dass ein Teil der Spezialkonstruktionen in dem zu Smulders-Gruppe gehörenden Spomasz-Werk in dem nahe der Grenze zu Deutschland (bei Bad Muskau) gelegenen Żary produziert werden. Das Spomasz-Werk ist auf die Herstellung von großformatigen Stahlkonstruktionen für offshore-Windanlagen und Förderplattformen im Meer spezialisiert.

Werkfoto Van Oordt

Mit dem Transport und der Installationen der Fundament-Komponenten wurde das niederländische Wasserbau-Unternehmen Van Oordt betraut.

Zu den jetzt abgeschlossenen vertraglichen Regelungen gehören auch Lieferantenverträge für zwei Umspannwerke. Von den Umspannwerken wird die von den über 70 Turbinen mit einer Mindestleistung von jeweils 14 MW erzeugte Energie aufgenommen und über Kabel an Land weitergeleitet. Für die Fertigung und Installationen der rund 2500 t schweren Umspannwerke, die sich auf einer Plattform etwa 20 Meter über den Meeresspiegel erheben wird ein Konsortium aus den dänischen Unternehmen Semco Maritime und Bladt Industries verantwortlich sein. Auch hier wird ein Teil der Elemente in Polen gefertigt, wo Bladt Industries seit 20 Jahren am Standort Stettin (Szczecin) ein Stahlbau-Unternehmen führt. Mit aller Voraussicht werden auch die Rotorblätter für die Windturbinen aus den einige Kilometer von Stettin entfernten Goleniow kommen. Dort produziert jetzt zu General Electric Renewable Energy gehörende LM Wind Power seit etwa 20 Jahren Rotorblätter für Onshore- und Offshore-Windanlage. PKN-Orlen hatte bereits im vergangenen Jahr mit GE Renewable Energy einen Vertrag über strategische Partnerschaft bei der Entwicklung von
Offshore-Windprojekten in der Ostsee unterzeichnet, der von Vize-Regierungschef Jacek Sasin als,,historischer Moment“ gewertet wurde, «der Polen für Jahrzehnte, ja vielleicht für ein Jahrhundert verändern wird».

70 Turbinen mit 1,2 GW Gesamterzeuger-Kapazität

Der eigentliche Bau von Baltic Pipe soll 2024 beginnen und im Jahre 2026 zum Abschluss gebracht werden. Etwa 23 km vor der Küste in Höhe der durch seine Wanderdünen bekannten Ortschaft Łeba gelegen, soll Baltic Pipe dann mit einer Gesamterzeuger-Kapazität von 1,2 GW die Energie für rund 1,5 Mio. Haushalte liefern.
Im gleichen Jahr will auch der staatliche Energiekonzern PGE mit seinem Windpark Baltica 3 an den Start gehen. Der staatliche Energiekonzern hatte dazu im vergangenen Jahr einen joint-venture Vertrag mit dem dänischen Energiekonzern Ørsted unterzeichnet, der nach eigenen Angaben globaler Marktführer im Bereich Offs-hore-Windenergie (u.a. auch Windparks Borkum Riffgrund 1 sowie Gode Wind 1 und 2 vor der deutschen Küste) ist.


Der Dritte im Bunde der polnischen Unternehmen, die mit ihren entwickelten und genehmigten Offshore-Windprojekten in den nächsten Jahren an den Start gehen, ist Polenergia. Das aus der früheren Kulczyk-Holding hervorgegangene Privatunternehmen hat sich für die Realisierung seiner konzessionierten Baltic-Windparkprojekte den norwegischen Energiekonzern Equinor als strategischen Partner ins Boot geholt.
Zu den Projekten, die für die erste Phase von Offshore-Windprojekten im polnischen Ostseeraum qualifiziert sind, gehört auch FEW Baltic II des deutschen Energiekonzerns RWE.

Das im vergangenen Jahr verabschiedete Offshore-Gesetz sieht in der ersten Phase den Bau von geförderten Offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 5,9 GW bis zum Jahre 2030 vor. Mit der in der Ostsee erzeugten Energie soll die Energiewende in Polen beschleunigt und die Abhängigkeit von Kohle verringert werden. Der Staat garantiert dazu den den Investoren der in der ersten Phase konzessionierten Offshore-Windparks feste Strompreise im Rahmen des Vergütungssystem Contract for Difference (CFD). Bei diesem Verfahren wird der Preis-Unterschied zwischen den Einnahmen aus dem Strom-Verkauf und den Investitionskosten durch den Staat in dem Fall gedeckt, wenn der Marktpreis niedriger ist als die Investitionskosten. In der zweiten Entwicklungs-Phase, die zum Bau von offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von weiteren 5 GW führen soll, erfolgt dann die Förderung auf der Basis von Auktionsverfahren im CFD-Modell. Dafür werden 11 neue staatliche Konzessionen vergeben. Bisher liegen dazu bereits 125 Anträge vor.

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Rekord-Gaspreise stoppen Bierproduktion in Polen

Foto: PL-Agentur

Die Bierproduzenten in Polen haben wegen der eingeschränkten Versorgung mit Kohlendioxid vor erheblichen Produktionskürzungen gewarnt. Der Mangel an Kohlendioxid und Trockeneis trifft auch mit voller Wucht die Fleischindustrie und Groß-Molkereien. Zurückzuführen ist er auf das Herunterfahren der Produktion in den beiden vom Staat kontrollierten Chemie-Unternehmen Azoty und Anwill in Folge der hohen Erdgaspreise.

Kohlendioxid wird seit Jahren in der Öffentlichkeit als schädlich wahrgenommen. In der modernen Lebensmittelindustrie ist Co2 jedoch als Schutzgas oder in Form von Trockeneis unverzichtbar. So auch in der Brau-Industrie.
Die Carlsberg-Brauerei in Polen hat als erstes Unternehmen Alarm geschlagen. Die Vorräte an Kohlendioxid reichen nur noch für einige Tage aus. Wenn die Regierung in Warschau nicht sofort etwas unternehme, werde man in den nächsten Tagen die Produktion in den drei polnischen Carlsberg-Brauereien herunterfahren.
Die dänische Brauerei gehört mit dem japanischen Brauerei-Konzern Asahi (Kompania Piwowarska / Lech u.a.) und Heinecken (u.a. Żywiec) zu den drei größten Bierproduzenten in Polen, die weit über 85 Prozent des gesamten polnischen Biermarktes beherrschen.
Nach Angaben des polnischen Brauereiverbandes ist die gesamte Branche vom Co2-Engpass betroffen. Kohlendioxid wird im Brau-Prozess und insbesondere beim Abfüllen der Flaschen eingesetzt, um einen Kontakt des Biers mit Sauerstoff zu verhindern. Andernfalls würde das Bier verderben.

Ammoniak-Produktion auf 10 Prozent heruntergefahren

Der Einbruch des polnischen Versorgungsmarktes bei Kohlendioxid ist eine Folge des plötzlich angekündigten Stopps von Produktionslinien bzw. drastischen Produktionskürzungen bei den beiden vom Staat kontrollierten Unternehmen Azoty Gruppe und Anwill, einen Tochterunternehmen des polnischen Mineralölkonzerns PKN Orlen. Die Unternehmen begründen die drastischen Produktionseinschränkungen mit den Rekord-Preisen bei Erdgas. Bei Düngemitteln, ihrer Haupt-Produktgruppe, machen diese 80 Prozent ihrer Produktionskosten aus. Flüssiges CO2 fällt dabei als Nebenprodukt der Ammoniak-Erzeugung für Düngemittel an. Laut Mitteilung der Azoty-Gruppe wurden in deren Werken die Ammoniak-Produktion auf 10 Prozent der Produktionskapazitäten heruntergefahren. Auch bei Anwill wurde die Produktion minimalisiert.
Dies hat einen Domino-Effekt ausgelöst. Nicht nur in der Brau-Industrie. Auch in anderen Industrie-Bereichen, insbesondere in der Lebensmittel-Industrie wie den Molkereien oder der Backwarenindustrie. Für jede Lebensmittelverpackung im Einzelhandel mit der Aufschrift unter Schutzatmosphäre verpackt wird ein Schutzgas-Gemisch verwendet, das meist auch Kohlendioxid enthält.

Fleischindustrie ohne Trockeneis

,,Das Bier ist noch das geringste Problem“, sagte der Präsident des Verband der Fleischindustrie Choiński dem polnischen BusinessInsider. Die polnischen Fleischbetriebe haben Co2—Vorräte nur noch für knapp eine Woche.
In der Fleischindustrie ist Kohlenstoffdioxid in fester Form, also Trockeneis, ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Zerlegung des geschlachteten Viehs und der weiteren Fleischverarbeitung. Wenn die Regierung nicht sofort etwas unternimmt, dann werden nach Einschätzung des Verbands-Präsidenten 80 bis 90 Prozent der Schweine- und Geflügelschlachtung in Polen zum Stillstand kommen. Die Folge wären nicht nur höhere Preise für Fleischverarbeitungsprodukte im Handel. Dies wäre noch das kleinere Übel. Viel schlimmer wäre, dass die Produkte dann nicht mehr in den Super- und Discountermärkten verfügbar sind.

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Weitere Senkung der Spritpreise an polnischen Tankstellen

Der Polnische Mineralölkonzern PKN Orlen hat zum zweiten mal in dieser Woche die Preise an seinen Tankstellen gesenkt. Diesel kostet jetzt an den Orlen-Tankstellen 7,35 Złoty (~ 1,55 Euro) und Benzin 6,64 Złoty (~1,40 Euro).
,,Wir arbeiten aktiv daran, damit die Spritpreise in Polen weiterhin die niedrigsten in Europa bleiben“. Mit diesen Worten hatte der Vorstandschef des staatlich kontrollierten Mineralölkonzerns, Daniel Obajtek bereits am Montag die erste Preissenkung in dieser Woche angekündigt. Zur Unterstützung der imagefördernden Botschaft vom Konzern, der „aus guten Willen“ die Preise senkt, verwies er darauf, dass PKN Orlen gerade 130 000 t Erdöl aus dem norwegischen Erdölfeld Johan Sverdrup gekauft habe. Um die Abhängigkeit von russischen Erdöl weiter zu verringern, werden in den nächsten Wochen weitere Tanker im Erdölhafen von Gdańsk (Danzig) einlaufen, teilte Obajtek mit.
Bei der jetzt erfolgten zweiten Preis-Senkung in dieser Woche räumte der Orlen-Chef dann schon ein, dass die niedrigen Tankstellenpreise in erster Linie auf die veränderte Markt-Situation zurückzuführen sind. Kostete der Barrel Rohöl (Brent) in der vergangenen Woche noch über 130 Dollar, ist er jetzt auf dem Niveau von unter 100 Dollar zurückgekehrt.
Auch die polnische Währung hat sich wieder stabilisiert. Der Złoty war in der vergangenen Woche nach Panik-Verkäufen durch internationale Finanzinvestoren im Verhältnis zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit 21 Jahren abgerutscht, im Verhältnis zum Euro bis nahe 5 Złoty. Historisch war das das höchste Niveau seit Einführung des Euros. Die polnische Zentralbank NPB musste mehrere Male mit Interventions-Käufen den Kursverfall stoppen.
Mit der zweiten Preis-Senkung an den Orlen-Tankstellen haben die anderen Tankstellen-Konzerne Probleme mitzuhalten. Preisanpassungen erfolgen nur zögerlich. Insbesondere an privaten Tankstellen, die noch Treibstoff-Vorräte aus teuren Lieferungen haben, bezahlt der Autofahrer mehr als an den Tankstellen von PKN Orlen. Allerdings gilt das nur für Polen, nicht an den rund 600 Orlen- und Star-Tankstellen in Deutschland.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die sinkende Preis-Tendenz an den Tankstellen in den nächsten Tagen erhalten bleibt. Nicht auszuschließen sind aber plötzliche Preis-Turbulenzen, wenn z.B. schlechte Nachrichten aus der Ukraine kommen, die den Markt erschüttern.

Erdöl aus Saudi-Arabien

PKN Orlen bezieht zur Zeit noch rund die Hälfte seiner Erdöl-Lieferungen, die in der Raffinerie Plock verarbeitet werden, aus Russland. Von Rosnieft bezieht der Konzern im Rahmen von langfristigen Verträgen, die zum Jahreswechsel auslaufen, monatlich 300 000 t.
Beim zweiten russischen Konzern Tatnieft kauft Orlen monatlich 200 000 t. Der Vertrag mit diesem Lieferanten läuft erst 2024 aus. Die anderen 50 Prozent seines Erdölbedarfs bezieht PKN Orlen aus Saudi-Arabien, den USA, Westafrika und Norwegen.
Laut den Beteuerungen von Obajtek ist PKN Orlen auf den Fall von Sanktionen und dem Ausfall von russischen Erdöl-Lieferungen vorbereitet. PKN Orlen hatte Anfang des Jahres im Rahmen seiner Fusion mit dem zweiten polnischen Mineralölkonzern Lotos, der auch vom Staat kontrolliert wird, mit dem weltgrößten Erdöl-Lieferanten Saudi Aramco einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von bis zu 20 Mio. t Erdöl im Jahr unterzeichnet.



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Tank-Limit eingeführt: Nur noch 50 Liter an Orlen-Tankstellen

♦ Panik vor Kraftstoff-Mangel und Preis-Explosion wegen Ukraine-Krieg

Polens größter Tankstellenbetreiber rationiert das Tanken

Der staatlich kontrollierte Mineralölkonzern PKN Orlen hat ein Tank-Limit an seinen über 1500 Tankstellen in Polen eingeführt. Pkw-Fahrer dürfen nur noch 50 Liter tanken. Für Lkw sind nur noch 500 Liter erlaubt.
Der Konzern reagierte mit den Beschränkungen auf die lange Warteschlangen vor den Tankstellen. Polnische Autofahrer hatten sich in einer Panik-Reaktion auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der Befürchtung, dass die Treibstoff-Versorgung gestoppt und die Preise steigen, in größeren Mengen mit Benzin und Diesel eingedeckt. In den Medien gingen Fotos von Autofahrern um, die Kraftstoffe in mehreren Ersatz-Kanistern einfüllten. Der Run auf die Tankstellen wurde noch von Meldungen in den sozialen Medien befeuert, dass an Tankstellen bereits 10 Zloty pro Liter zu zahlen sind und die Preise noch weiter auf 15 Zloty steigen werden. Der Vorstand von PKN Orlen erklärte, dass die Panik an den Tankstellen u.a. durch gezielte Desinformationen im Internet ausgelöst wurde. Der Konzern versicherte, dass die Versorgung der Tankstellen mit Benzin und Diesel gesichert sei. Seit 2013 habe man die Erdöl-Lieferungen an die polnischen Raffinerien diversifiziert. Seitdem sei der Anteil russischen Erdöls an der Verarbeitung in der Orlen-Raffinerie in Plock von 98 Prozent auf weniger als 50 Prozent gesunken. Zudem hatte PKN Orlen erst zu Jahresbeginn mit dem größten Erdölproduzenten der Welt, Saudi Aramco, ein Vertragswerk unterzeichnet, das u.a. eine langfristige Lieferung von saudi-arabischen Erdöl nach Polen in der Größenordnung von täglich 200 000 bis 370 000 t Barrel vorsieht.

Bislang gibt es keine Hinweise, dass auch andere Marken-Tankstellen dem Beispiel des Branchenriesens PKN Orlen folgen. Der branchenübergreifende Dachverband POPiHN sieht dafür keine Veranlassung. Nach seinen Angaben reichen die Vorräte an Erdöl und Kraftstoffen gegenwärtig für 98 Tage. PKN Orlen selbst kündigte an, dass die Beschränkungen an den Tankstellen nur vorübergehend seien bis sich der Verkauf wieder auf das Standard-Niveau eingepegelt habe. Gegenwärtig ist der Verkauf um 200 bis 400 Prozent höher.
Der staatsnahe Konzern hat sofort einigen seiner Tankstellen-Pächtern die Verträge gekündigt, die die Kraftstoffe mit hochgetriebenen Preisen verkauft haben. Auch die Verbraucherschutz-Behörde kündigte an, mit Kontrollen gegen Tankstellen-Betreiber vorzugehen, die die unsichere Situation im Zusammenhang mit der Ukraine zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen.

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Saudis übernehmen Anteile an Raffinerie in Danzig

Foto: PL-Agentur

Der größte Erdölproduzent der Welt, Saudi Aramco, wird 30 Prozent der Anteile an der Lotos-Raffinerie in Danzig (Gdansk) erwerben. Der Verkaufswert in dem jetzt unterschriebenen Vorvertrag wurde auf 1,15 Mrd. Złoty, umgerechnet rund 255 Mio. Euro, festgelegt. Wie der polnische Mineralölkonzern PKN Orlen mitteilt, ist die Transaktion Bestandteil der Paket-Lösung zur Erfüllung der Bedingungen, die die EU-Kommission für die Erteilung einer Genehmigung zur Übernahme der polnischen Lotos-Gruppe durch den Mineralölkonzern PKN Orlen gestellt hatte.

,,Mega-Fusion“ von zwei Staatsunternehmen

Sowohl PKN Orlen wie auch die Lotos-Gruppe werden bei den Stimmrechten durch den polnischen Staat kontrolliert. Bereits 2018 wurden die ersten Schritte zu der als ,,Mega-Fusion“ apostrophierten Übernahme der Lotos-Gruppe durch den Mineralölkonzern PKN Orlen eingeleitet. Da PKN Orlen durch den Zusammenschluss eine absolute Monopolstellung bei den Raffinerie-Kapazitäten, der Kraftstofflager und Tankstellen und bei der Produktion von Asphalt und Flugbenzin sowie anderer Erdölverarbeitungsprodukte erlangen würde, die den Wettbewerb in Polen nahezu ausschalten, stellte die EU-Kommission zahlreiche Bedingungen an die Übernahme.

Saudis werden knapp die Hälfte des  Erdölbedarfs in Polen decken

Zu den zur Erfüllung der EU-Auflagen unterzeichneten Vorverträgen der PKN Orlen mit Saudi Aramco gehört auch der Verkauf des Lotos-Großhandelsvertrieb für Kraftstoffe im Wert von 1 Mrd. Zloty. Bestandteil des Vertragswerks mit Saudi Aramco ist auch die langfristige Lieferung von saudi-arabischen Erdöl nach Polen in der Größenordnung von täglich 200 000 bis 370 000 t Barrel. Die Saudis erhalten damit eine mächtige Position auf dem polnischen Markt, der bisher von russischen Erdöl-Lieferungen dominiert war. Mit den bereits früher unterzeichneten Lieferverträgen werden damit 45 Prozent des polnischen Erdölbedarfs pro Tag durch Aramco gedeckt.
Aramco wird auch alle Anteile kaufen, die Lotos an der Lotos-Air BP Polska besitzt (Produktion von Flugbenzin).
Weiterhin hat PKN Orlen mit Saudi Aramco und Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) einen Vertrag über die Zusammenarbeit bei der Analyse und Entwicklung gemeinsamer Investitionen unterzeichnet. Der Mehrheitlich im Besitz von Saudi Aramco befindliche Konzern SABIC gehört zu den weltweit führenden Petro-Chemieproduzenten, der u.a. die im Prozess der Erdölverarbeitung entstehenden Kohlenwasserstoffgase für die Produktion von Polymeren und Chemikalien nutzt. Vor dem Hintergrund der schwachen Margen im Kraftstoff-Sektor und den im Zusammenhang mit der Entwicklung der E-Mobilität sich abzeichnenden Nachfrage-Rückgang bei Diesel und Benzin sehen die Saudis in der Petrochemie eine glänzende Zukunft. Der polnische Konzern hofft als Trittbrettfahrer an dieser Entwicklung teilhaben zu können. So erklärte der Vorstandschef von PKN Orlen Daniel Obajtek, dass der Vertrag über strategische Zusammenarbeit und der Erdöl-Liefervertrag mit den Aramco wichtiger seien als der Verkauf von 30 Prozent der Anteile an der Lotos-Raffinerie.

Fotos: Lotos/Orlen

Neben den Vorverträgen mit Saudi Aramco hat PKN Orlen zur Erfüllung der EU-Auflagen weitere Vorverträge mit internationalen und nationalen Vertragspartnern unterzeichnet.
So wird der ungarische Konzern MOL Hungarian Oil knapp 610 Mio. Dollar für den Erwerb von 412 Lotos-Tankstellen in Polen bezahlen. Die Tankstellen machen rund 80 Prozent des gegenwärtigen Bestandes des Tankstellen-Netzes von Lotos aus. Gleichzeitig erhält der ungarische Konzern von PKN Orlen 259 Mio. Dollar für den Kauf von 144 Tankstellen in Ungarn und 41 Tankstellen in der Slowakei. Mit den über 600 Tankstellen, die der vom Staat und damit von der PiS-Regierung kontrollierte Konzern in Deutschland besitzt (Orlen/Star), erhöht sich der gesamte Tankstellen-Bestand von PKN Orlen auf rund 2 700 Tankstellen.
Weiterhin wurde mit dem privaten polnischen Energie-Trader Unimot eine vertragliche Vereinbarung zum Verkauf der Lotos-Treibstoffterminals und Treibstofflager getroffen.
Darüber hinaus werden 100 Prozent der Anteile an Lotos Biopaliwa (Produktion von Bio-Kraftstoffen) an das Unternehmen Rossi Biofue veräußert. Rossi Biofuel gehört zu den auf Malta registrierten Unternehmen Envien, das von dem slowakischen Geschäftsmann und früheren Staatsbeamten Robert Spišak geführt wird.

Fusion im politischen Kreuzfeuer

Der aus dem Zusammenschluss von PKN Orlen und Lotos resultierende Verkauf von Staatseigentum ist bei der Opposition in Polen auf Kritik gestossen. Dabei tat sich der ehemalige EU-Ratsvorsitzende und sich als Oppositionsführer aufspielende Donald Tusk mit der unsachlichen Bemerkung hervor , dass der ,,ungarische MOL-Konzern politisch mit Moskau verbunden“ sei, was bedeute, dass ,,Kaczyńskis Formation mehr russisch ist, als es die größten Pessimisten glauben“.
Der ehemalige Wirtschaftsminister der AWS-Regierung Janusz Steinhoff bewertete die von PKN Orlen getroffenen Vereinbarungen als ,,schwarzen Tag“ der Transformation der polnischen Volkswirtschaft nach 1989. Mit Verweis auf das im vergangenen Frühjahr realisierte Investitionsprogramm im Wert von 2,3 Mrd. Złoty zum Aufbau eines modernen Anlagenkomplexes in der Lotos-Raffinerie mit Anlagen für das thermische Cracken (DCU) , Hydrotreating (Entschwefelung) und der Destillation von Hydrowax werde jetzt die ,,von den Vorgängern des früheren Ortsvorstehers“ geschaffene moderne Petrochemie ausverkauft. Steinhoff bezieht sich mit dieser Aussage auf die steile Karriere des jetzigen Vorstandschefs von PKN Orlen, Daniel Obajtek. Noch vor einigen Jahren war der Ortsvorsteher einer kleiner Gemeinde in Südpolen. Als erfolgreicher Wahlkämpfer, protegiert von PIS-Parteichef Kaczyński wurde er trotz laufender gerichtlicher Klagen gegen ihn nach dem Wahlsieg der PiS-Partei auf den Sitz des Vorstandschefs von Polens größten Unternehmens PKN Orlen mit 22 000 Beschäftigten katapultiert. Dabei zog er auch seine Bekannte Zofia Paryła aus seiner Ortsgemeinde mit. Die war 17 Jahre Hauptbuchhalterin. Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres ist sie Vorstandsvorsitzende von Lotos und damit Verhandlungspartnerin für Obajtek bei den Übernahme-Verhandlungen.

 

 

Schon jetzt gibt es erste Unkenrufe, dass die intransparenten Vorgänge um die Übernahme nach einem Regierungswechsel in Warschau Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses sein werden.
Obajtek wie die Regierung argumentieren dagegen, dass die Fusion von PKN Orlen und Lotos ein wichtiger Schritt zur Schaffung eines international wettbewerbsfähigen Multienergie-Konzerns sei.

© André Jański /infopol. PRESS