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Wie bei einer Pizza – CCC liefert Schuhe an die Haustür

Nach der bisherigen Tages-Rekordzahl von über 27 800 Neuinfektionen hat die polnische Regierung ihre Corona-Schutz-Maßnahmen weiter verschärft. Wie schon im Frühjahr bleiben jetzt vorerst bis zum 29 November weitgehend alle Läden und Märkte in den großen Einkaufszentren geschlossen. Offen bleiben nur einige Dienstleistungs-Einrichtungen, die ,,wesentliche Bedeutung für das tägliche Leben“ haben. Dazu gehören vor allem Läden und Märkte , die Artikel des täglichen Bedarfs verkaufen.

Mit den Einschränkungen haben die Discount- und Supermarkt-Ketten sofort wieder einen Konsum ohne Zeit-Limit eingeläutet.. Polens größte Discounter-Kette Biedronka hatte bereits vor Einführung der neuen Corona-Beschränkungen die Öffnungszeiten eines Großteils seiner Märkte bis auf 2 Uhr nachts verlängert. Andere Ketten zogen nach. Den Vogel dabei schoss dabei Kaufland ab. Damit die Menschen nicht in langen Schlangen vor den Märkten stehen müssen und in Ruhe einkaufen können, hält Kaufland 16 seiner größten Märkte 24 Stunden rund um die Uhr offen. Wie der Dude in der Hollywood-Komödie ,,The Big Lebowski“ kann man also auch 3 Uhr nachts im Schlafanzug und Haus-Pantoffeln bei Kaufland in Polen durch die Verkaufsgänge schlurfen.

Milliarden-Verluste für den Handel

Für die Betreiber der großen Handelsgalerien – insgesamt über 500 mit jeweils mehr als 20 000 m2 Verkaufsfläche in ganz Polen – stellt sich die Situation dagegen weniger amüsant dar. Bereits beim Lockdown im Frühjahr verzeichneten sie nach Angaben der Branchenorganisation PRCH einen Einnahme-Verlust von rund 1 Mrd. Zloty infolge der administrativ angeordneten Freistellung der Ladenmieter von ihren Pachtzins-Zahlungen und weiteren 2 Mrd. Zloty nach Mietsenkungen für den Zeitraum von Juni bis Dezember im Ergebnis von Verhandlungen zwischen Ladenmietern und Eigentümern der Handelszentren.
Im besonderen Maße sind die großen Bekleidungs- und Schuhketten sowie die Märkte für Haushalt- und Unterhaltungselektronik von der Schließung betroffen. Bereits beim Frühjahrs-Lockdown hatten sie erhebliche Verluste erlitten.. Mit einer Intensivierung des Internet-Verkaufs versuchten sie die Verluste zu minimieren. So auch Polens führende Schuhkette CCC. Wie das an der Warschauer Börse notierte Unternehmen in seinem jüngsten Quartals-Bericht bekanntgab, konnten die Einnahmen aus dem e-commerce bis September um 64 Prozent auf 1,61 Mrd. Złoty (rund 360 Mio., Euro) erhöht werden. Dies machte bereits 45 Prozent des gesamten Umsatzerlöses der CCC-Gruppe aus, die in 29 Ländern 1242 Läden – davon die meisten in Polen – betreibt.
Das Unternehmen hatte bereits vor der Corona-Krise eine grundsätzliche Änderung seiner Geschäfts-Strategie beschlossen. Anstelle der Eröffnung von immer neuen Schuh-Salons in repräsentativen Shopping-Malls soll der Schwerpunkt in der Geschäftsentwicklung verstärkt auf den Verkauf über das Internet, begleitet vom ein Ausbau des kanalübergreifenden
Omnichannel-Geschäfts-Modells (stationärer Verkauf / Internet / soziale Medien / mobile Apps) gelegt werden. CCC besitzt inzwischen schon 66 online-Plattformen in allen europäischen Ländern.

Schuh-Lieferung in 60 Minuten

Die Ladenschließung in den Handels-Galerien hat das Unternehmen auf eine neue Idee gebracht, die das Omnichannel-Geschäft – nicht nur im Schuhhandel – auf eine neue Dimension stellen könnte. Das Konzept sieht vor, die Schuhe innerhalb von 60 Minuten nach der Online-Bestellung an die Haustür des Kunden zu liefern. ,,Wir sind einfach davon ausgegangen, wenn man eine Pizza innerhalb kürzester Zeit zum Kunden liefern kann, dann kann man das mit Schuhen auch“, erläutert Konrad Jezierski, der für das Omni-Channel-Geschäft bei CCC verantwortlich ist. Die neue Dienstleistung soll noch im November in Warschau als Test-Versuch anlaufen und dann auf schrittweise auf alle Städte ausgeweitet werden, wo CCC ein Laden-Geschäft hat. Nach Eingabe seiner Postleitzahl bei der Online-Bestellung sieht ein Kunde die verfügbaren Versandoptionen . Voraussetzung dafür ist, dass die Schuhe im Laden vor Ort vorrätig sind. Die Bestellung mit der Lieferoption wird dann an den CCC-Laden vor Ort übermittelt. Der Kurier erhält dann über eine spezielle App die Nachricht zur Abholung der Ware und deren Zustellung an den Kunden.
Mit den Zeit-Limit von 60 Minuten wolle man den Erwartungen und Bedürfnissen insbesondere von jungen Leuten entgegenkommen, für die der Grundsatz gilt ,,Hier und Jetzt“. ,,So wie sie leben, wollen sie auch ihre Einkäufe machen und verfügbare Produkte sofort in die Hand bekommen“, meint dazu der CCC-Manager.
Für das kommende Jahr plant die polnische Schuhkette dann einen Großteil der Lieferungen innerhalb von 30 bis 45 Minuten zuzustellen. Das ist eine Innovation im gesamten Markt-Maßstab. Niemand hat bisher Bestellungen innerhalb so kurzer Zeit an die Haustür geliefert“, ist der CCC-Manager überzeugt.
Wenn das Konzept aufgeht und auch Groß-Unternehmen anderen Branchen mit Vor-Ort-Präsenz, wie z.B. die Bekleidungs-Branche, dem Beispiel folgen, könnte das auch die Handels-Plattformen wie Amazon, Allegro oder Zalando unter Druck bringen.

CCC ist im deutschsprachigen Raum mit 46 Filialen in Österreich vertreten . In der Schweiz hatte CCC vor drei Jahren 10 Mio. Schweizer Franken für die Übernahme der Schuh-Kette Karl Voegele bezahlt. Seinerzeit zählte der Schweizer Filialist über 200 Läden. Seitdem wurde eine Schrumpfung der Ladenzahl vorgenommen. Bis Ende des Jahres sollen nur noch 156 Läden übrigbleiben. Wie schon zuvor in Deutschland, aber auch in Österreich, bringen die Läden bezogen auf die Verkaufsfläche viel weniger Umsatz als die CCC-Läden in Polen. Bei deutlich höheren Kosten! Eine Option ist daher auch wieder den Wiederverkauf des Schweizer Schuh-Filialisten.
In Deutschland hat die polnische Schuhkette ihr Filial-Geschäft bereits dem deutschen Schuh-Händler HR Group (u.a. Reno) für einen Minderheits-Anteil an der HR Goup überlassen.

© André Jański / infopol.PRESS

Tschechien hält Grenze für Schlesier verschlossen

Wir haben die epidemiologische Situation in Schlesien unter Kontrolle, erklärte jetzt Vizepremier Jacek Sasin. Und setzte in der typischen sich überhebenden PiS-Propaganda-Tonlage  fort: ,,Schlesien ist der sicherste Ort in Europa“.

In der benachbarten Tschechischen Republik ist man darüber anderer Meinung. Schon Polens Ministerpräsident Morawiecki (PiS) hatte Anfang Juni eine ähnliche Erklärung abgegeben. Die Realität sah derweilen anders aus. Die schon ohnehin hohen Infektions-Zahlen in Schlesien nahmen weiter zu. Insbesondere in den Bergwerken. 12 polnische  Bergwerke wurden deshalb bis Anfang Juli geschlossen. Auf die Wojewodschaft Schlesien – eine von 16 Wojewodschaften – entfallen mehr als ein Drittel aller Corona-Infektionen in Polen: 12 084 von insgesamt 32 527 ( Stand 23.Juni). Der tschechische Nachbarstaat hat Schlesien deshalb auf den Index gesetzt.

Die Tschechische Republik hat zwar schon vor dem 15.Juni ihre Grenze zu den EU-Nachbarstaaten geöffnet, auch zu Polen. Polnische Bürger mit Wohnsitz in Schlesien dürfen jedoch nicht nach Tschechien einreisen. Ausgenommen davon sind Berufspendler und andere Ausnahme-Regelungen.

Das tschechische Gesundheits-Ministerium begründet die Aufrechterhaltung der Kontrollen an der tschechischen Grenze zu Schlesien mit dem hohen Gefährdungs-Risiko in Schlesien. Entsprechend ist Schlesien neben Schweden und Portugal auf der vom Gesundheits-Ministerium in Prag herausgegebenen und ständig aktualisierten interaktiven Europa-Karte rot gekennzeichnet. Alle anderen Landesteile Polens dagegen grün.

Entsprechend differenziert kontrollieren die tschechischen Behörden an der Grenze zu Polen. Und nicht nur dort. Auch bei Stichproben-Kontrollen im Landesinnern. Polnische Bürger, und nicht nur die, auch Ausländer und Tschechen selbst, die über die Grenzübergänge von Schlesien nach Tschechien einreisen wollen und nicht dokumentieren können, dass sie sich nicht in Schlesien aufgehalten haben, müssen einen negativen Corona-Test vorweisen. Der darf bei der Kontrolle nicht älter als vier Tage sein. Andernfalls müssen sie sich unter bestimmten Umständen in Quarantäne begeben.

Auch der Transit für touristische Zwecke über tschechisches Territorium nach Österreich und Südeuropa  ist für Bürger aus Schlesien nicht erlaubt. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Geldstrafe von 1 Mio. Tschechischer Kronen (knapp 40 000 Euro). Für Polen, die aus Schlesien kommen und z.B. nach Österreich wollen, verbleibt nur der elegante Verweis tschechischer Behörden, einen Umweg über andere Grenzübergänge, z.B. über Deutschland, zu machen.

Die tschechische Unterscheidung zwischen Polen (grün) und Schlesien (rot) hat bei den Betroffenen und den Kommunalverwaltungen in der Wojewodschaft Schlesien Empörung ausgelöst. Insbesondere in den Orten mit Grenzübergängen nach Tschechien, wie in Cieszyn, wo Einwohner in den vergangenen Tagen auf den Brücken über die Olsa (Grenzübergänge) gegen die Maßnahmen protestierten. Die polnische Regierung hält sich dagegen weitgehend zurück. Schließlich hatte sie ja im März noch mit den gleichen Argumenten als eine der ersten Staaten in Europa die Grenzen nach Tschechien und Deutschland geschlossen, um Polen vor der Verbreitung des Corona-Virus aus dem Ausland zu schützen. Zur Erinnerung: Polens Corona-Patient Zero kam aus Deutschland.

Wie lange die Grenze für polnische Bürger aus Schlesien noch verschlossen bleibt, machte eine Sprecherin des tschechischen Gesundheits-Ministerium von einer rückläufigen Entwicklung der Corona-Infektionen in Schlesien abhängig. Tschechischer Pragmatismus eben – Wenn die Zahl der aktiven Corona-Fälle in Schlesien sinkt, werde man die Grenze öffnen.

Danach sieht es gegenwärtig noch nicht aus. Zu den Betroffenen in Schlesien gehört jetzt auch ein Prominenter. Die polnische Skispringer-Legende Adam Małysz , der in Wisła Kopytło im Süden von Schlesien heute eine Pension betreibt, meldete gestern, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben.

©infopol.PRESS

Foto: PKP Intercity

Bahn- und Flugverkehr nach Polen ab 22.Juni

Die PKP Intercity und die Deutsche Bahn (DB) haben ab dem 22. Juni die schrittweise Wiederaufnahme der Eurocity-Bahnverbindungen zwischen Polen und Deutschland angekündigt. Auch zwischen Österreich und Polen wird der Intercity-Bahnverkehr wieder aufgenommen.
Die ersten Züge zwischen Berlin und Warschau kursieren am 22.Juni. Gestartet wird mit EIC Wisła-Weichsel, der um 6:21 Uhr von Warschau –Ostbahnhof abfährt. Ankunft in Berlin Hauptbahnhof 12:16 Uhr. In der Gegenrichtung fährt der EIC ab Berlin Hauptbahnhof 15:43 Uhr. Über Frankfurt (Oder) – Poznań ist seine Ankunft in Warschau-Ost laut PKP Intercity um 21:21 Uhr geplant. Mit dem EIC Spree-Sprewa (9.37 Uhr ab Berlin Hbf) verkehrt ab Montag auch ein zweites Zugpaar zwischen Berlin und Warschau. Ab Donnerstag, den 25.Juni folgt dann noch der EIC Odra-Oder, ebenfalls via Frankfurt (Oder) und Poznań.
Ab Freitag den 26.Juni wird dann auch die Verbindung Berlin-Gdynia zur polnischen Ostsee mit dem IC Gedania bedient.

Bahn-Verbindungen nach Österreich

Die PKP Intercity wird ab dem 22.Juni auch wieder den Eurocity-Zugverkehr mit Österreich aufnehmen. Ab Montag sollen wieder zwei Zugpaare zwischen Wien und Warschau kursieren (EIC Sobieski und EIC Polonia). Außerdem kann man mit dem IC Moravia von Wien nach Katowice reisen. Mit dem IC Porta Moravica besteht von Graz nach Przemyśl eine weitere Zug-Verbindung nach Österreich.

Sicherheits-Bestimmungen an Bord der PKP-Intercity-Züge

Die PKP Intercity weist darauf hin, dass die bislang geltenden Corona-Beschränkungen zu den Sitzplätzen in ihren Zügen aufgehoben wurden. Damit können die Züge wieder mit 100 Prozent der Fahrgäste im Verhältnis zur Anzahl der Sitzplätze genutzt werden. Weiterhin gilt aber die Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes während der gesamten Zugfahrt. Die polnische Intercity-Gesellschaft weist darauf hin, dass alle Sitzplätze und Kontakt-Flächen in den Zug-Waggons wie Klinken, Ablagebretter usw., einschließlich der Toiletten regelmäßig desinfiziert werden.

Aufnahme des Flugverkehrs nach Polen

Die polnischen Flughäfen sind heute (17.Juni) wieder für den internationalen Flugverkehr geöffnet wurden. Beschränkungen im europäischen Flugverkehr gibt es befristet noch für den Flugverkehr von und nach Großbritannien, Irland, Schweden und Portugal.

Foto: Lufthansa

Foto: Lufthansa

Nach Angaben des Warschauer Chopin-Flughafens gehörten heute zu den ersten Landungen im internationalen Flugverkehr eine Lufthansa-Maschine aus Frankfurt.
Mit der schrittweisen Wiederaufnahme des Flugverkehrs fliegt die Lufthansa ab Juli von Frankfurt und München fünf polnische Flughäfen an. Insgesamt sind zunächst 59 Linienflüge pro Woche zwischen Deutschland und Polen geplant, darunter u.a. von Warschau und Kraków nach Frankfurt und München.

Die deutsche Airline kündigte weiterhin die Aufnahme von sieben Linien-Flügen pro Woche von Frankfurt nach Poznań und Breslau/Wrocław an. Auch zwischen München und Danzig/Gdańsk soll fünfmal pro Woche geflogen werden. Darüberhinaus besteht dann auch die Möglichkeit, mit Eurowings zweimal pro Woche zwischen Düsseldorf und Kraków zu verkehren.

© infopol.PRESS