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Tunnel-Bohrung auf Insel Usedom gestartet

♦ In sechs Monaten  Tunnelverbindung zwischen der Insel Usedom und dem polnischen Festland
♦ Tunnelprojekt mit einer Länge von  3,4 Kilometern

Mit Sirenen-Geheul hat sich heute (5. März) die über 3000 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine auf der Insel Usedom in Bewegung gesetzt. Sie wird in den nächsten sechs Monaten 10 Meter unter der Sohle des Ostseearmes Swine einen Tunnel. vorantreiben, der die Insel Usedom und die im polnischen Teil gelegene Hafenstadt Swinemünde (Świnoujście) mit dem polnischen Festland verbindet.

,,Dies ist ein historischer Moment, weil Westpommern und die damit verbundene Polnische Republik vereint werden und in jeder Hinsicht ein Staat werden“, sagte PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński in seiner üblichen nationalverbrämten Rhetorik bei der zu einem propagandistischen Staatsakt aufgewerteten technischen Inbetriebnahme.

EU bezahlt zu 85 Prozent den Tunnelbau

Die Kosten für den Bau des knapp zwei Kilometer langen Strassentunnels unter der Swine betragen rund 220 Mio. Euro (912 Mio. Złoty). Obwohl die Regierung Świnoujście (Swinemünde) mit dem Ausbau des LNG-Gashafen und dem geplanten Bau eines Containerhafen strategische Bedeutung beimisst, gibt sie für den Tunnelbau nichts. 85 Prozent der Mittel kommen von der EU. Die restlichen 15 Prozent finanziert die Stadtverwaltung von Swinemünde. Nach Fertigstellung des Tunnels, die Ende des kommenden Jahres geplant ist, zieht die Stadtverwaltung deshalb die Einführung einer Tunnel-Maut in Erwägung, um die Kosten wieder einzuspielen.

Gebaut wird der Tunnel vom österreichischen Baukonzern Porr im Konsortium mit der türkischen Gülermak. Projekt-Ingenieur für den Tunnelbau sind die polnischen Tochtergesellschaften von Lafrentz und Sweco.

Der Tunnel wird im Hydroschild-Verfahren vorgetrieben. Die in China gebaute Tunnelbohrmaschine mit einer Länge von über 100 Metern kommt pro Minute etwa sechs Zentimeter voran. Mit dem TVM-Vortrieb werden gleichzeitig in der gesamten Breite Betonringe verlegt. Wie der österreichische Baukonzern Porr mitteilt, beträgt der Ausbruchs-Durchmesser 13,5 Meter. Im Inneren werden dann eine zweispurige Fahrbahn mit einer Fahrspurbreite von 3,5 Metern sowie Evakuierungs-Nischen im Vereisungsverfahren errichtet.

Mit eihttps://www.infopol.press/montage-beginn-fuer-tunnelbohrer-auf-insel-usedom/ner Länge von 1780 Metern ( gesamte Tunnel-Projekt hat eine Länge von 3,4 Kilometern) wird der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine die längste Unterwasser-Tunnelverbindung Polens werden. Ob der Tunnel nach seiner Fertigstellung dann den Namen ,, Kaczyński -Tunnel“ tragen wird, ist bislang nur eine politische Spekulation. Der LNG-Gashafen in Swinemünde trägt bereits offiziell den Namen Kaczyński -Hafen, benannt nach dem verunglückten Zwillingsbruder des PiS-Partei-Chefs.

Wird Urlauber-Insel zur Durchfahrtszone?

Wenn wie geplant ab Ende 2022 die ersten Autos durch den Tunnel rollen, wird die gegenwärtig zur Autobahn umgebaute Schnellstrasse S 3 nördlich von Goleniów fertiggestellt sein. Die Insel Usedom, die von polnischer Seite bisher nur mit Fähren erreichbar ist, was bisher im Sommer und zu anderen saisonalen Höhepunkten stundenlanges Warten nach sich zieht, ist dann an eine Autobahn angebunden.
Zu erwarten ist, dass der Durchgangsverkehr über die Insel Usedom deutlich zunehmen wird. Für den gewerblichen Verkehr aus Nordpolen ist nach Fertigstellung des Tunnels dann der Weg über Usedom die kürzestes und schnellste Verbindung zum Wirtschaftsstandort Hamburg.

Ohnehin lässt der geplante Bau des milliardenschweren Containerhafens am Ostsee-Strand des Swinemünder Stadtteils Warszów (Ausschreibungsverfahren laufen bereits) eine zunehmende Verwandlung (Verschandelung) der Urlauber-Insel in einen Industrie-Standort auf polnischer Seite erkennen. Mit einer Umschlag-Kapazität von 2 Mio. TEU konzipiert, soll der Containerhafen in Swinemünde den großen deutsche Seehäfen in der Nordsee (Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven u.a.) und den Rotterdamer Hafen einen Teil ihrer Fracht- und Umschlagaufträge abnehmen.
Die deutschen Ministeriumsplanungen den Bau von Ortsumgehungen (Zirchow) auf der über Usedom verlaufenden Bundesstrasse 110 zu beschleunigen, würde den polnischen Wunsch-Vorstellungen sehr entgegenkommen.

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Foto: PL-MVI-Agentur

Porr und TGE bauen Gashafen auf Usedom aus

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Auf der polnischen Seite der Ostsee-Ferieninsel Usedom wird ein dritter gigantischer Gas-Tank errichtet. Die Betreibergesellschaft des LNG-Gashafens Swinemünde (Świnoujśćie) Polskie LNG hat dazu jetzt dem österreichischen Baukonzern Porr und der TGE Gas Engineering GmbH mit Sitz in Bonn den Auftrag zum Ausbau des Terminals erteilt.

Der Auftrag beinhaltet neben dem Bau eines Tanks mit einer Kapazität von 180 000 m³ den Bau eines zweiten Schiffs-Anlegeufers sowie einer dreigleisigen Bahnanschluss-Anlage mit einer Station zur Verladung von LNG-Gas in Bahn-Kesselwaggons. Der Auftragswert beträgt rund 450 Mio. Euro (1,9 Mrd. Złoty). Der Auftrag wird von der EU mit 130 Mio. Euro kofinanziert.

Für den Ausbau des LNG-Hafens hatte die Betreibergesellschaft Polskie LNG bereits Ende vergangenen Jahres mit der Selas-Linde GmbH aus Pullach einen Vertrag zur Lieferung der Regasifizierungstechnik unterzeichnet. Dabei handelt es sich um zwei Tauchflammenverdampfer (SCV -submerged combustion vaporiser), die zur Verdampfung von Flüssig-Erdgas (LNG) eingesetyt werden.

Kapazität hochgesetzt

Mit dem Ausbau wird die Regasifizierungskapazität des Gashafens bei der Wiederverdampfung des auf Schiffen angelieferten verflüssigten Erdgases (LNG) auf 8,3 Mrd. m³ im Jahr erweitert. Gegenwärtig beträgt die jährliche Regasifizierungskapazität des LNG-Hafens in Swinemünde 5 Mrd. m³ Erdgas. Ursprünglich hatte man einen Ausbau auf 7,5 Mrd. m³ geplant. Die in jüngster Zeit sich vollzogenen großen Veränderungen auf dem Gas-Markt und der Aufbau des Vertrauens in die Stabilität der Gaslieferungen hat uns zu der Entscheidung bewegen, die Kapazität des dritten Tank zu erhöhen und den Ausbau im größeren Maßstab vorzunehmen, erklärte dazu Tomasz Stępień, Vorstands-Chef der Gesellschaften Polskie LNG und der für das polnische Gasleitungs-System verantwortlichen Gaz System. Weltweit sei mit verflüssigten Erdgas (LNG) ein selbständiges Segment im Erdgas-Markt entstanden, z.B. als Antriebs-Kraftstoff im Transportwesen, auch in der Meeres-Schifffahrt. Polen will dabei ganz vorn mitspielen. Der Bau des zweiten Schiffsufer ermöglich uns eines Re-Export des verflüssigten Erdgases und ein Umladen auf kleinere Schiffe, also eine Bunkerung von LNG.

Bereits im vergangenen Jahr war in den Seehäfen von Danzig (Gdańsk) und Gdynia erstmals eine Bunkerung von LNG-Gas vorgenommen worden. Dabei erfolgte das Einpumpen in die mit LNG-Gas angetriebenen Schiffe noch über LNG-Tankwagen. In Zukunft soll dies über Bunker-Schiffe erfolgen.

Foto: PL-MVI-Agentur

Der LNG-Gashafen von Swinemünde hat gegenwärtig eine Auslastung von über 60 Prozent. Im Vergleich zu den anderen 22 Terminals in der gesamten EU ist dies ein hoher Wert. In den meisten dieser Terminals, in denen das in flüssiger Form angelieferte Erdgas (LNG) wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt wird, liegt die Auslastung bei nur etwa 30 Prozent.

Der LNG-Gashafen auf der Insel Usedom wurde offiziell im Sommer 2015 nach einjähriger Verspätung in Betrieb genommen. Gebaut wurde er von dem italienischen Unternehmen Saipem im Verbund mit polnischen Unternehmen, von denen seinerzeit einige Pleite gingen.

,,Epochale“ Bedeutung für ganz Polen

In den ersten Jahren nach der Inbetriebnahme bezog der staatliche polnische Erdgas-Versorger PGNiG in der das mit Tankschiffen angelieferte verflüssigtes Erdgas vor allem auf Grundlage einer langfristigen Vereinbarung aus dem Emirat Katar. Nach dem Macht-Wechsel in Warschau wurde die östlich der Swinemündung gelegene Anlage im Rahmen eines Staatsaktes im Juni 2016 in LNG Terminal Lech-Kaczyński umbenannt.  Im Juni 2017 folgte der nächste Staatsakt. Die gesamte polnische Regierung war angetreten als der erste US-Gastanker in Swinemünde einlief. Der Bezug von Erdgas aus den USA habe,,epochale” Bedeutung für ganz Polen, erklärte die damalige Regierungschefin Szydlo bei der Ankunft. Damit werde Polen für amerikanisches Erdgas zum Tor für die Märkte in Mittel- und Osteuropa. Die Vereinbarung mit den Amerikanern bedeute  das Ende des Preis-Diktats durch die Russen und eröffne die Möglichkeiten des Re-Exports. Nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Warschau im Sommer 2017, wo Trump bei einem Treffen mit Staatspräsident Andrzej Duda Polen die USA als neuen Erdgas-Lieferanten anbot, schloss der polnische Ergasversorger PGNiG mehrere umfangreiche Verträge für die Lieferung von US-amerikanischen LNG-Gases nach Swinemünde ab. Bei dem amerikanischen LNG-Gas handelt es sich um im umweltschädlichen Fracking-Verfahren gewonnes Erdgas.

Aufstieg zum ,,Big Player“ im Gasgeschäft geplant

Nach dem Jahre 2022, wenn die Verträge mit dem russischen Erdgas-Versorger Gazprom auslaufen, wird Polen russisches Erdgas durch amerikanisches LNG-Gas und Erdgas aus Norwegen (über die Ostsee-Pipeline Baltic Pipe) ersetzen.

Die dabei vertraglich gebundenen Kapazitäten ermöglichen Polen nicht nur den Landesbedarf an Erdgas zu decken, sondern auch Erdgas zu exportieren. Erklärtes politisches Ziel ist es, zum ,,Big Player“ bei der Erdgas-Versorgung im Mittel-/Osteuropa aufzusteigen. Dabei ist u. a. ein verstärkter Export von Erdgas in die Ukraine geplant.


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Foto: Baltic Pipe

Weitere 130 Mio. Euro EU-Gelder für LNG-Hafen Swinemünde

Die EU-Kommission hat Ende Oktober 130 Mio. Euro für den Ausbau des LNG-Hafens in Świnoujście (Swinemünde) auf der polnischen Seite der Insel Usedom genehmigt. Die Mittel stammen aus den Fonds für regionale Entwicklung, teilte die EU-Kommission mit.

Die EU hatte bereits den Bau des im Jahre 2015 in Betrieb genommenen LNG-Terminal mit 224 Mio. Euro kofinanziert. Dessen jährliche Regasifizierungs-Kapazität – Umwandlung des auf Tankschiffen angelieferten flüssigen Erdgas in den gasförmigen Zustand – beträgt gegenwärtig 5 Mrd. m3 Erdgas.

Der staatliche polnische Erdgas-Versorger PGNiG bezog bisher verflüssigtes Erdgas (LNG) vor allem auf Grundlage einer langfristigen Vereinbarung aus dem Emirat Katar. Nach Abschluss mehrerer umfangreicher Verträge für die Lieferung von US-amerikanischen LNG-Gases (Fracking-Gas) ab dem Jahre 2022 soll jetzt der LNG-Gashafen mit dem Bau eines dritten Gastanks auf eine Kapazität von 7,5 Mrd. m3 ausgebaut werden.

Weiterhin ist der Bau eines zweiten Anlege-Kais und einer dreigleisigen Bahnanschluss-Anlage mit einer Station zur Verladung von LNG-Gas in Bahn-Kesselwaggons sowie in Spezial-Container für den Kombiverkehr geplant.

Für den Ausbau des LNG-Hafens hat deren Betreibergesellschaft Polskie LNG bereits mit der Selas-Linde GmbH aus Pullach einen Vertrag zur Lieferung der Regasifizierungs-Technik unterzeichnet. Dabei handelt es sich um zwei Tauchflammenverdampfer (SCV – submerged combustion vaporiser), die zur Verdampfung von Flüssig-Erdgas (LNG) eingesetzt werden.

Foto: PL-MVIA

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