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Foto: Polska Grupa Górnicza / Fb

Drohender Corona-Flächenbrand in Polens Kohle-Gruben

Gesundheits-Minister Łukasz Szumowski hat jetzt eine Verstärkung der Hygiene-Kontrollen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Schlesien angekündigt. Anlaß dazu geben die täglichen Meldungen über die bestätigten Corona-Fälle. In den vergangenen Tagen entfielen rund 70 Prozent aller aus Polen vermeldeten Corona-Infektionen auf Schlesien. Der Hotspot sind dabei die Steinkohle-Bergwerke. Nach Angaben der staatlichen Gesundheits-Behörde Sanepid gab es mit Stand vom 7.Mai in Schlesien 3025 bestätigte Corona-Infektionen. 138 Personen starben an der Infektion. Tausende Bergleute befinden sich in Quarantäne.

Besonders betroffen war bisher die staatliche Bergwerksgesellschaft PGG. Mit 41 000 Bergleuten ist sie nicht nur Polens, sondern auch Europas größter Steinkohle-Produzent. Bereits Ende April mußte als größter Krisenherd das Bergwerk Jankowice in Rybnik geschlossen werden. Es folgte das Bergwerk Murcki-Staszic in Katowice. In den beiden zur PGG gehörenden Bergwerken traten die meisten bestätigten Corona-Fälle auf. In der ersten Mai-Woche wurde dann in einem weiteren PGG-Bergwerk in Gliwice die Kohle-Förderung eingestellt, nachdem dort 53 bestätigte Virus-Infektionen bestätigt wurden. In jeden dieser drei Bergwerke sind mehrere 1000 Mitarbeiter beschäftigt.
Die PGG ist jedoch nicht die einzige große Kohleförderungs-Gesellschaft in Schlesien. Inzwischen sind auch in den Bergwerken der anderen Kohle-Gesellschaften die Infektionsherde ausgebrochen. So infizierten sich 46 Bergleute in zwei Bergwerken von JSW ((Jastrzębska Spółka Węglowa), Polens größten Produzenten von hochwertiger Koks-Kohle, mit dem Virus. Über 250 Bergleute wurden dort in die Quarantäne geschickt. In den vier zum Energie-Konzern Tauron gehörenden Bergwerken wurden 447 Corona-Fälle unter den Bergleuten bestätigt.

Und auch Węglokoks, die vierte große Bergwerksgesellschaft In Schlesien, vermeldet 54 bestätigte Corona-Fälle In ihren Gruben.
Um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, haben die Bergwerks-Gesellschaften neben der systematischen Desinfektion der neuralgischen Punkte wie z.B. den Schacht-Aufzügen, Dusch-Hallen usw Thermo-Kameras an den Eingängen installiert, die automatisch Alarm auslösen, wenn ein Kohlekumpel mit erhöhter Temperatur den Durchgang passiert. Trotz der speziell eingeführten Schutz-Verfahren und Hygiene-Maßnahmen sind aufgrund der eingeschränkten technischen Möglichkeiten der Bergwerke und Spezifik der Arbeit unter Tage die Schutz-Maßnahmen gegen den Corona-Virus nur bedingt. Bei der Enge der Stollen unter Tage können Abstands-Regelungen nicht eingehalten werden. Dafür ist kein Platz da. Bei der Einfahrt in die Stollen sitzen die Bergleute in engen Abteilen Schulter an Schulter.
Um den Krisenherd in den Bergwerken unter Kontrolle zu bringen, hat das Gesundheits-Ministerium und die Sanepid-Inspektion für die Bergwerke in Schlesien einen speziellen Krisen-Stab eingerichtet. Nach Angaben des Sprechers des Gesundheits-Ministeriums werden jetzt an den Bergwerken drive-thru-Punkte eingerichtet, in denen die Kohle-Kumpel sogenannten Sieb-Testverfahren unterzogen werden.

Dabei handelt es sich nicht um einzelnen, sondern um systematische Virus-Testverfahren mit dem Ziel, infizierte Bergleute von der Belegschaft zu isolieren.

Wie ernst die Situation ist, belegt die Aussage von Gesundheits-Minister Łukasz Szumowski vom zurückliegenden Wochenende: Wenn nicht die Infektionsherde in den schlesischen Kohle-Gruben schnell gelöst werden, droht der Ausbruch eines Flächenbrandes. Gebe es nicht die Infektions-Herde unter den Bergarbeitern, dann ,,hätten wir in ganz Polen nur noch ein Dutzend Neu-Infektionsfälle an Covid-19“.
Nach Angaben des Gesundheits-Ministerium gibt es bisher (Stand 10.Mai) in ganz Polen 15996 bestätigte Corona-Fälle. 800 Personen sind an Covid-19 gestorben. 5698 Erkrankte sind wieder gesund.

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