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Foto: KGHM

Neue Kupfer- und Silbervorkommen in Grenzregion zu Deutschland

Das Klima-Ministerium in Warschau hat neue Kupfer- und Silbervorkommen in der an Deutschland angrenzenden Wojewodschaft Lubuskie bestätigt. Dies meldet die Miedzi Copper Corporation. Das kanadische Unternehmen hatte bereits 2014 mit den ersten Bohrungen in der Region begonnen. Insgesamt wurden 20 Bohrungen vorgenommen, von denen 19 positiv ausfielen. Die jetzt bestätigten und in die polnische Landes-Dokumentation aufgenommenen Vorkommens werden auf 11 Mio. t Kupfer und 36 000 t Silber geschätzt.

Grafik: infopol. PRESS

Die Vorkommen befinden sich nur wenige Kilometer östlich von Zielona Góra im nördlichen Punkt von Kolsko bis südlich von Nowa Sól. Sie sind die ersten seit 40 Jahren neu entdeckten Vorkommen, heißt es bei Miedzi Copper. Experten-Schätzungen zufolge sind sie größer als die Vorkommen, die der Kupferkonzern KGHM Polska Miedz, an dem der Staat beteiligt ist, nördlich von Legnica abbaut.

Um die neuen Vorkommen abzubauen, wären Investitionen im Umfang von umgerechnet 3 bis 3,5 Mrd. Euro notwendig. Bis es aber dazu kommt, wird der Streit um Förderkonzessionen und Genehmigungen sowie um die polnische Bergbau-Steuer noch weiter an Dynamik gewinnen.

Polen steht seit geraumer Zeit im Visier der globalen Minenbranche, insbesondere den Giganten der amerikanischen und kanadischen Kupfer-Konzerne. Nach Russland hat Polen die größten Kupfer-Vorkommen in Europa. Kupfer ist ein strategischer Rohstoff. Und das gilt für die Zukunft noch mehr als bisher. Ohne Kupfer funktioniert kein Smartphone, kein Computer, kein Solarmodul, kein Windrad. Und durch Elektro-Autos wird Kupfer noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Bereits nach dem Systemwechsel Anfang der 90er Jahre hatte es den ersten Versuch gegeben, den staatlichen polnischen Kupferkonzern KGHM zu schlucken. Für lächerlich anmutende 400 Mio. US-Dollar wollte seinerzeit der amerikanische Konzern Asarco den polnischen Rohstoff-Lieferant kaufen. Die damals über zehntausend Mitarbeiter zählende Belegschaft verhinderte dies. Mehr als 30 Tage währte ihre Streik gegen die Übernahme. Die Regierung in Warschau ließ daraufhin von dem Verkaufs-Vorhaben ab.

KGHM entwickelte sich daraufhin in den nachfolgenden Jahren zu einem der finanziell potentesten Unternehmen in Polen. Zeitweise rangierte das Unternehmen als viertgrößter Kupfer-Förderer der Welt. Dies wollte das polnische Unternehmen auch durch eine Expansion auf ausländischen Märkten und im globalen Minen-Geschäft unterstreichen. Neben Versuchen, in Vietnam und Laos Fuß zu fassen, kaufte KGHM 1997 die Abbau-Rechte an Kupfer- und Kobalt-Vorkommen in Kimpe im afrikanischen Kongo. Dieser Ausflug endete mit der Blockierung der Konten von KGHM im Kongo und der Evakuierung der KGHM-Mitarbeiter aus dem afrikanischen Land. Der Verlust aus der fehlgeschlagenen Investition belief sich auf etwa 40 Mio. Dollar.

Kupfer-Förderung von KGHM in der Sierra Gorda. Mehrfach billiger als in Polen Foto: KGHM International

Mit einem 2011 erzielten Rekord-Gewinn von umgerechnet über 3 Mrd. Euro im Rücken setzte KGHM 2012 dann mit dem Kauf des kanadischen Konzerns Quadra FNX Mining Ltd zum großen Wurf an. KGHM zahlte für die Übernahme rund 9,1 Mrd. Zloty, also mehr als 2 Mrd. Euro. Durch die Übernahme von Quadra wurde KGHM in einem Joint venture mit der japanischen Sumitomo Miteigentümer am Kupfererz-Abbau in der Sierra Gorda in Chile (Chile hat die größten Kupfer-Vorkommen der Welt). Doch auch diesmal war die größte polnische Auslands-Investition mit einer Bruchlandung verbunden. 2017 vermeldete KGHM in seinem Jahresbilanz-Bericht Abschreibungen in Höhe von 5,19 Mrd. Zloty. Der größte Anteil davon – 4,33 Mrd. Zloty – entfiel auf Verluste im chilenischen Tagebau Sierra Gorda. Anstatt der 40 Jahre reicht die Ausbau-Zeit der Kupfer-Erzvorkommen dort nur 24 Jahre, wodurch sich die Kupfer-Produktion dort um mehr als die Hälfte halbiert.

Seitdem sind die Ambitionen von KGHM zu einem der weltweiten führenden Konzerne im Kupfer-Geschäfte aufzusteigen, deutlich verhaltener. Dazu hat auch die Sondersteuer für die Kupfer- und Silberförderung in Polen eingeführt. Der polnische Staat, der mit rund 30 Prozent der Anteile KGHM kontrolliert, hat den Kupferkonzern immer als Goldesel betrachtet. Um Löcher im Staatshaushalt zu stopfen, wurde 2012 die Steuer für die Kupfer-Förderung eingeführt. Der Ministerpräsident hieß damals Donald Tusk.

Diese Steuer ist in ihrer Höhe weltweit einmalig. Die Höhe der Steuer ist abhängig von den Weltmarktpreisen für Kupfer und Silber, dem Dollar-Kurs sowie den Förder-Mengen. Sie schränkt das zu schaffende Investitionskapital für die Erschließung neuer Kupfer-Vorkommen wesentlich ein. Betroffen davon ist in Polen nur KGHM. Die Steuerbelastung schließt aber auch den Zugang ausländischer Investoren zu den polnischen Kupfer-Vorkommen praktisch aus . Seit geraumer Zeit steht Polen deshalb unter dem Druck von vorrangig amerikanischen Mining-Investoren, die auf eine wesentliche Reduzierung der Steuerhöhe drängen. Dabei spielt auch die Politik mit. Erst vor einigen Wochen haben amerikanische Politiker in einem Schreiben an Ministerpräsident Mateusz Morawiecki eine wesentliche Reduzierung der Steuer gefordert. In dem von den republikanischen Mitgliedern des US-Repräsentantenhauses Neal P. Dunn und Joe ‚Wilson unterzeichneten Schreiben äußern diese ihre Unzufriedenheit über die Höhe der Steuer, die mit effektiv 89 Prozent jede neue Investition in die Erschließung und den Abbau von Kupfer-Vorkommen in Polen unbezahlbar macht.

Mit der hohen Steuer ist eine Refinanzierung der Investitionskosten erst nach 30 Jahren möglich. ,,Wir sind davon überzeugt, dass die Beseitigung der Barriere für amerikanische Investitionen dazu beiträgt, ein gewaltiges Potenzial der polnischen Volkswirtschaft freizusetzen“, heißt es in dem Schreiben. Diese Forderung wurde gleichzeitig in einen politischen Kontext gestellt, der einer Erpressung gleichkommt. ,,Wenn die Vereinigten Staaten Garant für die polnische Sicherheit vor den Attacken Russlands sind“, dann stehen ihnen auch besondere Privilegien zu.

Dies hat im politischen Warschau für Verstimmung gesorgt. Offiziell hat man dazu nicht Stellung genommen. Lediglich Jan Parys, Büroleiter im Außenministerium und ehemaliger Verteidigungsminister, erklärte in einem Interview mit dem Rundfunk-Sender Polski Radio 24, dass eine solche Forderung für Polen nicht annehmbar sei, wenn die US- Senatoren das Bündnis mit den USA und die nationale Sicherheit Polens zum einem Anhängsel eines Handelsvertrages machen.
Für die Zeitung Rzeczpospolita, die als erste das Schreiben veröffentlicht hat, betreiben die US- Senatoren nur Lobby-Arbeit für große amerikanische Konzerne. An erster Stelle wird dabei das Unternehmen Electrum genannt, das in Polen Kupfer-Erz abbauen will. An dessen Spitze steht der Milliardär Thomas Kaplan aus New York, der mit US-Präsident Donald Trump einen vertrauten Umgang haben soll.

Die polnische Steuer für die Kupfer-Förderung steht auch den Plänen des kanadischen Unternehmens Miedzi Copper Corporation entgegen. Dies ist ein von der Lumina Goup für den Kupfererz-Bau in Polen eingeschaltetes Unternehmen, hinter dem mit Ross Beaty einer der erfolgreichsten Investoren im globalen Mining-Business steht. Auch hier versucht man, wenn auch politisch subtiler, Einfluss auf eine Änderung der polnischen Steuer für die Kupfer-Förderung zu nehmen. Das Unternehmen hat dazu erst im vergangenen Herbst Konrad Raczkowski an Bord des Vorstands geholt. Raczkowski ist ehemaliger stellvertretender Finanzminister und Vize-Chef der Bank für Umweltschutz. Er vervollständigt die von den Kanadierern angeworbene Schar von polnischen Fachleuten, an deren Spitze als Generaldirektor Prof. Stanisław Speczik steht. Der 73jährige war noch vor 15 Jahren Vorstands-Chef des staatlichen Kupfer-Konzerns KGHM !!!

Text: ©Andreas  Höfer / infopol.PRESS