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Polen führt Kaufprämie für E-Autos ein

Wenn man das von der PiS-Regierung zum 1. März 2017 gestartete E-Mobilitätsprogramm beim Wort nehmen würde, dann müßten heute bereits 100 000 in Polen produzierte elektrisch betriebene Kleinwagen auf polnischen Strassen unterwegs sein. Die Realität sieht ganz anders aus. Laut den vom polnischen Verband der Autohersteller PZPM jetzt vorgelegten Zahlen wurden vom Januar bis Oktober 2019 rund 3250 batteriebetriebene Pkw (BEV) und Plug in Hybrid-Fahrzeuge (PHEV) neu zugelassen.

Dies sei ein Zuwachs um über 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldet der Polnischen Automobilverband. Bei kritischer Betrachtung ist dies allerdings ein Rückschritt, denn im Jahr zuvor hatte man noch ein Wachstum von 300 Prozent vermeldet. Allerdings auf der Grundlage eines extrem niedrigen Basis-Niveaus, denn Polen ist bei der Entwicklung des elektrisch betriebenen Individual-Verkehrs noch ein Entwicklungsland. Dazu im Vergleich: In Deutschland wurden  53 000 Elektro-Pkw (Stand Oktober 2019) neu zugelassen und in den Niederlanden 20 000 (Stand Juni). Spitzenreiter in Europa ist nach wie vor Norwegen, wo praktisch jedes zweite neu zugelassene Auto ein Stromer ist.

Insgesamt sind in Polen laut PZPM mit Stand von Oktober insgesamt 7884 Elektro-Pkw registriert (Deutschland 220 000 laut Verband der deutschen Automobilhersteller VDA). Davon sind 4701 voll batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV), der Rest Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Als Grund für die Zurückhaltung beim Kauf eines Elektroautos werden von den polnischen Automobilverbänden die allgemeine Erwartung genannt, dass die hohen Preise für den Kauf eines Elektroautos noch fallen werden.

Bis zu 37 500 Złoty Prämie für Kauf eines Elektro-Autos

Als eines der letzten Länder in der EU führt Polen jetzt Zuzahlungen für den Kauf von E-Autos ein. In einer jetzt unterzeichneten Durchführungs-Vorschrift wurde die Höhe der Kaufprämie auf 30 Prozent des Kaufpreises für ein E-Auto festgelegt, jedoch nur max. auf 37 500 Złoty. Dies entspricht rund 8700 Euro.

Diese Förderprämie von max. 37 500 Złoty ist jedoch an einige Bedingungen geknüpft. Zur Verhinderung von Geschäftsmacherei muß der Käufer eines E-Autos mit Förderprämie eine Erklärung unterschreiben, in der er sich verpflichtet, dass er das Fahrzeug mindestens 2 Jahre selbst nutzt. Ist dies nicht der Fall, muß er die Förderprämie mit Zinsen zurückzahlen.

VW e-up Foto: Volkswagen

Weiterhin muß das Fahrzeug in Polen registriert und zugelassen sein. Die staatliche Zuzahlung ist darüberhinaus auf Elektro-Autos begrenzt, deren Kaufpreis max. 125 000 Złoty (rund 29 000 Euro) beträgt. Bei den gegenwärtigen Kaufpreisen in Polen sind das lediglich das VW e-up und die Smart-EQ-Modell fortwo und forfour mit geringen Reichweiten. Für Elektro-Autos mit höheren Kaufpreisen wird keine Prämie gezahlt. Die Regierung in Warschau wähnt sich in der Hoffnung, dass dieses Limit die Hersteller zur Preis-Senkung von Elektroautos bewegen könnte.

Ein Abbild der Zulassungen gibt auch die Dichte des Netzes an Ladestationen ab. Ende Oktober 2019 gab es in Polen 958 Lade-Stationen mit 1748 Ladepunkten. Davon sind immerhin 30 Prozent Schnelllader mit Gleichstrom (DC-Ladesäulen). Die verbleibenden 70 Prozent Normallade-Säulen (AC) mit max 22 kW.

Ein weitaus besseres Bild im Bereich der Elektrofahrzeuge bietet Polen bei den Nutzfahrzeugen, insbesondere bei den Elektro-Bussen im öffentlichen Personen-Nahverkehr. Während Elektrobusse in Deutschland noch eine Seltenheit sind, haben die öffentlichen Nahverkehrsbetriebe in Polen bereits 208 Elektrobusse in den Dienst gestellt. In Polen selbst bieten drei Hersteller Elektrobusse an. Unter ihnen nimmt Solaris einen absolute Spitzenstellung ein. Das von der Familie Olszewski aufgebaute Unternehmen, das im vergangenen Jahr vom spanischen Fahrzeug-Produzent CAF übernommen wurde, ist Europas größter Hersteller von Elektro-Bussen.

Fotos: Volkswagen

Text: © infopol.press