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Wird Diesel an den Tankstellen ab 5.Februar teuer und knapp?

Am 5. Februar treten neue Sanktionen der EU und der G7-Staaten gegen Russland in Kraft. Diesmal geht es um Raffinerie-Produkte. Neben Heizöl und Schmierstoffen handelt es dabei insbesondere um Diesel. Europa hatte sich bisher täglich mit über 600 000 Barrel russischen Diesel versorgt. Damit ist nun Schluss. Steigen jetzt die Preise oder wird Diesel an den Tankstellen knapp?`

Unisono heißt es aus der Politik, von den Mineralölverbänden und Treibstoffversorgern in Deutschland wie in Polen, dass die Versorgungs-Sicherheit mit Kraftstoffen gewährleistet sei. Versorgungs-Engpässe bei Diesel seien in den nächsten Wochen nicht zu erwarten, erklärten auch die polnische Kammer-Organisation für Flüssig-Kraftstoffe PIPP und der Branchen-Verband POPiHN. Die Treibstoff-Lager und Vorrats-Tanks der Mineralölversorger seien bis zum Rande mit Diesel gefüllt. Die beiden polnischen Erdöl-Raffinerien in Płock und Danzig (Gdańsk) decken bereits 70 Prozent des Diesel-Bedarfs in Polen. Der Rest werde auf dem Seeweg importiert.

Sicherheits-Reserve für zwei bis drei Monate

Dies bestätigte auch ein Sprecher von PKN Orlen. Der staatliche kontrollierte Konzern mit seinen knapp 2000 Tankstellen in Polen und u.a. 600 Tankstellen in Deutschland ist der unumstrittene Platzhirsch bei der Treibstoff- und Gasversorgung in Polen. Wie in der gesamten EU sei man auch in Polen auf das Embargo auf russischen Diesel gut vorbereitet. Das schon im Juni vergangenen Jahres angekündigte Embargo ermöglichte allen Treibstoff-Versorgern, Vorräte anzuschaffen, die für zwei bis drei Monate eine gewisse Sicherheits-Reserve garantieren.
Schon zum 5.Dezember durfte laut EU-Beschluss kein russisches Rohöl mehr auf dem Seeweg eingeführt werden. Nach einer Veto-Drohung durch Ungarn, der sich Tschechien und die Slowakei anschlossen, wurde der südliche Teil der Erdölleitung Druschba (Freundschaft) von dem vollständigen Rohöl-Embargo ausgenommen. Deutschland und Polen, die an dem nördlichen Teil dieser Erdölleitung angeschlossen sind, erklärten auf dem EU-Gipfel, dass sie zum Jahreswechsel 2022/2023 kein Erdöl aus Russland über diese Pipeline mehr beziehen werden. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums unter grüner Führung von Robert Habeck bezieht Deutschland seit Jahresbeginn kein russisches Erdöl mehr über diese Pipeline, an der die beiden ostdeutschen Raffinerien angeschlossen sind. Insbesondere die Produktionskapazität der PCK-Raffinerie in Schwedt ist seitdem nur noch teilweise ausgelastet, was sich auch bei den Tankstellenpreisen in Ostdeutschland bemerkbar macht.

Polen: Noch im Januar Bezug russischen Erdöls über Druschba-Pipeline

Fotos: PL-Agentur

Im Unterschied zu Deutschland, hat sich Polen nicht an seine abgegebene Erklärung zum Bezugs-Stopp von russischen Erdöl über die Druschba-Pipeline gehalten. Im Gegenteil. Wie die polnische Wyborcza biz. unter Bezug auf Informationen der russischen ,,Wedomosti“ auf Daten-Basis des russischen Energie-Ministeriums berichtet, hat sich der polnische Konzern PKN Orlen im Januar noch einmal richtig mit russischen Rohöl über die Druschba-Pipeline eingedeckt. Laut dem Bericht war Polen, also der vom Staat kontrollierte Konzern PKN Orlen, im Januar der größte Abnehmer von russischen Erdöl in der gesamten Europäischen Union. In dem Bericht werden auch Angaben aus dem russischen Energie-Ministerium bestätigt, dass im Januar keine einzige Tonne russisches Erdöl über die Pipeline an Deutschland geliefert wurde. Im Unterschied dazu hat der Orlen-Konzern noch im Januar vom russischen Konzern Rosnieft 300 000 t Erdöl über die Pipeline, an der seine Raffinerie in Płock direkt angeschlossen ist, erhalten. «Praktisch stammte damit ein Drittel des in der Orlen-Raffinerie im Januar verarbeiten Erdöls aus Russland», schreibt dazu die Wyborza. Biz. Vom polnischen Klima- und Umweltministerium wird dies nur mit der lakonischen Bemerkung abgetan, ,,die Erklärung der polnischen Regierung zum Import-Stopp von russischen Erdöl ab Beginn 2023 war nicht verbindlich“. Das hätte mal Herr Habeck sagen sollen!

Jetzt auch Preisdeckel für Raffinerie-Produkte

Zusammen mit dem Import-Stopp will die EU auch einen Preisdeckel für russische Erdölraffinerie-Produkte ab dem 5.Februar durchsetzen. Der wurde auf 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) festgelegt. Für weniger hochwertig verarbeitete Erdölprodukte, wie z.B. Heizöl, wurde er auf 45 Dollar festgelegt. Westlichen Versicherungen, Händlern und See-Transportunternehmen ist es damit untersagt, Drittländern ihre Leistungen anzubieten, wenn deren Preise im Handel mit russischen Raffinerie-Produkten wie dem Diesel (Benzin spielt im russischen Export keine Rolle) über dem Preisdeckel liegen
Mit diesem Preisdeckel ist die politische Zielstellung verbunden, Russland zu zwingen, seinen Diesel und andere Erdölprodukte unter dem Marktpreis an Abnehmer in Drittstaaten zu verkaufen und damit die Einnahmen zur Finanzierung des russischen Kriegs in der Ukraine auszutrocknen.

Schwarzmarkt in Industrie-Dimension

Ein solches Instrumentarium hatte die EU bereits am 5.Dezember für russisches Rohöl eingeführt. Dies hatte zwar mit zu einer globalen Preis-Stabilität beigetragen. Ob es aber zu einer signifikanten Kürzung der russischen Einnahmen bewirkt hat, liegt nur im Bereich von Schätzungen. Russland selbst behauptet dagegen nach Angaben seines stellvertretenden Regierungschef Alexander Nowak, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas im vergangenen Jahr um ein Drittel gestiegen sind. Russland habe andere Absatzwege gefunden. Vom Nachrichtenmagazin ,,The Observer“ wird dies mit dem Aufbau eines Schwarzmarktes in industriellen Dimensionen beschrieben. Laut den Recherchen des Observers habe sich plötzlich im zurückliegenden Jahr der Handel mit gebrauchten Tankschiffen erhöht. Nahezu 200 Tankschiffe wechselten den Besitzer. In vielen Fällen handelt es sich dabei um marode alte Tanker, die über ein halbes Jahrhundert alt sind. Sie fahren mit ausgeschalteten Transpondern und oftmals wird während einer Fahrt mehrmals die Schiffs-Namen und Farben übermalt. Über bewegliche Terminals oder Pumpschiffe wird das Rohöl mit Rohstoffen anderer Herkunft vermischt wird, um zu verbergen, dass es sich um einen Export aus Russland handelt, berichtet ,,The Observer“. Auf diese Weise sind plötzlich Sri Lanka oder Malaysia zu Ländern geworden, die mit Öl handeln.

Russische Erdölprodukte auf indirekten Weg in die EU Russland verfügt derzeit über eine Flotte von 360 Tankschiffen, die entschieden eine Umgehung der Sanktionen erleichtern und die Belieferung von Ländern erlauben, die nicht die Sanktionen gegen Russland mittragen. Und das ist immerhin die Mehrheit der Staaten dieser Welt. Dazu gehört auch Indien. Nach Angaben des Energy Cargo Tracker Vortexa hat Indien im Januar täglich 1,27 Millionen Barrel russisches Rohöls erhalten , 6 Prozent mehr als im Dezember.
Der russische Ölhandel hat sich weitaus reibungsloser entwickelt, als es vor der Einführung der Preis-Obergrenze in Brüssel erwartet wurde, schätzt Serena Huang, Analystin bei Vortexa, ein. Vieles deutet darauf hin, dass eine großer Teil des russischen Öls, das Indien und künftig verstärkt auch China kaufen, verarbeitet und weiterverkauft wird. Auch nach Europa.

Bestimmung der Herkunft von Diesel schwierig

Zu erwarten ist, dass bei Diesel das gleiche Prozedere zur Anwendung kommt. Und Brüssel hat kein effizientes Instrumentarium, um die Strategien zur Umgehung des Embargos zu unterbinden. Diesel ist ein Endprodukt. Nach Einschätzung von Fachleuten ist durch die bei der Verarbeitung von Erdöl zu Kraftstoffen wie Diesel eingesetzten Blending-Systeme und Zusätze die Feststellung der Herkunft noch viel komplizierter als bei Rohöl.
Mit den jetzt eingeführten Sanktionen wird russischer Diesel nicht mehr direkt in die EU gelangen, sondern voraussichtlich indirekt, z.B. als ,,indischer Diesel“ oder ,,türkischer Diesel“.
Die allgemeinen Deklarationen, dass es mit dem eingeführten Embargo auf russischen Erdöl-Produkte keine Engpässe bei Dieselkraftstoff an den Tankstellen gibt und die Preise stabil bleiben, haben nur eine kurze Halbwerts-Zeit. Doch was ist, wenn in zwei bis drei Monaten die Vorräte aufgebraucht sind. Russland ist einer der größten Exporteure von Diesel. Selbst die USA haben vor Beginn der russischen Aggression in der Ukraine preiswerteren Diesel aus Russland importiert.

Höhere Frachtkosten – höhere Dieselpreise

Die Lücke, die in Europa aufgeht, ist gewaltig. Die EU muss eine Menge von täglich 600 000 Barrel, also knapp 100 Mio. Liter Diesel aus Russland, ersetzen. Ersatz soll dann aus den USA und den arabischen Raum kommen. Auch aus Afrika (Nigeria), China und Indien. Die Herausforderung wird sein, die gesamten Lieferprozesse und Logistik umzustellen. Das kostet Zeit und Geld. So braucht ein Tank-Schiff vom russischen Ostsee-Hafen Primorsk bis Gdynia/Danzig zwei Tage, weitere 2 Tage bis zu den ARA-Häfen (Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam). Aus dem Indischen Ozean über den Suez-Kanal oder von den Küsten Afrikas sind es dagegen 40 Tage. Allein schon die höheren Frachtkosten werden in den nächsten Monaten Einfluss auf die Preisentwicklung von Diesel an den Tankstellen haben.

© André Jański / infopol.PRESS

Danziger Hafen – Für deutsche Raffinerien bleibt nicht viel übrig

Fotos: PERN

Es könne zwar etwas ,,rumplig“ werden. Für Bundeswirtschafts-Minister Robert Habeck ist jedoch die Belieferung der beiden Raffinerien in Ostdeutschland über den Rostocker Hafen und dem Naftoport Gdansk (Ölhafen Danzig) ein wichtiger Teil der Problemlösung bei Einführung des Ölembargos. Der Umfang der Umschlag-, Lager- und Leitungskapazitäten in Polen wecken jedoch Zweifel, dass der Öl-Hafen in Danzig ein Teil der deutschen Problem-Lösung, insbesondere der Raffinerie in Schwedt an der Oder, sein könnte.
Dem von US-Präsident Joe Biden eingeführten Energie-Importverbot aus Russland zu folgen, ist für die EU viel schwieriger umzusetzen. Dies zeigt nicht nur der Widerstand von Ungarn, der Slowakei und Tschechien gegen die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Öl-Sanktionen.
Für die USA hat das Energie-Importverbot keine negative wirtschaftliche Folgen. Erdgas und Kohle haben sie selbst im Überschuss und beim Import von Erdöl aus Russland, das preislich günstiger ist als das einheimische, haben sie im vergangenen Jahr lediglich 73 Mio. Barrel aus Russland eingeführt. Das machte weniger als 1 Prozent des gesamten Erdölverbrauchs in den USA aus. Russland wird dadurch nicht pleite gehen.
Größter Importeur von russischen Erdöl ist China. Und es ist davon auszugehen, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. In der EU waren bisher die Niederlande größter Abnehmer von russischen Erdöl. Die Holländer hatten im vergangenen Jahr 9,5 Mrd. $ für den Bezug von russischen Erdöl bezahlt. Danach folgte Deutschland. Inzwischen ist der Anteil von russischen Erdöl am deutschen Gesamtverbrauch von 35 Prozent auf 12 Prozent gesunken. Und diese entfallen nahezu vollständig auf die Raffinerie Schwedt, die sich mehrheitlich im Besitz des russischen Rosnieft-Konzern befindet und über die Druschba-Pipeline das mittelschwere Ural-Rohöl bezieht, dessen Hauptproduzent Rosneft selbst ist. Da Rosneft natürlich kein Interesse am Öl-Embargo hat, plant die Bundesregierung unter Änderung des Energiesicherheits-Gesetzes die Raffinerie die PCK Schwedt in eine treuhänderische Verwaltung zu überführen.
Mit einer Änderung der Bezugsquellen zur Durchsetzung des Öl-Embargos allein sind aber die Versorgungsprobleme bei Rohöl für die Raffinerie in Schwedt nicht gelöst. In Ersatz für russisches Erdöl will Habeck Schwedt zwischenzeitlich mit der nationalen Rohöl-Reserve aus Wilhelmshaven über Rostock versorgen, das durch eine Pipeline mit der PCK Schwedt verbunden ist. Doch das Öl-Terminal in Rostock ist bislang überhaupt nicht auf die Aufnahme von großen, im Welthandel üblichen Tankschiffen vorbereitet. Das Öl müsste auf kleinere Schiffe umgepumpt werden, was nicht das einzige Versorgungs-logistische Problem ist. Die Kapazität der von Rostock ausgehenden Pipeline reicht nicht aus, um Schwedt und gleichzeitig auch noch die Leuna-Raffinerie mit zu beliefern. Eine industrielle Groß-Anlage wie eine Raffinerie benötigt aber neben einem ausreichenden Beschickungs-Volumen einen kontinuierlichen Work-Flow. Habeck räumte selbst ein: ,,Etwa 60 Prozent der jetzigen Leistung könnten über diese Pipeline dort erfolgen, und zu 60 Prozent ist vielleicht zu wenig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben“. Eine Ergänzung erhofft sich Habeck durch die Lieferung aus dem Hafen Danzig.

Polen hatte bereits vor zehn Jahren im Zuge der Diversifizierung seiner Energie-Bezugsquellen begonnen, den Naftoport, wie der Ölhafen in Danzig heißt, auszubauen. 2016 wurde ein komplett neues See-Terminal mit sechs Öl-Großtanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 62 500 m3 in Betrieb genommen. Nach dem polnischen Mineralölkonzern Lotos ist die Leuna-Raffinerie nach Angaben des Hafenbetreibers nicht erst neuerdings, sondern bereits seit Jahren der zweitgrößte Kunde von Naftoport. Auch das PCK Schwedt hatte bisher Erdölprodukte aus dem Naftoport bezogen, allerdings im geringeren Umfang. Insbesondere war dies im Havarie-Modus 2019 der Fall, als die Druschba-Pipeline zeitweise mit Chlor verunreinigt war. Über dem polnischen Hafen wurden noch im vergangenen Jahr nach Angaben des polnischen Branchen-Verbandes POPiHN 60 Prozent des russischen Erdöls vom Typ REBCO (Russian Export Blend Crude Oil) bezogen. Es wird jetzt verstärkt durch Erdöl von Saudi Aramco ersetzt. Da es leichter ist als das schwere russische Erdöl sind technologische Anpassungen im Raffinerie-Prozess notwendig. Allerdings steht mit ,,White Eagle Blend“ auch ein Ersatz für russisches Erdöl zur Verfügung. ,,White Eagle Blend“ ist eine in den USA speziell für die Raffinerien in Mittelost- und Osteuropa entwickelte Öl-Mischung, die in ihren Parametern dem schweren Ural-Öl gleicht. Ob wagemütiges geschäftliches Kalkül oder Teil einer die geopolitischen Veränderungen vorausschauenden Planung, das sei dahingestellt. Bereits 2020 wurde jedenfalls schon von dem speziell für Erdöl-Lieferungen nach Mittelosteuropa gegründeten Unternehmen 3 Seas Energy das erste US-Rohöl dieses Typs (600 000 t Barrel) von dem bei Houston/Texas gelegenen Terminal Beaumont im Ölhafen von Danzig umgeschlagen.

Mit den seit 2020 forcierten Investitionen ist der Naftoport in Danzig heute der größte Öl-Hafen im Ostsee-Raum. Den Hafen können Tanker mit einem Tiefgang von bis zu 15 Metern und einer Länge von 300 Metern anlaufen, darunter auch VLCC-Tanker (VLCC Very Large Crude Carrier) mit einem Lade-Vermögen von über 200 000 t. Darüber hinaus wurde im laufenden Investitionsprozess auch der Nachbarhafen in Gdynia vorsorglich für die Aufnahme von Tankern mit einem Tiefgang von 15 Metern und einem Ladevermögen von bis zu 100 000 t sowie die Öl-Lagerkapazitäten ausgebaut.
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der staatlichen Netzgesellschaft für Erdölprodukte PERN, zu der der Öl-Hafen in Danzig gehört, 270 Tanker im Naftoport abgefertigt und dabei die bisherige Rekordmenge von 17,9 Mio. t Rohöl umgeschlagen. Das Potenzial des Öl-Hafens ermöglich die Verladung von 36 Mio. t. Damit hat der Naftoport die Möglichkeit, freie Kapazitäten auch an die beiden ostdeutschen Raffinerien anzubieten. Dies behauptet zumindest die PERN und das ist auch die nach Berlin kommunizierte Botschaft, die in Habecks Planspiel zur Versorgung der Raffinerie in Schwedt eingegangen ist. Berücksichtigt man allerdings den Bedarf der beiden polnischen Raffinerien in Gdańsk (Lotos) und Płock (PKN Orlen), der gegenwärtig bei knapp 30 Mio. t liegt, dann bleibt bei erhöhten Lieferungen über den Öl-Hafen in Danzig für die beiden ostdeutschen Raffinerien nicht mehr viel übrig. Hinzu kommt die Durchleit-Kapazität der Pipeline, die von Danzig nach Płock führt, wo sie an die Druschba-Pipeline andockt, durch die das Erdöl weiter nach Westen zur Raffinerie in Schwedt fließt. Diese hat gegenwärtig eine Kapazität von 18 Mio. t im Jahr. Allein die Raffinerie von PKN Orlen benötigt bisher 17 Mio. t. Bei einer vollständigen Diversifizierung und Ablösung des russischen Erdöls wird sich dann auch die Orlen-Raffinerie in Płock hauptsächlich über die Pipeline aus dem Hafen in Danzig mit Erdöl versorgen. Für die ostdeutschen Raffinerien in Schwedt und Leuna bleiben dann weniger als 10 Mio. t, haben Analysten des polnischen Energiemarktes ausgerechnet. Der Bedarf der beiden deutschen Raffinerien liegt aber bei 24 Mio. t im Jahr. Die Halbwert-Zeit von Habecks Plänen scheint also sehr begrenzt zu sein.
Doch selbst wenn die beiden ostdeutschen Raffinerien bei Einsetzen des russischen Öl-Embargos nur in Teillast weiter betrieben werden, wird es nicht bei einigen Rumpeleien bleiben, wie Habeck der Öffentlichkeit weiß zu machen versucht. Versorgungs-Engpässe sind vorprogrammiert. Auch drohen durch die Umstellung und die damit verbundenen Kosten weitere Preissteigerungen. Und das nicht nur um einige Cents. Besonders Diesel-Fahrer werden an den ostdeutschen Tankstellen mehr in die Tasche greifen müssen. Noch mehr trifft es die Strassen-Transportfirmen, die bereits schon seit Jahresanfang wegen der hohen Dieselpreise für ihre Lkw und Lieferwagen immer mehr an ihre Liquiditätsgrenzen stoßen und ihre Liefer-Frequenzen verkürzen. Und das trifft dann die gesamte Wirtschaft.

© Andreas Höfer infopol.PRESS