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Montage-Beginn für Tunnelbohrer auf Insel Usedom

In Swinemünde (Świnoujście) hat jetzt die Montage der TBM-Tunnelbohrmaschine begonnen, mit der ein Strassen-Tunnel von der Insel Usedom zum polnischen Festland (Halbinsel Wolin) gebohrt wird. Anfang Dezember wurde dazu die Startkammer vorbereitet und das dafür notwendige Maschinenbett und der Start-Ring montiert. Die in China gebaute Tunnelbohrmaschine mit einer Länge von über 100 Metern und einem 13 Meter (Durchmesser) großen Vortriebs-Schild soll nach ihrer Montage Ende Februar/Anfang März mit ihren Bohrungen beginnen, teilte die Stadtverwaltung Świnoujście als Investor mit.

Foto: Sweco / UM Świnoujście

Die Bohrung beginnt von der Seite der Insel Usedom. Geplant ist ein Vortrieb von 10 bis 12 Metern pro Tag. Die Segmente für die Beton-Ummantelungsringe werden von einem Betrieb geliefert, der dafür speziell in Swinemünde errichtet wurde. Gegenwärtig wird dort auf der Usedomer Seite auch eine Kläranlage gebaut, in der später die schmutzige Bohrspülung vom Aushub getrennt und gesäubert wird. Für den Tunnelbau sind 912 Mio. Złoty veranschlagt. 775 Mio. kommen von der EU. Gebaut wird der Tunnel vom österreichischen Baukonzern Porr im Konsortium mit der türkischen Gülermak. Projekt-Ingenieur für den Tunnelbau sind die polnischen Tochtergesellschaften von Lafrentz und Sweco.

Der Tunnel, der die Insel Usedom mit dem polnischen Festland verbindet, hat eine Länge von 1780 Meter, das gesamte Tunnel-Projekt von 3,4 Kilometer. Davon werden 1,48 Kilometer im TBM-Verfahren 11 Meter unter der Sohle des Ostseearmes Swine vorangetrieben. Die Fertigstellung des Strassentunnels mit zwei Fahrbahnen ist 2022 geplant. Zu dem Zeitpunkt ist auch die gegenwärtig die zur Autobahn umgebaute Schnellstrasse S 3 nördlich von Goleniów fertigestellt. Die Insel Usedom, die von polnischer Seite bisher nur über Fährverbindungen erreichbar ist (im Sommer mit langen Wartezeiten verbunden) ist dann an eine Autobahn angebunden.

Eine Bauschneise zieht sich durch die einst idyllische pommersche Wald-Idylle bis zur Insel Usedom: Umbau der Schnellstrasse S 3 zur Autobahn. Foto: PL-Agentur

Nicht nur für polnische Touristen verkürzt sich dann die Anfahrtszeit. Auch für Urlauber aus dem südlichen Sachsen, die in die deutschen Ostseebäder auf Usedom wollen, wird sich ein Zeitvorteil ergeben. Anstelle einer Anfahrt über die weitläufigen Autobahnen A 13, A 10, A 11 und A20 und die seit vielen Jahren verstopften Usedom-Anbindungen über die Bundesstrassen B 109 (Anklam) und B 111 (Wolgast), können sie auf polnischer Seite über die nahezu schnurgeraden Autobahn- Verbindung der Schnellstrasse S 3 über Zielona Góra, Gorzów, Stettin und von dort weiter direkt bis nach Usedom gut 90 Minuten Zeit einsparen.
Doch mit der Fertigstellung des Tunnel kommt die Insel Usedom nicht nur touristisch mehr ,,in Fahrt“. Für die klein- und mittelständigen Firmen in Nordpolen ist nach Fertigstellung des Tunnels der Weg über Usedom die kürzestes und schnellste Verbindung zum Wirtschaftsstandort Hamburg. Ohnehin lässt der Ausbau des LNG-Gashafens und das zum 28.Januar ausgerufene Verfahren zur Einholung von Angeboten zum Bau des milliardenschweren Containerhafens am Ostsee-Strand des Swinemünder Stadtteils Warszów auf polnischer Seite eine zunehmende Verwandlung der Urlauber-Insel in einen Industrie-Standort erkennen.

Mit einer Umschlag-Kapazität von 2 Mio. TEU konzipiert, soll der Containerhafen in Swinemünde den großen deutsche Seehäfen in der Nordsee (Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven u.a.) und den Rotterdamer Hafen einen Teil ihrer Fracht- und Umschlagaufträge abnehmen. Bereits vor Jahren hatte sich eine Initiative von Bürgern und Umweltschützern in Swinemünde gegen den Bau des Container-Hafens gegründet. Sie fürchtet, das mit dem Container-Hafen ein ,,Ghetto von Container-Lager- und Parkflächen” geschaffen wird, dem große Teile des Küstenwalds und des Strandes zum Opfer fallen.

© Andreas Höfer / infopol.PRESS

Foto-PL-MVI-Agentur.

Kooperation mit Hafen Rotterdam vereinbart

Bislang die Konkurrenz-Situation zu den Häfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen betonend, hat die Hafenverwaltung Szczecin-Świnoujście (Stettin-Swinemünde) Anfang November im Beisein von Polens Staatspräsident Andrzej Duda mit der Hafenverwaltung Rotterdam eine Vereinbarung über Zusammenarbeit unterzeichnet. Als Felder der Zusammenarbeit werden dabei insbesondere die Binnenschifffahrt sowie die küstennahe Schiffahrt definiert. Die Vereinbarung sieht weiterhin u.a. die Schaffung von alternativen Lieferketten zwischen den Häfen in der Nordsee und der Ostsee vor.

Im vergangenen Jahr betrug der Waren-Austausch zwischen dem Hafen Rotterdam und allen polnischen Häfen, einschließlich Danzig und Gdynia, wertmäßig insgesamt 22 Mrd. Euro.
Die polnische Regierung plant seit Jahren in Swinemünde ( Świnoujście) den Bau eines großen Containerhafens. Seine jährliche Verlade-Kapazität des Hafens soll auf 1,5 Mio. TEU Container ausgelegt werden. Jährlich ist dazu die Einfahrt von 150 Container-Ozeanriesen mit einer Länge von 400 Metern sowie 330 Feeder-Schiffen, kleinerer Container-Schiffe mit einer Länge von 250 Metern geplant. Nach den Vorstellungen der Hafen-Verwaltung Stettin-Swinemünde soll der Containerhafen eine bedeutende Konkurrenz für die schon bestehenden Container-Terminals an der Ost- und Nordsee werden.

Der Container-Hafen soll östlich des bereits bestehenden LNG-Hafens gebaut werden und stellt einen Eingriff in den als Naturschutzgebiet ,,Natura 2000“ ausgewiesenen Küstenwald dar. Gegen das Projekt protestieren seit Jahren Anwohner von Swinemünde und Umweltschützer. Sie wenden sich dagegen, dass das Ostsee-Bad auf der polnischen Seite der Urlauber-Insel Usedom zu einem Industrie-Standort verkommt, dem Strandflächen und unter Naturschutz stehende Küstenwälder zum Opfer fallen.

Kritik kommt auch von Seefahrts-Experten aus Danzig (Gdansk). Sie verweisen auf die schon bestehenden Container-Terminals in Danzig und Gdynia und befürchten mit dem Bau eines weiteren Container-Hafens eine ,,Kannibalisierung“ des polnischen See-Container-Verkehrs.
Nach zweistelligen Wachstums-Raten in den vergangenen Jahren hat der Hafenverbund Stettin-Swinemünde in diesem Jahr bei seinen Umschlagvolumen einen Rückschlag erlitten. Mit Stand vom Oktober 2019 wurde eine halbe Mio. t Fracht weniger umgeschlagen als im Jahr zuvor. Der Rückgang betrug 16 Prozent und ist vor allem auf den Umschlag-Ausfall bei Eisenerzen in Verbindung mit der Drosselung der Stahlproduktion in den polnischen, tschechischen und slowakischen Hüttenbetrieben zurückzuführen.

Foto: PL-MVIA

Text: © infopol.press