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450 Mio. Euro für 3.Terminal des Containerhafens Danzig

 

Foto> DCT Gdańsk

Der Containerhafen Danzig (DCT Gdańsk) soll beim Umschlag von Containern zu den zehn führenden Containerhafen Europas aufsteigen. Der Hafenbetreiber hat dazu jetzt in einem Wettbewerbs-Verfahren den Zuschlag für den Bau eines dritten Terminals erhalten, mit dem die Verlade-Kapazität auf jährlich 4,5 Mio. TEU erhöht wird. Die Investition beläuft sich auf rund 450 Mio. Euro.
Der Tiefwasser-Hafen von Danzig ist gegenwärtig das größte Container-Terminal im Ostsee-Raum. Seit seiner Inbetriebnahme im Jahre 2007 und dem zwischenzeitlichen Ausbau 2015 ist seine Verlade-Kapazität kontinuierlich gestiegen. Auch im Corona-Krisenjahr 2020 wurden 1,9 Mio. TEU umgeschlagen. Im Danziger Containerhafen werden z.Z. jährlich 600 Container-Schiffe ent- bzw. beladen, darunter 100 der größten Container-Riesen der Welt.
,,Mit dem Bau des neuen Terminals Baltic Hub 3 kann Polen weiter mit den größeren Containerhäfen in Westeuropa wie Hamburg oder Rotterdam konkurrieren“, meint Charles Baker, Geschäftsführer des Danziger Containerhafens DCT. Damit könne nicht nur der polnische Markt bedient werden, sondern auch die gesamte Ostsee-Region und die Binnenland-Nachbarn Polens.
Das Kai von Baltic Hub 3 wird eine Länge von 717 Metern haben. Die gesamte Fläche des dritten Container-Terminal umfasst 36 Hektar. Die Tiefe des Wasserbeckens wird 18 Meter haben. Im Rahmen des Investitions-Projektes werden 7 neue Container-Brücken und zusätzlich 20 automatische schienengebundene RMG-Portalkräne aufgebaut.

Bereits 2010 hat die weltgrößte Containerschiffsreederei Maersk eine direkte Service-Verbindung zwischen Fernost und dem Containerhafen Danzig eingerichtet. Foto: PL-Agentur

Die Inbetriebnahme des dritten Terminals ist ab 2024 geplant. Unabhängig vom Investitionsprojekt wird die Schienen-Infrastruktur im Containerhafen von 4 auf 7 Gleise ausgebaut.
Gegenwärtig hat der Containerhafen Danzig über 1000 Beschäftigte. Jährlich generiert er 12 Mrd. Złoty an Steuern und Zöllen für den polnischen Staatshaushalt.
Langjähriger Eigentümer des DCT Gdansk war die von der australischen Macquarie Group of Companies verwaltete Fondsgesellschaft Global Infrastructure Fund II. 2018 hat der staatliche Entwicklungsfonds PFR im Zuge der von der PiS-Regierung eingeleiteten Politik der ,,Repolonisierung“ 30 Prozent der Eigentümer-Anteile übernommen. Die anderen Gesellschafter-Anteile verteilen sich aktuell auf den IFM Global Infrastructure Fund (30 Prozent) sowie auf die PSA International (40 Prozent). Die PSA, die auch den weltgrößten Container-Hafen von Singapur betreibt, ist auch der Betreiber des Danziger Containerhafens DCT.
Der Bau des neuen Container-Terminals ordnet sich auch in die von der polnischen Regierung geplanten Umgestaltung des Danziger Hafens in einen ,,Zentral-Hafen“ in der Danziger Bucht ein. Das Projekt sieht Investitionen im Wert von umgerechnet 2,5 Mrd. Euro in den Bau von zehn Terminals, ein Offshore-Terminal, Flächen für neue Werften, und ein Passagier-Terminal sowie drei Einfahrten und vier Manövrier-Drehscheiben für Wendemanöver großer Schiffe vor. Der Zentral-Hafen soll damit zu einen der zehn größten Häfen Europas und gleichzeitig den größten Hafen im gesamten Ostsee-Raum entwickelt werden. ,,Der Hafen von Gdańsk ist ein Fenster zur Welt, nicht nur für Polen, sondern auch für die anderen Staaten der Region”, verkündete Ministerpräsident Mateusz Morawiecki seinerzeit bei der Vorstellung des Projektes. Mit dem neuen Zentralhafen werde künftig das gesamte Potenzial der polnischen Volkswirtschaft ausgespielt.

Experten warnen vor Kannibalisierung des Container-Marktes 

Setzt man allerdings internationaler Vergleichs-Maßstäbe an, dann verkürzt sich der Blick durch die nationale Brillen-Optik auf das Mega-Projekt: Im Vergleich mit anderen Meeresanrainer-Ländern haben die polnischen Seehäfen laut EU-Statistik den geringsten Anteil der Umschlags-Kapazität pro Kopf der Bevölkerung in Europa. Während der EU-Durchschnitt hier bei 7,6 t/pro Kopf der Bevölkerung liegt, waren es in Polen in den Jahren vor der Corona-Krise nur 1,6 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung. Um auf den EU-Durchschnitt zu kommen, müsste die Umschlagskapazität in den nächsten zehn Jahren um das Dreifache in den polnischen Häfen erhöht werden.
Unabhängige Experten warnen denn auch vor einer Überdimensionierung und Fehl-Bewertung des tatsächlichen Bedarfs an Umschlag-Kapazitäten. Dies wird insbesondere im Kernbereich der Schifffahrt – dem Container-Transport – deutlich. So ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Danziger Hafen auch der Bau eines Außenhafens mit Container-Terminals in Gdynia geplant. Ein weiterer Container-Hafen befindet sich auch bereits in Swinemünde (Świnoujście) auf der Insel Usedom in Vorbereitung. Die Hafenverwaltung hat bereits Anfang des Jahres die Angebote dafür eingesammelt. Seine jährliche Umschlag-Kapazität soll auf 2 Mio. TEU ausgelegt werden.
Branchen-Experten warnen deshalb auch vor einer Kannibalisierung des Marktes, bei der die Terminal-Betreiber in den polnischen Häfen untereinander um jeden Container kämpfen.

© André Jański / infopol.PRESS