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Städte sagen wegen Energiekosten Silvester 2022 ab

Foto: UMW Wrocław

Breslau (Wroclaw) hat als erste polnische Großstadt die traditionelle Silvester-Feier auf dem Marktplatz abgesagt. Als Grund werden die explodierenden Energiepreise und die galoppierende Inflation genannt, die das städtische Budget erdrücken.

Der Rynek um das alte und neue Rathaus in Breslau gehört zu den flächenmäßig größten Marktplätzen in Europa. Traditionell findet dort jedes Jahr die große Sylvesterparty mit Konzerten statt, auf der bis zu einer Viertel Millionen Besucher das neue Jahr begrüßen. Dieses Jahr nicht. Nach Corona hat die Stadtverwaltung jetzt das Event auch für dieses Jahr abgesagt. „Die Situation ist so ernst, dass sie die Umsetzung und Erbringung von Dienstleistungen für die Einwohner von Wrocław und vielen anderen Städten bedroht“, erklärte Breslaus Bürgermeister Jacek Sutryk vor der Presse. Zahlte die Stadt für ihre öffentlichen Verkehrsmittel, Schulen, Sozialeinrichtungen und andere städtische Liegenschaften bisher eine Stromrechnung von 66 Mio. Złoty (~ 15 Mio. Euro), so soll sie künftig dafür 405 Mio. Złoty ( 90 Mio. Euro) zahlen. Dies bot ihr zumindest ein Stromversorger des staatlichen Energiekonzerns PGE an. Der Betrag ist sechsfach höher als die gegenwärtigen Kosten.
Bei der Absage des Sylvester-Events bleibt es nicht. Auch die Weihnachtsbeleuchtung wird eingeschränkt. Entsprechend dem Energiespar-Programm der Regierung, dass u.a. kommunale und regionale Verwaltungen verpflichtet, ab 1.Oktober den Stromverbrauch um 10 Prozent zu senken, wird in den öffentlichen Gebäuden der Stadt Breslau die Temperatur auf maximal 19 Grad Celsius und die Wärme des Leitungswasser abgesenkt. Die Beleuchtung der Brücken wird ab 22 Uhr abgeschalten.

Abschaltung der Strassen-Beleuchtung

Auch prüft die Stadtverwaltung die Straßenbeleuchtung überall dort abzuschalten, wo keine Gefährdung für Anwohner und Passanten besteht. Dies hat bereits die Regierung auf den Plan gerufen. «Das Abschalten der Straßenbeleuchtung durch lokale Behörden ist etwas, das wir uns nicht leisten können», sagte Entwicklungsminister Buda der Nachrichtenagentur PAP. «Wir können nicht zulassen, dass Polen dunkel ist.»
Die Regierung selbst hat bisher einen Strompreisdeckel für Privathaushalte beschlossen, die nicht mehr als 2000 KWh im Jahr verbrauchen. Für Städte und Gemeinden sind zur Entlastung bei den Energiekosten Zuschuss-Zahlungen von insgesamt 14 Mrd. Złoty geplant. Laut Ankündigung von Ministerpräsident
Morawiecki soll jede Kommunalverwaltung mindestens 2,8 Mio. Złoty erhalten. Der Betrag reicht nicht ansatzweise für die Kommunen aus, um die exorbitanten Energiepreise ab dem neuen Jahr deckeln zu können.
Da die Kommunen ohnehin durch Einnahmen-Verluste in Folge der zu Jahresanfang von der nationalkonservativen PiS-Regierung eingeleiteten Steuerreform gebeutelt sind, müssen sie bei allen Ausgaben auf die Bremse drücken. Nach Breslau hat jetzt auch die Stadtverwaltung von Warschau eine massive Einschränkung ihrer Silvester-Party angekündigt. Weitere Großstädte werden folgen.

Zur Kostenbeschränkung Hotel-Schließung in der Wintersaison

Der Kostendruck lastet auch auf der Hotelbranche. Es sei zu erwarten, dass viele Hotels den Wettlauf mit den Kosten nicht überstehen werden, erklärte kürzlich der Generalsekretär der polnischen Wirtschaftskammer für das Hotelwesen. Nach seinen Kenntnisstand gibt es bereits Hotels, die eine Schließung in der Wintersaison erwägen, um auf diese Weise ihre Kosten zu beschränken.
Touristen sind also gut beraten, sich in kommenden Winter bei der Hotel-Buchung über diverse Tourismus-Portale bei der Bezahlung abzusichern.

© Magda Szulc / infopol.PRESS