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Supermarkt als Bus-Haltestelle am Sonntag weiter offen

 Sonntags-Handelsverbot verschärft – Unternehmen mit kreativen Ideen bei der Umgehung des Verbots

Die Kreativität polnischer Unternehmer bei der Umgehung von Gesetzen und Regeln kennt keine Grenzen! Kaum hatte der Gesetzgeber die Regeln für das Sonntagshandels-Verbot verschärft, warteten die Betreiber von Läden und Supermärkten bereits mit neuen Ideen auf, um an Sonntagen weiter offen zu bleiben.

Foto: podworka/Twitter

Den Vogel schoss dabei ein Intermarché -Markt in der an der Grenze zu Tschechien gelegenen Stadt Cieszyn ab. An der Breitseite des Supermarktes wurde ein großes Leuchtreklame-Schild mit der Aufschrift ,,Busbahnhof“ montiert und der Eingang zum Supermarkt als ,,Warteraum „ ausgewiesen. An den ,,Busbahnhof“ hält zwar nur eine örtliche Buslinie. Für den Betreiber des ,,Intermarché –Marktes ist das jedoch ein ausreichender Grund, das Geschäft auch an Sonntagen weiter offen zu halten. Denn das Gesetz zum Sonntagshandelsverbot lässt als eine der zahlreichen Ausnahmeregelungen sonntags eine Öffnung von Geschäften an Flughäfen, an Bus- und Bahnhöfen zu.
Das sonntägliche Handelsverbot wurde 2018 von der nationalkonservativen Regierung auf Initiative der Gewerkschaft Solidarność eingeführt. Federführend war dabei der frühere Gewerkschafts-Chef Janusz Śniadek, der seit 2011 für die nationalkonservative PiS-Partei im polnischen Parlament sitzt. Auch die katholischen Kirche drängte auf ein Verbot, erhoffte sie sich dadurch einen verstärkten Zustrom zu den Sonntags-Messen. Das gesetzliche Sonntags-Handelsverbot war vorrangig gegen die großen internationalen Handelsketten gerichtet und sollte die von denen an die Wand gedrückten kleinen Händler stärken. Inhabergeführte kleine ,,Tante Emma Läden“ konnten dagegen neben Blumen-Läden, Bäckereien u.a. weiter ihr Geschäft an Sonntagen offen halten.

Schlupfloch ,,Poststelle“ geschlossen

Doch das Handelsverbots-Gesetz an Sonntagen ging nach hinten los. Ohnehin war die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Verbot. Mit der gesetzlich vorgegebenen, von Jahr zu Jahr abnehmenden Zahl der verkaufsoffenen Sonntage begannen die Handelsfirmen nach Schlupflöchern zur Umgehung des sonntäglichen Handelsverbots zu suchen. Die Gelegenheit dazu boten die im Gesetz formulierten Ausnahme-Regelungen. Den Anfang machte Polens größte Convinience-Kette Żabka in ihren 7200 Läden. .An der Ladeneingangstür wurde ein Schild mit der Aufschrift ,,Poststelle“ angebracht. Mit diesem Alibi ließ sich dank der gesetzlichen Ausnahmeregelung ,,Postdienstleistungen“ das übliche Waren-Sortiment auch an Sonntagen 24 Stunden rund um die Uhr verkaufen. Anfangs wetterten die Wettbewerber wie Lidl, Biedronka und andere lautstark dagegen. Doch bald folgten nahezu alle Super-, Discount- und Hypermärkte dem Beispiel von Żabka und die Läden waren sonntags wieder offen. Das brachte die Handelsgewerkschaft der Solidarność auf die Barrikaden. Mit Erfolg! Anfang Februar schloss der Gesetzgeber dieses Schlupfloch mit der Verordnung, dass große Märkte und Einkaufszentren an Sonntagen nur noch dann öffnen dürfen, wenn die angebotenen Postdienstleistungen mehr als 40 Prozent der Einnahmen des jeweiligen Geschäftes ausmachen. Für die, die bisher auf die Masche ,,Postdienstleistungen“ gesetzt hatten, eine völlig illusorische Größe.

Supermarkt mit ,,Buchclub“

Doch die Gesetzes-Verschärfung hat sofort neue kreative Kräfte zur Umgehung des Handelsverbots an Sonntagen freigesetzt. Das Beispiel des Intermarché-Marktes in Cieszyn ist dabei keine Einzelfall. In einigen andere Supermärkten der Einzelhandelskette Intermarché
wurde einfach nur ein Stand mit einigen Büchern aufgestellt, an dem für einen sieben Tage in der Woche geöffneten Buchclub geworben wird, an dem die Kunden Bücher ausleihen, lesen oder kaufen können, während sie gleichzeitig Lebensmittel einkaufen. Der jeweilige Intermarché -Markt nutzt auf diese Weise eine weitere Ausnahmeregelung des Gesetzes zum sonntäglichen Handelsverbot aus, die Organisationen und Firmen in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung, Tourismus und Freizeit erlaubt, sonntags zu arbeiten.

Der Kunde hat die Wahl: Kulturvolles oder sportliches Trinken?

Auf diese Ausnahme-Regelung setzt auch die polnische Ladenkette Al. Capone. Zu der gehören 89 Läden in Polen. Al. Capone weist sich selbst als ,,Spezialist für Alkohol“ aus. Mit den verstaubten Image der klassischen „Monopol-Läden“ hat das Unternehmen aber wenig Gemeinsames. Ohnehin gibt es nicht mehr die typischen Quartals-Trinker. Die sind schon vor Jahren zu Tausenden nach Deutschland und Westeuropa abgewandert. Al. Capone vertreibt sein weltweites Alkohol-Sortiment mit hippen Marketing- und Werbekonzepten, die sich vorrangig an ein jüngeres dynamisches Publikum aus der Mittelschicht wenden. Um auch an Sonntagen öffnen zu können, bietet Al.Capone seit einigen Tagen auch Kultur- und Sportgeräte zum Ausleihen an. Dazu gehören Pokerspiele, Roulette, Schach, Badminton, Dart, Tischtennis-Schläger. Selbst eine Angel kann man in dem Schnaps-Laden ausleihen. Der Kunde hat die Auswahl: kulturvolles oder sportliches Trinken!

Fotos: Al. Capone

Beim Vorstand der Gewerkschaft Solidarność haben die Umgehungsversuche des Handelsverbots an Sonntagen heftige Proteste ausgelöst. In einer Verbandserklärung fordert Gewerkschafts-Boss Duda scharfe Kontrollen und hohe Geldstrafen. Als ,,Verbrechen“ wertetet der Chef der Handels-Gewerkschaft der Solidarność, Alfred Bujara, die Vorgänge in den Intermarché-Filialen. ,,Diese Handels-Kette zeigt, dass sie … das polnische Gesetz ignoriert.“ Im eigenen Land, in Frankreich, würde sie das Gesetz respektieren, ,,in Polen beutet sie dagegen die Beschäftigten als billige Arbeitskräfte aus“, erklärte der Gewerkschafts-Funktionär gegenüber dem Handelsblatt WiadomościHandlowe.
Beim Vorstand der Vertriebskette Intermarché, die zur französischen Musketier—Gruppe (Einzelhandelskonzern Les Mousquetaires) gehört, perlt die mit nationaler Rhetorik befeuerte Kritik ab. Die Intermarche-Märkte werden schließlich von polnischen Unternehmern auf Franchise-Basis betrieben und nicht von französischen Kaufleuten. Man greife nicht in die Entscheidungen von selbständigen polnischen Unternehmern ein, ließ die Intermarché -Führung verlauten.

Geöffnete Schalter von Stadtverwaltungen an Sonntagen?

Die Kritik der Intermarché findet bei der Mehrheit der polnischen Bevölkerung nur einen geringen Widerhall. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass die Gewerkschaft nicht mehr das Ansehen genießt, das die Solidarność vor 30 Jahren hatte. Dazu hat auch die politische Bändelei der Gewerkschaftsbosse mit der regierenden PiS-Partei beigetragen. Seit Jahren spricht sich die Mehrheit der Bevölkerung in den Umfragen gegen das Verbot und für einen durchgehenden Geschäftsbetrieb aus. Für viele ist die durch das Christentums tradierte Trennung von Arbeitswoche und Sonntagsruhe nicht mehr zeitgemäß. Ob man den für eine Sonntagsarbeit zustehenden freien Tag in der Woche verbringt oder am Wochenende sei nicht mehr maßgeblich. Dazu haben auch die mit der Corona-Pandemie eingeführten flexiblen Arbeitszeit-Modelle wie z. B Home office beigetragen. Inzwischen gibt es in den sozialen Medien sogar Forderungen, dass auch der öffentliche Dienst eine Anpassung an die sich dynamisch verändernde Arbeitswelt vornehmen sollte. Nicht nur der Handel, sondern auch Beamte und Angestellte in den Kommunal-Verwaltungen sollten dienstleistungsorientiert und bürgerfreundlich an Sonntagen, auf Grundlage von flexiblen Arbeitszeit-Modellen, arbeiten, um den Antrags-Stau abzubauen.

© André Jański / infopol.PRESS

Wie bei einer Pizza – CCC liefert Schuhe an die Haustür

Nach der bisherigen Tages-Rekordzahl von über 27 800 Neuinfektionen hat die polnische Regierung ihre Corona-Schutz-Maßnahmen weiter verschärft. Wie schon im Frühjahr bleiben jetzt vorerst bis zum 29 November weitgehend alle Läden und Märkte in den großen Einkaufszentren geschlossen. Offen bleiben nur einige Dienstleistungs-Einrichtungen, die ,,wesentliche Bedeutung für das tägliche Leben“ haben. Dazu gehören vor allem Läden und Märkte , die Artikel des täglichen Bedarfs verkaufen.

Mit den Einschränkungen haben die Discount- und Supermarkt-Ketten sofort wieder einen Konsum ohne Zeit-Limit eingeläutet.. Polens größte Discounter-Kette Biedronka hatte bereits vor Einführung der neuen Corona-Beschränkungen die Öffnungszeiten eines Großteils seiner Märkte bis auf 2 Uhr nachts verlängert. Andere Ketten zogen nach. Den Vogel dabei schoss dabei Kaufland ab. Damit die Menschen nicht in langen Schlangen vor den Märkten stehen müssen und in Ruhe einkaufen können, hält Kaufland 16 seiner größten Märkte 24 Stunden rund um die Uhr offen. Wie der Dude in der Hollywood-Komödie ,,The Big Lebowski“ kann man also auch 3 Uhr nachts im Schlafanzug und Haus-Pantoffeln bei Kaufland in Polen durch die Verkaufsgänge schlurfen.

Milliarden-Verluste für den Handel

Für die Betreiber der großen Handelsgalerien – insgesamt über 500 mit jeweils mehr als 20 000 m2 Verkaufsfläche in ganz Polen – stellt sich die Situation dagegen weniger amüsant dar. Bereits beim Lockdown im Frühjahr verzeichneten sie nach Angaben der Branchenorganisation PRCH einen Einnahme-Verlust von rund 1 Mrd. Zloty infolge der administrativ angeordneten Freistellung der Ladenmieter von ihren Pachtzins-Zahlungen und weiteren 2 Mrd. Zloty nach Mietsenkungen für den Zeitraum von Juni bis Dezember im Ergebnis von Verhandlungen zwischen Ladenmietern und Eigentümern der Handelszentren.
Im besonderen Maße sind die großen Bekleidungs- und Schuhketten sowie die Märkte für Haushalt- und Unterhaltungselektronik von der Schließung betroffen. Bereits beim Frühjahrs-Lockdown hatten sie erhebliche Verluste erlitten.. Mit einer Intensivierung des Internet-Verkaufs versuchten sie die Verluste zu minimieren. So auch Polens führende Schuhkette CCC. Wie das an der Warschauer Börse notierte Unternehmen in seinem jüngsten Quartals-Bericht bekanntgab, konnten die Einnahmen aus dem e-commerce bis September um 64 Prozent auf 1,61 Mrd. Złoty (rund 360 Mio., Euro) erhöht werden. Dies machte bereits 45 Prozent des gesamten Umsatzerlöses der CCC-Gruppe aus, die in 29 Ländern 1242 Läden – davon die meisten in Polen – betreibt.
Das Unternehmen hatte bereits vor der Corona-Krise eine grundsätzliche Änderung seiner Geschäfts-Strategie beschlossen. Anstelle der Eröffnung von immer neuen Schuh-Salons in repräsentativen Shopping-Malls soll der Schwerpunkt in der Geschäftsentwicklung verstärkt auf den Verkauf über das Internet, begleitet vom ein Ausbau des kanalübergreifenden
Omnichannel-Geschäfts-Modells (stationärer Verkauf / Internet / soziale Medien / mobile Apps) gelegt werden. CCC besitzt inzwischen schon 66 online-Plattformen in allen europäischen Ländern.

Schuh-Lieferung in 60 Minuten

Die Ladenschließung in den Handels-Galerien hat das Unternehmen auf eine neue Idee gebracht, die das Omnichannel-Geschäft – nicht nur im Schuhhandel – auf eine neue Dimension stellen könnte. Das Konzept sieht vor, die Schuhe innerhalb von 60 Minuten nach der Online-Bestellung an die Haustür des Kunden zu liefern. ,,Wir sind einfach davon ausgegangen, wenn man eine Pizza innerhalb kürzester Zeit zum Kunden liefern kann, dann kann man das mit Schuhen auch“, erläutert Konrad Jezierski, der für das Omni-Channel-Geschäft bei CCC verantwortlich ist. Die neue Dienstleistung soll noch im November in Warschau als Test-Versuch anlaufen und dann auf schrittweise auf alle Städte ausgeweitet werden, wo CCC ein Laden-Geschäft hat. Nach Eingabe seiner Postleitzahl bei der Online-Bestellung sieht ein Kunde die verfügbaren Versandoptionen . Voraussetzung dafür ist, dass die Schuhe im Laden vor Ort vorrätig sind. Die Bestellung mit der Lieferoption wird dann an den CCC-Laden vor Ort übermittelt. Der Kurier erhält dann über eine spezielle App die Nachricht zur Abholung der Ware und deren Zustellung an den Kunden.
Mit den Zeit-Limit von 60 Minuten wolle man den Erwartungen und Bedürfnissen insbesondere von jungen Leuten entgegenkommen, für die der Grundsatz gilt ,,Hier und Jetzt“. ,,So wie sie leben, wollen sie auch ihre Einkäufe machen und verfügbare Produkte sofort in die Hand bekommen“, meint dazu der CCC-Manager.
Für das kommende Jahr plant die polnische Schuhkette dann einen Großteil der Lieferungen innerhalb von 30 bis 45 Minuten zuzustellen. Das ist eine Innovation im gesamten Markt-Maßstab. Niemand hat bisher Bestellungen innerhalb so kurzer Zeit an die Haustür geliefert“, ist der CCC-Manager überzeugt.
Wenn das Konzept aufgeht und auch Groß-Unternehmen anderen Branchen mit Vor-Ort-Präsenz, wie z.B. die Bekleidungs-Branche, dem Beispiel folgen, könnte das auch die Handels-Plattformen wie Amazon, Allegro oder Zalando unter Druck bringen.

CCC ist im deutschsprachigen Raum mit 46 Filialen in Österreich vertreten . In der Schweiz hatte CCC vor drei Jahren 10 Mio. Schweizer Franken für die Übernahme der Schuh-Kette Karl Voegele bezahlt. Seinerzeit zählte der Schweizer Filialist über 200 Läden. Seitdem wurde eine Schrumpfung der Ladenzahl vorgenommen. Bis Ende des Jahres sollen nur noch 156 Läden übrigbleiben. Wie schon zuvor in Deutschland, aber auch in Österreich, bringen die Läden bezogen auf die Verkaufsfläche viel weniger Umsatz als die CCC-Läden in Polen. Bei deutlich höheren Kosten! Eine Option ist daher auch wieder den Wiederverkauf des Schweizer Schuh-Filialisten.
In Deutschland hat die polnische Schuhkette ihr Filial-Geschäft bereits dem deutschen Schuh-Händler HR Group (u.a. Reno) für einen Minderheits-Anteil an der HR Goup überlassen.

© André Jański / infopol.PRESS

Foto: PL-MVI-Agentur

Corona: Discounter jetzt Non stop geöffnet

Neue Regelungen für den Handel
Gesonderte Öffnungszeiten nur für Rentner

Polens führende Discount-Ketten Biedronka (Jeronimo Martins) und Lidl (Schwarz-Gruppe) verlängern ihre Öffnungszeiten bis 24.00 Uhr. In Großstädten wie Kraków, Breslau oder Danzig bleiben dagegen ihre Discount-Märkte rund um die Uhr offen. Die Discount-Märkte ziehen damit die Konsequenzen aus den heute (2.April) von der polnischen Regierung angeordneten Regelungen. Diese zielen darauf ab, die Kontakt-Möglichkeiten weiter einzuschränken, um eine Ausbreitung des Corona-Virus zu verringern. Alle Lebensmittel-Märkte sind danach angewiesen, zum besonderen Schutz von älteren Menschen Sperrzeiten von 10.00 bis 12.00 Uhr für Rentner einzurichten. In diesem Zeitraum dürfen nur ältere Menschen ab 65 Jahre in den Super- und Discount-Märkten einkaufen. Durch diese Einschränkung sollen ältere Menschen, die besonders vom Corona-Virus gefährdet sind, geschützt und gleichzeitig die Ansteckungs- und Übertragungs-Möglichkeiten eingeschränkt werden.

Neben der Schließung von Friseur- und Kosmetik-Salons wurden auch Einschränkungen für die Bau-Märkte angeordnet. Die waren in den vergangenen Wochen von den Kunden überlaufen worden. Wie in Deutschland hatten auch die großen Bau-Marktketten in Polen plötzlich Kartoffeln angeboten, um unter der Kategorie Grundversorgung der Bevölkerung einer Schließung zu entgehen. Alle großen Einkaufszentren – mit Ausnahme der Lebensmittelmärkte – waren bereits vor zwei Wochen geschlossen worden. Die Regierung hat jetzt zumindest eine Schließung aller Baumärkte an Wochenenden angeordnet.

Zu den verschärften Regelungen für den Handel wurde jetzt auch ein Limit für den Aufenthalt von Personen in Läden angeordnet – pro Ladenkasse nicht mehr als 3 Kunden.

 

Abstands-Regelungen und regel-mäßiges Desinfizieren der Hand-flächen von Einkaufswagen ist in den meisten Läden schon die Norm. Mit den neuen Regelungen sind jetzt alle Kunden verpflichtet, Einweg-Handschuhe beim Ein-kaufen zu tragen. Lidl will zudem ab nächste Woche für sein Ver-kaufspersonal Gesichts-Schutz-hauben einführen.

Die Discount-Märkte Biedronka und Lidl haben dies zum Anlass genommen, ihre Öffnungs-Zeiten massiv zu erweitern. Eine Fortsetzung des seit zwei Jahren in Polen herrschenden Konsum-Booms animierend, erklärt Biedronka, dass die von der Regierung eingeführten Regelungen zu langen Schlangen von Kunden geführt haben, die ihre Einkäufe machen wollen. Mit der Verlängerung der Öffnungszeiten wolle man den Kampf gegen die Corona-Epidemie unterstützen. Gleichzeitig werde aber durch längere Öffnungszeiten bei der angeordneten geringeren Zahl von Verbrauchern im Laden den Kunden mehr Komfort beim Einkaufen und auch eine höhere Sicherheit beim Einkaufen geboten, behauptet Biedronka.

 

Sowohl bei Biedronka wie auch bei Lidl beträgt ab heute die Grund-Öffnungszeit in allen Filialen von 6.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Lidl geht noch einen Schritt weiter: In den Großstädten bleiben die Märkte rund um die Uhr geöffnet. Wenn man darauf steht, kann man also auch nachts um 3 Uhr bei Lidl einkaufen. Der deutsche Discounter plant deshalb auch zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Der Einkauf rund um die Uhr beginnt bei Biedronka in der Woche vor Ostern. Die Oster-Einkäufe sind etwas Besonderes und wir benötigen mehr Zeit, um sorgfältig Produkte auszuwählen und uns um jede Einzelheit zu kümmern, meint man bei Biedronka in Verkennung der Realitäten der Corona-Krise.

Ostern hat im katholisch geprägten Polen einen besonderer Stellenwert. Auch das erste schöne Frühlingswetter hält viele polnischen Familien nicht davon ab, Ostern mit Jung und Alt in geschlossenen Räumen am gedeckten Tisch zu verbringen, den Gang zur Oster-Messe eingeschlossen. Ein Ablauf in dieser Form dürfte dieses Jahr jedoch zu einer explosionsartigen Ausweitung der Corona-Krise in Polen führen, ist zu befürchten. Das ,,Mehr-Generationen-Leben“ ist in Polen ähnlich ausgeprägt wie in Italien und Spanien. Bei der Bedeutung, die die Oster-Feiertage im polnischen Familien-Leben haben, ist es daher sehr fragwürdig, ob die von der polnischen Regierung angeordneten Kontakt-Sperren auch zu Ostern eingehalten werden.

Gegenwärtig (2.April) sind in Polen 2692 bestätigte Corona-Fälle registriert. 51 Personen sind infolge der Corona-Infektion verstorben.

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Foto: PL-MVI-Agentur

Lidl-Kassierer verdienen mehr als junge Ärzte

Die zur deutschen Schwarz-Gruppe gehörenden Handelsketten Lidl und Kaufland haben zum 1.März wieder die Löhne ihrer Mitarbeiter erhöht.

Beim Discounter Lidl erhält das Kassen- und Verkaufs-Personal, das mindestens 1 Jahr beschäftigt ist, jetzt den Starter-Lohn von 3500 bis 4350 Złoty brutto. Bei einer Beschäftigungsdauer von mindestens 2 Jahren erhöht sich der monatliche Brutto-Lohn auf 3700 bis 4600 Złoty (rund 1050 Euro), abhängig vom Standort des Marktes. Das ist oft mehr als ein als ein junger Arzt, der gerade sein Studium beendet hat und zu Anfang im staatlichen Gesundheitswesen erhält. Dies trifft auch auf Lehrer mit Anfangs-Etat und Angestellte im öffentlichen Dienst zu.

Der Discounter Lidl, der in Polen über 700 Märkte betreibt, gehört damit in der polnischen Handels-Branche zu den Unternehmen, die ihren Beschäftigten die höchsten Löhne bieten. Selbst die Nr. 1 im polnischen Discount-Handel Biedronka hält  da nicht mit. Biedronka hatte bereits im Januar eine neue Lohn-Erhöhungsrunde eingeleitet. Bei einer Lohnerhöhung von 100 bis 350 Złoty verdient das Kassen- und Verkaufspersonal bei Biedronka jetzt 3050 bis 3400 Złoty. Mitarbeiter, die bei Biedronka schon länger als drei Jahre beschäftigt sind, kommen auf bis zu 3650 Złoty (~850 Euro).

Biedronka gehört zum portugiesischen Handelskonzern Jeronimo Martins. Während der Umsatz von Lidl in Polen nur rund 5 Prozent des globalen Umsatzes des deutschen Discounters ausmacht (Jahres-Bericht der Schwarz-Gruppe 2018) durchbricht Biedronka in der Bilanz des portugiesischen Handelskonzerns jegliche Verhältnismäßigkeit im internationalen Handelsgeschäft. Jeronimo Martins verdient mit Biedronka mehr als im Mutterland Portugal. Die 3002 Biedronka-Märkte in Polen machen allein zwei Drittel des gesamten Geschäfts-Volumens der portugiesischen Handelsgruppe
aus (67,7 Prozent der Einnahmen).

Zum 1.März hat auch Kaufland die Löhne erhöht. Der Lohn-Erhöhung gingen monatelange Tarifstreitigkeiten zwischen der ,,Freien Gewerkschaft „Jedność Pracownicza“ (Mitarbeiter-Einheit) und dem Kaufland-Vorstand voraus. Zwar agieren Kaufland und Lidl in getrennten selbstständigen Gesellschaften. Allgemein ist bei den Beschäftigten, wie auch bei den Verbrauchern, wahrscheinlich mehr als in Deutschland, in der Wahrnehmung das Wissen verankert, dass beide Ketten mit der Schwarz-Gruppe einen gemeinsamen Eigentümer haben. Dies assoziert auch Vergleichs-Maßstäbe. Die Gewerkschafter bei Kaufland forderten deshalb eine Angleichung der Löhne an die besserbezahlten von Lidl. Zuletzt forderten sie eine Lohn-Erhöhung um 800 Zloty für alle Mitarbeiter von Kaufland. Dies lehnte der Vorstand ab. Nachdem die Verhandlungen auch unter Einschaltung eines vom Arbeits-Ministerium bestellten Mediators im Februar auch ergebnislos endeten, drohte der Handelskette ein Streik-Referendum. Kaufland kündigte daraufhin eine Lohn-Erhöhung zum 1.März um 200 bis 500 Złoty in Abhängigkeit von der Größe und dem Standort des Marktes an. Das Kassen- und Verkaufspersonal kommt damit im Monat jetzt auf 3200 bis 3900 Złoty brutto (rund 900 Euro).

Kaufland betreibt gegenwärtig 213 Einkaufs-Märkte mit insgesamt 16 000 Mitarbeitern in Polen. Mit einem Umsatz von rund 9,9 Mrd. Złoty (Stand 2018) ist Kaufland Polska zu 10,2 Prozent am Gesamt-Umsatz von Kaufland beteiligt.

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