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Start von Amazon in Polen ohne Feuerwerk

Seit Monaten mit großer Spannung erwartet, hat der amerikanische Internet-Riese-Amazon diese Woche offiziell sein polnisches Verkaufsportal Amazon.pl gestartet.

Gemessen an den Erwartungen verlief der Eintritt von Amazon in den polnischen e-Commerce-Markt jedoch ernüchternd. Im Preisvergleich von 1000 Produkten aus den Kategorien Heim-Elektronik, Spielzeug, Haus und Garten kamen die Analysten des Preisvergleichsportal Dealavo zu dem Ergebnis, dass Amazon keine besseren Preise bietet als das bisher den polnischen E-commerce beherrschende Portal Allegro. Im Gegenteil: Allegro bot in der Mehrheit der analysierten Produkte sogar niedrigere Preise als Amazon oder zumindest die gleichen Preise. Besonders augenfällig war dies in der Produkt-Gruppe der Heim-Elektronik.

Polnische Kunden hatten vor dem Start der polnischen Amazon-Plattform seit Jahren die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Diese Möglichkeit stieß jedoch bei polnischen Verbrauchern auf wenig Gegenliebe, weil die deutschen Produktbeschreibungen in einer grauseligen polnischen Sprache übersetzt waren. Polnische Verbraucher wurden dadurch von Käufen eher abgeschreckt.

Produkte teurer als  auf der deutschen Plattform 

Mit dem Start des polnischen Amazon-Portals tritt nun im Vergleich zum deutschen Amazon-Marketplace ein weiteres kritisches angemerktes Problem zutage: Die gleichen Produkte, die im deutschen Amazon-Portal angeboten werden, sind im polnischen Amazon-Portal 10 bis 15 Prozent teurer.
Preise können in den einzelnen Ländern verschieden sein, entgegnet darauf Alex Ootes, Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa.,, Wir sind uns bewusst, dass der Preis für den polnischen Kunden das entscheidende Kauf-Kriterium ist, sagte der Manager auf einer Video-Konferenz. Man werde deshalb in den nächsten Woche und Monaten ,,hart“ daran arbeiten“, damit die Preise im polnischen Portal die niedrigsten werden.

Ohne Prime-Programm

Auch bei den Gebühren und Provisionen müssen Händler für die Einstellung ihrer Produkte bei Amazon mehr bezahlen als beim polnischen Wettbewerber Allegro. Oates verwies hier darauf, dass Amazon ganz andere Möglichkeiten bei der Werbung und im Verkauf biete. Ein weiterer Vorteil für polnische Händler sei der Zugang zu europäischen Märkten. Auch habe Amazon ganz andere Prozesse im Kundenservice.
In den Kommentaren und Rezensionen der ersten Tagen nach dem Debüt der neuen Plattform wird allerdings sehr kritisch bewertet, dass Amazon in Polen ohne sein populäres Prime-Programm gestartet ist. In der Folge erhalten die Kunden bei Amazon gebührenfreie Lieferungen erst ab einen Produkt-Kauf im Wert ab 100 Złoty (ca. 22,50 Euro). Beim Wettbewerber Allegro werden Waren für Kunden, die das Allegro-Programm Smart gebucht haben, dagegen schon ab dem Verkaufswert von 40 Złoty (knapp 9 Euro) kostenlos ausgeliefert.

© André Jański / infopol.PRESS

Amazon wirft Fehde-Handschuh in polnischen E-Markt

Jahrelang hatte es nur Spekulationen gegeben. Was bislang nur Gerüchte waren, wird jetzt Realität. Der amerikanische Online-Riese Amazon, der bislang Polen mit zehn Logistikzentren überzogen hat, die vorrangig nur den deutschen Markt bedienten, wird in diesem Jahr mit einem selbständigen polnischen Amazon-Portal starten. Dies hat jetzt offiziell der Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa, Alex Ootes, bestätigt. Bislang hatten polnische Kunden nur die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Dies soll sich nun ändern. Nicht sofort, aber im Laufe dieses Jahres. Wann genau das polnische Amazon-Portal an den Start geht, konnte oder wollte Alex Oetes noch nicht sagen. Die Vorbereitungen werden noch einige Monate andauern, auf jeden Fall soll es noch in diesen Jahr sein, versprach der Amazon-Manger.
Was Amazon nach jahrelangem Abwarten bewogen hat, jetzt direkt in den polnischen E-commerce –Markt einzutreten, ist nicht bekannt. Dazu dürfte aber die Entwicklung des digitalen Handels in Polen beigetragen haben. In den vergangenen Jahren in Größe und Umfang den internationalen Entwicklungen hinterher trabend, hat der Umsatz im polnischen E-Commerce 2020 erstmals die Grenze von 10 Mrd. Euro überschritten. Die Corona-Krise und die Laden-Schließung im Frühjahr und zum Jahresende haben diesen Prozess noch vorangetrieben. Ein weiterer und vermutlich noch viel wesentlicher Grund wird die mit dem Markteintritt verbundene Absicht sein, den Platzhirsch im polnischen Internet-Handel Allegro den Spielraum für seine weiteren Entfaltungsmöglichkeiten zunehmen und sich selbst große Marktanteile zu sichern. Allegro hatte bereits die amerikanische Internet-Plattform Ebay, die vor mehr als zehn Jahren versuchte auf dem polnischen Markt Fuß zu fassen, erfolgreich aus dem Rennen gekegelt.

Neun Logistik-Zentren hat Amazon bereits in Polen, die bisher vorrangig auf den deutschen Markt ausgerichtet waren. Ein zehntes in Świebodzin wird in Kürze eröffnet. Foto: Amazon

Nun ist Ebay nicht mit den globalen Online-Giganten Amazon vergleichbar, der bereits 2014 die Kostenvorteile nutzend die ersten Logistikzentren in Polen eröffnete und heute dort über 18 000 Mitarbeiter beschäftigt.
Allegro, vor 20 Jahren als lokales Start up gegründet, hat aber inzwischen einen Kundenstamm von 12,3 Mio. aktiven Käufern. Mit dem Gang an die Börse im vergangenen Herbst hat das Unternehmen weiter Auftrieb bekommen, sich dem Wettbewerb mit Amazon zu stellen. Dabei will das Unternehmen auch neue Wege einschlagen. Ab Februar will Allegro mit einer B2B-Plattform starten, die ausschließlich nur Unternehmen vorbehalten ist. Amazon hat dagegen mit der Ankündigung zum Markteintritt sofort das Verkaufs-Panel Seller Central Polska geschalten, in dem sich Firmen vorab einloggen können. ,,Wir freuen uns, dass wir mit Vermittlung von Amazon die Position polnischer Firmen stärken können“, erklärte Alex Oetes mit Verweis auf den Zugang zu weltweit 300 Mio. Amazon-Kunden, einer breiter Produktauswahl und Service-Dienstleistungen.

Mehr Wettbewerb – Mehr Preisdruck

Mit Amazon kommt aber auch mehr Wettbewerb in den Markt. Insbesondere polnische Firmen, die bisher mit hohen Preisen auf Importwaren gute Geschäfte machten, werden bei gleichen oder ähnlichen Produkt-Angeboten ausländischer Händler unter Druck geraten.
Ohne Zweifel wird der Start von Amazon in Polen zu Verschiebungen und einer neuen Dimension im polnischen e-commerce-Markt führen. Mit seinen 10 Logistik-Zentren in Polen hat sich der amerikanische Handelsriese von Jeff Bezos dazu bereits hervorragende Voraussetzungen geschaffen. Ob Amazon aber sofort automatisch die uneingeschränkte Führungsposition einnehmen wird, bleibt abzuwarten. Vieles hängt von der Höhe der Gebühren, die Amazon auf die verkauften Produkte ansetzt, den Lieferformen und den an die Händler gestellten Bedingungen ab. Ein nicht zu unterschätzender Fakt sind auch die national-patriotischen Einstellungen vieler polnischer Verbraucher und Händler. Ein internationaler Konzern, der in Polen Milliarden-Geschäfte macht, aber keine oder wenig Steuern bezahlt, wird in Polen weniger hingenommen als es in Deutschland der Fall ist. Mit den Listen von Einnahmen und Steuerzahlungen großer Unternehmen, die der polnische Fiskus regelmäßig öffentlich macht, ist hier auch für mehr Transparenz gesorgt. So hatte Amazon nach Angaben des polnischen Finanzministeriums für die geschäftliche Tätigkeit seiner Logistikzentren in Polen bei einem Umsatz von 1,76 Mrd. Złoty (2018) lediglich 19 Mio. Złoty Körperschaftssteuer an den Fiskus abgeführt. Das sind weniger als 5 Mio. Euro.

© André Jański / infopol.PRESS