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Foto: PL-MVI-Agentur

Erstes 5G-Netz für 1 Mio. Nutzer in polnischen Großstädten

Der Netzbetreiber Polkomtel, Inhaber des Plus-Mobilfunk, hat als erster in Polen das 5G-Netz in Betrieb genommen. Seit dem 11.Mai können knapp 1 Mio. Menschen die Mobilfunk-Technologie der neuesten Generation nutzen, teilte das Unternehmen mit. Polkomtel gehört zum polnischen Milliardär Zygmund Solorz , der u.a. auch Eigentümer des privaten Fernseh-Senders Polsat ist.
Laut Polkomtel wurde das 5-G-Netz in dem Sende-Gebiet von sieben Großstädten installiert: Stettin (Szczecin), Danzig (Gdańsk), Breslau (Wrocław), Poznań, Katowice, Łódz sowie Warschau. Die dafür aufgebauten 100 Sende-Anlagen lieferten die Netzausrüster Ericsson und Nokia. In einer zweiten Etappe sollen weitere 600 Anlagen aufgebaut werden, die das gesamte Sende-Gebiet von Warschau und Umgebung abdecken. Damit wird bis zum Ende dieses Jahres das G-5 Netz für insgesamt 3 Mio. Menschen in Polen verfügbar.
Bei dem von Polkomtel jetzt bereitgestellten 5-G-Netz handelt es sich um ein sogenanntes Refarming. Dabei handelt es sich um den 5-G-Netzausbau auf der Grundlage schon  bestehender Frequenzen im 2,6 GHz-Bereich, die bisher für LTE oder UMTS genutzt worden. Auch die anderen etablierten Netzbetreiber in Polen T-Mobile, Play und Orange haben einen Aufbau des 5-G-Netzes zunächst im 2,6 GHz-Bereich angekündigt. Hintergrund dafür ist die Aussetzung der Auktion zur Ersteigerung der Frequenzen im 3,6 GHz-Bereich für das 5G-Netz. Bereits im Januar sollte die Auktion über die Bühne gehen. Der Prozeß verzögerte sich und nach Ausbruch der Corona-Krise wurde das Verfahren von der Regulierungsbehörde UKE mit Verweis auf die Corona-Krise ausgesetzt.

Im Gesetzentwurf für ein neues Antikrisen-Schutzschild (3.0) sind jetzt auch Vorschriften enthalten, die eine vollständige Annullierung der 5-G-Auktion durch die Regierung ermöglichen. Eine verbindliche Entscheidung ist darüber noch nicht gefallen. Experten des polnischen Telekommunikations-Marktes kritisieren die zögerliche Haltung der Regierung, die damit eine Schlüssel-Entscheidung vor sich herschiebt: den Beispiel anderer EU-Länder zu folgen und einen Wettbewerb der Netzwerk-Ausrüster wie Nokia, Ericsson oder Huawei zuzulassen oder den amerikanisch-koreanischen Weg auszuwählen, der einzelne Anbieter (Huawei) ausschließt. Die etablierten Netzbetreiber in Polen können und wollen nicht darauf warten und haben unabhängig davon begonnen, den 5-G-Netzaufbau auf bestehenden Frequenzen voranzutreiben. So hat das Unternehmen P4, Betreiber des größten polnischen Mobilfunknetzes Play, bereits im Januar die Inbetriebnahme des 5G-Standards im lokalen Maßstab für die Ostseestadt Gdynia vermeldet.
Mit der Umwidmung der bestehenden Frequenzen geht der Aufbau des 5-G-Netzes schneller voran. Allerdings ist die Daten-Rate bzw. Geschwindigkeit der Datenübertragung geringer als in den neuen, noch nicht vergebenen Frequenzen im 3,6 GHz-Bereich. Dies räumt auch der Vorstand von Polkomtel ein. Das Unternehmen bietet den 5G-Standard in den sieben Großstädten im TDD-Modus (Zeitduplex) auf der Bandbreite 50 MHz an. Dies erlaubt eine Geschwindigkeit der Datenübertragung von bis zu 600 Mb/s. Für die Nutzer bedeutet dies eine neue Qualität des Internets.

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