Polen kauft 250 Abrams-Panzer für die Eiserne Division

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Das polnische Verteidigungsministerium hat jetzt einen Vertrag für die Lieferung von 250 amerikanischen Abrams-Panzern vom Typ M1A2 unterzeichnet. Mit einem Vertragswert von 4,75 Mrd. Dollar ist der Kauf der Abrams der teuerste Rüstungs-Einkauf in der Geschichte der polnischen Armee.
Vize-Premier und PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński hatte bereits im vergangenen Sommer den Kauf der Panzer angekündigt. Zu dem Zeitpunkt war allerdings noch nichts bestätigt. Langwierige Verhandlungen standen erst am Anfang. Der Krieg in der Ukraine hat nun alles beschleunigt. In dem finalen Akt hat jetzt Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak den Vertrag zu Lieferung von 250 Abrams-Panzer an die polnischen Streitkräfte unterzeichnet. ,,Die ersten 26 Panzer sollen noch dieses Jahr in Polen eintreffen, um mit der Schulung der Panzerbesatzungen zu beginnen. Ihre Aufgabe ist die Abschreckung eines eventuellen Aggressors“, sagte der polnische Verteidigungsminister bei der Vertragsunterzeichnung.
Bei den Abrams M1A2 für die polnischen Streitkräfte handelt es sich um die dritte Generation SEPv3. Erst 2018 in die Serien-Produktion gegangen, wurden sie vor zwei Jahren in den Dienst der amerikanischen Land-Streitkräfte gestellt. Ältere Versionen der Abrams hatten sich u.a. bei der Operation ,,Wüstensturm“ im Zweiten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre und bei späteren Einsätzen der US-Armee im Irak-Krieg und in Afghanistan bewährt. Die von Polen bestellten Abrams-Panzer wurden projektiert, ,,um den russischen Panzern der neuesten Generation entschieden die Stirn zu bieten“, ist der polnische Verteidigungsminister überzeugt.

Polnische Armee mit Abrams größte Panzerwaffe in Europa

Die polnische Armee verfügt gegenwärtig über 247 deutsche Leopard-Panzer, 352 veraltete
sowjetische Panzer T-72 sowie 232 PT-91-Panzer (modernisierter T 72). Mit den 250 amerikanischen M1A2 Abrams-Panzer wird die polnische Armee einen größeren Panzerbestand haben als die britischen und französischen Streitkräfte sowie die Bundeswehr. Nach Russland verfügt die polnische Armee dann über die
größte Panzerwaffe in Europa.
Bei polnischen Militär-Experten ist unumstritten, dass die Abrams hervorragende moderne Panzer sind. Einige Zweifel bleiben dennoch bestehen, ob eine starke Panzerwaffe noch ein Mittel der modernen Kriegsführung ist. Dies macht auch der Krieg in der Ukraine deutlich. Die russische Armee hat dort große Panzer-Verluste erlitten. Obwohl viele der russischen Panzer über ein Anti-Luftraketensystem verfügten, wurden sie ein leichtes Ziel für Drohnen und moderne Panzer-Abwehrraketen, die von einzelnen Schützen aus der Deckung abgeschossen werden.
Mit den Abrams-Panzern steht die polnische Armee jedoch auch vor der Herausforderung, den Bestand von drei verschiedenen Panzer-Typen im System zu warten und zu erhalten, was neben der Material-Logistik mit enormen Kosten verbunden ist. Zudem sind die Abrams-Panzer 70-Tonnen-Kolosse. Sie verbrauchen doppelt so viel Treibstoff wie der deutsche Leopard. Bereits im vergangenen Jahr hatte der ehemalige
General-Chef der polnischen Streitkräfte, Panzer-General Mirosław Róźański kritisch angemerkt, dass die Abrams Panzer nur wenig für polnische Bedingungen geeignet sind. Viele Brücken würden überhaupt nicht deren Gewicht standhalten. Dies betrifft insbesondere die Infrastruktur im Osten Polens, wo die 2018 von der PiS-Regierung reaktivierte ,,Eiserne Division“ mit den Abrams Panzern zum Schutz der östlichen Flanke Polen ausgerüstet wird.
Die mit den Beinamen ,,Eiserne Division” reaktivierte 18. Mechanisierte Division gilt in der polnischen Militärgeschichte als Elite-Einheit. Sie wurde nach der Wiedererlangung der nationalen Souveränität und Gründung der Zweiten Polnischen Republik 1919 aus Einheiten der Blauen Armee gebildet und im polnisch-ukrainischen Krieg beim Anschluss Ost-Galiziens an Polen erfolgreich eingesetzt.
Die Blaue Armee (benannt nach der Uniform-Farbe) rekrutierte sich im 1.Weltkrieg aus polnisch-amerikanischen Freiwilligen, die für die Unabhängigkeit Polens an der Westfront unter französischen Oberkommando kämpften.

© André Jański / infopol.PRESS