Aus deutschen Kartoffeln polnische Kartoffeln gemacht

Sie waren ohne Erde behaftet und sauber gewaschen und deshalb gerade verdächtig, polnische Kartoffeln zu sein. Tatsächlich stammten die bei Polens größter Discounter-Kette Biedronka verkauften Kartoffeln jedoch aus Deutschland.

Für die sich als Bauern-Organisation ausweisende Gemüse-Kartoffel-Union UWZ, die den Fall aufdeckte, war es ein Skandal. Die zum portugiesischen Handelskonzern Biedronka gehörende Discounter-Kette entschuldigte sich für die falsche Etikettierung. Bei wöchentlich 2 Mio. kg verkauften Kartoffeln sei dies nur ein bedauerlicher Weise vorkommender menschlicher Irrtum gewesen.

Die Wortführer der Bauernorganisation ließen dies nicht gelten und sprachen von einem ,,Krieg”. Biedronka schade den polnischen Bauern und betrüge den Verbraucher mit falschen Produkt-Kennzeichnungen. Um den Nachdruck zu verleihen, räumte die Bauern-Organisation in der ihr typischen Art und Weise in einem Markt der Discounter-Kette öffentlichkeitswirksam lecker und makelos aussehende Äpfel aus ausländischen Gefilden aus dem Verkaufs-Regal und ersetzte sie durch Äpfel von polnischen Bauern.

Dem Lebensmittel-Betrug durch falsche Herkunfts-Kennzeichnung hat sich auch die Handels-Inspektion und die Wettbewerbs-Behörde UOKiK angenommen. Nach deren jetzt vorgelegten Bericht ist er im polnischen Einzelhandel weit verbreitet. Von 96 kontrollierten Lebensmittel-Märkten war in jedem dritten Laden Lebensmittel mit falschen Herkunftsland etikettiert. Bei 61 Produkten war ein anderes Herkunftsland angegeben als aus den Dokumenten und den Sammel-Großverpackungen hervorging. So stammte vermeintlicher polnischer Sellerie aus den Niederlanden und polnischer Knoblauch aus Ägypten.

Etiketten-Schwindel im Handel weitverbreitet

Bei den Handelsketten, bei denen Lebensmittel mit falscher Herkunfts-Bezeichnung gefunden wurden, führt die Behörde u.a.die ausländischen Handelsketten Biedronka, Lidl/Kaufland, Aldi, Netto und Tesco auf. Nach Auffassung der Behörde nutzen die Handelsketten mit einer falschen Etikettierung das zunehmende Bewußtsein der Verbraucher aus, beim Einkauf polnischen Produkten den Vorrang zu geben. Dies sei eine Irreführung der Verbraucher, die gegen gesetzliche Regelungen verstoße. Die Behörde kündigte an, künftig verstärkte gegen den Etiketten-Schwindel im polnischen Handel mit der Verhängung von Geldstrafen vorzugehen.

Foto: PL-MVIA

Text: © infopol.press