Impfstoff-Produktion in Polen mit US-Hersteller Novavax

Das polnische Biotechnologie-Unternehmen Mabion S.A. hat mit dem US-amerikanischen Pharma-Hersteller Novavax einen Rahmenvertrag für einen Technologietransfer und die technische Proben-Produktion eines Impfstoffes gegen Covid-19 unterzeichnet. Wie der Hersteller aus Konstantynów Łódzki (westlich von Łódź) informiert, geht es dabei um die technische Serienproduktion des Antigen-Wirkstoffes, der Hauptbestandteil des Impfstoffes NVX-CoV2373 des US-amerikanischen Pharma-Konzerns ist. Noch im März werde man dazu mit der Testproduktion starten.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte im Februar für den Impfstoff von Novavax das sogenannte Rolling-Review-Verfahren eingeleitet. Mit einer Zulassung des Impfstoffes auf dem europäischen Markt wird im Mai gerechnet. In einer Phase-III-Studie zeigte der Impfstoff von Novavax mit der Bezeichnung NVX-CoV2373 eine Wirksamkeit von fast 90 Prozent. Der Impfstoff hat auch gegen die britische Coronavirus-Mutation und gegen die südafrikanische Variante des Virus eine Immunantwort gezeigt.
NVX-CoV2373 ist ein traditioneller Impfstoff auf Protein-Basis. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Grippe-Impfstoffe. Der Novavax-Impfstoff kann bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius bis zu sechs Monaten gelagert werden, was die Impf-Logistik im Vergleich zu anderen Vakzinen erheblich erleichtern würde.

Wenn die Tests positiv verlaufen und Novavax Grünes Licht gibt, werde Mabion in die Produktionsketten des US-Pharma-Herstellers Novavax integriert und den Wirkstoff für den Novavax-Impfstoff produzieren, teilte der Vorstand des polnischen Unternehmens in einer Video-Konferenz mit.

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Die Mabion S.A. ist eine 2007 von mehreren polnischen Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen gegründete Aktiengesellschaft, die an der Warschauer Börse notiert ist.

Mabion-Vorstandschef Dirk Kreder Foto: Mabion

In dem Unternehmen arbeiten international erfahrene Wissenschaftler und Manager. Vorstandsvorsitzender ist seit März vergangenen Jahres der Deutsche Dirk Kreder. Der aus Bayern stammende Kreder arbeitete in der Vergangenheit u.a. für Hoffmann-LaRoche und Novartis und besitzt große Erfahrungen in der Biotechnologie-und Pharmabranche sowie ein Kontakt-Netzwerk in Europa und den USA.

Das vorrangigste Projekt der Mabion S.A. war bisher die Einführung des Medikaments Mabion CD20 zur Therapie von Krebs- und Stoffwechselerkrankungen, für das bei der Europäischen Zulassungsbehörde EMA der Antrag auf Zulassung gestellt wurde.
Das Unternehmen hatte kürzlich seine langfristige Finanzierungsstrategie aktualisiert, die darauf ausgerichtet ist, den gesamten Kapitalbedarf des Unternehmens in den nächsten Jahren abzudecken und einen strategischen Investor zu gewinnen, der Mabion mit einer stabilen Finanzierung unterstützt. Das Unternehmen hat jetzt auch eine Finanz-Vereinbarung mit dem staatlichen Entwicklungsfonds PFR zum Ausbau seiner Produktionskapazitäten getroffen.

40 Mio. Złoty vom staatlichen Entwicklungsfonds

Für die Produktion des Corona-Impfstoffes in Polen will der Staat 40 Mio. Złoty beisteuern.
Die potenzielle finanzielle Förderung durch den Entwicklungsfonds erlaubt uns, u.a. durch den Kauf von neuen Bio-Reaktoren die Produktions-Kapazitäten von Mabion nahezu zu verdoppeln, erklärte dazu Mabion-Vorstandschef Dirk Kreder.
,,Dank der finanziellen Förderung durch den Staat bekommt die polnische Firma Mabion die Möglichkeit zur Produktion eines Impfstoffes gegen Covid-19“, hob Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in einer seiner typisch national verbrämten Erklärung hervor. Polen sei eines Länder in Europa, in denen am schnellsten die Impfungen gegen Covid-19 durchgeführt werden. ,,Der einzige Faktor, der uns beschränkt, ist die weiterhin nicht ausreichende Zahl an Impfstoffen.“ Deshalb werde seine Regierung alles daran setzen, sich von ausländischen Herstellern und den EU-Prozeduren unabhängig machen, ,,die sich als weniger wirkungsvoll erwiesen haben als unsere polnischen Lösungen“.
Die Nachricht vom Vertrags-Abschluss mit Novavax hat an der Warschauer Börse ein Kurs-Feuerwerk bei der Mabion-Aktie ausgelöst. Der Aktien-Kurs stieg sofort um 90 Prozent.

© André Jański / infopol.PRESS