Impf-Mobile: ,,Mit der Impfung in den Mai“

Die Ersten erschienen schon  3 Uhr in der Frühe. Einige von ihnen hatten Decken und Campingstühle mitgebracht.  Als am 1.Mai das  vor dem Wojewodschafts-Amt in Warschau aufgebaute mobile Impfzentrum öffnete,  standen bereits 1000 Personen in der Warteschlange. Eine ähnliche Situation bot sich auch in den anderen Impf-Mobilen , die die Regierung im Rahmen ihrer Impf-Aktion zu den Mai-Feiertagen aufbauen ließ. Traditionell werden die ersten Mai-Tage in Polen in Verbindung mit den Feiertagen (3.Mai -Tag der Verfassung) als ,,Majówka“ mit verstärkten Reise- und Ferienaktivitäten begangen. Anliegen der Regierung ist es, mit ihrer Impfmobile-Aktion einen aufklärerischen und motivierenden Gegenakzent zu setzen, mit dem der Schutz vor der Corona-Infektion durch Impfen auf breiter Basis  popularisiert werden soll. So kann sich jeder in den 16 Impf-Mobilen ohne Anmeldung  unabhängig von der Impf-Priorisierung, die in Polen bereits aufgelöst wurde, impfen lassen. Das Vorgehen orientiert sich dabei an positiven Erfahrungen  der Impfkampagnen ohne Impf-Bürokratie in den USA und Großbritannien.

Geimpft wird mit dem Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson, der bereits nach einer Impfung Schutz bietet. Den Impf-Mobilen sind allerdings Grenzen gesetzt. Es stehen nur jeweils 2500 Impf-Dosen zur Verfügung.  Für die Regierung hat die Aktion dennoch mehr als nur symbolischen Charakter. Vor dem Hintergrund jüngster Umfragen, wonach 40 Prozent der polnischen Bevölkerung einer Impfung skeptisch gegenüberstehen, will sie die Impfbereitschaft mobilisieren. So werden jetzt bereits die Jahrgänge ab 30 Jahren zur Impf-Registrierung aufgerufen, ab dem 9.Mai sollen dann die Zwanzigjährigen folgen.

Lebensmittelkonzern: 500 Złoty Impf-Prämie 

Im Mai soll dann auch die Impfung in den Unternehmen, in denen es mehr als 300 Impfwillige (plus ihren Familienangehörigen) gibt, beginnen. Der polnische Lebensmittelkonzern Maspex hat bereits zur Motivierung seiner Belegschaft die Zahlung einer Impf-Prämie in Höhe von 500 Złoty (rund 115 Euro) angekündigt. In eine ganz andere Richtung zum Abbau der Impf-Skepsis gehen dagegen Vorschläge von einigen Vertretern des Medizinischen Rates der Regierung. Sie schlagen vor, dass Impfverweigerer, die an Covid-19 erkranken, selbst die Kosten der Behandlung tragen sollen.  Das Gesundheits-Ministerium lehnt einen solchen Vorschlag momentan noch  ab. Auch die Ausstellung von  Ausweisen für Geimpfte , die den uneingeschränkten Zugang zu Hotels und Restaurant ermöglichen, werden von der Regierung grundsätzlich abgelehnt.

Die Zahl der Neu-Infektionen ist laut den von der Regierung vorgelegten Zahlen seit 10 Tagen kontinuierlich rückläufig. Am 2.Mai meldete das polnische Gesundheitsministerium  4612 Neu-Infektionen und  144 Todes-Fälle durch oder im Zusammenhang  mit Corona. In den Krankenhäusern werden noch 21 209 Patienten wegen Covid-19 behandelt. Auch hier ist die Zahl wie bei den Neu-Infektionen seit einer Woche kontinuierlich um ein Drittel zurückgegangen. Vor dem Hintergrund, dass Polen die höchste Sterblichkeitsrate in der Europäischen Union pro 100 000 Einwohner durch Covid-19 hat, äußern polnische Mediziner wie der Präsident der Ärzte-Kammer in Warschau allerdings  Zweifel an den von der Regierung vorgelegten Zahlen.

© André Jański / infopol. PRESS