Agrarminister auf der Flucht vor wütenden Bauern

Foto: kadr you tube / farmer .pl

Bei der Eröffnung der Internationalen Landwirtschafts-Messe im südpolnischen Kielce ist Polen Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk von Hunderten wütender Bauern bedrängt worden. Unter dem Schutz von Sicherheitspersonal und Polizei musste er aus der Messehalle in Sicherheit gebracht werden. Seit Monaten fordern die Bauern in Polen von ihrer Regierung und der EU entschiedene Maßnahmen gegen den Preisverfall ihrer Produkte infolge der Überschwemmung des Landes mit billigen ukrainischen Getreide.

Die Eröffnung der XXVIII. Internationalen Landwirtschaftsmesse mit Teilnehmern aus 15 Ländern lief diesmal anders ab als ihre Vorgänger-Veranstaltungen. Beim Eröffnungsrundgang durch die Messehallen sah sich Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, plötzlich von einer immer größer werdenden Menge von wütenden Bauern umringt, die ihn auspfiffen. Wie die Gelbwesten in Frankreich trugen sie gelbe Warnwesten mit der Aufschrift (in polnisch) ,,Betrogenes Dorf“. Lauthals ,,Judas“ skandierend“ bedrängten mehrere Hundert Bauern den Minister und seine Regierungsdelegation. Als es zu Rangeleien mit den Personenschützern kam, musste der Minister unter dem Schutz von Sicherheits-Personal und Polizei, verfolgt von den wütenden Bauern aus der Messehalle evakuiert werden.

Statt im Transit zu den Weltmärkten landet ukrainisches Getreide in Polen

Die Bauern haben die Nase voll von den Versprechungen der Regierung und der Ignoranz der EU-Instanzen gegenüber der Realität, sagte der Vertreter einer Bauern-Organisation aus der Grenzregion zur Ukraine, die den Protest organisierte, dem Informations-Portal für die Landwirtschaft Farmer.pl. Polen werde von ukrainischen Getreide überschwemmt. Anstatt über die polnischen Ostseehäfen auf die Weltmärkte nach Afrika und Asien ausgeführt, wird es auf dem Binnenmarkt verkauft, was zum einem massiven Preisverfall geführt habe. Dies wird auch durch die Daten der polnischen Landwirtschaftskammer für Getreide und Futtermittel bestätigt. Laut ihrem jüngsten Marktbericht wird Weizen für Konsumzwecke gegenwärtig in einer Preisspanne von nur noch 950 Złoty bis 1220 Złoty (~200 bis 260 Euro) pro Tonne gehandelt. Vor einem Jahr waren es noch 2000 Złoty pro Tonne. Einen ähnlichen Preisverfall gibt es bei Mais, Raps und anderen Getreidesorten. Laut amtlichen Angaben des polnischen Landwirtschaftsministeriums wurden im zurückliegenden Jahr 3,27 Mio. t Getreide nach Polen eingeführt, davon über 75 Prozent aus der Ukraine.
Im Vergleich zu den rund 35 Mio.t , die im vergangenen Jahr von polnischen Feldern geerntet wurden, erscheint dies nicht besonders viel. Die Preis-Unterschiede sind jedoch gewaltig. Im Unterschied zur ukrainischen Landwirtschaft haben die Bauern in der EU im Zusammenhang mit den erfüllenden hohen Qualitäts-Parametern und Sanitärvorschriften der EU sowie zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln viel höhere Kosten. Durch den durch das billige Getreide aus der Ukraine ausgelösten Preisverfall , der den Verkauf ihrer eigenen Produkte zu einem den Kosten angemessenen Preise nahezu unmöglich macht, fürchten viele Bauern jetzt um ihre Existenz.

Verplombung ukrainischer Getreide-Transporte

Seit Ende des vergangenen Jahres hat es immer wieder Gespräche und Verhandlungen zwischen den landwirtschaftlichen Interessenvertretungen und der Regierung ohne substanzielle Ergebnisse gegeben. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben die Bauern am 16. März begonnen, Grenzübergänge zur Ukraine zu blockieren. Wie ein Sprecher der ,,Solidarność der Kleinbauern“ (Solidarność) informierte, sei dies in Absprache mit den Bauernverbänden in der Slowakei, Rumänien und Ungarn erfolgt, damit Brüssel endlich die Realität zur Kenntnis nehme. Die gleichen Probleme, die die Bauern in Polen haben, treten auch in den anderen EU-Ländern auf, die an der Ukraine angrenzen.
Das polnische Landwirtschaftsministerium hatte selbst in Absprache mit dem ukrainischen Landwirtschaftsressort die Vereinbarung getroffen, dass ab 8.März alle Transporte von ukrainischen Getreide und Ölfrüchten auf dem Straßen- und Schienenweg im Transit durch Polen verplombt werden. Im Fall des Schienentransports ist der Frachtführer verpflichtet, die Zollplomben an jedem Zug-Waggon anzubringen. An dem polnisch-ukrainischen Grenzübergängen werden die Plomben von den Beamten der polnischen Finanz-Administration KAS, zu der der Zoll gehört, überprüft. Falls es keine Übereinstimmung zwischen dem deklarierten und dem faktischen Ort der Warenentladung gibt, wollen die ukrainischen Behörden Spediteure, die dies ermöglicht haben, vom weiteren grenzüberschreitenden Verkehr ausschließen. Insofern die Transporte verplombt sind, führen die polnischen Veterinärämter keine Kontrollen auf die Einhaltung der EU-Vorschriften für Agrarprodukte beim Transit ukrainischer Getreide-Exporte zu den polnischen Häfen oder in andere EU-Länder durch.

Forderung nach wirksamen EU-Mechanismen zu ukrainischen Einfuhren

 

Die Bauernverbände halten die Regelungen für wenig wirkungsvoll. Sie kritisieren insbesondere, dass die Verplombung der Getreide-Transporte auf ukrainischen Gebiet erfolgt und polnischen Behörden darauf überhaupt keine Kontrolle haben. Sie fordern, dass die gesamt Einfuhr und der Transit von ukrainischen Getreide-Lieferungen auf dem europäischen Binnenmarkt unter die Kontrolle der EU gestellt wird. Es müssen langfristig und dauerhafte wirkende Mechanismen zur Warenzufuhr aus der Ukraine ausgearbeitet werden, betonte der Sprecher der Solidarność KI.
Bislang sieht es danach nicht aus. Während die Bauern die Wiedereinführung der Verzollung fordern, hat die EU-Kommission schon die Absicht verkündet, den zollfreien Export aus der Ukraine in die EU um ein weiteres Jahr zu verlängern.

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Erste Entlassungswelle in FCA-Motorenfabrik von Stellantis

Fotos: Stellantis Pressematerialien

♦ Verbrenner-Autoverbot der EU fordert  Tribut

Die zum Stellantis-Konzern gehörende FCA-Motorenfabrik in Bielsko Biała hat sich mit den Gewerkschaften auf einen Sozialplan zum Beschäftigungsabbau geeinigt. Zunächst werden bis Juni 300 Mitarbeiter entlassen. Die Entlassungen werden den EU-Klimabeschlüssen und dem Verbrenner-Autoverbot ab 2035 begründet.

FCA Powertrain Poland gehört zum Stellantis-Konzern, dem Autohersteller von Fiat, Opel, Peugeot, Citroen und Alfa Romeo. Noch 2019 wurden in der Motoren-Fabrik von FCA Powertrain Poland in Bielsko Biała rund 264 000 Diesel- und Benzinmotoren produziert.
Seinerzeit waren in dem Werk 1200 Mitarbeiter beschäftigt. In dem Werk hat jetzt der Beschäftigungs-Abbau begonnen. Bis Juni werden zunächst 300 Mitarbeiter der gegenwärtig noch 800 Beschäftigten entlassen.
Gewerkschaften und Vorstand einigten sich auf einen Sozialplan. Für Mitarbeiter , die freiwillig ihren Arbeitsplatz verlassen, sind in Abhängigkeit von der Betriebszugehörigkeit Abfindungen in Höhe bis zu 24 Monatslöhnen vorgesehen.
Stellantis erklärt den Beschäftigungsabbau mit den stringenden Entscheidungen der EU zur Reduzierung der Schadstoff-Emissionen (Euro-7-Norm) und dem Beschluss des EU-Parlaments zum Verbrenner-Autoverbot ab dem Jahre 2035.
Die auf E-Autos fokussierte Politik der EU habe zu einem Rückgang der Bestellungen für Verbrenner-Motoren geführt. In der Konsequenz wird deshalb die Herstellung von Twin Air-Motoren für die Fiat-Modelle in Bielsko Biała eingestellt. Die Produktion der SDE- und GSE-Turbobenzinmotoren wird beschränkt. Die Produktionslinie für 1,3 Liter-Dieselmotoren soll nur noch bis 2025 in Betrieb bleiben. Was danach passiert und ob dann das Werk geschlossen wird, ist unbekannt.
Die FCA-Motorenfabrik war bisher der größte Arbeitgeber in der südpolnischen Stadt.

Produktionsbeginn für vollelektrifizierten Jeep Avenger 

Der Stellantis-Konzern hat erst Anfang Februar in seinem Werk im schlesischen Tychy (früher Fiat-Chrysler) die reguläre Produktion des Jeep Avenger aufgenommen. Das vollelektrifizierte Fahrzeug ist der erste Jeep, den der Autokonzern in Polen produziert. Beim Jeep Avenger handelt es sich um ein Fahrzeug aus dem B-Segment der SUV. Bei seiner Weltpremiere auf der Automesse in Paris war das Fahrzeug zum ,,Car of the year 2023″ gekürt worden.
In Tychy wurden bisher der Fiat 500 als Standard-Modell sowie das mit dem Fiat 500 verwandte Model Abarth 500 und der Lancia Ypsilon produziert.
Der Jeep Avenger ist das erste von drei neuen Elektro- und Hybrid-Modellen, die Stellantis in Tychy produzieren wird.

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Weiteres Papierwerk an der Oder im Aufbau

Der Papier-Hersteller Arctic Paper und der schwedische Zellulose-Produzent Rottneros AB haben vertraglich ein Joint venture für den Bau einer Papierfabrik in Kostrzyn an der Oder vereinbart. An dem am Grenzübergang nach Deutschland gelegenen Standort sollen ab Ende dieses Jahres Verpackungen aus geformter Zellulosefaser hergestellt werden.

Der Wert der Investition wird auf rund 240 Mio. Schwedische Kronen (~27 Mio. Euro) geschätzt. An dem Investitionsprojekt Kostrzyn Packaging sind Arctic Paper und Rottneros zu gleichen Teilen mit jeweils 50 Prozent beteiligt. Rottneros bringt in das gemeinsame Unternehmen seine Erfahrungen und Know how bei der Zellulose-Produktion und Herstellung von Verpackungen aus geformter Zellulosefaser ein. Arctic Paper mietet dagegen eine günstig in Kostrzyn nahe der Grenze zu Deutschland gelegene Produktionshalle an, liefert die Medien und sichert alle Leistungen ab, informiert Arctic Paper in einer Börsen-Mitteilung. Die Produktion soll bereits Ende dieses Jahres aufgenommen werden.

Größter Papier-Hersteller in Polen

Das an der Warschauer Börse notierte Unternehmen betreibt bereits seit 1993 (zunächst als Trebuk AB) in Kostrzyn eine Papierfabrik. Arctic Paper Kostrzyn ist die größte der drei Papierfabriken der Arctic Paper Group. In dem Werk werden hauptsächlich hochqualitative Grafikpapiere, u.a. für den Bücher-Druck, hergestellt. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von 315.000 Tonnen ist das Unternehmen der größte Papier-Hersteller in Polen. Über 70 Prozent der Produktion werden exportiert.
Bereits 2019 wurde in dem Betrieb an der Oder begonnen, Verpackungspapiere der Marke Munken Kraft für die Verpackungsindustrie herzustellen. Mit der jetzt mit Rottneros vereinbarten neuen Fabrik für die Herstellung von Verpackungen aus geformter Zellulosefaser folgt Arctic Paper dem sich bahnbrechenden Trend, Verpackungen aus Kunststoff und Plastik durch umweltfreundliche Werkstoffe zu ersetzen.

Verpackungen aus fossilfreien Faserzellstoffen

Fotos: Rottneros (2)

Verpackungen aus Faserzellstoffen sind zwar nichts Neues. Außer dem jeden Menschen bekannten Eierkarton ist jedoch seit Jahrzehnten im Handel bei den Verpackungen aus Faserzellstoffen nicht mehr viel hinzugekommen. Mit dem aufkommenden Thema ,,Nachhaltigkeit“ ändert sich dies jetzt. Beschleunigt wird es durch die Versorgungsprobleme bei Erdöl und Erdgas, der Rohstoff-Grundlage für alle Kunststoffe und ihre Anwendungen ist.
Die Produktion von Arctic Paper und Rottneros in Kostrzyn wird sich unter anderem auf Hochbarriere-Verpackungen mit verlängerter Haltbarkeit für Lebensmittel konzentrieren, Geplant sind aber auch Verpackungen mit einfacheren funktionalen Anforderungen.
Das Rohmaterial besteht aus Zellstoff von Rottneros . Neben seinen zwei Zellstoff-Fabriken in Schweden produziert der Zellstoff-Hersteller in seinem Werk in Sunne nach einer von ihm entwickelten Technologie bereits fossilfreie Verpackungs-Schalen aus geformter Zellulosefaser.

Produktionskapazität von 80 Mio. Verpackungseinheiten

Im Vergleich zum schwedischen Werk wird die Produktion im polnischen Küstrin deutlich höher ausfallen. Geplant ist eine Produktionskapazität von rund 80 Mio. Verpackungseinheiten pro Jahr. Für Lennard Eberleh, CEO von Rottneros AB ist das gemeinsame Projekt mit Arctic Paper Kostrzyn ein ,,Meilenstein,, um zu zeigen, dass die von uns in Sunne entwickelte Technologie auch im industriellen Maßstab funktioniert“.
Der schwedische Zellulose-Hersteller gehört seit 2012 zur Firmengruppe Arctic Paper. Deren Hauptaktionär ist die schwedische Nemus Holding AB.
Kostrzyn ist einer der wenigen Industriestandorte beiderseits des deutsch-polnischen Grenzverlaufs. Abseits von den Tankstellen, Basar und Handelsobjekten, die im Fokus deutscher Einkaufstouristen stehen, haben neben Arctic Paper über 20 internationale und nationale Unternehmen in der Sonderwirtschaftszone nördlich der Stadt ihre Produktionsstätten aufgeschlagen.

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Polnisches E-Auto auf chinesischer Plattform

Izera Foto: EMP

 

Das erste geplante E-Auto aus polnischer Produktion wird auf einer chinesischen Fahrzeug-Plattform aufgebaut. Das Unternehmen ElectroMobilityPoland (EMP) hat dazu mit dem chinesischen Automobilkonzern Geely Holding einen Lizenz-Vertrag unterzeichnet.

Ein polnisches E-Auto in eigener Produktion. Diesen Wunsch der nationalkonservativen PiS-Regierung folgend, wurde 2016 die Projekt-Gesellschaft ElectroMobilityPoland (EMP) gegründet. 2020 wurde dann die polnische Automarke Izera mit zwei Concept-Cars – einen SUV und eine Kombilimousine (Hatchback) –präsentiert. Seinerzeit wurde noch das Jahr 2023 als Produktionsbeginn verkündet. Das beginnt in knapp sechs Wochen und es sind noch nicht einmal die Fundamente für den Fabrik-Bau gegossen.
Nach zweijährigen Verzögerung und Stillstand hat sich die ElectroMobilityPoland nun den chinesischen Automobilkonzern Geely als strategischen Partner ins Boot geholt. Auf der Grundlage eines jetzt abgeschlossenen Lizenzvertrages werden die polnischen Elektrofahrzeuge der Marke Izera auf der Grundlage der SAE-Plattform (SAE – Sustainable Experience Architecture) des chinesischen Automobilkonzerns gebaut.

Spezielle Architektur für Elektrofahrzeuge

Geely-Plattform Foto: Geely Holding

Die SAE ist eine von der Geely Holding entwickelte reine Elektrofahrzeug-Architektur. Wie der chinesische Automobil-Hersteller mitteilt, ist sie von Kleinfahrzeugen des A-Segments bis hin zu E-Segment- und größeren Nutzfahrzeugen hochgradig skalierbar ist,. Nach Angaben von Geely bietet die Plattform ein umfassendes Software-Framework, das die Softwareentwicklung für Partner reduziert, und einen Radstand, der je nach Bedarf von 1800 mm auf 3300 mm erweitert werden kann-
Nachdem der chinesische Automobil-Hersteller mit der Marken Zeekr und dem neuen Smart bereits mit der Auslieferung von SEA-basierten Fahrzeugen an Endnutzer begonnen hat, ist ElectroMobilityPoland das erste Unternehmen außerhalb der chinesischen Unternehmensgruppe, das die SAE-Technologie für seine Izera-Modelle nutzen wird.

Die sich in Privatbesitz von Li Shufu befindende Geely-Holding gehört zu den größten Automobil-Herstellern in China mit zahlreichen Automarken. In Europa und den USA ist Geely als reine Automarke bei den Autofahrern kaum bekannt. Dabei ist Geely der größte Einzelaktionär von Mercedes Benz in Stuttgart mit 9,7 Prozent der Aktien. Zu Geely gehört u.a. auch der schwedische Automobilhersteller Volvo Cars. Geely ist schon längst ein Global Player in der Automobilindustrie. Erst vor einigen Tagen hat die Renault Group die Schaffung eines 50:50- Unternehmens mit dem chinesischen Automobilkonzern zur gemeinsamen Entwicklung von thermischen und hybriden Antriebstechnologien bekanntgegeben.
Der chinesische Autokonzern hat im vergangenen Jahr mehr als 2,2 Mio. Autos verkauft. Davon entfiel rund ein Drittel auf den weltweiten Absatz von Volvo Cars.

Von den drei geplanten Elektro-Fahrzeugmodellen für die polnische Izera-Marke soll der SUV als erstes auf die chinesische SAE-Plattform aufgebaut werden.
Für die Produktion ist der Bau einer Autofabrik im schlesischen Jaworzno geplant.
Die Finanzierung der Investition, die nach EMP-Angaben mehr als 1 Mrd. Euro kosten soll, ist noch nicht gesichert.
Eigentümer der Gesellschaft ElectroMobilityPoland (EMP) ist der polnische Staat, der im vergangenen Jahr mit der Übernahme von neuen EMP-Aktien im Wert von 250 Mio. Zloty 82,70 Prozent der Anteile an der EMP besitzt. Die anderen Anteile entfallen auf die vier polnischen Energiekonzerne PGE, Tauron, Enea und Energa, die allesamt vom Staat kontrolliert werden. Nach Angaben von EMP-Geschäftsführer Piotr Zaremba wird der Staat im weiteren Verlauf nicht die Finanzierung der Investition übernehmen.

Vereinbarung mit Industrie- und Anlagenbauer Dürr

Die Serienproduktion soll 2026 aufgenommen werden. Dabei sind 2400 neue Arbeitsplätze geplant
Mit der Bauprojektierung des geplanten Fabrik in Jaworzno hat SMP das polnische Unternehmen Prochem beauftragt. Die Projektierung und Lieferung der Produktionslinien, insbesondere der Lackier- und Montage-Anlagen, wird ein Partner aus der Unternehmensgruppe des deutschen Industrie- und Anlagenbauers Dürr übernehmen, teilte SMP mit. Ein eigenes Karosseriepresswerk für die Autofabrik ist nicht geplant. Allerdings sollen 60 Prozent der Auto-Komponenten von einheimischen Zulieferern kommen.
In den sozialen Medien hat die Bekanntmachung der Vereinbarung mit Geely einen Shitstorm ausgelöst. Der Izera sei kein polnisches Elektrofahrzeug, sondern n nur ein ,,Chinesisches Produkt mit polnischen Aufkleber“ , lautet der Vorwurf.

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Superfood Kimchi künftig aus ,,Polens Kraut-Hauptstadt“

 

Nabak Kimchi Foto: Flickr (unter CC BY-NC-ND 2.0)

Das Superfood Kimchi für den europäischen Verbraucher kommt künftig aus Polen. Für die Herstellung des koreanischen Nationalgerichts will der südkoreanische Konzern Daesang 11 Mrd. Dollar in den Bau einer Fabrik in Kraków investieren.

Kimchi gehört seit Jahrhunderten zum National-Heiligtum der koreanischen Küche. Für seine Herstellung werden verschiedene Gemüsearten zusammen mit Gewürzen einer Milchsäurefermentation ausgesetzt. Am bekanntesten ist die Herstellung mit Chinakohl, Rettich, Frühlingszwiebeln und Gurken. Das traditionelle koreanische Gericht hat inzwischen auch außerhalb von Asien Einzug in die internationale Küche gehalten. Kimchi ist besonders auf den Speiseplan von von Profi-Sportlern, Models und Promis zu finden, was auf die gesunde Wirkung und Heilkraft des fermentierten Produkts zurückzuführen ist.
Die zunehmende Beliebtheit von Kimchi im Westen spiegelt sich auch in den Exportzahlen wird. So hat der Lebensmittel-Hersteller Daesang als größter Kimchi-Produzent in Südkorea in den vergangenen fünf Jahren jährlich seinen Export nach Europa um über 20 Prozent gesteigert. Schwerpunkt waren dabei Großbritannien und die Niederlande. Der Konzern-Vorstand hat daher entschieden, außerhalb von Asien nach den USA auch eine erste Fabrik für die Kimchi-Produktion in Europa aufzubauen. Dass die Entscheidung dabei auf Polen fiel, ist kein Zufall. Polen hat in diesem Jahr mit Milliarden-Aufträgen zur Ausrüstung seiner Armee mit koreanischen Kampfflugzeugen, 1000 K2-Panzern und Hunderten von Artillerie-Systemen sowie einer vertraglichen Vereinbarung zum Bau eines Kernkraftwerkes mit koreanischer Atom-Technologie unweit von Poznań Südkorea zum neuen strategischen Partner gemacht. Für den koreanischen Lebensmittelkonzern Daesang dürfte bei seiner Entscheidung auch eine Rolle gespielt haben, dass Polen der größte Kohl-Produzent in Europa ist. Insbesondere ist es der Weißkohl, der für die polnischen Küchenklassiker Bigos und Gołąbki (Krautrouladen mit oder ohne Hackfleisch) unentbehrlich ist.

,,Kraut-Hauptstadt Polens“ mit eigenen Museum

„Heute ist ein großer Tag! Wir haben eine Vereinbarung mit der Daesang Corporation in Seoul über den Bau der ersten Kimchi-Fabrik in Polen unterzeichnet“, hat jetzt das polnische Unternehmen Charsznickie Pola Natury (ChPN) vermeldet. Die Vereinbarung beinhaltet die Gründung eines Joint Ventures, dessen Anteile zu 76 Prozent vom koreanischen Kimchi-Hersteller und zu 24 Prozent vom polnischen Bio-Produzenten gehalten werden. Ziel des Joint Ventures ist der Bau einer ersten Kimchi-Fabrik in Europa.
Das Unternehmen Charsznickie Pola Natury bietet sich dabei für den koreanischen Lebensmittelkonzern als idealer Partner an. ,,Charsznickie Pola Natury „ heißt übersetzt so viel wie ,,Natur-Felder von Charsznica“. Die gleichnamige Land-Gemeinde nördlich von Kraków nimmt für sich den Titel in Anspruch, ,,Kraut-Hauptstadt Polens“ zu sein. Jedes Jahr im September finden dort die ,,Kraut-Tage“ statt. Wie bei der Wahl der ,,Wein-Königin“ in den traditionellen Weinanbau-Regionen wird dort dann das ,,Kraut-Königspaar“ gekürt. Der Ort hat sogar ein Kohl-Museum, das wohl einzige in der Welt.

11 Millionen Dollar in erste europäische Kimchi-Fabrik

Auf den Feldern rund um den Ort baut das Unternehmen ChPN auf 2500 Hektar Weißkohl an. Das entspricht etwa 10 Prozent der gesamten polnischen Kohl-Anbaufläche. Verarbeitet wird er neben zahlreichen Kraut-Salatsorten in der Region vor allem zu Sauerkraut. Das Unternehmen ChPN hat nicht nur Erfahrungen mit der Fermentierung einheimischen Gemüses. Es produziert auch das aus Asien stammenden fermentierte Teegetränk Kombucha nach Original-Rezepturen in verschiedenen Geschmacks-Richtungen. Aus diesem Sortiment hebt sich ,,Kombucha Karate Kurashikku“ heraus.
Der Ort mit dem für die deutsche Zunge schwierig auszusprechenden Namen wird auch der Standort für die erste europäische Kimchi-Fabrik in Polen sein. Der koreanische Konzern Daesang wird fast 11 Millionen US-Dollar in die Fabrik investieren. 2024 soll sie eröffnet werden. Jährlich bis zu 3 000 Tonnen Kimchi sollen dort dann unter der Marke Jongga produziert werden. Daesang und ChPN wollen die beliebten koreanischen Beilagen dann über die großen Handelsketten wie Carrefour oder Lidl Deutschland in ganz Europa vertreiben.
Nach den Aufbau einer Kimchi-Fabrik in den USA sei das Joint-venture mit ChPN zum Aufbau einer Fabrik in Polen ein weiterer Versuch, ,,Kimchi weltweit zu globalisieren“, sagte Lim Jung-bae, CEO von Daesang gegenüber dem ,,Korea Herald“.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

200 000. Lkw aus dem MAN-Werk in Polen

Foto: MAN

Im MAN-Werk in Niepołomice bei Kraków ist der 200 000 Lastwagen vom Band gerollt. Nach Abschluss des gegenwärtigen Betriebs-Ausbaus wird MAN am polnischen Standort seine gesamte LKW-Palette von leichten bis schweren Lastwagen produzieren.

Der zum VW-Konzern gehörende Nutzfahrzeug-Hersteller produziert an dem Standort östlich von Kraków seit 2007 Lkw der Baureihen TGX für den Fernverkehr sowie TGS (Baustellen-Einsatz mit einem Gesamtgewicht von über 16 Tonnen. Diese werden als 2, 3 und 4-Achser in verschiedenen Konfigurationen montiert, z.B. als Sattelzugmaschinen, Fahrzeuge für Aufbauten-Hersteller oder Allradfahrzeuge.
Mit einer roten Fahrerkabine ist jetzt ein MAN TGX der neuen Generation als 200 000 Fahrzeug seit Produktionsbeginn des Montagewerks ausgeliefert worden.

Im Zuge der Produktionsverlagerung und der Aufgabe des MAN-Werkes Steyr in Österreich wird der polnische Standort gegenwärtig zur größten Fabrik innerhalb der MAN-Gruppe ausgebaut.
Die Investition im Wert von über 130 Mio. Euro, für die MAN bereits im vergangenen Jahr einen polnischen Förderbescheid in Form von Steuererleichterungen erhalten hatte, umfasst u.a. eine neue Halle für Fahrzeug-Kabinen und den Aufbau eines Zentrums für die Lkw-Modifizierung.

Bis zu 1500 neue Arbeitsplätze

Mit dem Ausbau ist eine Erweiterung des Betriebsgeländes um ein Drittel auf rund 41 Hektar verbunden. Allein die Halle für Fahrzeug-Kabinen, in der künftig zwei Drittel aller Fahrzeugkabinen des gesamten Konzerns produziert werden, nimmt eine Fläche von 26 000 m² ein. Mit der Betriebserweiterung ist die Schaffung von 1500 neuen Arbeitsplätzen verbunden. Nach Angaben des Unternehmens sollen künftig in dem Werk bei Kraków täglich 300 Lkw im Dreischicht-System produziert werden.
MAN produziert bereits seit Anfang der 90er Jahre in Polen, zunächst in Sądy bei Poznań, wo u.a. die Endmontage von Stadt-Bussen erfolgte und Bus-Chassis hergestellt wurden. Der Betrieb wurde 2015 geschlossen und die Produktion an dem zweiten polnischen MAN-Produktionsstandort im südpolnischen Starachowice verlagert. Die Produktionszahlen an MAN-Bussen für den öffentlichen Nahverkehr hat seitdem bereits die Marke von über 20 000 Fahrzeugen überschritten.
Seit 2016 werden in dem VW-Werk in Września bei Poznań auch der Kleintransporter MAN TGE produziert. Bei dem MAN TGE handelt es sich um die baugleiche Version des VW Crafters der zweiten Generation, der ausschließlich in Polen hergestellt wird.

© André Jański / infopol.PRESS

Rekord-Gaspreise stoppen Bierproduktion in Polen

Foto: PL-Agentur

Die Bierproduzenten in Polen haben wegen der eingeschränkten Versorgung mit Kohlendioxid vor erheblichen Produktionskürzungen gewarnt. Der Mangel an Kohlendioxid und Trockeneis trifft auch mit voller Wucht die Fleischindustrie und Groß-Molkereien. Zurückzuführen ist er auf das Herunterfahren der Produktion in den beiden vom Staat kontrollierten Chemie-Unternehmen Azoty und Anwill in Folge der hohen Erdgaspreise.

Kohlendioxid wird seit Jahren in der Öffentlichkeit als schädlich wahrgenommen. In der modernen Lebensmittelindustrie ist Co2 jedoch als Schutzgas oder in Form von Trockeneis unverzichtbar. So auch in der Brau-Industrie.
Die Carlsberg-Brauerei in Polen hat als erstes Unternehmen Alarm geschlagen. Die Vorräte an Kohlendioxid reichen nur noch für einige Tage aus. Wenn die Regierung in Warschau nicht sofort etwas unternehme, werde man in den nächsten Tagen die Produktion in den drei polnischen Carlsberg-Brauereien herunterfahren.
Die dänische Brauerei gehört mit dem japanischen Brauerei-Konzern Asahi (Kompania Piwowarska / Lech u.a.) und Heinecken (u.a. Żywiec) zu den drei größten Bierproduzenten in Polen, die weit über 85 Prozent des gesamten polnischen Biermarktes beherrschen.
Nach Angaben des polnischen Brauereiverbandes ist die gesamte Branche vom Co2-Engpass betroffen. Kohlendioxid wird im Brau-Prozess und insbesondere beim Abfüllen der Flaschen eingesetzt, um einen Kontakt des Biers mit Sauerstoff zu verhindern. Andernfalls würde das Bier verderben.

Ammoniak-Produktion auf 10 Prozent heruntergefahren

Der Einbruch des polnischen Versorgungsmarktes bei Kohlendioxid ist eine Folge des plötzlich angekündigten Stopps von Produktionslinien bzw. drastischen Produktionskürzungen bei den beiden vom Staat kontrollierten Unternehmen Azoty Gruppe und Anwill, einen Tochterunternehmen des polnischen Mineralölkonzerns PKN Orlen. Die Unternehmen begründen die drastischen Produktionseinschränkungen mit den Rekord-Preisen bei Erdgas. Bei Düngemitteln, ihrer Haupt-Produktgruppe, machen diese 80 Prozent ihrer Produktionskosten aus. Flüssiges CO2 fällt dabei als Nebenprodukt der Ammoniak-Erzeugung für Düngemittel an. Laut Mitteilung der Azoty-Gruppe wurden in deren Werken die Ammoniak-Produktion auf 10 Prozent der Produktionskapazitäten heruntergefahren. Auch bei Anwill wurde die Produktion minimalisiert.
Dies hat einen Domino-Effekt ausgelöst. Nicht nur in der Brau-Industrie. Auch in anderen Industrie-Bereichen, insbesondere in der Lebensmittel-Industrie wie den Molkereien oder der Backwarenindustrie. Für jede Lebensmittelverpackung im Einzelhandel mit der Aufschrift unter Schutzatmosphäre verpackt wird ein Schutzgas-Gemisch verwendet, das meist auch Kohlendioxid enthält.

Fleischindustrie ohne Trockeneis

,,Das Bier ist noch das geringste Problem“, sagte der Präsident des Verband der Fleischindustrie Choiński dem polnischen BusinessInsider. Die polnischen Fleischbetriebe haben Co2—Vorräte nur noch für knapp eine Woche.
In der Fleischindustrie ist Kohlenstoffdioxid in fester Form, also Trockeneis, ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Zerlegung des geschlachteten Viehs und der weiteren Fleischverarbeitung. Wenn die Regierung nicht sofort etwas unternimmt, dann werden nach Einschätzung des Verbands-Präsidenten 80 bis 90 Prozent der Schweine- und Geflügelschlachtung in Polen zum Stillstand kommen. Die Folge wären nicht nur höhere Preise für Fleischverarbeitungsprodukte im Handel. Dies wäre noch das kleinere Übel. Viel schlimmer wäre, dass die Produkte dann nicht mehr in den Super- und Discountermärkten verfügbar sind.

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Produktions-Start für Glas, das Strom erzeugt

Foto: ML System

Das polnische Unternehmen ML System hat eine Produktionslinie für Quantenbeschichtetes Glas in Betrieb genommen, das aus Sonnenlicht elektrischen Strom erzeugt. Wie das Unternehmen betont, ist es weltweit die erste Produktionslinie dieser Art.

Bei dem als Q-Glas bezeichneten Produkt handelt es sich um ein scheinbar gewöhnliches Glas, das neben seiner grundlegenden Funktion, Wärme und Lärm zu isolieren, auch elektrische Energie erzeugt. Dies wird möglich gemacht durch seine Quanten-Beschichtung. Bei den Quantenpunkten handelt es sich um für das menschliche Auge nicht sichtbaren kleinen Halbleitern in der Größe von wenigen Nanometern. Das Q-Glas wirkt dadurch wie ein Filter, der Lichtstrahlen in der sichtbaren Länge durchlässt und uv- und Infrarotstrahlen in Elektrizität umwandelt.
ML-System hat bereits solche Glasscheiben in der Hausfassade eines Touristenzentrums in Norwegen und im eigenen Firmengebäude installiert. Darüber hinaus hat das Unternehmen nach eigenen Angaben auch schon Partnerschaftsverträge mit Pilkington und Guardian Glass unterzeichnet
Mit der Aufnahme der Produktion von voll transparenten Glas mit Quantenbeschichtung bringt sich ML-System in idealer Weise in die Bedürfnisse und Anforderungen des Marktes ein, sagte Vorstandschef Dawid Cycon bei der Inbetriebnahme mit Verweis auf die EU-Direktive für Niedrigstenergie-Gebäude (NZEB), die einen sehr geringen Energiebedarf für Gebäude bei gleichzeitiger Nutzung Erneuerbarer Energien vorgibt. Besonders bei Investoren aus skandinavischen Ländern bestehe ein großes Interesse an innovativen BIPV-Lösungen für Fassadengläser (BIPV – building integrated photovoltaiks).
Die Jahreskapazität der von ML-System in Betrieb genommenen Produktionslinie ist zunächst auf 60 000 m² Glas ausgelegt. Das Unternehmen plant im Rahmen seines Investitionsprogrammes ,,Neue Quanten-Ära“ bis 2023 seine jährliche Produktionskapazität im Rahmen von drei Produktionslinien auf rund 200 000 m² zu erhöhen. Nach Angaben des ML-Vorstandes ist auch die Einführung von aktiven Scheiben mit Quantenbeschichtung für die Automobil-Industrie möglich.

ML-System ist ein seit 2018 an der Warschauer Börse notiertes Privatunternehmen mit Sitz in Zacziernie (bei Rzeszów).

© André Jański / infopol.PRESS

Letzter Opel aus Polen – Pkw-Produktion in Gliwice eingestellt

Foto: PSA

Nach knapp einem Vierteljahrhundert ist heute der letzte Opel Astra in Gliwice vom Band gerollt. Damit wird die Pkw-Produktion in der polnischen Opel-Fabrik eingestellt. Ab kommenden Frühjahr wird an dem jetzt zum Stellantis-Automobilkonzern gehörenden Produktionsstandort die serienmäßige Produktion von Kleintransportern aufgenommen.
Es war ein roter Astra der fünften Generation, der als letztes Fahrzeug vom Band rollte, bevor die Produktionslinie endgültig abgeschalten wurde. Damit endet ein Kapitel der Autoproduktion an dem oberschlesischen Standort.
Angefangen hatte es im August 1998. In Polen wurden seinerzeit die ersten Sonderwirtschaftszonen gegründet, die internationale Investoren mit Steuervorteilen zur Ansiedlung lockten. Der GM-Konzern griff zu und baute in Gliwice, das zur Sonderwirtschaftszone Katowice gehörte, das seinerzeit modernste Opel-Werk im Konzernverbund. Die Opel-Fabrik in Gliwice war damals eine der größten und wichtigsten Investitionen in Schlesien, die zahlreiche internationale Investoren nach sich zog.
Seitdem wurden in dem Werk 2,775 Mio. Pkw verschiedener Fahrzeug-Modelle hergestellt. Das Flaggschiff war dabei der Opel-Astra, der dort in fünf fortlaufenden Generationen produziert wurde. Insgesamt wurden in dem Opel-Werk rund 1,814 Mio. Opel Astra hergestellt. Weit über 90 Prozent der Fahrzeuge blieben nicht in Polen, sondern wurden in alle Welt exportiert.
Der Höhepunkt der Produktion in Gliwice war das Jahr 2016, als über 200 000 Pkw im Opel-Werk Gliwice hergestellt wurden. Seitdem ging es kontinuierlich bergab, von 90 000 im vergangenen Jahr auf rund 25 000 in diesem Jahr. Mit dem letzten roten Astra sind es nach Werksangaben genau 25 213. Bereits im vergangenen Jahr hatte der französische Autokonzern PSA, zu dem Opel gehört, bereits vor der Fusion mit FCA (Fiat-Chrysler) zum Automobilkonzern Stellantis entschieden, dass der Opel Astra der sechsten Generation nur noch in Deutschland produziert wird.

Beginn einer neuen Ära am Standort Gliwice

Testproduktion des Transporters Peugeot Boxer in Gliwice Foto: Stellantis

Damit gehen am Automobil-Standort Gliwice aber nicht die Lichter aus. Gleich neben der Opel-Fabrik wurde ein neues Werk gebaut, in dem für den Fahrzeug-Standort ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Ab dem kommenden Jahr werden dort Transporter in verschiedenen Modell-Varianten, Höhen und Längen auf einer Plattform gebaut. Dazu gehören der Peugeot Boxer, Citroen Jumper, Fiat Ducato und der Opel Movano.
Bereits in diesem Sommer wurde eine erste Testproduktion durchgeführt.

Mit der Aufnahme der Serienproduktion im Frühjahr sind nach Angaben von Stellantis im kommenden Jahr 40 000 bis 50 000 Lieferwagen geplant. Nach Erreichen der vollen Produktionskapazität soll dann die Produktion verdoppelt werden. Die Produktion von Fahrzeugen mit Elektro-Antrieb in Gliwice soll dabei ein wesentliches Element bei der Elektrifizierung der Lieferfahrzeug-Palette des Stellantis-Konzerns werden.
Für die Mitarbeiter des Opelwerks sei damit in den nächsten Jahren eine stabile-Arbeitsplatz-Perspektive gesichert, heißt es in einer Mitteilung des Automobil-Konzerns.

© André Janski / infopol.PRESS

PepsiCo investiert 1 Mrd. Złoty in neue polnische Chips-Fabrik

Der US-amerikanische Getränke- und Nahrungsmittelhersteller PepsiCo wird 1 Mrd. Złoty (~225 Mio. Euro) in den Bau einer neuen Fabrik für die Snack-Herstellung in Polen investieren. In der unweit von Breslau (Wrocław) gelegenen niederschlesischen Ortschaft Święte wurde dafür jetzt der Grundstein gelegt.
Der Betrieb auf einer Fläche von 30 Hektar wird der fünfte Produktionsstandort von PepsiCo in Polen und zugleich der größte Betrieb des Konzerns in Europa werden. Seine Inbetriebnahme ist zum Jahreswechsel 2022/2023 geplant. Durch die Investition werden 450 neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen. PepsiCo beschäftigt gegenwärtig an seinen vier Produktionsstandorten in Polen, von denen der gesamte europäische Markt beliefert wird, insgesamt 3600 Arbeitskräfte.
Neben seinen bekannten Knabbergebäck-Marken, darunter u.a. Lay’s-Kartoffelchips, die in Polen auch für den deutschen Markt produziert werden, soll in dem neuen Werk nach seiner Fertigstellung auch Doritos Tortilla-Chips hergestellt werden. Die Agrar-Produkte für die Snack-Herstellung werden von polnischen Bauern im Rahmen des von PepsiCo in den 90er Jahren initiierten Agrarprogramms geliefert. Gegenwärtig arbeitet der Konzern mit 80 Landwirtschaftsbetrieben in Polen direkt zusammen, die jährlich über 230 000 t Kartoffeln für die Chips und extrudierte Snacks liefern. Nach Angaben des Konzern wird diese Menge nach Inbetriebnahme des neuen Werkes um 60 000 t bis zum Jahre 2023 steigen. Zusätzlich will PepsiCo für die Herstellung seiner Doritos Tortilla-Chips bis 2027 Mais-Produzenten für die Lieferung von jährlich 30 000 t Mais unter Vertrag nehmen.
Die an dem neuen Produktionsstandort hergestellten Snacks werden nicht nur allein in Polen, sondern vor allem in 20 Ländern Europas vertrieben.

Erklärung der Regierungschefs im Kontrast zur Realität

An der Grundsteinlegung nahm auch Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (PiS) teil, der die Investition von PepsiCo als Beweis für das Vertrauen amerikanischer Investoren in Polen interpretierte. ,,Wir schaffen das weltweit bestmöglichste Klima für Investoren“, lobte Morawiecki seine Regierung und die PiS-Partei. Diese Behauptung steht im scharfen Kontrast zu der national und international geübten Kritik an der von der nationalkonservativen PiS-Partei initiierten Gesetznovelle zum Mediengesetz, die weitverbreitet in Polen nur noch als Lex TVN bezeichnet wird, weil sie auf die Ausschaltung des populären privaten Nachrichten-Fernsehsenders TVN24 gerichtet ist. Dessen Eigentümer ist der amerikanische Medienkonzern Discovery.
Nach der Abstimmung des Sejms zur Annahme des Gesetzes Anfang August hatten Mitglieder des US-Repräsentantenhaus die polnische Führung in einer gemeinsamen -Erklärung aufgefordert, freie und unabhängige Medien sowie den Schutz amerikanischer Investitionen in Polen zu gewährleisten. Auch US-Aussenminister Antony Blinken hatte gewarnt, dass mit der Verabschiedung des Gesetzes die Medien-Freiheit verletzt und das Investitionsklima in Polen geschädigt wird.
Der Gesetzentwurf wird gegenwärtig vom Senat , der zweiten Kammer des polnischen Parlaments, verhandelt. 52 Senatoren, das ist die Mehrheit in der Kammer, haben eine Erklärung abgegeben, dass die Gesetz-Novelle, insofern sie in Kraft tritt, ,,dramatisch die Beziehungen zu den USA verschlechtern wird“.

© André Jański / infopol.PRESS