Fast-Fashion-Riese Shein errichtet Vertriebszentrum bei Breslau

Im Zuge seiner Expansion in Europa errichtet der weltgrößte Modehändler Shein bei Breslau (Wrocław) ein Vertriebszentrum. Das Lagerhaus soll noch vor Ostern seinen Betrieb aufnehmen.

Kaum ist der eine chinesische E-commerce-Gigant gegangen, kommt schon der nächste nach Polen. Es ist gerade mal einige Wochen her, da die E-Commerce-Plattform Shopee nach 18 Monaten rasanter Entwicklung zum zweitgrößten polnischen Online-Verkaufsportal wieder ihren Rückzug aus Polen vermeldet, da schlägt schon der nächste chinesische Online-Riese auf. Diesmal ist es der in Singapur registrierte chinesische Modehändler Shein. Laut Money co. uk die populärste Modemarke in 113 Ländern. Der bisherige globale Marktführer Zara wurde damit auf den zweiten Platz verdrängt.

55 000 m² im Panattoni Wrocław South Hub

Shein hat jetzt 55 000 Quadratmeter im Panattoni Wrocław South Hub gemietet. Das riesige Logistikzentrum befindet in Magnice, einige Kilometer südlich von Breslau (Wrocław) nahe der Autobahn A-4, die in westlicher Richtung nach Deutschland führt. Von hier sind es nur zwei Stunden bis Deutschland. Nach Angaben des internationalen Entwicklers von Industrie-Immobilien Panattoni wird der internationale Fashion-Riese Shein noch vor Ostern in Breslau seine Tätigkeit aufnehmen. 2000 Arbeitskräfte sollen in dem Vertriebszentrum von Shein beschäftigt werden, in dessen Nachbarschaft sich auch ein Logistikcenter von Amazon befindet.
Mit seinem Vertriebszentrum in Breslau will Shein die Lieferzeiten für seine Kunden, insbesondere in Deutschland und Westeuropa, verkürzen.

Nearshoring – Näher an den Endverbraucher

Laut den Prognosen wird sich der e-Commerce-Wert für die Fashion-Branche in Europa von rund 250 Mrd. Dollar auf knapp 400 Mrd. Dollar bis 2025 erhöhen. Nach Ansicht von Damian Kowalczyk, Manager des Immobilien-Entwicklers Panattoni, der für Shein das Logistik-Lager vorbereitet, treibt dies das Nearshoring voran, also die Übertragung von Tätigkeiten asiatischer Unternehmen näher zum Endkunden. Die Standorte in Polen würden davon in in besonderer Weise profitieren.
Shein ist besonders bei jungen Leuten beliebt. Und das wegen der extrem niedrigen Preise und der ständigen Rabatt-Aktionen. Das dies auf Kosten der Arbeitsbedingungen erfolgt, ist dabei bei den meisten jugendlichen Kaufpublikum im Westen nur sekundär.

Steuerung des Kaufverhaltens mit ,,Dark Patterns“

Das 2008 gegründete Unternehmen ist vor allem durch seine Präsens in den verschiedenen Social-Media-Kanälen wie Tik Tok, You tube oder Instagram groß geworden. Bei der Steuerung des Kaufverhaltens der User im Internet mit Hilfe von Dark Patterns nimmt Shine unter den 15 weltweit führenden Modehändlern im Internet einen einsamen Spitzenplatz ein, fand eine Studie der sich für globale Unabhängigkeit einsetzenden Schweizer Organisation Public Eye heraus. Auf der Grundlage der in den Apps installierten Spezial-Algorithmen, die ständig das Kauf-Interesse an bestimmter Kleidung registrieren, werden in rasanter Geschwindigkeit die Kollektionen gewechselt. Ihre kurze Lebensdauer hat deshalb dem Unternehmen auch die Bezeichnung Fast-Fashion-Händler eingebracht.
Fashion und Kosmetik war bisher das Kerngeschäft von Shine. Seit kurzem bietet der Online-Riese u. a. auch Wohnaccessoires, Heimwerker- und Haustierbedarf sowie Deko an.

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Polens zweitgrößte Online-Plattform Shopee gibt auf

Nach 18 Monaten rasanter Entwicklung zum zweitgrößten Online-Verkaufsportal im polnischen Internet hat die E-Commerce-Plattform Shopee jetzt wieder ihren Rückzug aus Polen vermeldet. Das Unternehmen aus Singapur begründete das Ende seiner Tätigkeit in Polen mit der ,,bedeutenden makroökonomischen Unsicherheit in der Region“.

Freitag der 13. Nicht nur für Abergläubische ein Unglückstag. Auch für manchen der Millionen Besucher und der 60 000 polnischen Händler, die bei Shopee unterwegs waren. Ab dem 13.Januar um 23.59 Uhr kann man bei Shopee keine Bestellungen mehr aufgeben, gab der asiatische E-Commerce-Händler bekannt. Polen wird abgeschalten.
Shopee erklärt seine Entscheidung mit der ,,bedeutenden makroökonomischen Unsicherheit der Region, die eine Bewertung der Entwicklungs-Möglichkeiten in langfristiger Perspektive beeinträchtigt“. Gemeint sind mit dieser schwammigen Erklärung wohl die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Man werde sich auf für das Unternehmen vielversprechendere Möglichkeiten konzentrieren, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens, das erst vor 18 Monaten zum Sturm auf den polnischen Internet-Markt ansetzte.
2015 mit Sitz in Singapur gegründet, setzte Shopee als einer der größten Player im asiatischen E-Commerce-Markt auch zur Expansion auf die Märkte außerhalb von Asien an. Neben sechs Ländern in Asien ist das zu dem an der New Yorker Börse notierten multinationalen Technologie-Unternehmen Sea Ltd. gehörende Unternehmen auch in Ländern Mittel- und Südamerikas vertreten.

Trotz oder gerade wegen großer Anzahl von Markenfälschungen große Kunden-Resonanz

Im September 2021 ist Shopee dann auch mit einer eigenständigen Vertretung und Plattform in Polen gestartet. Für die etablierten Online-Plattformen wie Allegro, Amazon und Aliexpress war Shopee mit seiner aggressiven Marketing- und Preispolitik von Anfang an der größte Störenfried. Mit dem anfänglichen Verkauf ohne Erhebung von Provisionsgebühren und dem Angebot zum kostenlosen Versand ohne Mindest-Bestellwert zog Shopee polnische Verkäufer und Käufer in Scharen an. Dass Shopee wiederholt im jährlichen Review of Notorious Markets for Counterfeiting and Piracy der US-Behörde USTR wegen Produkt-Piraterie und der großen Anzahl von Fälschungen auf der Plattform in der Kritik stand, war für die polnischen Käufer kein Thema.

Mit 11 Mio. Besuchern noch vor Amazon

Nach Angaben von Mediapanel war das polnische Portal von Shopee zuletzt mit monatlich knapp 11 Mio. Besuchern hinter Allegro (21,048 Mio. /Stand November) das zweitgrößte Verkaufsportal in Polen, nahezu gleichauf mit Aliexpress mit 10,54 Mio. Mit 9,123 Mio. Besucher folgte dann erst Amazon (November).
Als Shopee im Sommer Provisionsgebühren und Versand-Zuzahlungen für die Verkäufer einführte, hatte Shopee bereits über 53 000 polnische Verkäufer, die nach Angaben des Unternehmens über 50 Prozent der Umsätze auf dem polnischen Shopee-Portal generierten. Mit der nochmaligen Erhöhung der Gebühren und der Schließung der polnischen Shopee-Niederlassung deutete sich dann aber bereits das Ende des asiatischen Verkaufsportals in Polen an.

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Diebstahl-Sicherung für Butter bei Kaufland

Foto-Montage: PL-Agentur

Diebstahl-Sicherungen an hochwertigen alkoholischen Getränken sind im Einzelhandel nichts Neues. Das jetzt auch Butter gegen Diebstahl geschützt wird, hat in Polen für Aufsehen gesorgt. Den Anfang hat damit die deutsche Kaufland-Kette in ihren mehr als 235 Märkten in Polen gemacht.

Durch ganz Europa schwappt eine Welle von steigenden Preisen. In Polen ist die Inflation mit 15,5 Prozent im Juni besonders hoch. Bei Backwaren, Milchprodukten und anderen Grundnahrungsmitteln sind die polnischen Verbraucher jetzt mit Preisen konfrontiert, die sie – zumindest die jüngeren Generationen – bisher nicht kannten. Mit den hohen Preisen hat auch die Zahl der Laden-Diebstähle zugenommen. Die wie Lidl zur deutschen Schwarz-Gruppe gehörende Einzelhandels-Kette Kaufland hat darauf als erster Lebensmittel-Händler in Polen reagiert und Butter mit Diebstahl-Sicherungen versehen.

Butter hatte sich im polnischen Einzelhandel im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent verteuert. Butter wird gegenwärtig bei den großen Super- und Discountermarkt-Ketten in Polen im Preis-Segment von 8 bis 13 Zloty je nach Marken-Produkt angeboten. Im Vergleich zu den Preisen in den Lebensmittel-Märkten der Euro-Zone scheint dieses Preis-Niveau erst einmal nicht besonders hoch zu sein. Ist es aber doch, wenn man berücksichtigt, dass das Stück Butter im polnischen Einzelhandel in der Standard-Verpackung von 200 g (in Deutschland 250 g) verkauft wird. Auch der ermäßigte Mehrwertsteuer-Satz für Grundnahrungsmittel wurde im Februar in Polen auf Null heruntergesetzt.

Doch nicht nur Butter wird jetzt bei Kaufland mit Anti-Diebstahlssicherungen geschützt. Auch bei Butter-Ersatz-Produkten wie Streichfetten aus pflanzlichen Ölen mit einem geringen Anteil von Milchfetten, deren Preise bei nur etwas über 3 Zloty liegen (weniger als 1 Euro), sind solche Anti-Diebstahlsicherungen vorzufinden. Wird ein solcher Artikel im nicht deaktivierten Zustand durch die mit Warensicherungsantennen ausgestatteten Ausgänge befördert, wird Alarm ausgelöst.

Wird Butter zum Luxus-Gut?

Wie hoch die Verluste bei Kaufland durch Laden-Diebstähle sind, wollte eine Sprecherin der polnischen Kaufland-Führungscrew nicht sagen. Auch nicht, warum gerade Butter mit Diebstahl-Sicherungen versehen werden. Bei Kaufland wie auch bei allen anderen polnischen Handelsketten sind vor allem Flaschen mit hochwertigen Alkohol gegen Diebstahl gesichert. Auch Verpackungen von Fleisch, wie z.B. teure Steaks, haben Sicherungen, was allerdings bei deren Preis von 60 und mehr Zloty nicht besonders verwundert  Aber Butter ??? Wird Butter damit jetzt zum Luxusgut? Bei Kaufland verweist man darauf, dass die Produkt-Sicherungen helfen sollen, das Risiko von Laden-Diebstählen zu beschränken.

25 000 Laden-Diebstähle registriert

Konkretere Angaben zu den Dimensionen des Laden-Diebstahls hat das Hauptkommando der polnischen Polizei. Wie aus deren Angaben hervorgeht, gab es im vergangenen Jahr in ganz Polen 24 995 registrierte Laden-Diebstähle . Das waren bereits ein Sechstel mehr als das Jahr zuvor. Nach Schätzungen der polnischen Filiale von Checkpoint Systems, einen der weltweit führenden Anbieter u.a. für elektronische Lösungen zur Schadensverhütung und Diebstahl-Sicherung, betragen die Waren-Verluste durch Laden-Diebstahl im polnischen Handel jährlich umgerechnet rund 1,7 Mrd. Euro. Der höchste Anteil entfällt dabei auf den Lebensmittel-Handel, gefolgt von Waren-Häusern und Tankstellen. Beträchtlich und zunehmend ist auch der Diebstahl in Baumärkten.
Über die Zahl der Laden-Diebstähle im ersten Halbjahr dieses Jahres liegen noch keine Angaben vor. Handels-Experten gehen jedoch davon aus, dass durch die rasante Preis-Entwicklung in nahezu allen Waren-Gruppen die Zahl der Laden-Diebstähle noch deutlicher zugenommen hat.

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Supermarkt als Bus-Haltestelle am Sonntag weiter offen

 Sonntags-Handelsverbot verschärft – Unternehmen mit kreativen Ideen bei der Umgehung des Verbots

Die Kreativität polnischer Unternehmer bei der Umgehung von Gesetzen und Regeln kennt keine Grenzen! Kaum hatte der Gesetzgeber die Regeln für das Sonntagshandels-Verbot verschärft, warteten die Betreiber von Läden und Supermärkten bereits mit neuen Ideen auf, um an Sonntagen weiter offen zu bleiben.

Foto: podworka/Twitter

Den Vogel schoss dabei ein Intermarché -Markt in der an der Grenze zu Tschechien gelegenen Stadt Cieszyn ab. An der Breitseite des Supermarktes wurde ein großes Leuchtreklame-Schild mit der Aufschrift ,,Busbahnhof“ montiert und der Eingang zum Supermarkt als ,,Warteraum „ ausgewiesen. An den ,,Busbahnhof“ hält zwar nur eine örtliche Buslinie. Für den Betreiber des ,,Intermarché –Marktes ist das jedoch ein ausreichender Grund, das Geschäft auch an Sonntagen weiter offen zu halten. Denn das Gesetz zum Sonntagshandelsverbot lässt als eine der zahlreichen Ausnahmeregelungen sonntags eine Öffnung von Geschäften an Flughäfen, an Bus- und Bahnhöfen zu.
Das sonntägliche Handelsverbot wurde 2018 von der nationalkonservativen Regierung auf Initiative der Gewerkschaft Solidarność eingeführt. Federführend war dabei der frühere Gewerkschafts-Chef Janusz Śniadek, der seit 2011 für die nationalkonservative PiS-Partei im polnischen Parlament sitzt. Auch die katholischen Kirche drängte auf ein Verbot, erhoffte sie sich dadurch einen verstärkten Zustrom zu den Sonntags-Messen. Das gesetzliche Sonntags-Handelsverbot war vorrangig gegen die großen internationalen Handelsketten gerichtet und sollte die von denen an die Wand gedrückten kleinen Händler stärken. Inhabergeführte kleine ,,Tante Emma Läden“ konnten dagegen neben Blumen-Läden, Bäckereien u.a. weiter ihr Geschäft an Sonntagen offen halten.

Schlupfloch ,,Poststelle“ geschlossen

Doch das Handelsverbots-Gesetz an Sonntagen ging nach hinten los. Ohnehin war die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Verbot. Mit der gesetzlich vorgegebenen, von Jahr zu Jahr abnehmenden Zahl der verkaufsoffenen Sonntage begannen die Handelsfirmen nach Schlupflöchern zur Umgehung des sonntäglichen Handelsverbots zu suchen. Die Gelegenheit dazu boten die im Gesetz formulierten Ausnahme-Regelungen. Den Anfang machte Polens größte Convinience-Kette Żabka in ihren 7200 Läden. .An der Ladeneingangstür wurde ein Schild mit der Aufschrift ,,Poststelle“ angebracht. Mit diesem Alibi ließ sich dank der gesetzlichen Ausnahmeregelung ,,Postdienstleistungen“ das übliche Waren-Sortiment auch an Sonntagen 24 Stunden rund um die Uhr verkaufen. Anfangs wetterten die Wettbewerber wie Lidl, Biedronka und andere lautstark dagegen. Doch bald folgten nahezu alle Super-, Discount- und Hypermärkte dem Beispiel von Żabka und die Läden waren sonntags wieder offen. Das brachte die Handelsgewerkschaft der Solidarność auf die Barrikaden. Mit Erfolg! Anfang Februar schloss der Gesetzgeber dieses Schlupfloch mit der Verordnung, dass große Märkte und Einkaufszentren an Sonntagen nur noch dann öffnen dürfen, wenn die angebotenen Postdienstleistungen mehr als 40 Prozent der Einnahmen des jeweiligen Geschäftes ausmachen. Für die, die bisher auf die Masche ,,Postdienstleistungen“ gesetzt hatten, eine völlig illusorische Größe.

Supermarkt mit ,,Buchclub“

Doch die Gesetzes-Verschärfung hat sofort neue kreative Kräfte zur Umgehung des Handelsverbots an Sonntagen freigesetzt. Das Beispiel des Intermarché-Marktes in Cieszyn ist dabei keine Einzelfall. In einigen andere Supermärkten der Einzelhandelskette Intermarché
wurde einfach nur ein Stand mit einigen Büchern aufgestellt, an dem für einen sieben Tage in der Woche geöffneten Buchclub geworben wird, an dem die Kunden Bücher ausleihen, lesen oder kaufen können, während sie gleichzeitig Lebensmittel einkaufen. Der jeweilige Intermarché -Markt nutzt auf diese Weise eine weitere Ausnahmeregelung des Gesetzes zum sonntäglichen Handelsverbot aus, die Organisationen und Firmen in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung, Tourismus und Freizeit erlaubt, sonntags zu arbeiten.

Der Kunde hat die Wahl: Kulturvolles oder sportliches Trinken?

Auf diese Ausnahme-Regelung setzt auch die polnische Ladenkette Al. Capone. Zu der gehören 89 Läden in Polen. Al. Capone weist sich selbst als ,,Spezialist für Alkohol“ aus. Mit den verstaubten Image der klassischen „Monopol-Läden“ hat das Unternehmen aber wenig Gemeinsames. Ohnehin gibt es nicht mehr die typischen Quartals-Trinker. Die sind schon vor Jahren zu Tausenden nach Deutschland und Westeuropa abgewandert. Al. Capone vertreibt sein weltweites Alkohol-Sortiment mit hippen Marketing- und Werbekonzepten, die sich vorrangig an ein jüngeres dynamisches Publikum aus der Mittelschicht wenden. Um auch an Sonntagen öffnen zu können, bietet Al.Capone seit einigen Tagen auch Kultur- und Sportgeräte zum Ausleihen an. Dazu gehören Pokerspiele, Roulette, Schach, Badminton, Dart, Tischtennis-Schläger. Selbst eine Angel kann man in dem Schnaps-Laden ausleihen. Der Kunde hat die Auswahl: kulturvolles oder sportliches Trinken!

Fotos: Al. Capone

Beim Vorstand der Gewerkschaft Solidarność haben die Umgehungsversuche des Handelsverbots an Sonntagen heftige Proteste ausgelöst. In einer Verbandserklärung fordert Gewerkschafts-Boss Duda scharfe Kontrollen und hohe Geldstrafen. Als ,,Verbrechen“ wertetet der Chef der Handels-Gewerkschaft der Solidarność, Alfred Bujara, die Vorgänge in den Intermarché-Filialen. ,,Diese Handels-Kette zeigt, dass sie … das polnische Gesetz ignoriert.“ Im eigenen Land, in Frankreich, würde sie das Gesetz respektieren, ,,in Polen beutet sie dagegen die Beschäftigten als billige Arbeitskräfte aus“, erklärte der Gewerkschafts-Funktionär gegenüber dem Handelsblatt WiadomościHandlowe.
Beim Vorstand der Vertriebskette Intermarché, die zur französischen Musketier—Gruppe (Einzelhandelskonzern Les Mousquetaires) gehört, perlt die mit nationaler Rhetorik befeuerte Kritik ab. Die Intermarche-Märkte werden schließlich von polnischen Unternehmern auf Franchise-Basis betrieben und nicht von französischen Kaufleuten. Man greife nicht in die Entscheidungen von selbständigen polnischen Unternehmern ein, ließ die Intermarché -Führung verlauten.

Geöffnete Schalter von Stadtverwaltungen an Sonntagen?

Die Kritik der Intermarché findet bei der Mehrheit der polnischen Bevölkerung nur einen geringen Widerhall. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass die Gewerkschaft nicht mehr das Ansehen genießt, das die Solidarność vor 30 Jahren hatte. Dazu hat auch die politische Bändelei der Gewerkschaftsbosse mit der regierenden PiS-Partei beigetragen. Seit Jahren spricht sich die Mehrheit der Bevölkerung in den Umfragen gegen das Verbot und für einen durchgehenden Geschäftsbetrieb aus. Für viele ist die durch das Christentums tradierte Trennung von Arbeitswoche und Sonntagsruhe nicht mehr zeitgemäß. Ob man den für eine Sonntagsarbeit zustehenden freien Tag in der Woche verbringt oder am Wochenende sei nicht mehr maßgeblich. Dazu haben auch die mit der Corona-Pandemie eingeführten flexiblen Arbeitszeit-Modelle wie z. B Home office beigetragen. Inzwischen gibt es in den sozialen Medien sogar Forderungen, dass auch der öffentliche Dienst eine Anpassung an die sich dynamisch verändernde Arbeitswelt vornehmen sollte. Nicht nur der Handel, sondern auch Beamte und Angestellte in den Kommunal-Verwaltungen sollten dienstleistungsorientiert und bürgerfreundlich an Sonntagen, auf Grundlage von flexiblen Arbeitszeit-Modellen, arbeiten, um den Antrags-Stau abzubauen.

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881 Mio. Euro-Deal – Allegro zeigt Amazon die Nase

Allegro, Polens Nr. 1 im Online-Handel, kauft für 881 Mio. Euro die Mall Group und den Logistikdienstleister WE|DO. Mit der Übernahme verschafft sich Allegro Zugang zu den Märkten in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien.

Knapp ein Jahr nach seinem erfolgreichen Börsen-Start hat sich Polens führendes Online-Auktionshaus Allegro jetzt mit der Übernahme der Mall-Group wieder etwas Luft gegenüber seinem Verfolger und Konkurrenten Amazon verschafft. ,,Gemeinsam mit der Mall Group können wir jetzt mit unserem Angebot zu anderen Teilen Europas vordringen“, sagte François Nuyts, Vorstandschef von Allegro nach Abschluss des Kaufvertrages. Für 135 000 Händler biete sich jetzt die Möglichkeit, ihre Produkte auf einer Plattform in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien und weiteren Ländern Mittelosteuropas anzubieten und zu verkaufen.
Die Mall Group mit Hauptsitz in Prag ist im Bereich digitaler E-Commerce-Services für internationale Märkte aufgestellt. Zu ihren Geschäftsfeldern gehören traditionelle Online-Shops mit integrierter Logistik, ein eigener Internet-TV-Sender und Consumer-Finance-Services für Online-Shopping. Das Unternehmen beschäftigt 4000 Mitarbeiter in zehn Ländern. 2020 betrug der Umsatz über 1 Mrd. Euro. Der Logistikdienstleister WE|DO ist auf Paket-Zustellungen in Tschechien und der Slowakei spezialisiert.
Der Preis der von der Investmentgruppe Rockaway Capital als Hauptaktionär und der PPF Group sowie der EC Investments erworbenen Vermögenswerte der Mall Group und der WE|DO wurde auf 881 Mio. Euro festgelegt. Wie die Mall Group mitteilt, könne sich der Preis beim Erreichen bestimmter kurzfristiger Ziele um weitere 50 Mio. Euro erhöhen.
Nach offizieller Bekanntmachung der Übernahme schnellte der Aktienkurs von Allegro an der Warschauer Börse um über 10 Prozent nach oben. Der Aktien-Kurs von Allegro kam zuletzt ins Trudeln, nachdem Amazon am 12. Oktober sein Prime-Programm in Polen mit halbjähriger Verspätung zugänglich machte. Der Online-Riese Amazon, der seit 2014 über 10 Vertriebszentren in Polen aufgebaut hatte, die vorrangig den deutschen Markt bedienten, war im Frühjahr dieses Jahres mit einer eigenständigen polnischen Handelsplattform gestartet.

Zuwächse trotz Amazon-Konkurrenz

Erwartungen und Prognosen, dass Amazon Polens beliebtester Handelsplattform Allegro den Boden unter den Füssen wegziehen wird, haben sich allerdings bislang noch nicht bestätigt. Allegro verzeichnete im zweiten Jahresquartal einen Anstieg des Gesamtwertes der verkauften Produkte (GMV) um knapp 11 Prozent auf 10,4 Mrd. Złoty (im gesamten Geschäftsjahr 2019/2020: 28,4 Mrd. Złoty). Der Netto-Gewinn stieg auf 296 Mio. Złoty gegenüber 185 Mio. Złoty im gleichen Quartal des Vorjahres.
Auch bei den Kunden hat Allegro zugelegt. Nach Angaben von Mediapanel Gemius kam Allegro im September auf 17,622 Mio. Nutzer. Im gleichen Zeitraum erzielte amazon.pl 2,758 Mio. Nutzer. Zwischen den beiden Rivalen im polnischen E-Commerce-Markt ist allerdings mit dem chinesischen aliexpress noch ein dritter Anbieter platziert. Die Zahl der polnischen Nutzer von aliexpress.com betrug im September 5,052 Mio. Im August waren es dort noch über 6 Mio.

Allegro startet eigenes Paketstations-Netz. Fotos: Allegro

Inwieweit das von Amazon im Oktober geschaltete Premium-Programm beim polnischen Internet-Kunden Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Allegro selbst hat mit der Absenkung des Mindestbestellwertes für kostenlose Lieferungen im Rahmen seines Smart-Programmes darauf reagiert.
Unter der Bezeichnung ,,on Box by Allegro“ hat das Unternehmen jetzt auch in der ersten November-Woche die ersten eigenen Paket-Automatenstationen eröffnet. Mit der Auslieferung von Paketen an Paket-Stationen ist Polen ohnehin europaweit führend (über 14 000 Stationen landesweit). Allegro will darüber hinaus ein eigenes Stations-Vertriebsnetz aufbauen. Gegenwärtig stehen den Käufern von Allegro 600 grüne Abhol-Automaten vorrangig in den Großstädten zur Verfügung. Bis Ende kommenden Jahres soll deren Zahl landesweit auf 3000 erhöht werden.

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Wieder Container-Frösche an der Ostseeküste

Polens größte Einzelhandelskette Żabka hat mit Beginn der Urlaubssaison wieder saisonale Verkaufsläden an der polnischen Ostseeküste errichtet. Bereits 2016 hatte die Kette, die einst den Frosch (Żabka) in ihrem Firmen-Logo führte, ihre ersten Verkaufs-Container in den Ostsee-Bädern Międzyzdroje (Misdroj) und Międzywodzie aufgestellt. Im vergangenem Jahr waren es bereits 52. In diesem Jahr werden es 80 sein, teilt das Unternehmen mit. Die meisten davon – jeweils 6- – in dem östlich vom Küstenwald bei Międzyzdroje gelegenen Badeort Międzywodzie und in dem geschäftlich lärmenden Władysławowo, das mit seinen Vergnügungs- und Wasserparks für viele inländische Touristen das Mekka des polnischen Ostsee-Tourismus ist.
Bei den Żabka-Läden handelt es sich um Shops vom Typ Convenience. Zum Sortiment gehören vor allem Getränke, verzehrfertige Lebensmittel, Snacks, Eis, etwas Kosmetik und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Die Geschäftsführung von Żabka betont zwar, dass die Saison-Läden ein Komfort für die Touristen bei ihren täglichen Lebensmittel-Einkäufen darstellen. Für ein Voll-Einkauf nutzen die allerdings eher die Super- und Discount-Märkte von Biedronka, Netto, Lidl oder Carrefour, mit denen die Ostsee-Bäder auch gut bestückt sind. Die Żabka-Läden sind dagegen eher Schnellverkaufs-Läden. Deren Sortiment geht in der Regel nicht über 300 Produkte hinaus. So schnell, wie man in dem Laden das schmale Sortiment abgegrast hat, so schnell ist man mit zwei oder drei gekauften Produkten, für die man gerade einem Bedarf hat, auch wieder aus dem Laden heraus.


Bei Żabka werden die Saison-Läden als ,,Verkaufs-Pavillons“ bezeichnet. Mit Pavillons haben die jedoch wenig gemeinsam. Wenn nicht in Containern, sind sie aus Fertigteile-Bauelementen zusammengezimmert – passend zu der in vielen polnischen Ostseebädern dominierenden Rummelplatz-Atmosphäre und Basar-Kultur mit zahlreichen Ständen, Kiosken und Buden mit chinesischen Billig-Kram und vermeintlich hausgemachten Eis oder Speisen auf Plaste- und Papp-Tellern.
Die meisten Żabka -Läden haben rund um die Uhr geöffnet, auch an Sonntagen. Da gilt zwar das 2018 eingeführte Sonntags-Handelsverbot. Doch Żabka war die erste Handelskette in Polen, die das Sonntags-Handelsverbot aushebelte, in dem sie eine der über 20 im Gesetz festgeschriebenen Ausnahme-Regelungen für sich in Anspruch nahm. An den Türen der Żabka -Läden wurde kurzerhand das Schild ,,Poststelle“ platziert. Mit deren Registrierung konnten die Żabka -Läden auch an Sonntagen öffnen. Inzwischen sind viele einheimische Einzelhändler dem Beispiel von Żabka gefolgt. Nahezu jeder zweite Lebensmittel-Laden nimmt heute die Ausnahme-Regelungen in Anspruch und hat auch an Sonntagen geöffnet. Das gesetzliche Sonntags-Handelsverbot ist damit zur Farce geworden.

Innerhalb eines Jahres 1000 neue Filialen

Die saisonalen Läden an der Ostseeküste dienen der Einzelhandelskette Żabka auch dazu, ihre Präsenz und Expansion zu verstärken. Das Unternehmen betreibt aktuell 7200 Filialen in ganz Polen. Żabka ist das zur Zeit am schnellsten wachsende Handelsnetz in Polen. Selbst im Corona-Krisenjahr 2020 wurden über 1000 neue Filial-Standorte eröffnet. Basis des expansiven Wachstums ist das Geschäfts-Modell, das auf Franchise-Organisation beruht. Mehr als 6000 der 7200 Laden-Betreiber sind Franchise-Partner. In der Provinz werden die Filialen von selbständigen Händlern im Format von kleinen ,,Tante-Emma-Läden“ betrieben. Beliefert werden sie von fünf regionalen Logistik-Zentren.

Erster Laden ohne Personal und Kasse 

Fotos: Żabka

Żabka setzt allerdings nicht nur auf Masse. Seit dem CVC Capital Partners, einer der weltweit größten Privat-Equity-Unternehmen der Welt, Żabka 2017 übernommen hat, setzt das Unternehmen insbesondere in den Großstädten auf Modernität und Innovation. So hat das Unternehmen mit ,, Żappka“ eine eigene App mit integrierter Bezahlfunktion, die nach Angaben von Żabka bereits 4 Mio. Menschen nutzen. Der neueste Coup in Sachen Innovation ist die Eröffnung eines ,, Żappka-Stores“ in Poznań. Dabei handelt es sich um einen Laden ohne Kassen und Verkaufspersonal. ,, Żappka Store ist der Verschmelzung der Offline-Welt mit der Online-Welt, die eine neue Kauf-Perspektive für den Kunden eröffnet. Innerhalb von Sekunden kann man einen Schnell-Einkauf vornehmen, indem man die Produkte auswählt und damit ohne Bezahlung vor Ort aus dem Laden geht“, erklärt Tomasz Blicharski, Geschäftsführer von Żabka Future. Dazu braucht man nur ein Smartphone mit der hauseigenen App von Żabka, auf die Bezahlfunktion des Unternehmens aktiviert wird. Vor Eintritt in dem Laden wird von der App ein einmaliger QR-Code generiert, der an der Laden-Tür gescannt wird. Darauf öffnen sich die Türen automatisch. Im Laden nimmt sich der Kunde die gewünschten Produkte nur noch aus dem Regal und verlässt damit wieder den Laden.
Der traditionelle Kassen-Vorgang findet im Laden nicht mehr statt. Dies übernimmt eine im Store installierte Plattform von Digitalkameras und KI-gestützter Software, die die Waren erkennt und aufzeichnet, die der Kunde im Store aus den Regalen genommen hat. Die Bezahlung erfolgt dann über den aktivierten Zahlungsdienst. Die Geschäftsführung von Żabka beteuert, dass der Datenschutz und die Privat-Sphäre des Kunden gewahrt bleiben. Über die zahlreichen Kameras wird nicht der Kunde mit persönlichen Aufnahmen identifiziert.
Bei dem von Żabka eingesetzten System handelt es sich um die OASIS-Plattform von AiFi für den automatisierten Einzelhandel. AiFi wurde von den ehemaligen Apple- und Google-X- Entwicklern Steve Gu und Ying Zheng gegründet und steht im Bereich des autonomen Einkaufens in Konkurrenz zu Amazon Go. Mit dieser Plattform wurde bereits Ende 2019 ein Convenience-Store auf den Amsterdamer Flughafen in Schiphol in Betrieb genommen.
Nach der Eröffnung des ersten Kassen- und Bedienungsfreien Stores auf dem Messe-Gelände in Poznań, soll der nächste Żappka-Store in Warschau eröffnet werden. Inoffiziell ist bereits von 40 weiteren Żappka-Stores die Rede.

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Möbelhaus in Stettin öffnet zum 60.IKEA-Jubiläum in Polen

Foto: IKEA

Der schwedische Möbel-Riese IKEA hat diese Woche in Stettin (Szczecin) sein 12. und – in diesem Größenformat letztes – Möbelhaus Polen eröffnet. Die Eröffnung wurden dem 60jährigen Firmen-Jubiläum von IKEA in Polen gewidmet, dem Land, das beim Aufstieg des schwedischen Möbel-Händlers zum Weltkonzern eine besondere Rolle gespielt hat.
Es war Firmen-Gründer Ingvar Kamprad selbst, von dem die Aussage entstand: ,,IKEA ist in Polen entstanden“, heißt es in der vom schwedischen Möbelkonzern herausgegebenen Broschüre zum 60jährigen Jubiläum in Polen.

Seinen Anfang nahm die enge IKEA-Verbindung mit Polen im Januar 1961, als Kamprad die Famag-Möbelfabrik in Radomsko (südlich von Łódź) besuchte. Die erste Bestellung in Polen, die er damals aufgab, passte in einen Bahn-Waggon. Dazu gehörten 500 geschwungene Stühle aus Buchen-Holz, die sich bei IKEA unter der Marke ÖGLA als Design-Klassiker einen Namen machten. Der Wert der ersten Bestellung in Polen betrug nur 69 000 Schwedische Kronen. Das sind umgerechnet gerade 7000 Euro. Mit der Produktion in Polen, begann der Aufstieg von IKEA außerhalb von Schweden auf dem internationalen Parkett.

20 Prozent aller weltweit verkauften IKEA-Produkte stammen aus Polen 

Die nachfolgenden Bestellungen von IKEA bei der polnischen Famag-Möbelfabrik erreichten jedoch bald im Laufe der Jahre eine Höhe von umgerechnet 200 Mio. Euro. Dies ist im Vergleich zum heutigen Produktions-Potenzial in Polen nur ein Bruchteil. 20 Prozent der Produktion, die IKEA heute weltweit in seinen über 430 Einrichtungs-Häusern verkauft, stammt aus Polen.
Wie hoch der Stellenwert Polens für das IKEA-Geschäft ist, unterstrich Firmen-Gründer Kamprad vor zehn Jahren bei der Eröffnung des IKEA-Museums im schwedischen Älmhult mit den Worten: ,,Polen ist für uns eine zweite Heimat“. Beleg dafür sind die 18 Produktionswerke im polnischen IKEA-Verbund, darunter die größte Möbelfabrik der Welt in Zbąszynek. Das Werk befindet sich in der Grenzregion zu Deutschland, unweit an der Autobahn A-2, die in westlicher Richtung nach Berlin führt. Täglich verlassen 130 mit Möbeln beladene Sattelschlepper die Fabrik-Tore, berichtet Wojciech Waligóra, Geschäftsführer von IKEA Industry Polska.
Insgesamt beschäftigt IKEA 16 000 Mitarbeiter in seinen acht polnischen Gesellschaften , die in vier Unternehmensbereiche gegliedert sind, und die gesamte Lieferketten abdecken: von den Sägewerken über die Spanfaserplatten-Produktion bis hin zu den Möbelfabriken. Zählt man noch die 90 polnischen Zuliefer-Fabriken hinzu, dann sind es 75 000 Beschäftigte in Polen, die in den weltweiten Absatz der IKEA-Produkte integriert sind Zu IKEA gehört auch die Matratzen-Fabrik von IKANO Industry in Rogoźno (nördlich von Poznań) , die im vergangenen Jahr knapp 2,5 Mio. Bett-Matratzen produzierte.
Das jetzt in Stettin eröffnete IKEA-Haus ist das letzte neue Einrichtungs-Haus in diesem Größen-Format, teilte der schwedische Möbel-Gigant mit. Es befindet sich im Stadtteil Gumieńce, südwestlich des Altstadt-Zentrums in der Nähe des Zentral-Friedhofs (Białowieska) und ist direkt in der Verlängerung der Autobahn-Abfahrt Kołbaskowo erreichbar.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

Neue HalfPrice-Stores machen TK MAXX Konkurrenz

Passend zur Öffnung des Handels in Polen sind in der ersten Maiwoche die ersten ,,HalfPrice“ –Stores eröffnet worden.

,,HalfPrice“ ist ein neues Verkaufs-Konzept von Polens größten Schuh-Händler CCC, der in 29 Ländern, darunter auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, präsent ist. In den ,,HalfPrice“ Stores werden Marken-Produkte und Designer Labels aus den Bereichen Fashion und Kosmetik sowie Wohn-Accessoires und Geschenkideen zu wesentlich unter dem Markt-Niveau liegenden Preisen verkauft. Dazu gehören Produkte der Marken DKNY, Karl Lagerfeld, Puma, Tommy Hilfiger und viele andere.
Mit dem Einstieg ins offPrice-Geschäft, dem Unterbieter-Geschäft mit Markenprodukten im Einzelhandel, eröffnet sich für den an der Börse notierten Schuhkonzern CCC ein neues Kapitel in seiner Unternehmensgeschichte. ,,Weltweit wird das offPrice-Konzept immer populärer. Wir sind guter Dinge, dass wir mit unseren HalfPrice-Stores nicht nur die polnischer Verbraucher begeistern, sondern in Kürze auch die Verbrauchers in anderen Ländern“, sagte dazu Dariusz Miłek, Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzender der CCC-Gruppe.

Fotos: CCC – HalfPrice

In der ersten Mai-Woche wurden 6 HalfPrice-Stores in großen Shopping-Malls polnischer Großstädte eröffnet, darunter auch in der bei Besuchern aus der deutschen Nachbar-Region beliebten Handels-Galerie Galaxy in Stettin (Szczecin) und im Handelszentrum Wroclavia in Breslau (Wrocław). Bis zum Jahresende sollen 60 HalfPrice-Stores in Polen eröffnet werden, darunter ein Teil in den bisher von den CCC-Schuhmärkten belegten großen Flächen der Shopping Malls. Nach Angaben des CCC—Vorstands erlaube dies den Umsatz pro Quadratmeter zu erhöhen. ,,Ich bin fest davon überzeugt, dass HalfPrice binnen kürzester Zeit eine grundierte Markt-Position aufbaut. HalfPrice eröffnet die Möglichkeit von interessanten Partnerschaften und Synergien. Das offPrice-Geschäftsmodell ermöglicht eine konsequente Erhöhung der Produkt-Basis, die ein hohes Qualitäts-Sortiment bei gleichzeitig attraktiven Preisen für den Verbraucher sichert“ ist sich CCC-Vorstandschef Marcin Czyczerski sicher.
Die HalfPrice –stores sind aber auch eine Kampfansage an TK MAXX. Sowohl in der Gestaltung, der Sortiments-Struktur als auch in der Preis-Auszeichnung erinnern die HalfPrice-store an die zum US-Offprice-Spezialisten TJX Companies gehörenden Märkte. TK Maxx ist seit 2009 in Polen und betreibt dort gegenwärtig 47 Filialen. Das Unternehmen hat erst Ende März den Bau eines zweiten Logistikzentrums in Polen in der unweit hinter der Grenze zur Deutschland gelegenen Kleinstadt Sulechów (bei Zielona Góra) in Angriff genommen.

Ab Herbst auch online-Verkauf bei ,,HalfPrice“

Der polnische Schuh-Konzern CCC will mit seinem offPrice-Konzept noch einen Schritt weitergehen als TK MAXX. Ab dem Herbst sollen dann die Kunden bei HalfPrice auch online bestellen können. Die CCC-Gruppe baut dabei auf das gewonnene Know how bei der intensiven Entwicklung des online-Geschäfts im Schuh-Verkauf auf. Die CCC-Gruppe betreibt inzwischen 82 Online-Plattformen in ganz Europa, darunter 18 online-Verkaufskanäle.
Mit der in den vergangenen Monaten forcierte Entwicklung des Online-Schuhverkaufs konnte die CCC-Gruppe die durch die Corona-Beschränkungen bedingten Einnahme-Verluste im stationären Handel in der Gesamt-Umsatzbilanz abbauen. Der Konzern vermeldete für das 1.Quartal des Geschäfts-Jahres 2021/2022 einen Umsatz von 1,429 Mrd. Złoty (rund 320 Mio. Euro). Der Online-Verkauf hatte dabei einen Anteil von 62 Prozent.

Im stationären Handel verkauft CCC gegenwärtig seine Schuhe in 1005 Läden in 22 Ländern, darunter in Österreich und in der Schweiz über die dort 2017 übernommene Schuh-Kette Karl Voegele. In Deutschland wurde das Filial-Geschäft dem deutschen Schuh-Händler HR Group (u.a. Eigentümer der Reno-Schuhkette) gegen einen Minderheits-Anteil an der HR Group überlassen.

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Start von Amazon in Polen ohne Feuerwerk

Seit Monaten mit großer Spannung erwartet, hat der amerikanische Internet-Riese-Amazon diese Woche offiziell sein polnisches Verkaufsportal Amazon.pl gestartet.

Gemessen an den Erwartungen verlief der Eintritt von Amazon in den polnischen e-Commerce-Markt jedoch ernüchternd. Im Preisvergleich von 1000 Produkten aus den Kategorien Heim-Elektronik, Spielzeug, Haus und Garten kamen die Analysten des Preisvergleichsportal Dealavo zu dem Ergebnis, dass Amazon keine besseren Preise bietet als das bisher den polnischen E-commerce beherrschende Portal Allegro. Im Gegenteil: Allegro bot in der Mehrheit der analysierten Produkte sogar niedrigere Preise als Amazon oder zumindest die gleichen Preise. Besonders augenfällig war dies in der Produkt-Gruppe der Heim-Elektronik.

Polnische Kunden hatten vor dem Start der polnischen Amazon-Plattform seit Jahren die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Diese Möglichkeit stieß jedoch bei polnischen Verbrauchern auf wenig Gegenliebe, weil die deutschen Produktbeschreibungen in einer grauseligen polnischen Sprache übersetzt waren. Polnische Verbraucher wurden dadurch von Käufen eher abgeschreckt.

Produkte teurer als  auf der deutschen Plattform 

Mit dem Start des polnischen Amazon-Portals tritt nun im Vergleich zum deutschen Amazon-Marketplace ein weiteres kritisches angemerktes Problem zutage: Die gleichen Produkte, die im deutschen Amazon-Portal angeboten werden, sind im polnischen Amazon-Portal 10 bis 15 Prozent teurer.
Preise können in den einzelnen Ländern verschieden sein, entgegnet darauf Alex Ootes, Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa.,, Wir sind uns bewusst, dass der Preis für den polnischen Kunden das entscheidende Kauf-Kriterium ist, sagte der Manager auf einer Video-Konferenz. Man werde deshalb in den nächsten Woche und Monaten ,,hart“ daran arbeiten“, damit die Preise im polnischen Portal die niedrigsten werden.

Ohne Prime-Programm

Auch bei den Gebühren und Provisionen müssen Händler für die Einstellung ihrer Produkte bei Amazon mehr bezahlen als beim polnischen Wettbewerber Allegro. Oates verwies hier darauf, dass Amazon ganz andere Möglichkeiten bei der Werbung und im Verkauf biete. Ein weiterer Vorteil für polnische Händler sei der Zugang zu europäischen Märkten. Auch habe Amazon ganz andere Prozesse im Kundenservice.
In den Kommentaren und Rezensionen der ersten Tagen nach dem Debüt der neuen Plattform wird allerdings sehr kritisch bewertet, dass Amazon in Polen ohne sein populäres Prime-Programm gestartet ist. In der Folge erhalten die Kunden bei Amazon gebührenfreie Lieferungen erst ab einen Produkt-Kauf im Wert ab 100 Złoty (ca. 22,50 Euro). Beim Wettbewerber Allegro werden Waren für Kunden, die das Allegro-Programm Smart gebucht haben, dagegen schon ab dem Verkaufswert von 40 Złoty (knapp 9 Euro) kostenlos ausgeliefert.

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Amazon wirft Fehde-Handschuh in polnischen E-Markt

Jahrelang hatte es nur Spekulationen gegeben. Was bislang nur Gerüchte waren, wird jetzt Realität. Der amerikanische Online-Riese Amazon, der bislang Polen mit zehn Logistikzentren überzogen hat, die vorrangig nur den deutschen Markt bedienten, wird in diesem Jahr mit einem selbständigen polnischen Amazon-Portal starten. Dies hat jetzt offiziell der Vizechef für die Entwicklung von Amazon in Europa, Alex Ootes, bestätigt. Bislang hatten polnische Kunden nur die Möglichkeit, Bestellungen bei Amazon über den deutschen Marketplace vorzunehmen, für den Produktbeschreibungen in polnischer Sprache abrufbar waren. Dies soll sich nun ändern. Nicht sofort, aber im Laufe dieses Jahres. Wann genau das polnische Amazon-Portal an den Start geht, konnte oder wollte Alex Oetes noch nicht sagen. Die Vorbereitungen werden noch einige Monate andauern, auf jeden Fall soll es noch in diesen Jahr sein, versprach der Amazon-Manger.
Was Amazon nach jahrelangem Abwarten bewogen hat, jetzt direkt in den polnischen E-commerce –Markt einzutreten, ist nicht bekannt. Dazu dürfte aber die Entwicklung des digitalen Handels in Polen beigetragen haben. In den vergangenen Jahren in Größe und Umfang den internationalen Entwicklungen hinterher trabend, hat der Umsatz im polnischen E-Commerce 2020 erstmals die Grenze von 10 Mrd. Euro überschritten. Die Corona-Krise und die Laden-Schließung im Frühjahr und zum Jahresende haben diesen Prozess noch vorangetrieben. Ein weiterer und vermutlich noch viel wesentlicher Grund wird die mit dem Markteintritt verbundene Absicht sein, den Platzhirsch im polnischen Internet-Handel Allegro den Spielraum für seine weiteren Entfaltungsmöglichkeiten zunehmen und sich selbst große Marktanteile zu sichern. Allegro hatte bereits die amerikanische Internet-Plattform Ebay, die vor mehr als zehn Jahren versuchte auf dem polnischen Markt Fuß zu fassen, erfolgreich aus dem Rennen gekegelt.

Neun Logistik-Zentren hat Amazon bereits in Polen, die bisher vorrangig auf den deutschen Markt ausgerichtet waren. Ein zehntes in Świebodzin wird in Kürze eröffnet. Foto: Amazon

Nun ist Ebay nicht mit den globalen Online-Giganten Amazon vergleichbar, der bereits 2014 die Kostenvorteile nutzend die ersten Logistikzentren in Polen eröffnete und heute dort über 18 000 Mitarbeiter beschäftigt.
Allegro, vor 20 Jahren als lokales Start up gegründet, hat aber inzwischen einen Kundenstamm von 12,3 Mio. aktiven Käufern. Mit dem Gang an die Börse im vergangenen Herbst hat das Unternehmen weiter Auftrieb bekommen, sich dem Wettbewerb mit Amazon zu stellen. Dabei will das Unternehmen auch neue Wege einschlagen. Ab Februar will Allegro mit einer B2B-Plattform starten, die ausschließlich nur Unternehmen vorbehalten ist. Amazon hat dagegen mit der Ankündigung zum Markteintritt sofort das Verkaufs-Panel Seller Central Polska geschalten, in dem sich Firmen vorab einloggen können. ,,Wir freuen uns, dass wir mit Vermittlung von Amazon die Position polnischer Firmen stärken können“, erklärte Alex Oetes mit Verweis auf den Zugang zu weltweit 300 Mio. Amazon-Kunden, einer breiter Produktauswahl und Service-Dienstleistungen.

Mehr Wettbewerb – Mehr Preisdruck

Mit Amazon kommt aber auch mehr Wettbewerb in den Markt. Insbesondere polnische Firmen, die bisher mit hohen Preisen auf Importwaren gute Geschäfte machten, werden bei gleichen oder ähnlichen Produkt-Angeboten ausländischer Händler unter Druck geraten.
Ohne Zweifel wird der Start von Amazon in Polen zu Verschiebungen und einer neuen Dimension im polnischen e-commerce-Markt führen. Mit seinen 10 Logistik-Zentren in Polen hat sich der amerikanische Handelsriese von Jeff Bezos dazu bereits hervorragende Voraussetzungen geschaffen. Ob Amazon aber sofort automatisch die uneingeschränkte Führungsposition einnehmen wird, bleibt abzuwarten. Vieles hängt von der Höhe der Gebühren, die Amazon auf die verkauften Produkte ansetzt, den Lieferformen und den an die Händler gestellten Bedingungen ab. Ein nicht zu unterschätzender Fakt sind auch die national-patriotischen Einstellungen vieler polnischer Verbraucher und Händler. Ein internationaler Konzern, der in Polen Milliarden-Geschäfte macht, aber keine oder wenig Steuern bezahlt, wird in Polen weniger hingenommen als es in Deutschland der Fall ist. Mit den Listen von Einnahmen und Steuerzahlungen großer Unternehmen, die der polnische Fiskus regelmäßig öffentlich macht, ist hier auch für mehr Transparenz gesorgt. So hatte Amazon nach Angaben des polnischen Finanzministeriums für die geschäftliche Tätigkeit seiner Logistikzentren in Polen bei einem Umsatz von 1,76 Mrd. Złoty (2018) lediglich 19 Mio. Złoty Körperschaftssteuer an den Fiskus abgeführt. Das sind weniger als 5 Mio. Euro.

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