Behörden-Segen für Polens verrückteste Schloss-Ruine

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Schloss Łapalice gehört zu Polens spektakulärsten Bauwerken. Fans von Harry Porter bezeichnen es als das ,,polnische Hogwart“. Es ist kein gewöhnliches Schloss. Errichtet wurde es von einem Millionär aus Beton und Ziegel mitten im Landschaftsschutzgebiet. Das war illegal, denn der Millionär hatte nur eine Baugenehmigung für ein kleines Einfamilienhaus. Fast 30 Jahre wogten die rechtlichen Auseinandersetzungen um den von der Bauaufsicht geforderten Abriss des Schlosses mit Millionenkosten. Jetzt haben die Vertreter der zuständigen Gemeinde eine Entscheidung getroffen, die den Abschluss der Bauarbeiten an dem monströsen Schloss-Projekt legalisiert.

Schloss Łapalice zu finden ist nicht leicht. Und doch ist das abseits der Hauptverkehrstrassen und Tourismuszentren gelegene ,,jüngste Schloss Europas“ im Laufe der Jahre zu einer Besucher-Attraktion geworden.
Im Hinterland der lärmenden Ostsee-Urlauberzentren liegt ca. 30 Kilometer westlich von Danzig (Gdańsk) die Kleinstadt Kartuzy. Sie ist das Einfahrtstor zur Wald- und Seenlandschaft der Kaschubischen Schweiz. Gleich hinter Kartuzy führt links der Landstrasse 211 ein kleiner Seitenweg ab. Ein Hinweisschild auf das Schloss gibt es nicht.

Folgt man den Weg entlang der Felder und Auen erreicht man eine Gabelung mit dem Verkehrsschild ,,Durchfahrt verboten“. Gleich daneben ist ein weiteres Schild aufgestellt, vor dem man sich verdutzt die Augen reibt. 10 Złoty, also umgerechnet knapp 2,50 Euro soll man bezahlen, um in dieser abgelegenen Gegend sein Auto auf einer bei Regen verschlammten Anhöhe vor dem privaten Gehöft von Frau Socha zu zahlen. Das klingt nach Geschäftemacherei. Für jene, die die Geld-Forderungen der Bauersfrau ignorieren und weiterfahren, erwartet nach 500 Metern am Ende des Weges jedoch eine böse Überraschung. Versteckt im Walddickicht lauert die Polizei, um abzukassieren. Egal ob im Kleinwagen oder dicken SUV, bis zu 5000 Złoty, also mehr als 1000 Euro, müssen Autofahrer löhnen, die sich mit ihrem Fahrzeug bis zum Schloss-Gelände mitten im Wald vorgewagt haben. Und wie Insider wissen, ist der Aufenthalt des Polizei-Fahrzeugs im entlegenen Wald-Untergrund nicht zufällig. Zu Saisonzeiten herrscht dort polizeiliche Dauerpräsenz.

Schloss mit den ,,12 Aposteln“

,,Zutritt verboten“ steht groß auf den Schildern vor der Beton-Mauer, die das Schloss umspannt. Das interessiert die Polizisten aus der Kreisstadt Kartuzy aber schon nicht mehr. Das Schloss-Tor ist verschlossen. Über einen von Geröll und Gestrüpp überwucherten Seitenweg gelangt man jedoch auf den Schloss-Hof. Das Schloss mit dem Dach in Gestalt eines geschlossenen Sarg-Deckels hat 12 Türme. Die sollen die 12 Apostel symbolisieren. Der Bau orientiert sich aber auch an der Systematik eines Kalender-Jahres. 12 Türme wie die 12 Monate, 52 Säle und Zimmer wie die 52 Wochen im Jahr sowie gemessen an der Anzahl der Tage in einem Standard-Jahr 365 Fenster.

Mit dem Bau des Schlosses wurde vor mehr als 30 Jahren begonnen. Sein Eigentümer ist Piotr Kazimierczak, ein bekannter Bildhauer und Möbelfabrikant aus Danzig. Schon in den 80er Jahren hat er sich mit Aufträgen in Deutschland ein gigantisches Vermögen verdient. Nicht nur in der alten BRD, auch in der Ex-DDR restaurierte er Sakralbauten und stellte Dekormöbel im Stil der Danziger Barockmöbel her. Später folgte ein Möbelfabrik in Danzig, die jedoch nie ihren Geschäftszweck erfüllte. Der Schloss-Bau sollte sein künstlerisches Schaffen krönen und Symbol seines finanziellen Erfolges sein.

Statt Einfamilienhaus monströser Palastbau im Landschaftsschutzgebiet

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Der Bau des Schlosses mit barocken und gotischen Stilelementen aus Beton und Ziegel, das von Bau-Fachleuten als ,,architektonischer Alptraum“ bezeichnet wird, erreichte jedoch kein Ende. Die Aufsichtsbehörden machten dem ein Strich durch die Rechnung. Der Krösus hatte nämlich nur eine Genehmigung für den Bau eines kleinen Einfamilienhauses im ausgewiesenen Landschaftsschutz-Gebietes mit einer Nutzfläche von 165 Quadratmetern. Der monströse Palastbau mit 12 Türmen und 52 Sälen und einer eigenen Sakral-Kapelle sowie 50 Meter langen Swimmingpool ist dagegen 30fach größer und sprengte alle Dimensionen. Die Aufsichtsbehörde ordnete den Abriss an. Der zwischenzeitlich finanziell klamm gewordene Schloss-Eigentümer legte dagegen Berufung ein. Es folgte ein nahezu 30 Jahre währender juristischer Klein-Krieg ohne Entscheidung.
An den unvollendeten Bau hat inzwischen der Zahn der Zeit genagt. Ein Teil des Geländes ist zugewachsen. Die Innenräume mit Müll und Gestrüpp überwuchert. Die Wände mit Graffiti beschmiert. Alles ist ungesichert. Es hat schon mehrere Unfälle gegeben, zuletzt vor einem Jahr: Zwei 15jährige wurden nach einem Absturz von einer der zahlreichen engen ungesicherten Turmtreppen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Wunderglaube: Heimstatt für Michael Jackson

Den Zustrom von Besuchern aus ganz Polen hat dies kein Abbruch getan. Befeuert wird das Interessen auch von den Mythen und Geschichten, die sich um das skurrile Bauwerk ranken. Anfang hieß es, dass der berühmte Prälat Henryk Jankowski das Schloss übernehmen wird. Jankowski ist jener Geistliche aus Danzig, der in den 80er Jahren die Solidarność-Protestbewegung absegnete, später dann mit einem weißen Mercedes, goldbestickten Ornat und goldener Marken-Armbanduhr brillierte und der von der Lebensbühne mit dem gegen ihn erhobenen Vorwurf abtrat, Kinder in seiner Kirchenkanzlei sexuell missbraucht zu haben.
Auch Popstar Michael Jackson sollte zu Lebzeiten ein Auge auf das Schloss in der entlegenen kaschubischen Landschaft geworfen haben, wollten wundergläubige Polen wissen.

Für Fans von Harry Porter das ,,polnische Hogwart“

Vor einige Jahren haben Fans von Harry Porter Schloss Łapalice auch in den Rang eines ,,polnischen Hogwarts“ erhoben. Auf dem Schloss wurden die Geschichten aus den Harry-Porter-Romanen in phantastischen Kostümen nachgespielt. Im Internet wurden sogar zu Geldsammlungen aufgerufen. Die für den Kauf der Schloss-Ruine erhofften Millionen kamen jedoch nie zu zustande.

Hoffnung auf eine Vollendung des Schloss-Bau, zumindest für jene, die noch an Wunder glauben, brachte jetzt eine Sitzung der Kommunalvertretung von Kartuzy . ,,Dank der wohlwollenden Beurteilung des General-Konservators für Denkmalpflege haben wir jetzt einen positiven Beschluss zur Fortführung der Bauarbeiten an dem Schloss-Projekt erhalten“, sagte der Bürgermeister von Kartuzy der örtlichen Lokalzeitung. Die Eintragung des Schlosses in den örtlichen Flächennutzungsplan sei in Vorbereitung. Dies erlaube, das Bauwerk zu legalisieren, das heutzutage schwierig wäre, weil die Kosten dafür gigantisch wären, meint der Bürgermeister. Dabei ist der Schloss-Bau schon längst zum Millionen-Grab geworden. Dass sich für dessen Komplett-Umbau zu einem Hotel ein seriöser Investor findet, dafür bedarf es schon sehr viel Phantasie.

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Zeitenwende auf Usedom – Swine-Tunnel kurz vor der Fertigstellung

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Der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine (Świna), der die Insel Usedom mit dem polnischen Festland verbindet, steht kurz vor der Fertigstellung. Für das polnische Ostseebad Swinemünde (Świnoujście) hat die Tunnel-Eröffnung historische Bedeutung. Die gesamte Insel Usedom wird dadurch allerdings auch zu einer Durchgangs-Straße und kürzesten Verbindung für den Straßenverkehr zwischen Hamburg und Danzig (Gdańsk).

Am tiefsten Punkt 39 Meter unter dem Wasserspiegel gelegen, hat der gesamte Tunnel eine Länge von 1780 Meter. Zwei Minuten braucht man für seine Durchfahrt. Nach zweijähriger Bauzeit ist der Tunnel unter dem Ostsee-Arm Swine (Świna) jetzt zu 92 Prozent fertiggestellt. Alle konstruktiven Arbeiten sind schon beendet, die Notausgänge vorbereitet. Gegenwärtig wird noch der Asphalt auf den zweispurigen Fahrbahnen verlegt. Im Mai soll dann der Tunnel eröffnet werden (ursprünglich im Herbst 2022 geplant). Nach seiner Freigabe ist er dann die längste Unterwasser-Tunnelverbindung Polens.

 

 

Für die Stadt Swinemünde (Świnoujście) und ihre 40 000 Einwohner erfüllt sich damit ein seit Jahrzehnten gehegter Wunsch – eine Direktverbindung zum polnischen Festland.
Seit Ewigkeiten kommt man auf polnischer Seite von und nach Swinemünde nur mit der Fähre. Die Fähre auf der kürzesten Verbindung über das Hafenbecken zwischen dem Stadtzentrum und dem Ortsteil Warszów shippert zwar in regelmäßigen Abständen. Zugelassen sind dafür aber nur Fahrzeuge mit dem Orts-Kennzeichen ZSW. Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen werden erbarmungslos aus der Warteschlange ausgewiesen. Sie müssen sich in der viel längeren Warteschlange an der Fährstelle Karsibór anstellen. Dies kann in saisonalen Spitzenzeiten zwei bis drei Stunden dauern, bis man von einer der beiden altersschwachen Autofähren über die Swine gesetzt wird. In Urlaubszeiten kann das Warten am bewaldeten Ufer des Ostsee-Arms durchaus seinen Reiz haben, trägt es doch zur Entschleunigung vom Alltag bei.

Wird Insel Usedom zur Durchgangsstraße für den Fernverkehr?

Damit wird es nun bald vorbei sein. Für das polnische Ostseebad in der direkten Nachbarschaft von Ahlbeck beginnt an ein neues Zeitalter. Wie der Stadt-Präsident von Swinemünde , Janusz Żmurkiewicz, jetzt auf einer Pressekonferenz mitteilte, wird nach der Tunnelfreigabe für den Autoverkehr künftig nur noch eine Fähre innerorts über die Swine kursieren. Die Stadt hat gleichzeitig die Anschaffung von zehn neuen Bussen in Auftrag gegeben, die in den Tunnelverkehr eingebunden werden.
Der Tunnel unter dem Ostsee-Arm wird allerdings nicht nur den Tourismus und den regionalen Wirtschaftsverkehr beleben. Mit dem Tunnel wird die schnellste und kürzeste Straßen-Verkehrsverbindung in der Schnittlinie zwischen den Wirtschaftszentren Hamburg und Danzig hergestellt. Über die auch als Ostsee-Autobahn bezeichnete S6 hat man dann von Danzig über eine kurze Anbindung an die als Schnellstraße klassifizierte S 3 durch den Tunnel direkten Zugang zu Bundesstraße B 110 und damit auf kürzesten Weg eine Anbindung an die Bundes-Autobahn A-20. ,,Jetzt muss ich noch über die oft zugestaute Autobahn S 3 südlich von Szczecin fahren, um dann erst einmal auf der deutsche Seite wieder auf der Autobahn in den Norden zu fahren. Wenn der Tunnel geöffnet ist, kann ich dann ohne Umweg und Wartezeit über Usedom direkt meine Kunden in Lübeck und Hamburg beliefern“. So wie der Unternehmer Ernest Kosikiewicz aus Goleniów warten viele Firmen im nordpolnischen Raum mit Ungeduld auf die Eröffnung des Usedom-Tunnels.

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Längste Strand-Promenade an der polnischen Ostsee fertiggestellt

Kolberg Strandpromenade Foto: Pressematerialien

In Kołobrzeg (Kolberg) ist jetzt die letzte Etappe zum Ausbau der Strandpromende fertiggestellt worden. Das Ostseebad lobt sich jetzt, die längste Strandpromenade in Polen zu haben.

Der Flanierweg entlang dem Ostsee-Ufer ist jetzt 4 Kilometer lang. Sein Umbau begann bereits vor über 10 Jahren in mehreren Etappen. Jetzt wurde die letzte Etappe abgeschlossen. Dazu wurde der Weg bis zu den am östlichen Stadtrand gelegenen Öko-Park verlängert. Der ist mit seiner Moorlandschaft in dem 380 Hektar großen Landschaftsgebietes einer der touristischen Attraktionen von Kolobrzeg. Der schmale kaputte Asphaltweg, der bisher dorthin führte, wurde durch ein breites Fußgänger-Boulevard kombiniert mit einem Fahrradweg ersetzt. Im Rahmen der dritten Investitions-Etappe wurden neue Zugänge zum Strand gebaut, die Promenadentrasse mit Kleinarchitektur modernisiert. Der ästhetisch-funktionelle Anspruchs ist dabei mitunter auf der Strecke geblieben. So wurden auch Liegen aus Beton in Wellenform aufgestellt, über die bei starker Sonnenbestrahlung ein Jalousien-Vorhang gezogen werden kann. Statt dem weiten Meeres-Horizont hat man dort allerdings nur den Blick auf die Absperrung des Sanddünen-Hanges.

Beliebt bei deutschen Senioren

Nach Angaben der Stadtverwaltung von Kołobrzeg hat die gesamte Investition zur Modernisierung und dem Ausbau des Strandpromenade 43 Mio. Złoty, also knapp 10 Mio. Euro, gekostet. Davon hat allein der letzte Bauabschnitt 17 Mio. Złoty gekostet. Nahezu die Hälfte des Betrages wurde mit EU-Mitteln kofinanziert.
Kolobrzeg oder Kolberg, wie das Ostseebad früher hieß, nimmt in den Ostsee-Angeboten deutscher Reiseveranstalter einen herausragenden Platz ein. Besonders bei deutschen Rentnern ist das Ostseebad beliebt. Etwaige gedankliche Assoziationen zu Goebbels Nazi-Propagandafilm ,,Kolberg“ darf man da allerdings ausschließen. Mit seinen Moorbädern und Heilbrunnen und der Vielzahl von Sanatorien und Kurhotels hat sich das Ostseebad schon seit dem 19. Jahrhundert als beliebter Kurort einen Namen gemacht.
Deutsche Touristen sind zahlenmäßig die stärkste Gruppe unter den Kurgästen aus den dem Ausland, worauf sich die Stadt mit ihren 46 000 Einwohnern schon lange eingestellt hat.
In den beiden Sommermonaten Juli und August gehört Kołobrzeg zu den von Touristen meistfrequentierten Orten in Polen. Doch die Hauptsaison ist in Polen mit zwei Monaten nur sehr kurz. In der Nebensaison lebt Kołobrzeg vor allem von deutschen Touristen, insbesondere von Senioren. Welche Bedeutung sie für das Kur- und Gastgewerbe haben, zeigte sich im 2020. Als wegen Corona massenhaft die Buchungen storniert wurden und die Busse mit deutschen Rentnern ausblieben, schrillten beim heimischen Kur- und Tourismusverband die Alarmglocken. In den schwärzesten Szenarien wurde sogar eine Welle von Hotelschließungen erwartet. Dies hatte sich glücklicherweise nicht bestätigt.

Kostenbelastungen drücken attraktives Preis-Leistungsverhältnis

Gerade glimpflich aus der Corona-Krise herausgekommen, ist das Gast- und Gastronomie-Gewerbe heute mit neuen existenziellen Herausforderungen konfrontiert. Neben einem deutlichen Anstieg der Lohnkosten in Verbindung mit der Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes um 20 Prozent in diesem Jahr ist es vor allem die die in Polen außerordentlich hohe Inflationsrate im zweistelligen Bereich. Dazu kommen die hohen Energiekosten. Bereits bis Ende des vergangenen Jahres mussten deshalb in ganz Polen über 2200 Gastronomie-Einrichtungen ihr Gewerbe aufgeben. Diese Entwicklung geht auch nicht am Ostseebad Kołobrzeg vorbei und lässt das gerade für deutsche Touristen bisher attraktive Preis-Leistungsverhältnis zunehmend erodieren.

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Hotelpreise in Polen zu Silvester auf Spitzen-Niveau

Trotz der hohen Inflationsrate sind die Hotelpreise in Polen für die kommende Winter-Urlaubssaison im Durchschnitt nur um 4 Prozent gestiegen. Wer allerdings plant, Silvester in den polnischen Bergen zu verbringen, der muss sich auf gepfefferte Preise einstellen.

Zakopane ist nicht nur Polens höchstgelegene Stadt. Auch bei den Hotelpreisen zu Silvester liegt Polens Winterhauptstadt in der Hohen Tatra auf dem höchsten Niveau. Im Durchschnitt liegen die Preise zu Silvester pro Übernachtung bei 220 Euro. Damit ist Silvester in Zakopane schon teurer als in den Alpen.
Trotz der hohen Preise fehlt es nicht an Nachfrage. Im polnischen Verständnis ist der Ort als das ,,St. Moritz der Tatra“ verklärt. – eine Reminiszenz auf Zeiten als der Ort Austragungsort von Ski-Weltmeisterschaften war. Bei der prachtvollen Berg-Kulisse von Zakopane erschöpfen sich allerdings schon die Vergleichsebenen zum Schweizer Nobel-Ort. Erst im Oktober sahen sich die Stadt-Abgeordneten von Zakopane gezwungen, ein nächtliches Alkohol-Verkaufsverbot ab 23 Uhr zu verhängen, um den nächtlichen Straßen-Partys mit ,,Taschenwärmern“ aus dem nächsten Verkaufskiosk, Discounter- oder Supermarkt Einhalt zu gebieten.

Großer Silvester-Trubel in Zakopane

In Zakopane herrscht immer Trubel. Und insbesondere zu Silvester, wenn die als öffentliches Fernsehen titulierte Rundfunkanstalt mit einem großen Spektakel ihre Silvester-Party aus Zakopane ausstrahlt. Das zieht ungeachtet der hohen Preise Tausende nach Zakopane. Bereits Anfang Dezember waren 96 Prozent der Hotel-Kapazitäten in Zakopane ausgebucht.

Der neue 2 Kilometer lange Gebirgstunnel auf dem Weg nach Zakopane. Foto: GDDKiA

Zusätzliche Attraktionen, mit der man sich später gegenüber den Daheimgebliebenen brüsten kann, ist die Fahrt durch den neuen ,,Kaczyński-Tunnel“ auf der umgebauten Zakopianka. Die Zakopianka ist die direkte, über 80 Kilometer lange Zufahrtstrasse von Kraków in die Hohe Tatra. In der Vergangenheit brauchte man zu saisonalen Höhepunkten Stunden, um auf der mit Autos zugestauten Hauptverkehrstrasse nach Zakopane zu kommen. Erst Ende November wurde nun der nach dem tödlich verunglückten Bruder vom PiS-Parteichef benannte ,,Kaczyński-Tunnel“ unter dem Berg-Massiv Mały Luboń als Herzstück der neuen Zakopianka eröffnet. Mit einer Länge von zwei Kilometern ist der Gebirgstunnel die erste und längste Tunnelverbindung dieser Art in Polen.
Schon etwas moderater, aber immer noch auf hohen Niveau sind die Silvesterpreise in den anderen polnischen Gebirgsregionen. In den vor der Haustür von Sachsen gelegenen Riesengebirge (Karkonosze) bewegen sich die Hotelpreise (ab 3-Sterne-Standard / Booking-Daten) in den beliebten Ferienzentren Karpacz und Szklarska Poręba (Schreiberhau) im Durchschnitt bei 165 Euro.

Silvester 2022 an der Ostseeküste

Auf ähnlichem Niveau bewegen sich auch die Hotelpreise in den beliebten Ferienzentren an der polnischen Ostseeküste. Für die Silvesterparty in Swinemünde (Świnoujście) wird bei Booking.com im Durchschnitt ein Hotelpreis von 170 Euro, in Międzyzdroje von 155 Euro aufgerufen. Mit 140 Euro schneidet das bei deutschen Rentnern beliebte Kołobrzeg am günstigsten an der polnischen Ostseeküste zu Silvester ab.
Deutlich niedriger unter dem Preis-Niveau zum Jahreswechsel liegen dagegen die Hotelpreise zu Weihnachten. Sowohl an der Ostseeküste wie in den Gebirgs-Regionen liegt der durchschnittliche Hotelpreis zu Weihnachten bei 115 Euro. Auch die Buchungsquoten zu Weihnachten bewegen deutlich unter dem Silvester-Niveau.

Nur die Skipässe sind etwas günstiger

Nach dem Silvester-Aufschlag gehen die Preise im neuen Jahre nach unten und ziehen erst ab der 2.Januarhälfte wieder an. Dann beginnen in Polen die Schulferien, die bis Ende Februar andauern. Die Hotelpreise mit Halbpension in den Skiferien beginnen sich dann denen in den Alpen anzunähern. Nur die Skipässe sind etwas günstiger. So bezahlt man in Polen beliebtesten Ski-Gebiet Szczyrk in den schlesischen Beskiden (südlich von Katowice) für den dreitägigen Skipass bei der Buchung im Internet umgerechnet rund 70 Euro und an der Kasse 105 Euro.
In der Ski-Arena Szrenica in Schreiberhau (Szklarska Poręba) kostet dagegen der Skipass für drei Tage nur 75 Euro an der Kasse und im Internet noch viel weniger.
Wer Ski-Urlaub plant, sollte sich allerdings kein polnisches Ski-Gebiet als Ziel aussuchen. Mit Ausnahme von Szczyrk mit seinen mehr als 40 Kilometer Skipisten und 30 Liften sind die Skipisten in den polnischen Wintersportgebieten nicht besonders lang und schwierig. Dazu kommt die im Vergleich zur benachbarten Tschechischen Republik oder den Alpen schlechte Organisation und Infrastruktur der Skigebiete. Ob in Karpacz oder anderen Wintersportzentren ziehen sich in der Saison endlose Autoschlangen zu den Skigebieten mit total überfüllten Parkplätzen und teilweise horrenden Parkgebühren. Dazu kommen oft lange Wartezeiten an den Liften und Seilbahnen sowie überfüllte Raststätten und Restaurants mit unbefriedigenden Service.
Selbst polnische Ski-Enthusiasten zieht es daher mehr in das benachbarte Tschechien oder in die Alpen, weil man dort für das gleiche Geld mehr geboten bekommt.

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Kraków führt als erste polnische Stadt Umwelt-Fahrverbot ein

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Kraków hat jetzt als erste Stadt in Polen eine Umwelt-Fahrverbotszone für ältere Diesel und Benziner beschlossen. Im Unterschied zu vielen westeuropäischen Städten wird das Fahrverbot nicht nur für einzelnen Straßen, sondern für das gesamte Stadtgebiet gelten.

Polen nimmt beim Fahrzeugbestand in Europa einen Spitzenplatz ein. Bei der Fahrzeug-Anzahl pro 1000 Einwohner liegt Polen sogar noch vor Deutschland und Frankreich. Dies merkt man besonders in den Großstädten. Zur Rush Hour sind die nicht nur mit Autos vollgestopft, sondern auch vollgequalmt. Das Kommunal-Parlament von Kraków hat jetzt als erste polnische Großstadt die Notbremse gezogen und die Einführung eines Fahrverbots für ältere Fahrzeuge beschlossen. Nicht nur für Dieselfahrzeuge, auch für Benziner.
Das Fahrverbot ist nicht nur auf einzelne Straßen in der Innenstadt beschränkt. Es wird das gesamte Stadtgebiet betreffen.
Eingeführt wird es zwei Stufen. Ausschluss-Kriterium für das Fahrverbot ist das Fahrzeug-Alter in Verbindung mit der Schadstoff-Norm. Zunächst sollen Benziner, die älter als 31 Jahre sind, und Dieselautos, die älter als 27 Jahre sind, von den Straßen ausgesperrt werden. Ab dem Jahre 2026 sind dann nur noch Dieselfahrzeuge, die mindestens die Schadstoffklasse Euro 5 erfüllen und Benziner mit der Euro Norm 3 für den Fahrzeug-Verkehr in Kraków zugelassen.
Die Regelungen sollen nicht nur für einheimische Fahrzeugbesitzer, sondern generell für alle Fahrzeuge gelten, einschließlich Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen. Durchgesetzt werden sie von der Stadtpolizei, die beispielsweise im Vergleich zu deutschen Ordnungsämtern mehr Befugnisse hat.
Ausgenommen von den Beschränkungen sind die Fahrzeuge der Rettungsdienste und Autofahrern, die älter als 70 Jahre sind sowie Oldtimer.
Das Fahrverbot findet nicht nur Zuspruch. Vor der Beschluss-Fassung kam es zu Protest-Kundgebungen vor dem Rathaus. Betroffen sind vor allem Menschen, die sich kein neueres Fahrzeug leisten können.
Polen ist seit vielen Jahren der Lagerplatz für ausgediente Fahrzeuge aus Westeuropa. Seit 2004 wurden stellenweise jährlich bis zu 1 Mio. Gebrauchtwagen aus Deutschland und Westeuropa nach Polen eingeführt. 60 Prozent der Fahrzeugbestands ist älter als 10 Jahre.
Nach Schätzungen der Kommunalpolitiker der inzwischen knapp 1 Mio. Einwohner zählenden Stadt erfüllt rund 25 Prozent des Fahrzeug-Bestands von Kraków nicht die Anforderungen, die aus dem Fahrverbots-Beschluss hervorgehen.
In ihrer Argumentation bei der Verteidigung des beschlossenen Fahrverbots verweisen die Kommunalpolitiker darauf, dass der Strassenverkehr im hohen Maß für die Belastung der Einwohner mit Feinstaub der Schadstoff-Klassen PM10 und PM2,5 sowie mit Stickoxid-Emissionen verantwortlich ist. Diese von Autos ausgestoßenen Verschmutzungen können Atemwegsinfektionen und chronische Lungenerkrankungen verursachen. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass im Ergebnis der Fahrverbote der Stickoxid-Ausstoß im Vergleich zu 2019 um bis zu die Hälfte gesenkt wird. Bei den Feinstaub-Emissionen wird der Rückgang mit rund 80 Prozent sogar noch höher ausfallen.

Polen mit den höchsten Luftverschmutzungswerten in Europa

Polen hat seit Jahren die schlechteste Luft in Europa. Neben dem Autoverkehr ist die Kohle-Verbrennung zum Beheizen der Häuser die größte Ursache für die Luftverschmutzung. Die Ausrufung von Smog-Alarm in Ballungsräumen und die Aufforderung an die Bevölkerung sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten, ist die Folge. Kraków an der Talsohle des Riesengebirges gelegen, ist bei stehender Luft davon besonders gefährdet.
Mit über 300 Mikrogramm/m3 war die Stadt zuletzt im Dezember vergangenen Jahres vor Lahore in Pakistan der Ort mit den weltweit höchsten Luftverschmutzungs-Wert. Die Stadtverwaltung hat zwar bereits vor längerer Zeit schon die Kohle-Heizung in alten Öfen verboten. Dies nützt aber nur wenig, wenn in den umliegenden Gemeinde-Regionen weiter die Schlote qualmen.

Quelle. Airly

So nahm Kraków in den vergangenen Heiztagen in der Live-Rangliste der am stärksten verschmutzten Großstädte der Welt kurzzeitig wieder einen vorderen Platz ein. Während nahezu ganz Europa im grünen Bereich liegt, hebt sich Polen nun schon seit Jahren mit warnenden Rot-Leuchten aus der Airly-Karte hervor. Neben den Städten und Regionen im oberschlesischen Revier und Warschau sind es neuerdings auch zunehmend Orte im Südwesten Polens. Zu befürchten ist, dass es in den nächsten Wochen noch schlimmer kommt. Nach dem Import-Stopp für russische Steinkohle und der Einfuhr von überteuerter Steinkohle aus Übersee, die qualitativ oft minderwertiger ist, hat die Regierung die bisher geltenden Qualitäts-Standards für Heizkohle in Privat-Haushalten ausgesetzt. Hinzu kommt die im kürzlich beschlossenen Energiepreis-Gesetz enthaltene Regelung, die abhängig von Versorgungs-Situation mit Ammoniak Kohle-Kraftwerke von der Pflicht befreit, ihre Rauchgas-Emissionen von Stickoxiden zu reinigen. Und wenn dann noch die Bevölkerung im ländlichen Raum, die das Stamm-Wahlklientel der regierenden PiS-Partei ist, den Empfehlungen von deren Vorsitzenden Jarosław Kaczyński folgt « mit allem zu heizen, was brennbar ist, außer mit Reifen», dann liegen große Teile Polens in den nächsten Wochen unter einer großen Rauch-Dunstglocke.

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Superfood Kimchi künftig aus ,,Polens Kraut-Hauptstadt“

 

Nabak Kimchi Foto: Flickr (unter CC BY-NC-ND 2.0)

Das Superfood Kimchi für den europäischen Verbraucher kommt künftig aus Polen. Für die Herstellung des koreanischen Nationalgerichts will der südkoreanische Konzern Daesang 11 Mrd. Dollar in den Bau einer Fabrik in Kraków investieren.

Kimchi gehört seit Jahrhunderten zum National-Heiligtum der koreanischen Küche. Für seine Herstellung werden verschiedene Gemüsearten zusammen mit Gewürzen einer Milchsäurefermentation ausgesetzt. Am bekanntesten ist die Herstellung mit Chinakohl, Rettich, Frühlingszwiebeln und Gurken. Das traditionelle koreanische Gericht hat inzwischen auch außerhalb von Asien Einzug in die internationale Küche gehalten. Kimchi ist besonders auf den Speiseplan von von Profi-Sportlern, Models und Promis zu finden, was auf die gesunde Wirkung und Heilkraft des fermentierten Produkts zurückzuführen ist.
Die zunehmende Beliebtheit von Kimchi im Westen spiegelt sich auch in den Exportzahlen wird. So hat der Lebensmittel-Hersteller Daesang als größter Kimchi-Produzent in Südkorea in den vergangenen fünf Jahren jährlich seinen Export nach Europa um über 20 Prozent gesteigert. Schwerpunkt waren dabei Großbritannien und die Niederlande. Der Konzern-Vorstand hat daher entschieden, außerhalb von Asien nach den USA auch eine erste Fabrik für die Kimchi-Produktion in Europa aufzubauen. Dass die Entscheidung dabei auf Polen fiel, ist kein Zufall. Polen hat in diesem Jahr mit Milliarden-Aufträgen zur Ausrüstung seiner Armee mit koreanischen Kampfflugzeugen, 1000 K2-Panzern und Hunderten von Artillerie-Systemen sowie einer vertraglichen Vereinbarung zum Bau eines Kernkraftwerkes mit koreanischer Atom-Technologie unweit von Poznań Südkorea zum neuen strategischen Partner gemacht. Für den koreanischen Lebensmittelkonzern Daesang dürfte bei seiner Entscheidung auch eine Rolle gespielt haben, dass Polen der größte Kohl-Produzent in Europa ist. Insbesondere ist es der Weißkohl, der für die polnischen Küchenklassiker Bigos und Gołąbki (Krautrouladen mit oder ohne Hackfleisch) unentbehrlich ist.

,,Kraut-Hauptstadt Polens“ mit eigenen Museum

„Heute ist ein großer Tag! Wir haben eine Vereinbarung mit der Daesang Corporation in Seoul über den Bau der ersten Kimchi-Fabrik in Polen unterzeichnet“, hat jetzt das polnische Unternehmen Charsznickie Pola Natury (ChPN) vermeldet. Die Vereinbarung beinhaltet die Gründung eines Joint Ventures, dessen Anteile zu 76 Prozent vom koreanischen Kimchi-Hersteller und zu 24 Prozent vom polnischen Bio-Produzenten gehalten werden. Ziel des Joint Ventures ist der Bau einer ersten Kimchi-Fabrik in Europa.
Das Unternehmen Charsznickie Pola Natury bietet sich dabei für den koreanischen Lebensmittelkonzern als idealer Partner an. ,,Charsznickie Pola Natury „ heißt übersetzt so viel wie ,,Natur-Felder von Charsznica“. Die gleichnamige Land-Gemeinde nördlich von Kraków nimmt für sich den Titel in Anspruch, ,,Kraut-Hauptstadt Polens“ zu sein. Jedes Jahr im September finden dort die ,,Kraut-Tage“ statt. Wie bei der Wahl der ,,Wein-Königin“ in den traditionellen Weinanbau-Regionen wird dort dann das ,,Kraut-Königspaar“ gekürt. Der Ort hat sogar ein Kohl-Museum, das wohl einzige in der Welt.

11 Millionen Dollar in erste europäische Kimchi-Fabrik

Auf den Feldern rund um den Ort baut das Unternehmen ChPN auf 2500 Hektar Weißkohl an. Das entspricht etwa 10 Prozent der gesamten polnischen Kohl-Anbaufläche. Verarbeitet wird er neben zahlreichen Kraut-Salatsorten in der Region vor allem zu Sauerkraut. Das Unternehmen ChPN hat nicht nur Erfahrungen mit der Fermentierung einheimischen Gemüses. Es produziert auch das aus Asien stammenden fermentierte Teegetränk Kombucha nach Original-Rezepturen in verschiedenen Geschmacks-Richtungen. Aus diesem Sortiment hebt sich ,,Kombucha Karate Kurashikku“ heraus.
Der Ort mit dem für die deutsche Zunge schwierig auszusprechenden Namen wird auch der Standort für die erste europäische Kimchi-Fabrik in Polen sein. Der koreanische Konzern Daesang wird fast 11 Millionen US-Dollar in die Fabrik investieren. 2024 soll sie eröffnet werden. Jährlich bis zu 3 000 Tonnen Kimchi sollen dort dann unter der Marke Jongga produziert werden. Daesang und ChPN wollen die beliebten koreanischen Beilagen dann über die großen Handelsketten wie Carrefour oder Lidl Deutschland in ganz Europa vertreiben.
Nach den Aufbau einer Kimchi-Fabrik in den USA sei das Joint-venture mit ChPN zum Aufbau einer Fabrik in Polen ein weiterer Versuch, ,,Kimchi weltweit zu globalisieren“, sagte Lim Jung-bae, CEO von Daesang gegenüber dem ,,Korea Herald“.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

Modehaus ,,„zur größeren Ehre Gottes“ in der Pleite

Das polnische Modehaus Marie Zélie ist bankrott. Mit über 12 Mio. Złoty Schulden hinterlässt das an christliche Werte anknüpfende Mode-Label über Tausende Kundinnen, die vergeblich auf die Rückzahlung ihrer Geldbeträge für nicht gelieferte Kleidung warten.

Das katholische Modehaus aus Danzig (Gdańsk) war anders als die meisten christlichen Modehäuser, wie man sie in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern kennt. Profane T-Shirts, Sweater und andere Mode-Utensilien mit plakativ bedruckten biblischen Sprüchen, christlichen Symbolen und Aufschriften a la ,,Jesus is my king“ sucht man in der Kollektion der Danziger Modemacher vergeblich.

Fotos: Marie Zélie

Benannt nach der im 19. Jahrhundert in Frankreich lebenden und von Papst Franziskus heiliggesprochenen Näherin, war der Name Marie Zélie Programm. Im konservativen Verständnis konnte die Mode aus Danzig als klassisch bewertet werden. Kleider und Röcke über das Knie, ohne ausgeprägten Dekolleté und die in allen Kollektionen immer wiederkehrenden abgetönten Blümchen–Motive waren ihr charakteristisches Merkmal. Die damit vermittelte Botschaft war klar: Eine Mode für die sich modern gebende, aber brav sittsame Frau und Hausmutter, für den Gang in die Kirche, die Taufe, Konfirmation und andere christliche Feste.

Eingenähtes Label ,,A.M.D.G.“

Dies wurde auch mit dem in jeden Kleidungsstück eingenähten Label ,,A.M.D.G.“ unterstrichen. A. M.D.G. steht für den Wahlspruch des Jesuitenordens ,,Ad maiorem Dei gloriam“, zu deutsch ,,zur größeren Ehre Gottes“.
Es ist wohl auch kein Zufall, dass sich das Modehaus Marie Zélie als start up im Jahre 2016 gründete, unmittelbar nachdem die nationalkonservative PiS-Partei das Regierungsruder übernahm und im Gleichklang mit dem katholischen Klerus die Werte propagierte, die sich auch die Modeschöpfer in Danzig zur Vermarktung ihrer Mode zu eigen machte.
Für große Resonanz beim Klientel sorgte aber vor allem, das die Kleidung in hoher Qualität vor Ort in Polen genäht wurde und dafür feinste Garne und hochwertige Stoffe verwendet wurden. Entsprechend hoben sich auch die Preise von der Billig-Ware der Mode-Discounter ab. In der Kollektion 2022, die immer noch online ist, sind für Jacken und Mäntel über 2500 bis 4500 Złoty zu zahlen, also umgerechnet mehr als 500 Euro bis knapp 1000 Euro. Auch Röcke, Kleider und Blusen bewegen sich in der Preis-Größenordnung von umgerechnet rund 100 Euro.
Die Preise haben der Nachfrage keinen Abbruch getan. Seit dem Gründungsjahr stieg der Umsatz des Modehauses von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Doch mit ihm auch die Kosten. Dem musste das Modehaus Tribut zollen. Statt der Produktion in Polen, womit das Unternehmen immer warb und was ein wesentlicher Kaufanreiz für die Kundschaft war, wurde nun ein Teil der der Modekollektion in Bangladesh und der Türkei gefertigt. Bei der Verbraucherschutz-Behörde UOKiK gingen dann auch bald  erste Klagen von unzufriedenen Kundinnen ein, die auf die Rücküberweisung der von ihnen geleisteten Geldzahlungen für zurückgegebene Ware warteten. Bei Facebook bildeten sich Gruppen von mehr als 2000 Kundinnen, die um die Rückgabe ihrer Gelder kämpfen. Vergeblich. Im Oktober meldete das Modehaus Konkurs an.

Katholischer Klassiker ohne Happy-End

Im gewissen Sinne erinnert die Entwicklungsgeschichte mit dem selbstgewählten Wahlspruch ,,zur größeren Ehre Gottes“ an den Kultfilm ,,Blues Brothers“, der in der Zeitung des Heiligen Stuhles als ,,katholischer Klassiker“ bezeichnet wurde. Auch hier waren die Schauspieler John Belushi und Dan Akroyd als Jake und Elwood für eine gute Sache ,,im Auftrag des Herren“ unterwegs, eine Spur der Verwüstung hinter sich lassend. Doch während Jake und Elwood am Ende die Steuerschuld für ein Waisenhaus bezahlen konnten, hinterlässt das Modehaus ,,zur größeren Ehre Gottes“ nur Tausende Kundinnen, die vergeblich auf ihr Geld und ihre Ware warten.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

1 Tonne Kohle als Hauptpreis in Speedway-Lotterie

Foto: Montage PL-Agentur / ROW Rybnik

Im ,,Kohle-Land“ Polen droht Kohle im Winter zur Mangelware zu werden. Der Speedway-Klub im oberschlesischen Rybnik kam deshalb auf die Idee, eine Tonne Heizkohle als Hauptpreis in seiner Lotterie zum 90jährigen Vereins-Jubiläum auszuschreiben.

Speedway ist eine der beliebtesten Sportarten in Polen. Nahezu in jeder Großstadt gibt es ein Speedway-Stadion. Die Begeisterung für den Motor-Sport kommt nicht von ungefähr. Die polnische ,,Ekstra-Liga“, die von zwei Unter-Ligen flankiert wird, gilt als die stärkste Liga der Welt. Dies belegen auch zahlreiche Titel im Speedway-Europa-Cup.
Zu den Traditions-Klub der polnischen Speedway-Szene gehört auch der ROW Rybnik. Den gibt es bereits seit 1932. Zahlreiche Rennfahrer-Legenden sind aus dem Klub hervorgegangen wie z.B. Andrzej Wyglenda, der dreimal den Speedway World Pairs Championship und den Speedway World Team Cup gewann.

Der Klub hat jetzt sein 90jähriges Jubiläum gefeiert. Dazu gab es ein Rennen, aus dem der dänische Rennfahrer Niels Kristian Iversen als Sieger hervorging. Auch für Tausenden Speeway-Fans im Stadion gab es etwas zu gewinnen. Für sie hatte der Klub eine große Lotterie vorbereitet. Zwar wird Speedway in Polen die Bezeichnung ,,Schwarzer Sport“ gegeben, wohl wegen der aufstiebenden schwarzen Staubwolken und des Belags, auf den die Biker ihre halsbrecherischen Runden drehen. Dennoch war der Haupt-Preis, den die Veranstalter für die Lotterie auslobten, absolut ungewöhnlich: ein Tonne Heizkohle!
Den Hauptpreis gab es gleich zweimal. Schön verpackt auf einer Palette. Natürlich gab es auch andere Preise, wie z.B. Uhren oder Haushaltsgeräte. Eine Tonne Kohle erachteten die Veranstalter jedoch als besonders attraktiv. Es genügte, das Eintritts-Ticket in die Tombola einzuwerfen. Das kostete nur 5 Złoty, also umgerechnet knapp 1 Euro. Dagegen kostet eine Tonne Heizkohle bei der staatlichen Bergbaugesellschaft PGG 1770 Złoty. Im privaten Kohle-Handel ist sie sogar um das 2,5fache teurer. Vorausgesetzt man bekommt sie überhaupt. Im ,,Kohle-Land“ Polen ist Kohle zum Heizen in Privat-Haushalten inzwischen zu einer Mangel-Ware geworden. Immerhin heizen noch über 35 Prozent aller Privathaushalte in Polen im Winter mit Steinkohle.
Bisher setzten sie dafür vor allem Steinkohle aus Russland ein. Mit dem seit August verhängten Einfuhr-Embargo auf russische Steinkohle klaffte plötzlich eine Versorgungslücke von 4 Mio. t Heizkohle für Privathaushalte. Die polnischen Steinkohle-Bergwerke können diese Lücke nicht schließen. Nach Angaben der Agentur für Industrieentwicklung (ARP) in Katowice betrugen die bei den Steinkohle-Bergwerken angelegten Kohle-Vorräte Ende August nur 1,024 Mio. t. Das sind knapp 80 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Im Kontrast zu den Kohle-Vorräten stehen die Kohle-Förderquoten. So wurden im August laut der Agentur lediglich 3,83 Mio. t Steinkohle gefördert. Das waren 10 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

,,Heizen mit allem, was brennbar ist“

Die Regierung in Warschau hat erst sehr spät auf die Defizite reagiert und im Juli die Einfuhr von Stein-Kohle aus anderen Ländern angeordnet, wie z.B. Indonesien, Kolumbien, Australien und selbst aus den USA. Die ist aber wesentlich teurer als die russische Steinkohle. Laut einer der letzten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts CBOS haben deshalb 75 Prozent der Privathaushalte, die mit Kohle heizen, sich noch nicht mit Kohle für den Winter eingedeckt. Die Morawiecki-Regierung versucht dagegen seit Wochen mit dem Versprechen zu beruhigen, dass es im Winter nicht an Heizkohle fehlen wird. Auch soll eine Tonne Heizkohle nicht mehr als 2000 Złoty kosten (~415 EUR).
Nur dauert es eben mehr als nur einige Wochen Zeit, Millionen Tonnen von Steinkohle vom anderen Ende der Welt in die polnischen Häfen zu shippern, dort umladen und im gesamten Land an die Endverbraucher zu verteilen. Polens mächtigsten Mann, der großen weise Vorsitzenden der nationalkonservativen PiS-Partei, Jarosław Kaczyński, hatte deshalb schon einmal einen Rat an seine Wählerschaft für den vor der Tür stehenden Winter parat: Heizen mit allem, ,,was brennbar ist, außer mit Reifen und ähnlich schädlichen Dingen, damit Polen gewärmt ist“.

© André Jański / infopol.PRESS

Städte sagen wegen Energiekosten Silvester 2022 ab

Foto: UMW Wrocław

Breslau (Wroclaw) hat als erste polnische Großstadt die traditionelle Silvester-Feier auf dem Marktplatz abgesagt. Als Grund werden die explodierenden Energiepreise und die galoppierende Inflation genannt, die das städtische Budget erdrücken.

Der Rynek um das alte und neue Rathaus in Breslau gehört zu den flächenmäßig größten Marktplätzen in Europa. Traditionell findet dort jedes Jahr die große Sylvesterparty mit Konzerten statt, auf der bis zu einer Viertel Millionen Besucher das neue Jahr begrüßen. Dieses Jahr nicht. Nach Corona hat die Stadtverwaltung jetzt das Event auch für dieses Jahr abgesagt. „Die Situation ist so ernst, dass sie die Umsetzung und Erbringung von Dienstleistungen für die Einwohner von Wrocław und vielen anderen Städten bedroht“, erklärte Breslaus Bürgermeister Jacek Sutryk vor der Presse. Zahlte die Stadt für ihre öffentlichen Verkehrsmittel, Schulen, Sozialeinrichtungen und andere städtische Liegenschaften bisher eine Stromrechnung von 66 Mio. Złoty (~ 15 Mio. Euro), so soll sie künftig dafür 405 Mio. Złoty ( 90 Mio. Euro) zahlen. Dies bot ihr zumindest ein Stromversorger des staatlichen Energiekonzerns PGE an. Der Betrag ist sechsfach höher als die gegenwärtigen Kosten.
Bei der Absage des Sylvester-Events bleibt es nicht. Auch die Weihnachtsbeleuchtung wird eingeschränkt. Entsprechend dem Energiespar-Programm der Regierung, dass u.a. kommunale und regionale Verwaltungen verpflichtet, ab 1.Oktober den Stromverbrauch um 10 Prozent zu senken, wird in den öffentlichen Gebäuden der Stadt Breslau die Temperatur auf maximal 19 Grad Celsius und die Wärme des Leitungswasser abgesenkt. Die Beleuchtung der Brücken wird ab 22 Uhr abgeschalten.

Abschaltung der Strassen-Beleuchtung

Auch prüft die Stadtverwaltung die Straßenbeleuchtung überall dort abzuschalten, wo keine Gefährdung für Anwohner und Passanten besteht. Dies hat bereits die Regierung auf den Plan gerufen. «Das Abschalten der Straßenbeleuchtung durch lokale Behörden ist etwas, das wir uns nicht leisten können», sagte Entwicklungsminister Buda der Nachrichtenagentur PAP. «Wir können nicht zulassen, dass Polen dunkel ist.»
Die Regierung selbst hat bisher einen Strompreisdeckel für Privathaushalte beschlossen, die nicht mehr als 2000 KWh im Jahr verbrauchen. Für Städte und Gemeinden sind zur Entlastung bei den Energiekosten Zuschuss-Zahlungen von insgesamt 14 Mrd. Złoty geplant. Laut Ankündigung von Ministerpräsident
Morawiecki soll jede Kommunalverwaltung mindestens 2,8 Mio. Złoty erhalten. Der Betrag reicht nicht ansatzweise für die Kommunen aus, um die exorbitanten Energiepreise ab dem neuen Jahr deckeln zu können.
Da die Kommunen ohnehin durch Einnahmen-Verluste in Folge der zu Jahresanfang von der nationalkonservativen PiS-Regierung eingeleiteten Steuerreform gebeutelt sind, müssen sie bei allen Ausgaben auf die Bremse drücken. Nach Breslau hat jetzt auch die Stadtverwaltung von Warschau eine massive Einschränkung ihrer Silvester-Party angekündigt. Weitere Großstädte werden folgen.

Zur Kostenbeschränkung Hotel-Schließung in der Wintersaison

Der Kostendruck lastet auch auf der Hotelbranche. Es sei zu erwarten, dass viele Hotels den Wettlauf mit den Kosten nicht überstehen werden, erklärte kürzlich der Generalsekretär der polnischen Wirtschaftskammer für das Hotelwesen. Nach seinen Kenntnisstand gibt es bereits Hotels, die eine Schließung in der Wintersaison erwägen, um auf diese Weise ihre Kosten zu beschränken.
Touristen sind also gut beraten, sich in kommenden Winter bei der Hotel-Buchung über diverse Tourismus-Portale bei der Bezahlung abzusichern.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

 

Hotel-König hinterlässt unvollendetes Werk



 

Aktualisierter Text 

Es sollte sein letztes Hotel sein. Seine Eröffnung hat er nun nicht mehr erlebt. Den Hotel-Koloss an der polnischen Ostseeküste in Pobierowo hinterlässt er als unvollendetes Werk. Im Alter von 79 Jahren plötzlich verstorben ist der als ,,Hotel-König“ bezeichnete Tadeusz Gołębiewski jetzt in seinem Heimatort Radzymin unter großer Teilnahme der Bevölkerung beigesetzt worden.
Mit Gołębiewski verlässt einer der Letzten jener Generation die Lebens-Bühne, die den Begriff ,,polnisches Unternehmertum“ im positivsten Sinne des Wortes prägten. Anders als die Oligarchen in Russland oder der Ukraine, die sich das als ,,Volkseigentum“ titulierte staatliche Eigentum mit ihrem politischen Beziehungs-Geflecht und ominösen Börsen-Geschäften unter den Nagel rissen, haben polnische Unternehmer wie Gołębiewski in den 1970er bis 80er Jahren aus dem Nichts heraus nur mit ihrer eigenen Hände Arbeit und ihrer unternehmerischen Initiative ohne staatliche Beihilfe ein Imperium geschaffen.

Vom Waffelbäcker zum Hotel-Magnaten

Seinen Aufstieg begründete der Hochschul-Absolvent als Waffel-Bäcker. Die dafür notwendigen Öfen soll er dem Vernehmen nach selbst gebaut und die Backformen aus Altteilen einer Fabrik geschweißt haben. Auch wurde der Teig in der Anfangszeit in der heimischen Waschmaschine getrommelt.

Aus diesem Improvisations-Konstrukt entwickelte er im Lauf der Jahre die nach seinen Namenskürzel benannte Firma Tago mit zeitweise 400 Beschäftigten, deren feinstes Gebäck in hochwertiger Qualität und Waren-Originalität jedem internationalen Marken-Hersteller Stand halten konnte.

Mit deren ersten Gewinnen widmete er sich Anfang der 90er Jahre einem neuen Geschäftsfeld. In Mikołajki (Masuren) baute er sein erstes Hotel. Mit Aqua-Park, Wellness- und Fitnessbereichen und einem all inclusive -Konzept war er dazumal weit seiner Zeit voraus. Nicht nur beim Komfort setzte er im Vergleich zu den damals üblichen Übernachtungsherbergen neue Maßstäbe. Für die seinerzeitigen Einkommens-Verhältnisse in Polen waren die Preise gepfeffert. Es waren vor allem Unternehmen, die dort als Benefits für ihre Mitarbeiter Firmen-Schulungen durchführten. Was fehlte, war ein zahlungskräftiges privates Kunden-Klientel, das im ausreichenden Maße die Kosten des mondänen Baus in der masurischen Seenlandschaft deckt. Wie Gołębiewski uns gegenüber bei einem Besuch seiner Baustelle in Pobierowo im vergangenen Jahr noch selbst einräumte, haben ihm seinerzeit ,,die Deutschen den A… gerettet“. Nach Messe-Besuchen und Werbeaktionen bei bekannten deutschen Reiseveranstaltern rollten dann die Busse aus Deutschland an. Bis zu 50 Busse pro Tag.

Das alles ist aber schon längst Vergangenheit. Mit der sich an Wohlstand entwickelnden Mittelschicht in Polen und dem dynamisch gewachsenen Durchschnittseinkommen (aktuell bei 6400 Złoty – rund 1400 Euro) bildet heute die polnische Kundschaft das Gros seiner Gäste.

Nach Mikołajki hat Gołębiewski weitere 5-Sterne-Hotels gebaut. Die Gołębiewski-Kette zählt derzeit nur vier Hotels. Seinen Ruf als ,,Hotel-König“ wurde jedoch damit begründet, dass jedes neugebaute Hotel noch größer war als sein Vorgänger und für Schlagzeilen sorgte. Behördliche Vorgaben des Landschaftsschutzes und der Baugenehmigungen wurden nicht eingehalten. Allen Hotelbauten waren von Auseinandersetzungen mit den Genehmigungsbehörden und gerichtlichen Instanzen begleitet. So wurden z.B. bei dem überdimensionierte Hotelbau in Karpacz unterhalb der Schneekoppe statt der in den Genehmigungs-Unterlagen vorgegebenen 630 Zimmer, 2 Etagen mehr mit 880 Zimmern gebaut. Wegen der Verunstaltung des Landschaftsbildes forderten Politik und Behörden deshalb den Abriss von zwei oberen Etagen. Gołębiewski ließ sich davon nicht besonders beeindrucken. Für eine weitere Nutzung ließ er eine Gesetzeslücke nutzend einen Teil der oberen Etagen verglasen.

Betonierte Gigantomanie in der Küstenlandschaft

Von zahlreichen Kontroversen und Kritiken war und ist auch der Bau seines Hotel-Giganten in Pobierowo begleitet. Der Standort befindet sich westlich des bekannten Ostseebades Rewal 150 Meter vom Meer entfernt. Umweltschützer kritisierten, dass dafür 1500 Bäume des Küstenwaldes im Landschaftsschutzgebiet abgeholzt wurden. Gemeindevertreter wiesen dies als unbegründeten Vorwurf zurück. An dem Standort war früher eine Einheit der polnischen Luftverteidigungs-Streitkräfte stationiert, die um die Jahrtausend-Wende dort abgezogen wurde. Allerdings sprechen die unmittelbar im Walddickicht am Rande der Baustelle heute noch stehenden Schilder mit der Warnung ,,Landschaftsschutz-Gebiet“ eine andere Sprache.

Gołębiewski hatte das 30 Hektar große Terrain für rund 50 Mio Złoty von der Gemeinde Rewal gekauft. Der Verkauf des Geländes erfolgte über den früheren Bürgermeister der Gemeinde. Der wurde später von Gołębiewski zum Geschäftsführer des in Bau befindlichen Hotels bestellt, was dem Geruch von Korruption anhaftete.

Groß, größer, gigantisch – Dieser Steigerungsform folgten auch die Planungen für den Hotel-Koloss in Gestalt eines Kreuzfahrtschiffes an der Ostseeküste.. Mit 1100 Zimmern, das mit Zustellbetten Platz für 3000 Gäste bietet, Konferenz-Sälen, Out- und Indoor-Poollandschaften, Spa-Zonen und anderen touristischen Attraktionen sollte es das größte Hotel in Polen und eines der größten in Europa werden. .
Der schnelle Bau-Fortschritt wurde jedoch 2020 jäh von der Corona-Pandemie unterbrochen. Mit den Corona-Beschränkungen im Hotel-Gewerbe und den Absturz der Belegungsquoten in den anderen Hotel der Gołębiewski-Kette versickere auch der Geld-Fluss für den Hotel-Neubau. Das ging auch an die finanzielle Substanz von deren Eigentümer Tadeusz Gołębiewski. Dem nicht genug folgte nach der Corona-Krise mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs die nächste Katastrophe. Wie auf nahezu allen Baustellen in Polen waren beim Bau des Hotel-Riesens an der Ostseeküste Hunderte Arbeitskräfte aus der Ukraine eingesetzt. Nach der im April von der Regierung in Kiew angeordneten Verfügung, die jeden männlichen ukrainischen Bürger im Alter von 18 bis 60 Jahre unter Androhung einer langjährigen Haftstrafe verpflichtet, aus dem Ausland zurückzukehren und für die Heimat zu kämpfen, leerte sich auch die Baustelle von Pobierowo. Auch verzögerte sich die Lieferung von notwendigen Baumaterialien aus der Ukraine.
Die ohnehin schon auf den 1.Juni dieses Jahres verschobene Eröffnung des Hotels ist nun erneut verschoben. Einen neuen Termin gibt es noch nicht. Kurz vor seinem Tod hatte Gołębiewski noch in einem Presse-Interview erklärt, dass er im Fall einer Wahl-Möglichkeit nicht noch einmal eine solche Investition in Angriff nehmen würde.
Der Tod von Tadeusz Gołębiewski hat die seit langer Zeit bestehenden Spekulationen um eine Übernahme des gigantischen Hotels und der gesamten Hotelkette neu angefacht. An vorderster Front stand dabei die staatliche Hotel-Holding PHH. Die hatte im vergangenen Jahr mehr als zehn Hotels, darunter an der Ostsee-Küste, erworben. Mit einem Bestand von mehr als 40 Hotels ist sie die größte Hotel-Kette in Polen. Für Gołębiewski wäre die Übernahme durch eine Hotelkette, die dem Staat gehört, ein Gräuel. Allerdings hat die staatliche Hotel-Holding den Medien-Spekulationen eine Absage erteilt. Niemals waren und sind wir an dem Kauf der Hotels von Tadeusz Gołębiewski interessiert, heißt es in einer offiziellen Erklärung der Staats-Holding, in der gleichzeitig das Mitgefühl zum Ableben von Gołębiewski zum Ausdruck gebracht wird, der ,,eine Ikone des polnischen Hotelwesens war und immer bleiben wird“.
Auch im Ostsee-Badeort Rewal herrscht tiefe Bestürzung über den Tod ihres Groß-Investors gepaart mit der Ungewissheit über die Fertigstellung und Eröffnung des Hotels.

Fotos: PL-Agentur

Die Gemeinde-Vertretung verbindet mit der Eröffnung der ,,Touristenfabrik“ in dem Küsten-Wald vor ihrer Haustür einen Schub für die gesamte Region, eine Ausweitung der kurzzeitigen Urlaubs-Saison in den Sommer-Monaten auf das gesamte Jahr, eine Entwicklung des Konferenz-Tourismus, der viele neue Gäste und Investoren anzieht. Und natürlich die entsprechenden Einnahmen.
Der staubige Schotter-Straße, die durch den Küstenwald zum Hotel-Bau führt und bei Google überhaupt nicht als Straße aufgeführt ist, will die Gemeindevertretung jetzt zu Ehren des Verstorbenen den Namen von Tadeusz Gołębiewski geben.

© Andreas Höfer / infopol.PRESS