Geschützt: Robert Lewandowski mit verurteilten Straftäter als Geschäftspartner

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anzuschauen, geben Sie bitte Ihr Passwort unten ein:

Jetzt auch Corona-Risikozonen an der polnische Ostsee

Ab heute (3.Oktober) gelten in Polen verschärfte Corona-Regelungen in 51 Kreisen und Städten. Davon wurden 17 Regionen in Rote Risiko-Zonen eingestuft. Darunter befinden sich auch Gebiete in der Ostsee-Urlauberregion. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen ist in den vergangenen Tagen drastisch angestiegen. Das Gesundheits-Ministerium in Warschau meldet heute den Rekordwert von 2367 bestätigten Corona-Infektionen.

Wer aus Polen kommt, muss in einigen EU-Ländern inzwischen wegen Corona mit Einreise-Beschränkungen rechnen. In Großbritannien gilt ab sofort 14tägige Quarantänepflicht für Einreisende aus Polen. Auch Griechenland lässt polnische Bürger und andere Einreisende aus Polen nur noch in das Land, wenn sie eine aktuelle negative Test-Bescheinigung vorweisen, die nicht älter als 72 Stunden ist. Bemerkenswert: die griechischen Behörden erkennen dabei keine polnischen Test-Bescheinigungen an. Auch Finnland hat Polen zum Corona-Krisengebiet erklärt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann andere Länder folgen.
Hintergrund dafür sind die drastisch gestiegenen Zahlen der Corona-Infektionen in Polen. Monatelang , selbst bei der ersten Welle im Frühjahr, lagen die Zahlen der täglich vom polnischen Gesundheitsministerium gemeldeten Infektionsfälle im Schnitt zwischen 200 bis 500. Seit Mitte September sind sie kontinuierlich angestiegen. Gestern (2.Oktober) meldete das Gesundheitsministerium schon 2292 bestätigte Corona-Fälle und 26 Todesfälle. Die heutige Tages-Meldung setzt den Rekord-Anstieg fort: 2367 bestätigte Corona-Infektionen und 34 Todesopfer
Was sind die Ursachen für die plötzlich hohen Anstiege? Hält sich die Bevölkerung nicht an die Auflagen? Mitnichten. In Polen gelten gleiche oder ähnliche Auflagen zur Maskenpflicht und Abstands-Regelungen wie in anderen Ländern. Werden jetzt mehr Tests durchgeführt? Bisher wurden in Polen vor allem in begründeten Verdachtsfällen durchgeführt wie z.B. in der schlesischen Bergbau-Region. In der Landesbreite fiel die Zahl der Tests jedoch gering aus (rund 80 000 bis 130 000 pro Woche).
Die Erklärung für den jetzt rasanten Anstieg der Infektions-Zahlen findet sich möglicherweise in einer Aussage des stellvertretenden Gesundheitsministers Waldemar Kraska. Der gab diese Woche bekannt, dass man jetzt beschlossen hat, bei den Klassifizierungs-Kriterien und den Referenz-Werten die Vorlagen der EU-Kommission anzuwenden. Dies schlägt sich auch bei der Klassifizierung der Corona-Risiko-Gebiete und deren Einteilung in Rote, Gelbe und Blaue Zonen nieder.
Ab heute (3.Oktober) gelten in Polen verschärfte Corona-Regelungen in 51 Kreisen und Städten. Davon wurden 17 Regionen in Rote Risiko-Zonen eingestuft. Waren in der Vergangenheit nur einige wenige vom Kohle-Bergbau gepägten Regionen in Schlesien sowie in Südpolen zu Risiko-Gebieten erklärt, gehören jetzt auch Gebiete an der polnischen Ostsee, wie Sopot,- dazu. Auch die nahe der Grenze zu Deutschland gelegenen Großstädte Stettin (Szczecin) , Gorzów und Zielona Gora fallen jetzt in die Risiko- und Warn-Kategorie der Gelben und Blauen Zonen. Dies gilt auch für andere Metropolen wie Warschau und Kraków.

Die Klassifizierung nach Roten und Gelben Zonen richtet sich nach der Anzahl der bestätigten Corona-Infektionen pro 10 000 Einwohner für einen Zeitraum von 14 Tagen.
> Rote Zone: mehr als 12 bestätigte Corona Infektionsfälle pro 10 000 Einwohner
> Gelbe Zone: 6 bis 12 bestätigte Corona Infektionsfälle pro 10 000 Einwohner
Die blaue Zone weist Gebiete mit Gefährdungs-Risiko aus.

Neben der Maskenpflicht und Abstandsregelungen sind in der Roten Zone Familienfeiern und Hochzeitsgesellschaften auf max. 50 Teilnehmer beschränkt. Der Besuch von Kirchen ist auf die Hälfte der Platzkapazität beschränkt. In Kinos dürfen nur noch 25 Prozent der Plätze belegt werden. Sanatorien müssen geschlossen werden. Verboten sind Messen, Basar-Handel und Vergnügungsparks.
Das Gesundheits-Ministerium kündigte an, ab 15.Oktober die Regelungen weiter zu verschärfen. Bei anhaltend hohen Infektionszahlen sei schon vorher mit einer Verschärfung zu rechnen.
Seit dem Ausbruch der Corona-Krise wurden in Polen 98 140 Corona-Infektionsfälle registriert. 2604 Personen sind seitdem in Verbindung mit einer Covid-19-Infektion verstorben.

© Magda Szulc /  infopol.PRESS

Wegen Corona-Verstosses sitzt eine Frau seit Mai hinter Gittern

Wegen Verstosses gegen die Corona-Auflagen zum Quarantäne-Aufenthalt sitzt eine 38jährige Frau aus Toruń seit Mai im Gefängnis.

Nach einem positiven Corona-Test hatte sie seinerzeit von der örtlichen Gesundheitsbehörde die Auflage bekommen, sich für zwei Wochen in Selbst-Isolation, also in Quarantäne zu begeben. Daran hielt sie sich jedoch nicht. Für Einkäufe und die Besorgung eines Anti-Depressivmittels in der Apotheke verließ sich das Haus. Dort wurde sie von der Polizei wegen des Verstosses gegen die Quarantäne Auflagen und der Herbeiführung einer Bedrohung anderer Menschen durch die Ansteckung mit einer Infektions-Krankheit verhaftet.
Obwohl schon bei zwei weiteren Tests – schon in der Haft – keine Corona-Virus mehr nachgewiesen wurde und auch bei den Personen, mit denen sie in der Apotheke und beim Einkauf Kontakt hatte, die Tests negativ ausfielen, schmort die 38jährige weiter hinter Gittern. Einsprüche des Anwalts deswegen verhallten bei Gericht ohne Wirkung. Mehr noch: Obwohl die Frau an einer ärztlich dokumentierten Depressiv-Krankheit leidet, ordnete die Staatsanwaltschaft im Sommer eine Verlängerung der bereits drei Monate währenden Inhaftierung an.

Empörte Bürger wollen Kaution stellen

Für den Anwalt der Inhaftierten ist diese Entscheidung schon eine Art Strafe, da seine Mandantin einen festen Wohnsitz und keine Vorstrafen und nicht die Absicht hat, zu fliehen. Zudem sei sie schon nicht mehr Träger des Corona-Virus. Ihr Aufenthalt in der Freiheit stelle also keine Bedrohung für andere Menschen, erklärte der Anwalt gegenüber polnischen Medien, die sich inzwischen der Sache angenommen haben.

Nachdem der Fall jetzt in der Öffentlichkeit bekannt wurde, haben zahlreiche, von den völlig überzogenen Justiz-Entscheidungen empörte Bürger, Firmen und Sozialvereine ihre Bereitschaft erklärt, Gelder für eine Kaution zugunsten der Inhaftierten zu stellen.

Eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die bereits eine Anklage-Schrift vorbereitet hat, steht dazu noch aus. Der Frau droht bei einem entsprechenden Urteil des Gericht eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis 8 Jahren.

© infopol.PRESS

PiS-Parteichef Kaczyński – Vom Tierfreund zum Tierschützer

Es gehört im politischen Leben Polens zu den Ereignissen mit Seltenheits-Wert, wenn Amnesty International oder linke Gruppierungen sich hinter eine vom Chef der nationalkonservativen PiS-Partei, Jarosław Kaczyński persönlich ausgelösten Initiative stellen. Der hatte einen Gesetzentwurf für einen verbesserten Tierschutz in Polen vorgestellt und für einen umfassenden Umbau des Rechtssystems für den Tierschutz in Polen geworben. Im Kern sehen diese Regelungen ein Verbot der Pelztierhaltung für kommerzielle Zwecke, Beschränkungen für die rituelle Schlachtung von Tieren, eine Verschärfung der Kontroll-Tätigkeit der Sanitär-Behörden, erweiterte Zugangs-Möglichkeiten von Tierschutz-Organisationen zu privaten Grundstücken sowie höhere Strafen bei nicht artgerechter Tierhaltung vor. Auch das Chipsen von Hunden war angedacht.

Kaczyński appelliert bei Tik Tok an ,,alle guten Menschen“

Ungewöhnlich auch der Auftritt von Kaczyński im chinesischen Social-Networkdienst Tik Tok (in den USA gerade auf den Index gesetzt), wo er an ,,alle guten Menschen in Polen“ appellierte, gegen Tierquälerei und zum Wohle der Tiere einzutreten. Den Auftritt des 71jährigen Politikers im dunklen Anzug und Schlips in der gerade bei Jugendlichen populären App Tik Tok als Anbiederungs-Versuch bei einem jüngeren Wählerpublikum im urbanen Milieu zu werten, wäre zu kurz gegriffen. Tatsächlich gilt Jarosław Kaczyński als ausgesprochener Tierfreund. Neben seiner Lieblings-Katze Fiora hält er inzwischen weitere Katzen in seinem Single-Haushalt.

Foto: Otwarte klatki

Auslöser für die von Kaczyński inszenierte Gesetz-Initiative war ein vom Nachrichten-Portal onet veröffentlichten Film über die Mißstände in eine der größten polnischen Nerz-Farmen in Góreczki bei Krotoszyn (Wielkopolskie). Mit 40 000 Nerzen gehört sie zum Imperium des polnischen ,,Nerz-Königs” Szczepan Wójcik. Der hatte als Präsident eines von ihm selbst gegründeten Landwirtschafts-Instituts und einer Stiftung schon einmal einen bereits 2017 von der PiS-Partei initialisierten Gesetz-Entwurf zum Verbot der Pelztier-Farmen zu Fall gebracht. Im Gespann mit dem Chef des politisch einflußreichen erzkonservativen katholischen Radio-Senders ,,Radio Marija” und Medien-Unternehmers Pater Tadeusz Rydzyk organisierte Wójcik 2018 eine Millionenschwere Medien-Kampagne und einen als patriotisch deklarierten Marsch der Tierzüchter gegen das Verbot auf den Strassen von Warschau.

Bauern-Proteste vor PiS-Parteizentrale

Ein ähnliches Szenario ereignete sich auch diesmal, als Kaczyńskis PiS-Partei ihren Gesetz-Entwurf zum Tierschutz in dieser Woche in das Parlament zur Abstimmung einbrachte. Tausende Bauern belagerten die Partei-Zentrale der PiS-Partei in der Warschauer Nowogrodzka. Unter den Losungen ,,Abschlachtung der polnischen Landwirtschaft“ oder ,,Lasst uns unsere Arbeitsplätze“ protestierten sie gegen das Gesetz. Mit Rufen wie ,,Kaczyński – PiS – Verräter der polnisches Landwirtschaft“ versuchten sie in die PiS-Parteizentrale vorzudringen. Vom Verlust von über 350 000 Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft infolge des Tierschutz-Gesetzes war dabei die Rede. Doch die Zahlen sind weit von der Realität entfernt.
Noch im Jahre 2015 gab es in Polen – zumindest in den offiziellen Statistiken – 1140 Pelztierbetriebe. Sie häutete seinerzeit noch über 9 Mio. Nerz-Felle, 80 000 Chinchilla-Felle, 50 000 Fuchs-Felle sowie 10 000 Marder-Felle ab. Die Felle werden fast ausschließlich im Ausland verkauft. Im Gleichklang mit den globalen Trends und der Abkehr internationaler Modekonzerne wie Prada, Zara, Bershka oder Versace von tierischen Pelzen in ihren Kollektionen ist die Produktion in Polen und der Export seitdem stark rückläufig. Nach Angaben der Tierschutz-Organisation Viva exportierten die Nerz-Farmen in Polen im Jahre 2015 noch 9,32 Mio. Nerzfelle zum durchschnittlichen Stückpreis von 158 Złoty (rund 36 Euro). Im vergangenen Jahr waren es nur noch 7,04 Mio. Nerzfelle zum Durchschnittspreis von 95,96 Złoty pro Stück ( rund 21 Euro) . Damit haben sich die Export-Einnahmen im Verlauf von fünf Jahren um über die Hälfte auf 675 Mio. Złoty reduziert (rund 155 Mio. Euro), berichten die Tierschützer von Viva.

Holländer und Dänen bestimmen die Geschäfte

Das West-Zentrum für Wirtschafts- und Sozialstudien kam in seinen letzten Bericht über die Branche sogar zu dem Schluß, dass die Pelztierfarmen in Polen nicht mehr als 4000 Arbeitsplätze umfassen. Von ,,polnischen Bauern“ , die dort arbeiten und deren Arbeitsplätze jetzt durch das Tierschutzgesetz bedroht sind, kann dabei keine Rede sein. In den Nerz-Farmen sind fast ausschließlich Arbeitskräfte aus den östlichen Nachbarländern beschäftigt. Polen findet man nur unter dem Leitungs-Personal und als Wachschutz-Kräfte zur Abschirmung der streng abgeschirmten Farmen. In dem Bericht der Wissenschaftler ist auch zu lesen, dass sich die Pelztier-Farmer gerne selbst als ,,polnische Bauern“ präsentieren. ,,Wenn man aber genauer hinzuschaut, dann erkennt man, wer eigentlich die Schnüre zieht. Es tauchen immer wieder die gleichen holländischen und dänischen Namen und Firmen auf, die mit einer Handvoll polnischer Tierhalter verbunden sind“. So taucht der Name van Amsen mindestens 20 mal in dem Register der polnischen Pelztier-Farmen auf. Wie hoch die Zahl der von der Firma Joni Mink und der mit ihr verbundenen Familie van Amsen gehaltenen Nerze in Polen ist, kann man aus den Zahlen nicht ablesen, weil es bei den großen Nerzbetrieben gang und gäbe ist, sie in kleinere Einheiten aufzuteilen, um die Umweltschutz-Auflagen zu umgehen. Die Holländer hatten bereits Anfang der 90er Jahren in und um Goleniów (bei Stettin) – das als polnisches Nerz-Zentrum gilt – mit der Expansion auf dem polnischen Markt begonnen. Die Firma Joni Mink selbst ist seit 2015 auf der offiziellen Lobbyisten-Liste des polnischen Parlaments registriert und hat für die Lobby-Arbeit eine Anwalts-Kanzlei in Warschau eingeschalten. Sich selbst im Hintergrund haltend, werden in der Öffentlichkeit ihre polnischen ,,slupy“ (Strohmänner) vorgeschickt.

Zu den großen Playern im polnischen Nerz-Markt gehört auch der Konzern Farm Equipment International mit niederländischen Wurzeln, die dänische Hedensted Gruppen A/S, Norpol (Geschäftsführer Johannes van Amsen) sowie NAFA Polska, polnische Niederlassung des weltweit zweitgrößten Auktionshaus für Pelze mit Sitz in Kanada und Europa-Zentrale in den Niederlanden. Gerade für die Holländer würde der Verbot der Pelztier-Haltung für die kommerzielle Verwertung ein großer Verlust bedeuten, da ja erst kürzlich das niederländische Parlament nach dem Ausbruch des Corona-Virus in 17 Farmen, wo  Tausende Tiere in engen Käfigen gehalten wurden, ein Nerzzucht-Verbot in den Niederlanden beschlossen hat.

Wo immer in Polen eine neue Nerz-Farm geplant ist, entflammen Proteste der lokalen Bevölkerung. Foto: Westzentrum für Wirtschafts- und Sozialstudien

Auch in Polen, wo die Eröffnung neuer Farmen immer mit lokalen Protesten wegen vor allem wegen der Geruchs-Belastung verbunden ist, sprechen sich 70 Prozent der Bevölkerung gegen die Nerztier-Zucht aus.
Dessen ungeachtet wehte der PiS-Partei bei der Vorlage ihres Gesetzentwurfes zur Abstimmung im Parlament auch aus dem eigenen Lager Widerstand entgegen.

18 Abgeordnete der PiS-Partei, darunter Landwirtschaftsminister Ardanowski und der ehemalige Umwelt-Minister Kowalczyk stimmten dagegen. Der Koalitionpartner Solidarna Polska unter Führung von Justizminister Zbigniew Ziobro verweigerte dem Gesetzentwurf vollkommen seine Zustimmung. Und die Abgeordneten der Partei Porozumienie als zweiter Koalitionspartner der PiS-Regierung enthielten sich bei der Beschluss-Fassung der Stimm-Abgabe.

Tierschutz-Gesetz: Auslöser für Regierungskrise

Das Ausscheren der Koalitionspartner der PiS-Partei beim Tierschutzgesetz hat jetzt in Warschau eine Regierungs-Krise ausgelöst. PiS-Parteichef Kaczyński selbst hat als erste Maßnahme den abtrünnigen Abgeordneten aus der eigenen Partei den Stuhl vor die Türe gesetzt.

© André Janski / infopol.PRESS

 

Deutsche ohne Mitgefühl für ihren polnischen Retter

Unter großer Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung ist jetzt der Lebensretter Marcin Kolczyński auf dem Friedhof in Kazimierz Biskupi (bei Konin) bestattet worden. Der 37-jährige war am 2.August in Holland bei einer Rettungstat ums Leben gekommen.

Marcin war von Beruf Bergarbeiter. Wie viele andere Polen nutzte er seinen Urlaub, um sich in Holland bei der Zwiebelernte etwas dazu zu verdienen. Der 2.August – ein Sonntag – war sein einziger arbeitsfreier Tag in der Woche. Den verbrachte er am nahegelegenen Strand von Julianadorp im Norden von Holland. Er telefonierte gerade mit seiner Frau in Polen, als er Schreie von drei Kindern hörte, die in der Nordsee unterzugehen drohten. Marcin stürzte ins Meer, um die drei Mädchen zu retten. Nachdem er die Kinder aus der der gefährlichen Strömung ziehen konnte, so dass sie an den Strand zurückkonnten, verliessen ihn die Kräfte. Er wurde von der Strömung zurückgezogen und verschwand in den Fluten der Nordsee. Die holländischen Seenotkräfte leiteten zwar sofort eine Rettungsaktion ein. Als die Nordsee Marcin wieder an den Strand spülte , kamen die Reanimations-Versuche jedoch bereits zu spät. Der Lebensretter starb.
Die Bild-Zeitung und andere deutsche Medien berichteten vor einigen Tagen über die Rettungs-Aktion. Was sie aber in ihren Berichten nicht erwähnten, war die Tatsache, dass es sich bei den drei von Marcin geretteten Mädchen um deutsche Kinder handelte. Diese Tatsache hat für den weiteren Ablauf der Ereignisse eine gewisse Bedeutung.

Marcin gab sein Leben für deutsche Kinder

Wie das „noordhollandsdagblad“ berichtet, verbrachten die Kinder mit ihren Eltern die Ferien an der holländischen Nordsee.

Ihr Lebensretter Marcin Kolczyński war selbst Vater von drei Kindern: der 12jährigen Martyna der zehnjährigen Kamila und seinem erst zweijährigen Sohn Mateusz. Er rettete  die drei deutschen Kinder. Seine  eigenen Kinder müssen dafür  jetzt ohne ihren Vater aufwachsen.
Da die Frau von Marcin nicht das Geld hatte, um die Überführung seiner sterblichen Überreste nach Polen zu bezahlen, wandte sie sich an Martina Janasz, eine in Den Haag lebende Polin. Diese organisierte ein Crowdfounding. Die Anteilnahme der holländischen Bevölkerung an dem tragischen Schicksal des polnischen Lebensretters und seiner Familie war so groß, dass schon am ersten Tag anstatt der erhofften 1000 Euro über 100 000 Euro gespendet wurden.

Die Holländer zeigten ein großes Herz. Am Ende waren es über 350 000 Euro. Den Eltern der von Marcin geretteten deutschen Kindern fehlte es dagegen offenbar an menschlichen Anstand.
,,Die heldenhafte Tat, die er im Ausland leistete, endete mit seinem Tod. Indem er fremde Kinder rettete, hinterläßt er seine Frau und seine Kinder als Waisen“, sagte der örtliche Seelsorger in Kazimierz Biskupi am Sarg. Am Sarg war eine Ehrenformation von Bergleuten in ihren Parade-Uniformen angetreten, um ihren Arbeitskollegen die letzte Ehre zu erweisen. Im Gefolge die Familie mit den weinenden Kindern.
,,Er hat es einfach getan ohne jeglichen Hinter-Gedanken, die Kinder gerettet ohne etwas zu erwarten. Wir verabschieden einen Helden, weil man so über ihn sprechen muß“, sagte der Onkel von Marcin am Grabe.

In der Familie hegt man aber auch Groll auf die deutschen Eltern der geretteten Kinder. An der Trauerfeier nahmen sie nicht teil. ,,Sie hätten sich wenigstens bedanken oder irgendetwas von sich hören lassen können“, sagte die Schwiegermutter von Marcin gegenüber dem privaten Fernsehsender Polsat. ,,Schließlich hat Marcin für ihre Kinder sein Leben gegeben“. Bislang haben wir von ihnen jedoch kein Signal erhalten“. Jeder anständige Mensch hätte sich für die Lebensrettung seiner Kinder bedankt.
Die ausgebliebene Reaktion der deutschen Eltern hat in den sozialen Netzwerken in Polen einen undifferenzierten Shitstorm auf die Deutschen ausgelöst.

© Magda Szulc / infopol.PRESS

Corona – Polen führt 9 rote Schutzzonen ein

Im Juli noch bei niedrigen 200, ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen seit Anfang August dramatisch angestiegen. Dabei schlägt ein Rekordwert den anderen. War es am 1.August mit 628 Neu-Infektionen der höchste Wert seit Beginn der Corona-Krise im März, wurde seitdem dieser Rekord-Wert mehrfach überschritten: am 7. August 726 Neu-Infektionen, am 8.August 843. Die polnische Regierung hat deshalb als erste Maßnahme die Einführung von 19 Corona-Schutz-Zonen beschlossen. Davon sind 9 Kreise und Städte als rote Zonen ausgewiesen, in denen ab morgen ein strenges Sanitär-Regime durchgesetzt wird. Betroffen sind davon über 1 Mio. Menschen.   Die Ukraine hat als erstes Nachbarland auf die Corona-Entwicklung in Polen reagiert. Ab sofort wird jeder  Einreisende in die Ukraine, der aus Polen kommt, für 14 Tage in die Quarantäne geschickt.

Angesichts der beunruhigenden Entwicklung hatte die polnische Regierung bereits in der vergangenen Woche einen Krisenstab einberufen. In einer ersten Reaktion auf die Entwicklung hatte Regierungs-Chef   Mateusz Morawiecki zunächst von der Möglichkeit gesprochen, wieder eine 14tägige Quarantäne-Pflicht für Ausländer und Einreisende nach Polen  einzuführen.  Bei einer näheren Analyse der Situation  stellte sich jedoch heraus, dass die Ursachen für die jetzt entstandene Situation in Polen selbst  zu suchen sind.

Ohne Maske im Laden – ab 1. September Geldstrafe von mindestens 500 Złoty

Seit der Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen im Mai und Juni  hat eine allgemeine Sorglosigkeit um sich gegriffen. In den  Urlaubsorten wie in Zakopane herrschen Zustände als hätte es eine Corona-Krise nie gegeben.  Die polnische Ostsee-Strände sind  ohne Zugangs-Beschränkungen völlig überfüllt.  In öffentlichen Verkehrsmitteln  gilt zwar noch die Maskenpflicht.  Viele halten sich aber nicht daran. Besorgte Bürger, die darauf hinweisen, werden beschimpft.  Auch in den Supermärkten, Läden und Tankstellen , wo noch im Frühjahr ein strenges Sanitär-Regime herrschte,  hat die Sorglosigkeit um sich gegriffen. Laut dem  Sprechers des Gesundheitsministeriums  arbeitet die Regierung deshalb im Eilverfahren an der Präzisierung von Vorschriften zum Tragen von Mund- und Nasenschutz.  Dabei ist auch geplant, jeden Kunden in einer Verkaufseinrichtung die Bedienung zu verweigern,   der keinen Schutzmaske trägt. Verkaufspersonal und Ladenbesitzer, die sich nicht daran halten, drohen Geldstrafen.Ab 1.September werden die Vorschriften weiter verschärft. Jeder, der in einem Laden oder öffentlichen Verkehrsmitteln keine Maske trägt, droht eine Geld-Buße von 500 Złoty (rund 120 Euro). Dabei bleibt es nicht. Bei Weiterleitung des Verstosses gegen die Maskenpflicht können die Gesundheits-Behörden eine Geldstrafe von bis zu 30 000 Zloty (knapp 7000 Euro) aussprechen.

Hochzeits-Veranstaltungen sind größte Infektionsherde

Neben den Infektionsherden in Altenheimen und Klöstern  machen  Hochzeits-Veranstaltungen den polnischen Gesundheits-Behörden die größten Sorgen. Polnische Hochzeitsveranstaltungen dauern  einschließlich der  traditionellen ,,Poprawiny „ (Nachbesserung) immer zwei Tage. 150 und mehr Hochzeitsgäste sind eher die Regel als die Ausnahme. Eine Menge an Küssen, das traditionelle ,,gorzko gorzko“ mit viel  Wodka, Tanz- und Spielvergnügen  sind bei einer polnischen Hochzeit mit Abstands-Regelungen und Masken nicht denkbar. Nach Angaben der Vize-Ministerin im Entwicklungs-Ministerin, Olga Semeniuk , fand die Ausbreitung des Corona-Virus in 28 Kreisen ihren Auslöser in Hochzeitsveranstaltungen.

Ein bisheriger regionaler Schwerpunkt bei der Ausbreitung des Corona-Virus war Schlesien. Ein Hot-Spot waren  dabei die Steinkohle-Bergwerke, wo die Bedingungen unter Tage zur wirkungsvollen Bekämpfung der Corona-Infektionen besonders schwierig sind. Die Regierung hatte deshalb im Juni zeitweise bis zu 12 Bergwerke geschlossen. Dies hat aber nur vorübergehend zur Beruhigung der Situation  beigetragen. Mit  über 17 500 Infektionen steht Schlesien weiter an der Spitze. Betroffen sind jetzt nicht nur die Bergleute, sondern auch ihre Familien.

Zum Ausbruch von einzelnen  Corona-Infektionsherden ist es jetzt aber auch in Wojewodschaften gekommen, die bisher  nicht im Brennpunkt standen. In einigen Krankenhäusern der Wojewodschaft Małopolskie (Region um Kraków) werden seit gestern bereits keine Patienten mehr angenommen.

9 rote Zonen

Die Regierung hat deshalb jetzt mit Wirkung vom 8.August 19 regionale Corona-Schutzzonen festgelegt. Davon sind 9 Kreise und Städte mit insgesamt 1,004 Mio. Einwohnern  als ,,rote Zonen“  ausgewiesen, in denen wieder ein strenges Sanitär-Regime eingerichtet wurde. Ab 8. August gilt dort wieder eine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Kinos, Fitness-Räume wurden geschlossen.  Kultur-Veranstaltungen, Messen und andere öffentliche Ausstellungen und Verkaufsveranstaltungen  sind verboten. Hochzeits-Veranstaltungen sind anzumelden und dürfen nur noch mit max. 50 Teilnehmer stattfinden.  Zu den roten Zonen gehören u.a. fünf in Schlesien, darunter die Großstädte Ruda Sląsk und Rybnik, ein Kreis im Süden der Wojewodschaft Wielkopolskie (Region um Poznań), und mit Nowy Sącz eine touristische Schwerpunkt-Region.

Die Situation werde täglich analysiert  und gegebenenfalls weitere Gebiete  in rote oder gelbe Schutzzonen eingegliedert, erklärte Gesundheitsminister  Łukasz Szumowski . der jetzt auch verstärkte Kontrollen in den Touristen-Hochburgen ankündigte.   Die aktuelle Situation gebe aktuell noch keinen Anlass zur Schließung der polnischen Landes-Grenzen. Ausgeschlossen sei dies jedoch nicht. Erwogen werde jedoch wieder die Einführung einer Quarantänepflicht für Einreisende nach Polen. Eine Entscheidung ist darüber  noch nicht gefallen.

Die Corona-Entwicklung in Polen hat in der benachbarten Ukraine bereits eine Reaktion ausgelöst. Ab sofort muss jeder Einreisende in die Ukraine, der aus Polen kommt, sich in eine 14tägige Quarantäne begeben.

© infopol.PRESS

Foto PL-MVI-Agentur

Warnung vor neuer Droge – 60mal stärker als Morphium

Die polnische Gesundheitsbehörde GIS hat vor einer neuen Droge gewarnt. Wie die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) berichtet, hatte die polnische Polizei im Frühjahr die Substanz, die nach Deutschland gebracht werden sollte,  erstmals entdeckt.
Bei der psychoaktiven Substanz handelt es sich um ein künstlich hergestelltes Opioid. Sein Name ist Etazen. Der Heroin-Ersatz ist in seiner Wirkung 60mal stärker als Morphine. Schon seine einmalige Einnahme kann zu einer lebensbedrohlichen Situation führen, warnt die oberste polnische Gesundheits-Inspektion. Das Opioid ist besonders wegen seiner toxischen Eigenschaften gefährlich. Schon bei der erstmaligen Labor-Untersuchung der Substanz zeigten sich polnische  Toxikologen überrascht. Es konnten keinerlei Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu den auf dem Markt bereits bekannten und registrierten Designer-Drogen (in Polen als dopalacze bezeichnet)) festgestellt werden. Es handelte sich um eine völlig neue Substanz. Von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht wurde sie inzwischen als eine zur Gruppe der Benzimidazolegehörende  neue psychoaktive Substanz (NPS) eingestuft.

Foto: GIS

Auf dem polnischen Markt wurde sie bisher vor allem im zentralpolnischen Łódż angeboten, das im neuesten Drogen-Bericht der staatlichen Sanitär-Inspektion neben Schlesien als Hochburg beim Drogen-Missbrauch und der stationären Behandlung von akuten  NPS-Vergiftungsfällen aufgeführt ist.
Angeboten wurde dort Etazen als graues Pulver in hoher Konzentration. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde GIS wird die Droge jedoch auch in Form von Tabletten, als Pulver, Kräutermischung sowie als Liquid für E-Zigaretten und als Nasenspray verkauft.
Personen, die Etazen einnehmen, bekommen eine starke Bewußtseins-Störung, sind verwirrt. Das synthetische Opioid wirkt nicht aktivierend, sondern im Gegenteil stark einschläfernd, warnt die Gesundheitsbehörde in einem speziellen Appell. Für viele könnte es das letzte Nickerchen in ihrem Leben sein, denn Etazen schaltet im Gehirn das Atmungszentrum aus. Solange die Substanz wirkt, ist es dauerhaft blockiert. Begleitet von einer Verlangsamung der Herzfrequenz und einer niedrigen Blutdruckes bricht der Kreislauf infolge des Sauerstoff-Mangels zusammen, was zum Tod führt. Sogar schon Sekunden nach der Einnahme des Opioids kann es zu einem völligen Atem-Stillstand kommen.
Personen, die Etazen einnehmen und auch die Händler, die die Substanz vertreiben sind sich weder der Inhaltsstoffe noch deren Wirkung bewusst, was  eine medizinische Hilfe zur Lebensrettung deutlich erschwert oder gar gänzlich unmöglich macht, warnt die GIS in ihrem Appell.
Der Handel mit Etazen findet vor allem im polnischen Internet statt. In verschiedenen Diskussions–Foren wird es als ein Mittel mit großer Wirkungsbreite beworben.
Polnischen Angaben zufolge wird Etazen wie viele andere Desinger-Drogen in China produziert.

Tschechien hält Grenze für Schlesier verschlossen

Wir haben die epidemiologische Situation in Schlesien unter Kontrolle, erklärte jetzt Vizepremier Jacek Sasin. Und setzte in der typischen sich überhebenden PiS-Propaganda-Tonlage  fort: ,,Schlesien ist der sicherste Ort in Europa“.

In der benachbarten Tschechischen Republik ist man darüber anderer Meinung. Schon Polens Ministerpräsident Morawiecki (PiS) hatte Anfang Juni eine ähnliche Erklärung abgegeben. Die Realität sah derweilen anders aus. Die schon ohnehin hohen Infektions-Zahlen in Schlesien nahmen weiter zu. Insbesondere in den Bergwerken. 12 polnische  Bergwerke wurden deshalb bis Anfang Juli geschlossen. Auf die Wojewodschaft Schlesien – eine von 16 Wojewodschaften – entfallen mehr als ein Drittel aller Corona-Infektionen in Polen: 12 084 von insgesamt 32 527 ( Stand 23.Juni). Der tschechische Nachbarstaat hat Schlesien deshalb auf den Index gesetzt.

Die Tschechische Republik hat zwar schon vor dem 15.Juni ihre Grenze zu den EU-Nachbarstaaten geöffnet, auch zu Polen. Polnische Bürger mit Wohnsitz in Schlesien dürfen jedoch nicht nach Tschechien einreisen. Ausgenommen davon sind Berufspendler und andere Ausnahme-Regelungen.

Das tschechische Gesundheits-Ministerium begründet die Aufrechterhaltung der Kontrollen an der tschechischen Grenze zu Schlesien mit dem hohen Gefährdungs-Risiko in Schlesien. Entsprechend ist Schlesien neben Schweden und Portugal auf der vom Gesundheits-Ministerium in Prag herausgegebenen und ständig aktualisierten interaktiven Europa-Karte rot gekennzeichnet. Alle anderen Landesteile Polens dagegen grün.

Entsprechend differenziert kontrollieren die tschechischen Behörden an der Grenze zu Polen. Und nicht nur dort. Auch bei Stichproben-Kontrollen im Landesinnern. Polnische Bürger, und nicht nur die, auch Ausländer und Tschechen selbst, die über die Grenzübergänge von Schlesien nach Tschechien einreisen wollen und nicht dokumentieren können, dass sie sich nicht in Schlesien aufgehalten haben, müssen einen negativen Corona-Test vorweisen. Der darf bei der Kontrolle nicht älter als vier Tage sein. Andernfalls müssen sie sich unter bestimmten Umständen in Quarantäne begeben.

Auch der Transit für touristische Zwecke über tschechisches Territorium nach Österreich und Südeuropa  ist für Bürger aus Schlesien nicht erlaubt. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Geldstrafe von 1 Mio. Tschechischer Kronen (knapp 40 000 Euro). Für Polen, die aus Schlesien kommen und z.B. nach Österreich wollen, verbleibt nur der elegante Verweis tschechischer Behörden, einen Umweg über andere Grenzübergänge, z.B. über Deutschland, zu machen.

Die tschechische Unterscheidung zwischen Polen (grün) und Schlesien (rot) hat bei den Betroffenen und den Kommunalverwaltungen in der Wojewodschaft Schlesien Empörung ausgelöst. Insbesondere in den Orten mit Grenzübergängen nach Tschechien, wie in Cieszyn, wo Einwohner in den vergangenen Tagen auf den Brücken über die Olsa (Grenzübergänge) gegen die Maßnahmen protestierten. Die polnische Regierung hält sich dagegen weitgehend zurück. Schließlich hatte sie ja im März noch mit den gleichen Argumenten als eine der ersten Staaten in Europa die Grenzen nach Tschechien und Deutschland geschlossen, um Polen vor der Verbreitung des Corona-Virus aus dem Ausland zu schützen. Zur Erinnerung: Polens Corona-Patient Zero kam aus Deutschland.

Wie lange die Grenze für polnische Bürger aus Schlesien noch verschlossen bleibt, machte eine Sprecherin des tschechischen Gesundheits-Ministerium von einer rückläufigen Entwicklung der Corona-Infektionen in Schlesien abhängig. Tschechischer Pragmatismus eben – Wenn die Zahl der aktiven Corona-Fälle in Schlesien sinkt, werde man die Grenze öffnen.

Danach sieht es gegenwärtig noch nicht aus. Zu den Betroffenen in Schlesien gehört jetzt auch ein Prominenter. Die polnische Skispringer-Legende Adam Małysz , der in Wisła Kopytło im Süden von Schlesien heute eine Pension betreibt, meldete gestern, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben.

©infopol.PRESS

Polen nimmt die Masken ab – Kein Corona-Rückgang

Ab heute (30.Mai) muß man in Polen beim Fahrradfahren oder dem Aufenthalt im Freien keinen Mund-/Nasenschutz mehr tragen. Die Masken-Pflicht gilt aber weiterhin dort, wo ein Sicherheits-Abstand von 2 Metern im Freien nicht gewährleistet ist. Auch in Läden, öffentlichen Verkehrsmitteln, Kirchen und Kulturstätten sowie in Ämtern, Massage- und Tattoo-Studios muß weiterhin eine Maske getragen werden.

Die von Regierungschef Mateusz Morawiecki als vierte Phase der Corona-Lockerungen angekündigten Maßnahmen beinhalten ab heute auch den Wegfall aller Personen-Limits im Einzelhandel. Bisher galten Personen-Beschränkungen in Abhängigkeit von festgelegten Ladengrößen (1 Kunde pro 15 m² Verkaufsfläche). Dies fallen nun weg. Auch das Episkopat der Katholischen Kirche wurde von der Regierung bei ihren Corona-Lockerungen bedacht. Bei den morgigen Sonntags-Messen stehen die Kirchentüren wieder für jedermann offen. Bei Wahrung des Sicherheits-Abstands und der Masken-Pflicht gibt es keine Personen-Beschränkungen mehr.
Nachdem die Polizei in den vergangenen Wochen resolut gegen ,, Unternehmer-Streiks“ – Kundgebungen in Großstädten – vorgegangen war, macht die Regierung jetzt auch Zugeständnisse beim Versammlungsrecht. Zulässig sind ab heute Veranstaltungen und Kundgebungen bis max. 150 Personen, die allerdings von den Regional-Behörden unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Situation vor Ort wieder abgesagt werden können.

Fußball-Stadien öffnen ab 19.Juni für die Fans

Der Reigen der Corona-Lockerungen setzt sich auch in den nächsten Tagen fort. Ab nächste Woche sind wieder Hochzeiten mit 150 Gästen ohne Masken-Pflicht erlaubt. Auch in den Hotels dürfen die Hotel-Gäste wieder in den Restaurants bedient werden (vorher nur Lieferung von Speisen als Zimmer-Service). Ab dem 1.Juni nimmt die staatliche Luftfahrtgesellschaft LOT wieder den Flugbetrieb auf, allerdings zunächst nur auf den Inlands-Trassen. Ab 15.Juni soll dann der Flugverkehr auf den Auslands-Trassen folgen. Und anders als in Deutschland können die Fußball-Fans ab 19. Juni wieder in die Stadien zurückkehren. So zumindest die Ankündigung von Ministerpräsident Morawiecki.
Im Unterschied zu vielen westlichen Staaten habe man die Corona-Pandemie gut in den Griff bekommen, lobte der Ministerpräsident seine Regierung. Tatsächlich hatte Polen sehr frühzeitig Anfang März mit der Einführung eines rigiden, das öffentliche Leben stilllegenden Sicherheits-Systems und der Schließung der Grenzen für Ausländer gegen die Ausbreitung des Corona-Virus reagiert. Die sehr niedrigen Zahl der Corona-Infektionen schienen die rigorosen Maßnahmen zu rechtfertigen. Im Vergleich zu westlichen Ländern berichteten die polnischen Behörden in ihren Tages-Meldungen nur z.T. von einstelligen Zuwächsen. Dies war aber offensichtlich auf die wenig durchgeführten Corona-Tests zurückzuführen. Im gesamten März wurden lediglich 6000 Corona-Tests durchgeführt.

Muß sich Europa vor Polen schützen?

Diese Situation hat sich jedoch seit Mitte April verändert. Nach Ostern ist die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen und Todesfälle deutlich nach oben gegangen. Seitdem liegt die Zahl der täglichen Neu-Infektionen im Schnitt zwischen 250 bis 500. Eine rückläufige Tendenz ist nicht erkennbar.

 

Zum Krisen-Schwerpunkt hat sich dabei Schlesien entwickelt und hier besonders die Kohle-Bergwerke, wo die Durchsetzung der Sicherheits-Vorschriften unter Tage aufgrund der dort herrschenden Bedingungen nur schwierig umzusetzen sind. Seit Ende April sind mehrere Bergwerke geschlossen. Tausende Kohle-Kumpel befinden sich in Zwangs-Quarantäne.
Mit Ausnahme eines einzigen Tages war im gesamten Mai die Zahl der Neu-Erkrankungen an Covid-19 in ganz Polen höher als die Zahl der Genesungen. Im prozentualen Verhältnis von Neu-Infektionen zu Genesungen ist Polen inzwischen auf einem höheren Level als in Deutschland. Das sah im April noch ganz anders aus.

Um sich vor einer Verbreitung des Corona-Virus in Polen zu schützen, hatte Polen im März die Grenzen für Ausländer geschlossen. Die bleiben weiterhin mindestens bis 15.Juni für Ausländer geschlossen. Polnische Bürger dürfen dagegen ausreisen. Da seit Wochen keine sinkende Tendenz bei den Corona-Infektionen in Polen erkennbar ist, wirft sich jetzt die Frage auf, ob sich Europa vor Polen schützen muß? Das griechische Tourismus-Ministerium hat jedenfalls Polen von der Liste der 28 Länder gestrichen, für deren Bürger die griechischen Toursmus-Ziele wieder geöffnet werden, da es in Polen keine rückläufige Tendenz bei den Corona-Infektionen gibt.
Gegenwärtig (Stand 30.Mai) gibt es in Polen 23 376 bestätigte Corona-Infektionsfälle. Weniger als die Hälfe davon (11 016) sind wieder genesen. 1051 Patienten verstarben.

© infopol.PRESS

Foto: Polska Grupa Górnicza / Fb

Drohender Corona-Flächenbrand in Polens Kohle-Gruben

Gesundheits-Minister Łukasz Szumowski hat jetzt eine Verstärkung der Hygiene-Kontrollen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Schlesien angekündigt. Anlaß dazu geben die täglichen Meldungen über die bestätigten Corona-Fälle. In den vergangenen Tagen entfielen rund 70 Prozent aller aus Polen vermeldeten Corona-Infektionen auf Schlesien. Der Hotspot sind dabei die Steinkohle-Bergwerke. Nach Angaben der staatlichen Gesundheits-Behörde Sanepid gab es mit Stand vom 7.Mai in Schlesien 3025 bestätigte Corona-Infektionen. 138 Personen starben an der Infektion. Tausende Bergleute befinden sich in Quarantäne.

Besonders betroffen war bisher die staatliche Bergwerksgesellschaft PGG. Mit 41 000 Bergleuten ist sie nicht nur Polens, sondern auch Europas größter Steinkohle-Produzent. Bereits Ende April mußte als größter Krisenherd das Bergwerk Jankowice in Rybnik geschlossen werden. Es folgte das Bergwerk Murcki-Staszic in Katowice. In den beiden zur PGG gehörenden Bergwerken traten die meisten bestätigten Corona-Fälle auf. In der ersten Mai-Woche wurde dann in einem weiteren PGG-Bergwerk in Gliwice die Kohle-Förderung eingestellt, nachdem dort 53 bestätigte Virus-Infektionen bestätigt wurden. In jeden dieser drei Bergwerke sind mehrere 1000 Mitarbeiter beschäftigt.
Die PGG ist jedoch nicht die einzige große Kohleförderungs-Gesellschaft in Schlesien. Inzwischen sind auch in den Bergwerken der anderen Kohle-Gesellschaften die Infektionsherde ausgebrochen. So infizierten sich 46 Bergleute in zwei Bergwerken von JSW ((Jastrzębska Spółka Węglowa), Polens größten Produzenten von hochwertiger Koks-Kohle, mit dem Virus. Über 250 Bergleute wurden dort in die Quarantäne geschickt. In den vier zum Energie-Konzern Tauron gehörenden Bergwerken wurden 447 Corona-Fälle unter den Bergleuten bestätigt.

Und auch Węglokoks, die vierte große Bergwerksgesellschaft In Schlesien, vermeldet 54 bestätigte Corona-Fälle In ihren Gruben.
Um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, haben die Bergwerks-Gesellschaften neben der systematischen Desinfektion der neuralgischen Punkte wie z.B. den Schacht-Aufzügen, Dusch-Hallen usw Thermo-Kameras an den Eingängen installiert, die automatisch Alarm auslösen, wenn ein Kohlekumpel mit erhöhter Temperatur den Durchgang passiert. Trotz der speziell eingeführten Schutz-Verfahren und Hygiene-Maßnahmen sind aufgrund der eingeschränkten technischen Möglichkeiten der Bergwerke und Spezifik der Arbeit unter Tage die Schutz-Maßnahmen gegen den Corona-Virus nur bedingt. Bei der Enge der Stollen unter Tage können Abstands-Regelungen nicht eingehalten werden. Dafür ist kein Platz da. Bei der Einfahrt in die Stollen sitzen die Bergleute in engen Abteilen Schulter an Schulter.
Um den Krisenherd in den Bergwerken unter Kontrolle zu bringen, hat das Gesundheits-Ministerium und die Sanepid-Inspektion für die Bergwerke in Schlesien einen speziellen Krisen-Stab eingerichtet. Nach Angaben des Sprechers des Gesundheits-Ministeriums werden jetzt an den Bergwerken drive-thru-Punkte eingerichtet, in denen die Kohle-Kumpel sogenannten Sieb-Testverfahren unterzogen werden.

Dabei handelt es sich nicht um einzelnen, sondern um systematische Virus-Testverfahren mit dem Ziel, infizierte Bergleute von der Belegschaft zu isolieren.

Wie ernst die Situation ist, belegt die Aussage von Gesundheits-Minister Łukasz Szumowski vom zurückliegenden Wochenende: Wenn nicht die Infektionsherde in den schlesischen Kohle-Gruben schnell gelöst werden, droht der Ausbruch eines Flächenbrandes. Gebe es nicht die Infektions-Herde unter den Bergarbeitern, dann ,,hätten wir in ganz Polen nur noch ein Dutzend Neu-Infektionsfälle an Covid-19“.
Nach Angaben des Gesundheits-Ministerium gibt es bisher (Stand 10.Mai) in ganz Polen 15996 bestätigte Corona-Fälle. 800 Personen sind an Covid-19 gestorben. 5698 Erkrankte sind wieder gesund.

© infopol.PRESS