Polnisches Elektro-Auto Izera vorgestellt

Nach zahlreichen, nicht erfüllten Ankündigungen und Versprechungen ist jetzt das polnische Elektro-Auto Izera in der Nähe von Warschau vorgestellt worden. Genau genommen handelte es sich dabei um die Premiere von zwei Concept-Cars. Eine Fabrik für deren Bau gibt es allerdings noch nicht.

Die beiden vorgestellten Prototypen – ein SUV und eine Kombi-Limousine (Hatchback) – sind ein Versprechen auf die Produktion eines eigenen, in Polen hergestellten Elektro-Autos.
Solche Versprechungen zur Entwicklung der Elektromobilität in Polen hat es schon viele gegeben. Bereits 2016 hatte Mateusz Morawiecki, heutiger Regierungschef, für das Jahr 2019 die Herstellung eines polnischen Elektro-Autos angekündigt. Dafür wurde die Gesellschaft ElektroMobility Poland gegründet. Zu ihren Anteilseignern wurden die vier vom Staat kontrollierten Stromversorgungs-Konzerne PGE, Tauron, Enea und Energa vorgeschickt. Das seinerzeit aufgestellte Programm für die Entwicklung der Elektro-Mobilität sah dazu vor, dass bis zum Jahre 2025 polnischen Strassen mindestens 1 Mio. Elektro-Autos fahren sollten. Davon sollten 30 Prozent aus polnischer Produktion stammen.

Bis heute fahren jedoch nur insgesamt über 12 000 Fahrzeuge in Polen mit Elektro-Antrieb. Davon sind noch über die Hälfte Hybrid Plug in.

Auch bei der Zahlung eines staatlichen Zuschusses für den Kauf eines E-Autos hat sich Polen sehr lange Zeit gelassen. Als eines der letzten Länder in der EU wurde jetzt zum 1.Juli ein Zuschuss-Programm ins Leben gerufen
Auch bei der Vorstellung des Prototyps des ersten polnischen Elektro-Autos hat man sich von Januar 2018 an 6mal nur in Ankündigungen und Versprechungen ausgelassen.

Polnisches E-Auto – projektiert von Torino Design

Bei den jetzt nun endlich vorgestellten Prototypen handelt es sich aber schon nicht mehr in letzter Konsequenz um ein ,,polnisches Elektro-Auto“. –Die Projekt-Entwürfe für die Aufbauten stammen vom italienischen Unternehmen Torino Design.

Aufgebaut werden sollen sie auf Plattformen von ausländischen Zulieferern. Wie ElektroMobility Poland auf der Präsentation in Sokołów bei Warschau informierte, sei man dafür mit zwei Automobilkonzernen im Gespräch. Konkrete Einzelheiten wurden dazu allerdings nicht genannt.

Fabrik-Bau in Schlesien geplant

Auch bei der Finanzierung des Baus einer Auto-Fabrik blieb vieles nur vage. Die Ankündigung, in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres mit dem Fabrik-Bau zu beginnen, sind deshalb bislang nur Planspiele.
Unter 23 möglichen Standorten hat man Schlesien als Standort für den Fabrik-Bau auserkoren.

Ab 2023 sollen dann in Nachbarschaft des Opel- und Fiat-Werks die ersten Fahrzeuge vom Band rollen. Laut Regierungsvertretern sollen durch das neue Werk 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Bei der Produktion der jetzt zwei vorgestellten Prototypen mit Batteriezellen von jeweils 40 und 60 kWh ist die Montage von 5 Modellen geplant, die allesamt von Torino Design projektiert werden sollen.

Fotos: ElectroMobility Poland

Der als polnische Auto-Marke kreierte Name ,,Izera“ ist die polnische Bezeichnung für einen rechten Nebenfluß der Elbe (Kleine Iser). Dieser Namen ist allerdings auch keltischen Ursprungs und bedeutet soviel wie ,,Schnell“. Bleibt zu hoffen, dass ,,Izera“ kein Schnellschuß bleibt.

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Kaufprämie für E-Autos gibt`s in Polen jetzt nur mit Aufkleber

Mit sechsmonatiger Verspätung ist jetzt in Polen das Zuschuss-Programm für den Kauf von E-Autos gestartet. Gegenüber den ursprünglichen Planungen wurde die Höhe der vom Staat gezahlten Zuschuss-Prämie für den Kauf eines Stromers deutlich herabgesetzt. Und das nicht nur wegen den knapp gewordenen Kassen infolge der Corona-Krise.

,,Grünes Auto“, e-Van“ und ,,Kolibri“ . Das sind in der deutsche Übersetzung die Namen der drei Förderprogramme , aus denen der Staat jetzt einen Zuschuss für den Kauf eines Elektro-Autos zahlt Der fällt aber deutlich niedriger aus als noch vor einem halben Jahr angekündigt. Für den privaten Kauf eines E-Autos beträgt die Kauf-Prämie jetzt 18 750 Złoty (rund 4150 Euro).

Ursprünglich waren dafür die großzügige Summe von 37 500 Złoty angekündigt. Das war aber noch vor Beginn der Corona-Krise. Zu dem Zeitpunkt war aber schon klar, dass der Staat in seiner Ausgabe-Politik den Gürtel finanziell enger schnallen muss.
Heute – wie schon damals – ist die Zuschuss-Zahlung auf Elektro-Autos begrenzt, die einen Kaufpreis von max. 125 000 Złoty (rund 28 500 Euro) haben dürfen. Damit wird die Förderung nur auf die kleinsten, auf den Markt verfügbaren Elektro-Autos beschränkt. Das sind gegenwärtig:

• der Volkswagen e-up: 97 990 Złoty
• der Smart EQ Fortwo: 96 900 Złoty
• der Opel Corsa-e: 124 490 Złoty
• Nissan Leaf: 118 000  Złoty
• Peugeot e-208: 124 900 Złoty
• Renault Zoe: 124 900 Złoty

Mit 37,5 Mio. Złoty ist das Zuschuss-Budget für private E-Autos nur sehr bescheiden ausgestattet. Dies reicht max. für 2000 Fahrzeuge. Das ist nicht viel. Trotzdem wird es schwierig sein, diese Zahl zu erreichen. Um die Kauf-Prämie zu bekommen, muss man zahlreiche Bedingungen erfüllen.

Allein bei der Beantragung der Kauf-Prämie muss der Antragsteller 11 Verpflichtungs-Erklärungen abgeben. Dazu gehören u.a. das Verkaufsverbot des bezuschussten Fahrzeugs vor Ablauf von zwei Jahren und die Verpflichtung, im Jahr mindestens 10 000 Kilometer zu fahren.

Bei einem als Stadtfahrzeug genutzten kleinen E-Autos mit beschränkter Reichweite ist dies kaum zu realisieren. Auch ist man verpflichtet, das bezuschusste Auto mit vorgegebenen Aufklebern in der Größe von 44 x 7 cm sichtbar zu bekleben. Darauf steht (in deutscher Übersetzung) ,,Wir fördern die Elektro-Mobilität“ und ,,kofinanziert vom Umweltfonds“.

Dieser Aufkleber-Zwang ist für die meisten Polen, für die ein Auto (möglichst ein großer SUV) immer noch ein Status-Symbol ist, einfach ein verstörrendes Ansinnen.  Ohnehin spielt Umweltbewusstsein beim Kauf eines auch als ,,Spielzeug für reiche Leute“ bezeichneten E-Autos keine besonders große Rolle.

 

Foto Volkswagen

Foto Volkswagen

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Anforderungen ist es daher keine Überraschung, dass seit Eröffnung der Antragsrunde (26.Juni) erst 200 Anträge auf einer Förder-Prämie gestellt wurden. In der benachbarten Slowakei war bei ähnlichen Zuschuss-Aktionen für Elektroautos das Fördervolumen bereits nach 5 Minuten ausgeschöpft.
Bei dem dominierenden Status-Denken polnischer Autofahrer hat der Verkauf von  E-Autos an private Nutzer für den Auto-Markt ohnehin nur untergeordnete Bedeutung. Ein viel höheren Stellenwert haben für die Auto-Branche Flotten-Fahrzeuge. Entsprechend ist das Zuschuss-Programm „eVAN“ für Firmenfahrzeuge mit 70 Mio. Złoty schon etwas besser ausgestattet.

Der Zuschuss beträgt hier 30 Prozent des Kaufwertes und ist auf max. 70 000 Złoty (knapp 16 000 Euro) begrenzt. Die Prämie wird für den Kauf oder das Leasing von Fahrzeugen bis max. 3,5 t gezahlt. Zusätzlich wird vom Nationalen Umweltfonds, bei dem die Anträge zu stellen sind, der Kauf von E-Ladesäulen (AC) mit max 22 kW kofinanziert. Der Zuschuß beträgt hier max 50 Prozent des Kaufpreises, jedoch nicht mehr als 5000 Złoty (rund 1100 Euro).

Das dritte Förderprogramm mit der Bezeichnung ,,Kolibri” richtet sich ausschließlich an Firmen mit einer Lizenz für die Personenbeförderung.

Laut dem polnischen Verband der Autohersteller PZPM sind in Polen insgesamt 7884 Elektro-Pkw registriert (Stand Oktober 2019). Davon sind 4701 voll batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV), der Rest Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge.

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Tschechien hält Grenze für Schlesier verschlossen

Wir haben die epidemiologische Situation in Schlesien unter Kontrolle, erklärte jetzt Vizepremier Jacek Sasin. Und setzte in der typischen sich überhebenden PiS-Propaganda-Tonlage  fort: ,,Schlesien ist der sicherste Ort in Europa“.

In der benachbarten Tschechischen Republik ist man darüber anderer Meinung. Schon Polens Ministerpräsident Morawiecki (PiS) hatte Anfang Juni eine ähnliche Erklärung abgegeben. Die Realität sah derweilen anders aus. Die schon ohnehin hohen Infektions-Zahlen in Schlesien nahmen weiter zu. Insbesondere in den Bergwerken. 12 polnische  Bergwerke wurden deshalb bis Anfang Juli geschlossen. Auf die Wojewodschaft Schlesien – eine von 16 Wojewodschaften – entfallen mehr als ein Drittel aller Corona-Infektionen in Polen: 12 084 von insgesamt 32 527 ( Stand 23.Juni). Der tschechische Nachbarstaat hat Schlesien deshalb auf den Index gesetzt.

Die Tschechische Republik hat zwar schon vor dem 15.Juni ihre Grenze zu den EU-Nachbarstaaten geöffnet, auch zu Polen. Polnische Bürger mit Wohnsitz in Schlesien dürfen jedoch nicht nach Tschechien einreisen. Ausgenommen davon sind Berufspendler und andere Ausnahme-Regelungen.

Das tschechische Gesundheits-Ministerium begründet die Aufrechterhaltung der Kontrollen an der tschechischen Grenze zu Schlesien mit dem hohen Gefährdungs-Risiko in Schlesien. Entsprechend ist Schlesien neben Schweden und Portugal auf der vom Gesundheits-Ministerium in Prag herausgegebenen und ständig aktualisierten interaktiven Europa-Karte rot gekennzeichnet. Alle anderen Landesteile Polens dagegen grün.

Entsprechend differenziert kontrollieren die tschechischen Behörden an der Grenze zu Polen. Und nicht nur dort. Auch bei Stichproben-Kontrollen im Landesinnern. Polnische Bürger, und nicht nur die, auch Ausländer und Tschechen selbst, die über die Grenzübergänge von Schlesien nach Tschechien einreisen wollen und nicht dokumentieren können, dass sie sich nicht in Schlesien aufgehalten haben, müssen einen negativen Corona-Test vorweisen. Der darf bei der Kontrolle nicht älter als vier Tage sein. Andernfalls müssen sie sich unter bestimmten Umständen in Quarantäne begeben.

Auch der Transit für touristische Zwecke über tschechisches Territorium nach Österreich und Südeuropa  ist für Bürger aus Schlesien nicht erlaubt. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Geldstrafe von 1 Mio. Tschechischer Kronen (knapp 40 000 Euro). Für Polen, die aus Schlesien kommen und z.B. nach Österreich wollen, verbleibt nur der elegante Verweis tschechischer Behörden, einen Umweg über andere Grenzübergänge, z.B. über Deutschland, zu machen.

Die tschechische Unterscheidung zwischen Polen (grün) und Schlesien (rot) hat bei den Betroffenen und den Kommunalverwaltungen in der Wojewodschaft Schlesien Empörung ausgelöst. Insbesondere in den Orten mit Grenzübergängen nach Tschechien, wie in Cieszyn, wo Einwohner in den vergangenen Tagen auf den Brücken über die Olsa (Grenzübergänge) gegen die Maßnahmen protestierten. Die polnische Regierung hält sich dagegen weitgehend zurück. Schließlich hatte sie ja im März noch mit den gleichen Argumenten als eine der ersten Staaten in Europa die Grenzen nach Tschechien und Deutschland geschlossen, um Polen vor der Verbreitung des Corona-Virus aus dem Ausland zu schützen. Zur Erinnerung: Polens Corona-Patient Zero kam aus Deutschland.

Wie lange die Grenze für polnische Bürger aus Schlesien noch verschlossen bleibt, machte eine Sprecherin des tschechischen Gesundheits-Ministerium von einer rückläufigen Entwicklung der Corona-Infektionen in Schlesien abhängig. Tschechischer Pragmatismus eben – Wenn die Zahl der aktiven Corona-Fälle in Schlesien sinkt, werde man die Grenze öffnen.

Danach sieht es gegenwärtig noch nicht aus. Zu den Betroffenen in Schlesien gehört jetzt auch ein Prominenter. Die polnische Skispringer-Legende Adam Małysz , der in Wisła Kopytło im Süden von Schlesien heute eine Pension betreibt, meldete gestern, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben.

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Geschützt: Frankreich will keine polnischen Opel-,,Nomaden“

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Foto: Boryszew

Blitzartig Produktion auf Desinfektionsmittel umgestellt

Mit dem Kupferkonzern KGHM hat diese Woche eine weiteres branchenfremdes Unternehmen die Produktion von Desinfektionsmitteln aufgenommen. Gerade in Krisen-Zeiten zeigen sich polnischer Unternehmen von ihrer besten Seite: schnell und flexibel auf Lücken und dem Bedarf zu reagieren. Und Produkte herzustellen, die mit ihrem Kerngeschäft überhaupt nichts zu tun haben. So hat das KGHM-Tochterunternehmen Nitroerg die Produktion des Desinfektionsmittel nitrosept aufgenommen. Nitroerg ist eigentlich ein Hersteller von Sprengstoffen. Das Unternehmen verfügte weder über eine Produktionslinie, noch über die Technologie. Trotzdem hat das Unternehmen innerhalb von nur zehn Tagen die Desinfektionsmittel-Herstellung aus dem Boden gestampft. Nach Angaben der KGHM-Konzernleitung produziert Nitroerg täglich 30 000 Liter Desinfektionsmittel.

Die Aufnahme der Desinfektionsmittel-Produktion erfolgte auf staatlichen Geheiß. Entsprechend wurden die ersten Produkt-Partien an öffentliche Gesundheits-Einrichtungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus kostenlos ausgeliefert. Das Desinfektionsmittel nitrosept wird jedoch auch an kommerzielle Abnehmer verkauft. ,,Jedoch mit geringer Marge, die die Produktionskosten deckt“, betont KGHM-Vorstand Marcin Chludziński.

Wie im Fall des KGHM hat auch der vom Staat kontrollierte Erdölkonzern PKN Orlen den staatlichen Appellen folgend blitzartig die Herstellung von Desinfektionsmitteln aufgenommen. Und dies im großen Maßstab. Bereits schon in der ersten Märzwoche hatte PKN Orlen in seinem Raffinerie-Betrieb in Jedlicze die Produktions-Linie, auf der bisher Scheibenwischer-Flüssigkeit hergestellt wurde, im Rekordtempo auf die Herstellung von Desinfektionsmittel umgestellt. Rund um die Uhr im Dreischicht-System wird seitdem dort ein Mittel zur Desinfektion von Händen hergestellt.

Das Produkt setzt sich zu 70 Prozent aus Äthanol, sowie Isopropylalkohol, Glycerin Wasser und Duftstoffen zusammen. PKN Orlen hatte für die Produktion des Desinfektions-Mittel von der polnischen Arznei-Zulassungsbehörde die Zulassung zur Verwendung von Äthanol in Pharmakopöe-Qualität (Pharmakopöe – Arzneibuch-Sammlung mit verbindlichen Qualitäts-Vorschriften) erhalten. In der gegenwärtigen Markt-Situation ist Äthanol in diesem Qualitäts-Standard preiswerter und auf dem Markt mehr verfügbar als das von der Europäischen Chemikalien-Agentur ECHA zertifizierte Äthanol.
Nachdem die ersten Produktions-Mengen an die staatliche Einrichtungen für strategische Material-Reserven ausgeliefert wurden, hat der Erdölverarbeitende Konzern begonnen, das Desinfektionsmittel über seine Tankstellen in Polen zu vertreiben. Die 1-Liter-Flasche wird dort zum Preis von 15 Zloty angeboten. Weiterhin wird das Produkt auch im 5-Liter Kanister angeboten. Mittlerweile wurde auch eine zweite Produktionslinie eröffnet. Nach Angaben von PKN Orlen ist die Produktions-Menge im März auf 2,5 Mio. Liter ausgelegt. Sie soll im April auf 4,5 Mio. Liter erhöht werden.

PKN Orlen betreibt über seine Tochter-Gesellschaft Orlen Deutschland GmbH auch über 600 Tankstellen (Star / Orlen) in Deutschland. Der Anfrage von infopol.PRESS an Orlen Deutschland, ob das Desinfektionsmittel in der 1-Liter-Flasche und dem 5-Liter-Kanister künftig auch an den deutschen Tankstellen von PKN Orlen verkauft wird, ist die deutsche Konzerntochter bislang ausgewichen.

Neben dem Kupferkonzern KGHM und PKN Orlen haben noch weitere polnische Unternehmen die Produktion von Desinfektionsmitteln aufgenommen. Dazu gehört Polfa Tarchomin. Das Unternehmen stellt in seinem Warschauer Betrieb u.a. Antibiotika und Insulin her. Um auf den plötzlichen Bedarf zu reagieren, habe ein spezieller Mitarbeiter-Stab innerhalb von 24 Stunden die Rezepturen für die Desinfektionsmittel erarbeitet, teilte Polfa-Chef Jarosław Król mit.
Dabei handelt es sich um die Anti-Virusflüssigkeit Trisept TZF (in 30 ml-Handpackung sowie in 5 Liter) und um Dezynmax TZF, ein Mittel zur Desinfizierung von Räumen (in 5-Liter Verpackung).

Neben Unternehmen mit staatlicher Beteiligung haben auch Privat-Unternehmen mit der Aufnahme der Produktion von Desinfektionsmitteln auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage reagiert. Eines davon ist die Boryszew Group, die in verschiedenen Industrie-Branchen aufgestellt ist. Zu der Unternehmensgruppe gehören u.a. auch in Deutschland die Automotive-Zulieferer-Betriebe in Salzgitter, Prenzlau, Langenhagen, Gardelegen, Doberschau und Idar-Oberstein. Die Unternehmens-Gruppe besitzt aber auch mit der Boryszew ERG den größten Hersteller von Kühl- und Enteisungsmitteln für die Bahn- und Luftfahrtbranche in Polen. Boryszew ERG hat jetzt sein Produkt-Palette erweitert und produziert unter den Produkt-Namen ERG CleanSkin nun auch antibakterielle Mittel für die Desinfektion von Händen sowie für die Desinfizierung von Räumen im privaten, öffentlichen und Industriebereich. Die Präparate bauen auf einen 72prozentigen Äthyl-Alkohol auf.

Die notwendigen Genehmigungen für die Produktions-Aufnahme habe man innerhalb von zehn Tagen erhalten, erklärte Boryszew-Vorstand Piotr Lisiecki. Mit den modernen Produktionslinien und dem jahrelangen Knowhow in der Chemiebranche sei garantiert, dass ,,unsere Kunden ein Produkt von höchster Qualität erhalten, welches alle Anforderungen erfüllt“. Die Produktion läuft rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.
Die Präperate werden in der 5-Liter-Verpackung sowie in der 500ml-Sprühflasche über die kommerziellen Vertriebs-Kanäle (ERGcleanskin@boryszew.com) von Boryszew angeboten.

Die Bereitschaft der Unternehmen, das desolate und chronisch unterfinanzierte polnische Gesundheits-System im Kampf gegen den Coronavirus zu unterstützen, ist enorm. Neben der Produktion von Desinfektionsmitteln, Schutz-Masken oder der Bereitstellung von Labor-Kapazitäten für Corona-Tests spenden Unternehmen Geldbeträge für örtliche Krankenhäuser.

Die Hilfsbereitschaft hat aber auch eine Kehrseite, die EU-Kommissionschefin Ursula van der Leyen gerade vor dem EU-Parlament mit den ,,nationalen Egoismus einzelner EU-Staaten“ umschrieb. Dies hat gerade das norwegische Unternehmen Norenco in seiner Fabrik im ostpolnischen Biała Podlaska erleben müssen. Das Unternehmen produziert dort seit 1997 Hygieneartikel und Produkte der Haushaltchemie für den skandinavischen Markt. Nach Angaben von Norenco-Chef Arne Haukland plante das Unternehmen, den norwegischen Markt mit wöchentlich zwei Lkw mit Desinfektionsmittel zu beliefern. Dies wurde vom polnischen Zoll untersagt.

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28.März 2020

Foto: PL-MVI-Agentur

Pkw-Maut – Jetzt schon 5 Euro pro 50 Kilometer

Ab heute (2.März) müssen von Berlin kommende Autofahrer in Richtung Warschau auf der Autobahn A-2 für Maut-Gebühren wieder tiefer in die Tasche greifen. Ohnehin schon eine der teuersten Autobahn Europas hat das private Autobahn-Konsortium Autostrada Wielkopolska wieder die Preise auf seinen Trassen angehoben. Die Preis-Anhebungen betreffen alle Fahrzeug-Klassen. Für Pkw sind auf der Trasse von Nowy Tomyśl nach Konin jeweils 22 Złoty an jeder Maut-Station zu zahlen. Für die insgesamt 150 Kilometer (3 Abschnitte zu jeweils 50 Kilometern) macht dies insgesamt 66 Złoty (rund 15 Euro).

Grafik. google Map / infopol.PRESS

Die Maut-Gebühren betragen für die anderen Fahrzeug-Klassen pro 50 Kilometer (von einer Maut-Station zur nächsten Mautstation):

> 33 Złoty (~ 7,70 EUR) Pkw mit Hänger sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen;
> 50 Złoty (11,70 EUR) für Dreiachser sowie Zweiachser mit mindestens einer Achse mit Zwillingsreifen und Hänger,
> 77 Złoty (~18 EUR) für Fahrzeuge mit mehr als drei Achsen und Dreiachser mit Hänger,
> 220 Złoty (~51 EUR) für übernormative Fahrzeuge.

Lediglich auf dem Abschnitt, der von Nowy Tomyśl zur Grenze nach Deutschland führt (Świecko/Frankfurt/.O.) bleiben die Gebühren unverändert. Dies betrifft auch die anderen Autobahn-Abschnitte auf der A-2 (von Konin bis Warschau), die vom Staat betrieben werden.

Das private Autobahn-Konsortium begründet die Erhöhung der Gebühren u.a. mit den stark gestiegenen Inflations-Druck in Polen und den erhöhten Kosten, insbesondere durch den dreispurigen Ausbau der Autobahn südlich von Poznań. Mit der Gebühren-Erhöhung will man aber wohl auch der Finanzierung eines elektronischen Maut-Systems vorgreifend Rechnung tragen . Das soll – so die Ankündigung des Autobahnkonsortiums -noch in diesem Jahr auf der A-2 eingeführt werden.
Die Autostrada Wielkopolska ist der letzte Autobahn-Betreiber, der die Gebühren noch ausschließlich manuell erhebt. Die privaten Betreiber der Autobahnen A-1 und A-4 hatten bereits im vergangenen Jahr ihre eigenen elektronischen Gebührenerfassungs-Systeme in Betrieb genommen. Sie beruhen auf dem System video tolling. d. h. die Kennzeichen der Fahrzeuge werden mittels speziellen Kameras registriert. Um das System nutzen zu können, muß der Autofahrer vorher eine App laden, seine Daten mit Fahrzeug-Kennzeichen eintragen und mit seinen Kontodaten/Geldkarte in Verbindung bringen. An der Mautstation werden die Daten elektronisch verifiziert und die Gebühren automatisch bei der Durchfahrt abkassiert.

Laut der Ankündigung von Autostrada Wielkopolska wird das Autobahn-Konsortium sein eigenes elektronisches Maut-Erfassungssystem auf der Grundlage von video tolling aufbauen. Damit findet das auf polnischen Autobahnen herrschende Maut-Chaos seine Krönung. Jeweils nach befahrenen Auto-Abschnitt und der Autobahn-Gesellschaft, die diesen Abschnitt betreibt, müssen Autofahrer ihre Maut-Gebühren in einen jeweils anderen Gebührenerfassungs-System entrichten. Dies ist die Konsequenz aus von der jetzigen Regierung wie auch von der Vorgänger-Regierung jahrelang verschleppten Politik, ein einheitliches elektronisches Gebühren-Modell für alle Autobahnen in Polen zu schaffen.

Neben der Autostrada Wielkopolska gibt es noch zwei weitere private Autobahn-Konsortien (A-4 und Nord-Süd-Autobahn A-1) sowie die öffentlich betriebenen Abschnitte auf der Autobahn A-2 von Konin bis Warschau, die ebenfalls Mautpflichtig sind.

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Foto:PL-MVI-Agentur

Warschau – Wohnungs-Mieten fast so teuer wie in Berlin

Die Preise für den Kauf von Eigentums-Wohnungen in den polnischen Großstädten gehen weiter in die Höhe. Innerhalb eines Jahres sind sie um fast 13 Prozent gestiegen, teilt die Polnische Nationalbank NBP in ihrem jüngsten Immobilien-Bericht für 2019 mit. Dies ist bereits die dritte Preissteigerung in Jahresfolge. Damit sind die Mieten innerhalb von drei Jahren um fast ein Drittel gestiegen.

Am höchsten fallen die Preise in der Hauptstadt Warschau mit durchschnittlich 9476 Złoty pro Quadratmeter (für Wohnungen im Neubezug) aus. Das sind umgerechnet rund 2 225 Euro pro m². Mehr als 8000 Złoty pro m² muß man für Eigentumswohnungen in den an der Ostsee gelegenen Metropolen Danzig (Gdańsk) und Gdynia, sowie in Kraków hinlegen.


Nach Einschätzung des Branchen-Unternehmens HRE Investments besteht trotz der Verteuerung für einen weiteren Preis-Anstieg immer noch Luft nach oben. Das Risiko, dass sich wie vor 10 Jahren eine Immobilien-Blase herausbildet, wird von den HRE-Experten als gering eingeschätzt. Dazu ist die Nachfrage unverändert hoch und übersteigt das Angebot. Obwohl im vergangenem Jahr mit der Übergabe von 207 000 neugebauten Wohnungen ein Rekord-Wert seit 40 Jahren erzielt wurde, besteht nach wie vor ein Wohnungs-Mangel. Statistisch entfallen auf 1000 Einwohner rund 370 Wohnungen. Nach Auffassung von Entwicklungs-Ministerin Jadwiga Emilewicz wäre als Mindest-Zielstellung eine Zahl von 440 Wohnungen pro Einwohner notwendig. Um dahin zu kommen, müßten in den nächsten zehn Jahren 2 Mio. Wohnungen gebaut werden.

Die große Nachfrage erklärt aber nicht allein den rasanten Preis-Anstieg.  Weitere Faktoren dafür sind u.a. das starke Wachstum der Preise für Bau-Materialien sowie die Verknappung der Bau-Grundstücke mit der damit einhergehenden Preis-Explosion. Diese Kosten werden von den Bauträgern auf die Wohnungspreise umgeschlagen.
Ein weiterer Faktor sind die wie überall in Europa, so auch in Polen die sich auf den Tiefstand bewegenden Zinsen für Hypotheken-Kredite. Für die Finanzierung des Kauf einer Wohnung wird von den Banken in Polen nur ein Eigenanteil von 10 Prozent vom Kreditnehmer verlangt. Ob der Kreditnehmer in fünf Jahren noch seine Raten bezahlen kann und die Abwägung anderer Sicherheits-Kriterien steht dabei nicht im Mittelpunkt der Gespräche zur Kredit-Erteilung. Im Zusammenhang mit der von Jahresquartal zu Jahresquartal steigenden Nachfrage nach Krediten erwartet allerdings die Nationalbank eine Verschärfung der Kredit-Bedingungen durch die Banken.

Hinzu kommt die verbesserte Einkommens-Situation. Während vor mehr als zehn Jahren der Kauf einer Wohnung mit 50 m² im Durchschnitt etwa 180 Monatseinkommen kostete, sind es heute für die gleiche Größe weniger als 100 Monatseinkommen.

Der polnische Wohnungs-Markt weist auch im Vergleich zum deutschen Wohnungsmarkt eine bestimmte Spezifik auf. Mit einem Anteil von über 70 Prozent bilden Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser den Hauptbestand im polnischen Wohnungsmarkt. Zunehmend wird aber der Kauf von Eigentums-Wohnungen nicht mehr für den Eigenbedarf, sondern zur Vermietung als Investition angesehen. Mit dem Kauf einer Eigentums-Wohnung kann man zehnmal mehr Geld verdienen als das Geld bei der Bank anzulegen. Nach Berechnung polnischer Immobilien-Experten bezahlt man bei dem gegenwärtigen Zins-Niveau für eine 40 Quadratmeter große Wohnung bei einer Bank-Finanzierung weniger für die monatliche Zinsrate an die Bank als für die monatliche Mietzahlung. Abhängig von der jeweiligen Stadt beträgt der prozentuale Unterschied von 2 bis 57 Prozent.
Im Verhältnis von Kauf- und Mietpreisen zeichnet sich noch ein weiterer Grund-Trend ab: Im Erwerb billiger, in der Vermietung teurer. Während die Erwerbs-Preise für den Kauf von Eigentumswohnungen in den polnischen Großstädten immer noch deutlich um die Hälfte unter den Preisen vergleichbarer westeuropäischer Städte liegen, gleichen sich dagegen die Mietpreise in den polnischen Großstädten an das westeuropäisches Niveau an.

® Andreas Höfer / infopol.PRESS

Foto: ZDM Warszawa

,,Park-Knöllchen“ ohne Fuß-Streife – Warschau setzt auf E-Kontrolle

Als eine der ersten Städte weltweit hat Warschau für die Kontrolle der gebührenpflichtigen Parkplätze ein elektronisches System eingeführt. Dazu fahren Elektro-Autos, auf denen Kamera- und Sensoren-Technik installiert ist, die Strassen ab und skannen die Nummernschilder der parkenden Fahrzeuge. Über eine speziell entwickelte Software werden die elektronisch übermittelten Daten automatisch in der Datenbank abgeglichen, ob für die parkenden Fahrzeuge Park-Gebühr bezahlt wurde. Auf diese Weise übernimmt ein Fahrzeug die Tätigkeit, die sonst 20 Mitarbeiter der Ordnungsbehörde in der gleichen Zeit zu Fuß erledigen. Mit schlagenden Erfolgszahlen!

Was bei deutschen Ordnungsämtern die Regel ist, war auch bisher in Warschau üblich – Mitarbeiter zu Fuß auf der Suche nach Parksündern Fotos: ZDM Warszawa

Die Szenerie ist in deutschen Städten allgegenwärtig. Und bei Parkplatz-Sündern verhasst. Zwei Mitarbeiter/innen des Ordnungsamtes streifen durch die Park-Zonen. Blick in das Auto. Parkschein vorhanden? Parkzeit abgelaufen? Gang um das parkende Auto . Dann den Fotoapparat gezückt. Foto als Beweis-Material. Danach Schein mit Ordnungswidrigkeits-Hinweis unter den Scheibenwischer geklemmt. Auf zum nächsten Fahrzeug. Wieder die gleiche aufwändige Prozedur , Diskussion mit plötzlich auftauchenden, vom Knöllchen bedrohten Autofahrern inbegriffen.

Auch auf Warschaus Strassen war dies gang und Gebe. Bislang!

Seit Anfang des Jahres fahren jetzt zwei Fahrzeuge als ,,E-Kontrolle“ durch die Strassen. Auf dem Dach ein Aufbau mit Kameras und Sensoren-Technik. Damit wird kontrolliert, ob der Fahrer eines parkenden Autos in den gebührenpflichtigen Parkzonen für die Park-Dauer seine Gebühr entrichtet hat.

Foto: ZDM Warszawa

Dazu werden mit der Technik auf dem Dach im Vorbeifahren die Nummernschilder der parkenden Autos gescannt. Die Daten werden sofort an die Zentral-Datenbank der für die Strassenverwaltung zuständigen Behörde übermittelt. Eine dazu speziell von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Software ermittelt sofort, ob der Fahrer des parkenden Autos am Park-Automat einen Parkschein gezogen und für die Park-Dauer seine Gebühr bezahlt hat. Ist dies nicht der Fall wird automatisch ein ,,Knöllchen“ mit einem Ordnungsgeld von 50 Zloty (ca. 12 Euro) ausgedruckt. Juristisch abgesichert, wird dem ,,Knöllchen-Brief“ an den Park-Sünder ein Beweis-Foto hinzugefügt.

Die einzige manuelle Tätigkeit bei diesem Vorgang besteht im ,,Zukleben des Briefes und seine Übermittlung an die Post“, meint Mikołaj Pieńkos von der Strassenverwaltung ZDM in einem Gespräch mit infopol.PRESS.

Dafür ist die Bilanz der E-Kontrolle umso erhebender. In den ersten vier Wochen ihres Einsatzes haben die beiden Fahrzeuge knapp 103 000 geparkte Fahrzeuge kontrolliert. Infolge der Kontrolle wurden 12 196 ,,Knöllchen“ ausgestellt. Ein Fahrzeug leistet dabei die Arbeit, für die im gleichen Zeitraum nahezu 50 Kontrolleure zu Fuß unterwegs sein müßten. ,,Innerhalb von zehn Minuten haben wir 260 Fahrzeuge kontrolliert. Zum Vergleich: Ein Kontrolleuer braucht ca. eine Stunde, um die gleiche Zahl an Fahrzeugen zu kontrollieren“.

War also der Stellenabbau in der öffentlichen Verwaltung oder die Erhöhung der städtischen Einnahmen durch Bußgeld-Bescheide das treibende Motiv für die Einführung modernster Technologie in der öffentlichen Verwaltung? Mikołaj Pieńkos verneint dies kategorisch. ,,Es ging uns vor allem um die Durchsetzung des Gleichheits- und Gerechtigkeits-Prinzips“, sagte Pieńkos gegenüber infopol.PRESS. Man müsse der Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus der Autofahrer konsequent entgegentreten, die anderen, die ihre Parkgebühr bezahlen, den Parkplatz wegnehmen, ohne dafür zu bezahlen. Zudem sei der ‚Einsatz des vollautomatisierten Kontroll-Systems auch ein Beitrag für eine effektivere Parkraum-Bewirtschaftung in der Stadt.
Täglich kreisen durchschnittlich 130 000 Fahrzeuge auf der Suche nach einem Parkplatz durch Warschau. Wenn sie einen Parkplatz gefunden haben, verbleiben sie laut einer Erhebung der ZDM-Verwaltung durchschnittlich 1 Stunde und 43 Minuten auf dem Parkplatz stehen. Viele von ihnen entrichten dafür keine oder eine nicht ausreichende Parkgebühr. Das präzise automatisierte Kontroll- und Erfassungssystem leistet hier bei der effektiveren Bewirtschaftung eine Arbeit, die die üblichen Fuß-Streifen überhaupt nicht leisten können.

Auf welcher Grundlage werden aber die gescannten Daten für die Ausstellung zutreffender Bußgeld-Bescheide verifiziert? Ander als bei den Park-Automaten im deutschsprachigen Raum ist bei den Parkschein-Automaten in vielen polnischen Städten, und so auch in Warschau beim Ziehen und Bezahlen eines Parkscheins das Eintippen des Fahrzeug-Kennzeichens notwendig. Und natürlich sind die Warschauer Parkschein-Automaten mit der zentralen Datenbank verbunden. Die Daten der gescannten Fahrzeug-Schilder werden sofort automatisch von der Software mit den Daten der Parkschein-Automaten vergleichen und damit die Fahrzeuge herausgefiltert, für die keine oder nicht ausreichende Parkgebühr bezahlt wurde.

Zur Vermeidung von Irrtümern oder Identifizierung von Fahrzeugen, deren Fahrer gerade auf dem Weg zum Parkschein-Automaten ist, fährt das Kontroll-Fahrzeug nach einem kurzen Zeitabstand nochmals die gleiche Strasse ab.

Für deren Einsatz hat sich die öffentliche Verwaltung im übrigen nicht Benziner- oder Diesel-Fahrzeuge, sondern elektrobetriebene Pkw vom Typ Nissan angeschafft.

Auch der Datenschutz wurde berücksichtigt. Das elektronische System entfernt automatisch die Gesichter und Silhouetten von Personen, die bei den Kamera-Aufnahmen im Bild erscheinen. Von der Software werden auch sofort die Daten von Fahrzeug-Inhabern mit einem Anwohner-Parkausweis oder einer ,,N+-Karte“ (Behinderten-Nachweis) aus dem System ,,geworfen“.

Und wofür werden die zusätzlich eingenommenen Bußgelder verwendet? Für die Modernisierung der Strassen-Infrastruktur, meint Mikołaj Pieńkos.  Diese Aussage darf man ihn durchaus abnehmen. Im Unterschied zu vielen anderen Kommunen – und das nicht nur in Polen – ist Warschau keine arme Stadt, deren Verwaltung auf Knöllchen-Jagd geht, um Löcher im kommunalen Haushalt zu stopfen.

Bei der ZDM-Verwaltung denkt man inzwischen bereits über einen nächsten Schritt, wie man das E-Kontrollsystem in den Aufbau eines elektronischen Informationssystems für Autofahrer bei der Suche nach einem freien Parkplatz einbindet. In Großstädten anderer EU-Länder (nicht in Deutschland) gibt es dafür bereits Lösungen. So werden z.B. im nordspanischen Santander Autofahrer vor Einfahrt in eine Straße mittels Digital-Anzeige am Straßen-Anfang informiert, ob es in der Strasse noch freie Parkplätze gibt. In Warschau denkt man aber eher an die Einrichtung einer App nach.

© Anna Stankowska / infopol.PRESS

Foto:Lidl Polska

Lidl auf drei Stockwerken

Untypisch für einen Discounter –  Lidl hat Ende Januar seinen ersten Markt auf drei Stockwerken in Warschau eröffnet. Eher von außen an ein Kaufhaus erinnernd , ist das sich von den typisch ebenerdigen Funktionalbauten aller Super- und Discountmärkte unterscheidende Bauwerk einzigartig in Polen, und in dieser Form auch in Europa.  Statt der sonst üblichen Parkplätze vor dem Eingang , ist das Parterre gelegene Stockwerk nur für die dort parkenden Fahrzeuge der Kunden reserviert.  Dafür stehen 115 Parkplätze (!) zur Verfügung. Der Markt selbst befindet sich im 2.Stockwerk. Zum Markt kommt man über den Fahrstuhl oder  den rollenden Gehsteig, für dem man heute im modernen Markt-Management den  Anglizismus ,,Travelator“ verwendet .

Foto: Lidl Polska

Die Verkaufsfläche des Marktes umfasst 1400 m. Statt der sonst üblichen engen Gänge in breite Alleen unterteilt. Nicht nur beim Einkauf wurde auf hohen Komfort Wert gelegt. Wie Lidl mitteilt, wurden auch bei der Energie-Effektivität hohe Standards angelegt. Dazu gehört nicht nur die LED-Beleuchtung. Neben Erdwärme-Pumpe wird die von den Kühl-Vitrinen erzeugte Wärme wiederverwendet.  Im dritten Stock des Gebäudes befinden sich Büroflächen.

Auch bei der Anzahl der Mitarbeiter durchbricht Lidl in dem Objekt alle Dimensionen, die man in westlichen Discounter-Märkten in Wahrnehmung der dort Schwerstarbeit leistenden wenigen Mitarbeiter/innen kennt. In dem neuen Warschauer  Objekt sind nach Angaben von Lidl 40 (!) Mitarbeiter/innen beschäftigt.

Insgesamt beschäftigt Lidl rund 18 000 Mitarbeiter in seinen über rund 700 Discount-Märkten in Polen. Nach dem zum portugiesischen Handelskonzern Jeronimo Martins gehörenden Biedronka ist das deutsche Unternehmen zweitgrößter Discounter in Polen. Bei einem Umsatz von 18,3 Mrd. Złoty (Stand 2018) erwirtschaftete Lidl in Polen einen Gewinn von rund 900 Mio. Złoty

Der von den Normen abweichende Lidl-Bau hat seinen Grund. Er befindet sich im Warschauer Stadtteil Wilanów, genauer gesagt  in Miasteczko Wilanów. Nach der Jahrtausend-Wende entstanden ist es das z.Z. größte zusammenhängende Neubaugebiet in Zentraleuropa  mit neomoderner Architektur. Alle z.T. exklusiven Wohnanlagen, von denen viele von ausländischen Bauträgern entwickelt wurden, verfügen über Tief-Garagen. Viele Gebäude sind Penthäuser mit Dachterrassen. In der Mitte des ,,Städtchens“  mit  50 000 Einwohnern steht  das 2016 eingeweihte Pantheon der Göttlichen Vorsehung,  eines der größten Kirchen-Neubauten Europas seit 200 Jahren. Nicht weit entfernt ist der Palast von Wilanów, wo der als Retter Europas bei der Zweiten Wiener Türken-Belagerung (Schlacht am Kahlen Berg) geltende König Sobieski und später der polnische Hoch-Adel residierte.

Die beim Bau der Miasteczko Wilanów verwendeten Materialien und die Gestaltung der Fassaden nehmen teilweise Bezug auf das Schloß.  Der Stadtteil Miasteczko Wilanów ist heute ein, wenn nicht sogar das Symbol  des Erfolgs der neu entstanden Mittelschicht Polens. Und die hat hohe Ansprüche. Dies hat Lidl auch bei der Projekt-Entwicklung  zu spüren bekommen . Das Projekt des Lidl-Markts mußte mehrfach verändert werden, weil eine Bürger-Initative engagiert gegen den Bau eines gewöhnlichen Discounter-Marktes mit Blechfassade eintrat. Wie Aleksandra Robaszkiewicz , Sprecherin von Lidl Polska betont, zeichnet sich jetzt der neue Lidl-Markt  durch eine elegante,  moderne, mehrstöckige Architektur  im Stile des Warschauer Stadtteils aus. Dies kommt auch bei den Kunden an.

Foto: Carrefour

Der neue Lidl-Markt in Warschau verdeutlicht ein weiteres Mal, dass Polen als Experimentierfeld für die Entwicklung neuer Verkaufsformate viel weiter ist, als es deutsche Einkaufs-Touristen bei ihren Besuchen auf den Grenz-Basaren mit ihrer Buden-Kultur wahrnehmen.  So hat z.B. französische  Handelskonzern Carrefour in Warschau seinen ersten Carrefour Express-Laden in einem neuen Selbstbedienungs-Format eröffnet . Der SB-Laden ohne Laden-Personal  ist sieben Tage rund um die Uhr geöffnet. Alle Produkte des Grundbedarfs  werden dort  in Vending-Automaten angeboten.

Noch ein Schritt weiter geht das von einem start up in Poznań entwickelte Ladenkonzept Take&Go, das von seinen Gründern als ,,Laden der Zukunft“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um einen ganz normalen Markt. Allerdings funktioniert der ohne Personal und Kassen. Um den Laden betreten zu können, muß man vorher eine spezielle App auf sein Smartphone installieren und sich mit seinen persönlichen Daten, einschließlich die der Geldkarte, registrieren. Im Laden selbst nimmt man dann die mit einem speziellen Code gekennzeichneten Produkte aus dem Regal, die an der Ausgangs-Schranke gescannt und damit elektronisch bezahlt werden.

© Magda Szulc/infopol.PRESS

Condor auf der Langstrecke in Zukunft über Warschau?

Foto: Staatskanzlei KPRM / Adam Guz

Der angeschlagene deutsche Reiseflieger Condor hat mit der polnischen Airline LOT einen neuen Eigentümer gefunden. In ihren Absichts-Erklärungen umrissen die Vorstände beider Unternehmen das Ziel, einen Luftfahrtkonzern mit jährlich mehr als 20 Mio. Passagieren zu schaffen, neue Märkte anzusteuern und die Flotte zu erneuern und zu erweitern. Auf den ersten Blick eine ganz normale Unternehmens-Übernahme. Ist sie aber nicht! Denn zur gleichen Zeit, da die Unternehmens-Chefs von Condor und der LOT, Ralf Teckentrup und Rafał Milczarski, auf den Frankfurter Flughafen die Übernahme bekanntgeben, bauten sich Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Jacek Sasin vor einer mit den Markenzeichen von Condor und der LOT geschmückten Wand auf, um triumphal vor laufenden Kameras der polnischen Öffentlichkeit die Übernahme zu verkünden.
Unter Benutzung ,,patriotischer“ Formulierungen bezeichnete Regierungs-Chef Morawiecki die Übernahme der Pleite bedrohten Condor als mutigen Schritt: ,,Polnische Firmen übernehmen mächtige ausländische Firmen“. Dies sei nur durch die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der PiS-Regierung möglich geworden. Und Jacek Sasin erklärte im Stile eines Feldzugs: ,,Wir haben neue polnische Aktivas in Deutschland“.

Jacek Sasin ist im Regierungs-Mechanismus der Wirtschaftslenkung der mächtigste Mann. Als Vertrauter von PiS-Parteichef Jarosław Kaczyński wurde er nach dem Wahl-Sieg der nationalkonservativen Partei vergangenen Oktober in die Regierung beordert, um eine straffe Verwaltung der Staats-Unternehmen im Sinne der Nowogrodzka (Sitz der Parteizentrale von Jarosław Kaczyński) zu sichern und die Machtkämpfe einzelner Gruppierungen im Regierungslager um die Posten in den Aufsichtsräten und Vorständen der Staats-Unternehmen zu beenden. Mehr als 200 der wichtigsten, von insgesamt offiziell 367 Unternehmen mit staatlicher Beteiligung unterstehen seinen dafür extra gegründeten Ministerium für staatliche Aktivas. Eines davon ist die staatliche Airline LOT. Die hat in den vergangenen 20 Jahren im Wechselbad der jeweiligen politischen Stimmungslage zur mögliche Privatisierung der Airline Höhen und Tiefen erlebt. Dabei stand als möglicher strategischer Investor immer die Deutsche Lufthansa hoch im Kurs, erstmals 1999 mit der ‚Abgabe eines Angebots. Dies änderte sich auch nicht in den Folgejahren bei erneuten, und wieder von der Politik gestoppten, Anläufen für eine Privatisierung. Zuletzt stand im Jahre 2012 der Verkauf der LOT auf der Tagesordnung.

Mit staatlicher Finanzspritze vor dem  Crash gerettet

Nach den Kauf des ersten Dreamliners (Boeing 787-8) durch eine europäische Fluggesellschaft stand die Airline kurz vor der Pleite. Anfang Dezember 2012 war nicht mehr in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen für Flugbenzin nachzukommen. Wieder einmal wie schon zehn Jahre zuvor griff der Staat mit einer Finanzhilfe von 400 Mio. Zloty der Airline unter die lahmen Flügel. Dies gab der LOT die Möglichkeit, weitere Dreamliner in den Dienst zu stellen, die sie als Sprungbrett für die Eroberung des asiantischen Marktes betrachtete, um im lukrativen Segment der Langstreckenflüge der Deutschen Lufthansa und Air France Paroli bieten zu können. Mit nur mäßigen Erfolg.

Einen Aufschwung erlebte die LOT erst nach 2015. Zu der Zeit stellte ihre Tochtergesellschaft Eurolot den Flugbetrieb im Inland ein. Die Flugzeuge und ein Teil der unrentablen Linien übernahm die LOT, deren Einrichtung von den jeweiligen regionalen Selbstverwaltungen mit zweistelligen Millionen-Beträgen ,,gesponsert” wurden, darunter auch die kürzeste Flugverbindung von Warschau nach Lublin (~180 Kilometer). 2015 beförderte die LOT mit 41 Flugzeugen noch 4,3 Mio. Reisende. Vier Jahre später waren es bereits über 10 Mio. Fluggäste. Gleichzeitig wuchs die Flotte in diesem Zeitraum von 41 auf über 80 Flugzeugen.

LOT-Chef – Gute Kontakte zur Regierung

Dieser Zeitraum fällt auch mit der Einsetzung von Rafał Milczarski zum Vorstands-Chef der LOT zusammen. Im Unterschied zu den meisten Führungsposten in Unternehmen, in denen der Staat die Kontrolle hat, kommt Milczarski nicht aus dem Partei-Apparat der PiS. Nach seiner Ausbildung in London war er jahrelang im privaten Bahn-Transportgewerbe tätig, zuletzt im Management bei der polnischen Tochtergesellschaft der britischen Freightliner (gehört seit 2015 zum US-Bahn-Unternehmen Genesee and Wyoming Inc.), die auch im deutschen Schienen-Netz Schüttgüter (Kohle) transportiert. Ließ er noch bei den privaten Freightliner keine Gelegenheit in der Öffentlichkeit aus, gegen den großen Einfluß staatlicher Unternehmen in der Wirtschaft zu polemisieren und für deren Privatisierung einzutreten, hat er nach seinen Karriere-Sprung bei der LOT die Gesinnung gewechselt. Mit der Betonung des ,,wirtschaftlichen Patriotismus“ ist er inzwischen ein Befürworter des Staatskapitalismus in den blau-weiß-roten Farben der PiS-Partei geworden.
Seine guten Kontakte zur Regierung werden von polnischen Branchen-Experten als Grundlage für seinen bisherigen größten Erfolg mit der Gründung der Polnischen Luftfahrt-Gruppe (PGL – Polska Grupa Lotnicza) gewertet.. Unter dem Dach dieser Gesellschaft ist die LOT mit den Bodenabfertigungsfirmen LS Airport Services und LS Technics, dem Wartungsunternehmen Lot Aircraft Maintenance Services und der PGL Leasing vereint. Durch die Dachgesellschaft hat die LOT einen leichteren Zugang zu Krediten erhalten. So wird die Übernahme der Condor jetzt auch durch ein von der Bank Pekao geschaffenes Konsortium finanziert. Dem gehören auch die Bank PKO und die Versicherung PZU an. Alle drei Finanz-Institute werden vom Staat kontrolliert. Die Finanzierung schließt sowohl die Rückzahlung der an die Condor geleistete Finanzhilfe von 380 Mio. Euro, als auch die Übernahme selbst ein, die 250 Mio. Euro gekostet haben soll.

Führungsstil: Mit der Klobürste in der Hand

Als Schwachstelle von Milczarski wird sein Umgang mit der Belegschaft gewertet, der 2018 bis Anfang 2019 zu langanhaltenden Streik-Aktionen führte. Der Vorstand entließ 67 Mitarbeiter, darunter Piloten, die nach seiner Auffassung an den illegalen Streik teilgenommen haben. Ein bis dahin einmaliger Vorgang in einem Staats-Unternehmen. Nicht nur damit stellt er sich für die Gewerkschaft als das ,,Böse in Person“ dar. Keinesfalls nur eine Legende, sondern eine wahre Begebenheit: Bei einem LOT-Flug schloss er die Bord-Toilette, um mit der Klobürste in der Hand der Stewardess zu demonstrieren, wie man ordentlich die Bord-Toiletten zu säubern hat. Mehrfach hat der LOT-Chef hervorgehoben, dass er sich bei der Leitung des Flugunternehmens von der Meritokratie leiten läßt. Meritokratie bedeutet für ihn – so in einem Interview mit dem Fach-Portal Pasażer – ,dass nur die gut verdienen, die hart arbeiten und sich am meisten im Unternehmen bemühen“. Die Gewerkschaften dagegen wollen nur, dass alle das gleiche verdienen.

Rafał Milczarski Foto: LOT

Milczarski ist auch einer der größten Befürworter des CPK, bei dem die LOT die Hauptrolle spielen soll. Das Kürzel CPK steht für den geplanten Groß-Flughafen. Die Linie dafür hat Partei-Chef Jarosław Kaczyński vorgegeben. Auf einem Treffen
mit Partei-Funktionären im Frühjahr 2017 in Białystok räsonierte Kaczyński: Es könne nicht sein, dass polnische Bürger auf Fernreisen erst über Frankfurt, München und Wien umsteigen müssen, ,,oder – was man uns häufig vorschlägt -, in Berlin, wo es die deutsche Politik nicht schafft, den dortigen Großflughafen fertigzustellen“ Polen brauche einen Flughafen, der der Größe und der Bedeutung des Landes angemessen sei, und der mit Frankfurt, Paris oder London konkurrieren könne.
Nach Kaczyńskis Weisung wurde sofort die Regierungs-Maschinerie in Gang gesetzt und 2018 ein Spezial-Gesetz mit einer terminlichen Festlegung verabschiedet. 2027 soll das erste Flugzeug von dem neuen, als Hub konzipierten Groß-Flughafen abheben. Seine Abfertigungskapazität ist auf eine Größenordnung konzipiert, die die gegenwärtige Kapazität von Frankfurt übersteigt.

Hatte dies auch LOT-Vorstandschef Milczarski bei seiner Aussage im Sinne, die Übernahme der Condor passe voll ins Konzept der LOT? Bereits im Vorfeld der Entscheidung waren erste mediale Spekulationen aufgetaucht, dass die Langstrecken-Flüge der Condor für deutsche Feriengäste nicht mehr mit Umstieg in Frankfurt, sondern in Zukunft über Warschau erfolgen könnte. Auch ist es für die LOT erklärtes Ziel, ihr Netz an Interkontinental-Verbindungen massiv auszubauen. Dies trifft nach Einführung der Visa-Freiheit für polnische Bürger im vergangenen November insbesondere für Reisen in die USA zu. Die Langstrecken-Flugzeuge Boeing 767 der Condor sind für die LOT in diesem Zusammenhang ein fetter Bissen. Ein Großteil der LOT-Flotte selbst ist auf die Boeing aufgebaut. Dazu gehören u.a. 15 Dreamliner vom Typ Boeing 787.

LOT im polnischen Charter-Geschäft am Boden

Auch bei der Ankündigung des LOT-Managers in Frankfurt, mit Urlaubern aus Polen und Ungarn neue Märkte für die Condor zu erschließen, bleibt Skepsis angesagt. Die LOT hatte bisher im polnischen Charter-Verkehr wenig zu sagen. Mit der Beförderung von gerademal 100 000 Fluggästen im Charterverkehr hatte sie vergangenen Jahr lediglich einen Marktanteil am polnischen Charter-Geschäft von nur 2 Prozent Anteil. Marktführer ist hier die polnische Fluggesellschaft Enter Air mit weit über 20 Prozent. Zudem ist auch Polens größte Fluggesellschaft, der irische Billig-Flieger Ryanair (11,5 Mio. Fluggäste) bereits 2018 mit der Tochtergesellschaft Ryanair sun in das polnische Chartergeschäft eingestiegen.
Skepsis ist auch bei der noch auf der Übernahme-Konferenz in Frankfurt getroffenen Aussage angebracht, dass es bei der Condor keinen weiteren Stellen-Abbau geben wird. Beim Zusammenschluß des deutschen Ferienfliegers mit der LOT ist der aber schon vorprogrammiert. Nach der Rückkehr aus Frankfurt nach Warschau ist in der von der LOT herausgegebenen Erklärung davon keine Rede. Der LOT-Chef erklärte jedoch dort, bei den Kosten ,,sehen wir gewaltige Synergie-Effekte“. Und damit dürfte er wohl nicht nur die Einspar-Möglichkeiten bei den Treibstoff-Kosten auf den deutschen Flughäfen meinen, wo die Condor und LOT gleichzeitig operieren.

Text: © Andreas Höfer / infopol.PRESS