Bei Kaufland kauft man jetzt auch auf schlesisch ein

Foto: : Ślōnski suchar na dzisiej / Facebook

Die deutsche Einzelhandels-Kette Kaufland hat jetzt erstmals in zwei ihrer polnischen Märkte in Oberschlesien ihre Waren-Sortimente zweisprachig ausgezeichnet. Neben Polnisch sind die Produkte auch in schlesisch ausgewiesen. Offiziell ist Schlesisch in Polen allerdings nicht als Regionalsprache anerkannt.

Fertiggerichte heißen in polnisch ,,Dania gotowe“. Die schlesische Bezeichnung dafür lautet ,, Jodło fertich“. Die deutsche Einzelhandelskette Kaufland hat jetzt damit begonnen, die Produkte in einigen ihrer Märkte in Oberschlesien zweisprachig auszuzeichnen, neben polnisch auch in schlesisch. Da kann man Żeli pod prysznic (Duschbad) auch als ,,Żele pod brauza“, zeszyty (Hefte) als ,,hefty“ und karma dla kotów (Katzenfutter) als ,,futer do kotōw“ kaufen. Und Baby-Feuchttücher, die in der polnischen Sprache chusteczki dla dzieci lauten, werden als ,,taszyntuchy do dzieciŏntek“ angeboten.
Als Kaufland mit der zweisprachigen Bezeichnung in der 40 000-Einwohnerstadt Knurów (bei Gliwice) den Anfang machte, sorgte das bei den Einheimischen für wohlwollende Resonanz. Der schlesische Influenzer Niklaus Pieron (Synonym) kritisierte dagegen Kaufland mit den Worten, dass ,,wieder einmal jemand den Schlesiern gefallen will, aber es nicht richtig macht“. Seine Kritik bezog sich dabei auf die Sprach-Codierung, die es allerdings offiziell nicht gibt. Für den Markt in Katowice hatte sich Kaufland dann schon professionelle Hilfe von dem schlesischen Sprachbüro poNaszymu geholt. Das hatte schon u.a. für Coca Cola eine Outdoor-Werbekampagne und für IKEA eine Produktauszeichnung in schlesisch vorbereitet. Dessen Leiter Adrian Goretzki, der die zweisprachige Auszeichnung für Kaufland erstellte, sieht darin auch eine Bestätigung dafür, dass ,, die schlesische Sprache ein lebendiges Kommunikationsmittel in Oberschlesien ist. Auf die politische Entscheidung , Schlesisch den Status einer Regionalsprache zuzuerkennen, müssen wir noch warten. Dagegen können wir auf vielfältige Weise zeigen, dass dieser Status begründet ist“, kommentierte der Leiter des Sprachbüros poNaszymu auf Facebook.

Schlesisch ,,auf unsere Art“

poNaszymu heißt auf deutsch ,,auf unsere Art“. Im übertragenen Sinn kann diese Bezeichnung auch für die Inanspruchnahme des Begriffs ,,Schlesisch“ verwendet werden. So hat das Schlesisch, das heute in Oberschlesien gesprochen wird, wenig gemeinsam mit dem schlesischen Dialekt, den Fuhrmann Henschel in dem 1898 aufgeführten Drama des deutschen Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann spricht. Vor 1945 wurde Schlesisch als Oberbegriff für neun schlesische Mundarten und Sprachgruppen verstanden, die je nach Region von Glätzisch über Gebirgsschlesisch bis zum Oberschlesischen reichten. Das Oberschlesische , das zu deutschen Zeiten oft verächtlich als ,,Wasserpolnisch“ bezeichnet wurde, wird noch heute in Oberschlesien gesprochen. Bei der Volkszählung 2011 in Polen gaben mehr als 500 000 Menschen an, Schlesisch in der täglichen Kommunikation zu verwenden.

Sprach-Substrat  oder eigenständige Regionalsprache?

Offiziell wird Schlesisch in Polen als Dialekt der polnischen Sprache eingestuft. Dagegen gibt es seit Jahren lokale Initiativen, die sich für eine Anerkennung und Einstufung des heute gesprochenen Oberschlesisch als Regionalsprache einsetzen. Ein solcher Antrag wurde erst im vergangenen Jahr wieder von der Regierung in Warschau abgelehnt.
In der Lexik ist das Oberschlesische ein Sprach-Substrat aus deutschen Lehnwörtern mit polnischen Sprachwortschaft und tschechischen Einschüben. Nach der Westverschiebung Polens und der Aussiedlung bzw. Vertreibung von Millionen Schlesiern nach 1945 zeigt sich das heutige Oberschlesisch als eine immer mehr von der polnischen Standard-Sprache beeinflusste Sprachversion mit Germanismen, die im Kontext der modernen deutschen Sprache nur noch wenig gebräuchlich sind. Und so manche Schlesische Wortschöpfung klingt dann sowohl in der polnischen Sprache wie auch in der deutschen Sprache mitunter amüsant. So wird z.B. für Obst in Konserven in schlesischer Mundart die Bezeichnung ,, ŏwoce w biksach” verwendet, also in deutsch übersetzt ,,Büchsen-Obst“ und in polnisch ,, owoce w puszkach“. Folglich müsste dann Obst in Gläsern auf schlesisch auch ,,ŏwoce w glasach“ heißen.

© André Jański / infopol.PRESS