Ab 2026 Energie aus der polnischen Ostsee

Foto: Ørsted

Mit der Unterzeichnung weiterer Verträge für die Sicherung von Schlüsselkomponenten durch das Unternehmen Baltic Power rückt der Bau des ersten offshore-Windparks in der polnischen Ostsee näher. Baltic Power ist ein Gemeinschaftsunternehmen des staatlich kontrollierten Mineralölkonzerns PKN Orlen und des kanadischen Energiekonzerns Northland Power Inc.

Bereits im Juni hatte Baltic Power gemeldet, von allen in der polnischen Ostsee geplanten Windpark-Projekten als erstes Unternehmen die geotechnische Untersuchungen des Meeresbodens am Standort des gleichnamigen Windparks abgeschlossen zu haben. Mit den jetzt unterzeichneten Verträgen hat sich das Unternehmen die Aufträge für die Herstellung, Lieferung und Installation der Fundament für die Windturbinen und zwei Offshore-Umspannwerke gesichert.

Deutsches Unternehmen liefert Fundamente für Offshore-Windpark

Die Monopile-Fundamente für den Windpark Baltic Power werden vom deutschen Unternehmen Steelwind Nordenham geliefert. Bei den Monopile handelt es sich um einzelne Stahlpfähle mit einer Länge von bis zu 120 Metern, die vom Errichterschiff in den Meeresboden gerammt werden. Die Stahlkonstruktionen für die Plattformen und die Anschluss- und Übergangselemente für die Installation der Windturbinen-Generatoren kommen vom belgischen Unternehmen Smulders. Vereinbart wurde, dass ein Teil der Spezialkonstruktionen in dem zu Smulders-Gruppe gehörenden Spomasz-Werk in dem nahe der Grenze zu Deutschland (bei Bad Muskau) gelegenen Żary produziert werden. Das Spomasz-Werk ist auf die Herstellung von großformatigen Stahlkonstruktionen für offshore-Windanlagen und Förderplattformen im Meer spezialisiert.

Werkfoto Van Oordt

Mit dem Transport und der Installationen der Fundament-Komponenten wurde das niederländische Wasserbau-Unternehmen Van Oordt betraut.

Zu den jetzt abgeschlossenen vertraglichen Regelungen gehören auch Lieferantenverträge für zwei Umspannwerke. Von den Umspannwerken wird die von den über 70 Turbinen mit einer Mindestleistung von jeweils 14 MW erzeugte Energie aufgenommen und über Kabel an Land weitergeleitet. Für die Fertigung und Installationen der rund 2500 t schweren Umspannwerke, die sich auf einer Plattform etwa 20 Meter über den Meeresspiegel erheben wird ein Konsortium aus den dänischen Unternehmen Semco Maritime und Bladt Industries verantwortlich sein. Auch hier wird ein Teil der Elemente in Polen gefertigt, wo Bladt Industries seit 20 Jahren am Standort Stettin (Szczecin) ein Stahlbau-Unternehmen führt. Mit aller Voraussicht werden auch die Rotorblätter für die Windturbinen aus den einige Kilometer von Stettin entfernten Goleniow kommen. Dort produziert jetzt zu General Electric Renewable Energy gehörende LM Wind Power seit etwa 20 Jahren Rotorblätter für Onshore- und Offshore-Windanlage. PKN-Orlen hatte bereits im vergangenen Jahr mit GE Renewable Energy einen Vertrag über strategische Partnerschaft bei der Entwicklung von
Offshore-Windprojekten in der Ostsee unterzeichnet, der von Vize-Regierungschef Jacek Sasin als,,historischer Moment“ gewertet wurde, «der Polen für Jahrzehnte, ja vielleicht für ein Jahrhundert verändern wird».

70 Turbinen mit 1,2 GW Gesamterzeuger-Kapazität

Der eigentliche Bau von Baltic Pipe soll 2024 beginnen und im Jahre 2026 zum Abschluss gebracht werden. Etwa 23 km vor der Küste in Höhe der durch seine Wanderdünen bekannten Ortschaft Łeba gelegen, soll Baltic Pipe dann mit einer Gesamterzeuger-Kapazität von 1,2 GW die Energie für rund 1,5 Mio. Haushalte liefern.
Im gleichen Jahr will auch der staatliche Energiekonzern PGE mit seinem Windpark Baltica 3 an den Start gehen. Der staatliche Energiekonzern hatte dazu im vergangenen Jahr einen joint-venture Vertrag mit dem dänischen Energiekonzern Ørsted unterzeichnet, der nach eigenen Angaben globaler Marktführer im Bereich Offs-hore-Windenergie (u.a. auch Windparks Borkum Riffgrund 1 sowie Gode Wind 1 und 2 vor der deutschen Küste) ist.


Der Dritte im Bunde der polnischen Unternehmen, die mit ihren entwickelten und genehmigten Offshore-Windprojekten in den nächsten Jahren an den Start gehen, ist Polenergia. Das aus der früheren Kulczyk-Holding hervorgegangene Privatunternehmen hat sich für die Realisierung seiner konzessionierten Baltic-Windparkprojekte den norwegischen Energiekonzern Equinor als strategischen Partner ins Boot geholt.
Zu den Projekten, die für die erste Phase von Offshore-Windprojekten im polnischen Ostseeraum qualifiziert sind, gehört auch FEW Baltic II des deutschen Energiekonzerns RWE.

Das im vergangenen Jahr verabschiedete Offshore-Gesetz sieht in der ersten Phase den Bau von geförderten Offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 5,9 GW bis zum Jahre 2030 vor. Mit der in der Ostsee erzeugten Energie soll die Energiewende in Polen beschleunigt und die Abhängigkeit von Kohle verringert werden. Der Staat garantiert dazu den den Investoren der in der ersten Phase konzessionierten Offshore-Windparks feste Strompreise im Rahmen des Vergütungssystem Contract for Difference (CFD). Bei diesem Verfahren wird der Preis-Unterschied zwischen den Einnahmen aus dem Strom-Verkauf und den Investitionskosten durch den Staat in dem Fall gedeckt, wenn der Marktpreis niedriger ist als die Investitionskosten. In der zweiten Entwicklungs-Phase, die zum Bau von offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von weiteren 5 GW führen soll, erfolgt dann die Förderung auf der Basis von Auktionsverfahren im CFD-Modell. Dafür werden 11 neue staatliche Konzessionen vergeben. Bisher liegen dazu bereits 125 Anträge vor.

© André Jański / infopol.PRESS